In diesem Sommer wurde mir die Bedeutung von Wasser so richtig bewusst. Auslöser war eine Reise durch den Westen der USA. „Ekelig“ ist fast eine Beschönigung für das Wasser, das vom Bundesstaat Washington bis Arizona in den meisten Fällen aus der Leitung kam. Manchmal hatte es eine klaren Chlorgeschmack, als würde man aus einem Pool trinken, ein andermal glich es einem Brausegetränk. Kaum einmal erinnerte es an das Wasser, das wir in Österreich fast überall gewöhnt sind. Nicht nur die Kinder waren fassungslos.
Und trotzdem weigere ich mich, Wasser als Luxusgut zu betrachten: Für mich gibt es kaum ein kommunaleres Gut als dieses ursprünglichste aller Lebensmittel. Wasser gehört dem Planeten, Wasser gehört uns allen. Es ist kein Luxus, sondern ein Grundrecht.
Umso verwunderlicher ist es, wie unser Wasser in manchen Weltgegenden beschädigt wurde – von der Industrie gleichermaßen wie von den Pestiziden der industriellen Landwirtschaft oder dem Verkehr. Nur all zu schnell erscheint es einem selbstverständlich, dass man Wasser nur mehr im Supermarkt erstehen kann. Aber das ist die Pervertierung einer Allmende, eines Gemeinguts, das mehr oder weniger unser Leben ausmacht.
Wie wenig nachhaltig der Umgang mit Wasser sein kann, zeigte sich auf unserer großen Familienreise auch an einem anderen Beispiel. Seit fast hundert Jahren staut der Hoover Dam an der Grenze zwischen Nevada und Arizona den Colorado River zum Lake Mead auf. Die unfassbaren Wassermassen hinter dem Staudamm haben Städte wie Las Vegas oder Los Angeles erst möglich gemacht.
Seit einigen Jahrzehnten aber sinkt dieser Wasserspeicher für den US-Westen beständig. Städte und Landwirtschaft entnehmen weitaus mehr als zufließt. Bedingt durch die Erderwärmung ist auch die Speisung durch den Colorado River weniger geworden. Und so ist der Wasserspiegel des Lake Mead in den letzten 25 Jahren um unfassbare 50 Meter gesunken. Ein dickes weißes Felsband unter grauen Gesteinsschichten zeigt, wo vor kurzem noch Wasser war, als hätte die Natur uns ein Abzeichen für besondere Verdienste um unseren ruinösen Umgang mit Ressourcen verleihen wollen.
Ähnlich wie mit dem Wasser verhält es sich mit der Luft. Auch sie gehört uns allen und verlangt einen nachhaltigen Umgang. Mehr davon gleich im ersten Beitrag dieses Newsletters.
Luft ist Lebenserwartung
Feinstaub verkürzt Leben um fünf Jahre
Abgesehen von inneren genetischen Faktoren hat die Luft den größten äußeren Einfluss auf die weltweite Lebenserwartung. Das zeigt der neue Air Quality Life-Index der University of Chicago. Würde überall der empfohlene Feinstaub-Grenzwert der Weltgesundheitsorganisation (WHO) eingehalten, könnte die durchschnittliche Lebenszeit global um 2,3 Jahre pro Person steigen.
Am schlimmsten ist die Situation in Ostasien, wo die schlechte Luft die Lebenserwartung um durchschnittlich fünf Jahre pro Person verkürzt.
Die Luftverschmutzung wirkt sich auf die Lebenserwartung ähnlich hoch aus wie das Rauchen und mehr als dreimal so stark wie Alkoholkonsum und verschmutztes Wasser.
https://science.orf.at/stories/3220978/
Hitzestress für Kühe und Korallen
Heißer Sommer
Auch wenn man es ob seiner Launenhaftigkeit manchmal nicht merkte: dieser Sommer war laut GeoSphere Austria der sechstwärmste der österreichischen Messgeschichte; und auch global gehört er zu den wärmsten.
Das spüren auch Nutztiere wie die Kühe. Sie leiden unter Hitzestress, der in den nächsten Jahren noch zunehmen wird. Er könnte bei mehr als einer Milliarde Tiere laut einer Studie der Universität von KwaZulu-Natal in Südafrika bis zum Ende des Jahrhunderts zu negativen Folgen für Fruchtbarkeit, Milchproduktion und Lebenserwartung führen.
Sollte der Ausstoß der klimaschädlichen Treibhausgase weiter steigen, könnte die Belastung der Tiere bis zum Jahr 2100 vor allem in Brasilien, dem südlichen Afrika, Nordindien, Nordaustralien und Mittelamerika zu einem ganzjährigen Problem werden, so die Studie.
https://science.orf.at/stories/3220931/
Heißer wird es auch in den Ozeanen. Seit März sind sie so warm wie noch nie, mit Folgen für das marine Leben: Am sichtbarsten ist die Erwärmung bei den ausbleichenden Korallenriffen. Im Atlantik sind momentan die Riffe in der Karibik und im Golf von Mexiko am meisten davon betroffen. Auch für viele Riffe im Indischen und Pazifischen Ozean erwarten sich die Ökologen in den nächsten Monaten, dass sie ausbleichen werden.
Die Bleiche beginnt bei 32 Grad, so Christian Wild von der Universität Bremen. Kühlt das Wasser relativ schnell wieder ab, lässt sich der Prozess aber auch umkehren und die Korallen überleben.
https://science.orf.at/stories/3220981/
https://science.orf.at/stories/3220927/
Waldschutzprojekte überschätzt
CO2-Kompensation hält nicht, was sie verspricht
Was schon lange Zeit gemunkelt wird, bestätigt nun eine Studie in Science: Die CO2-Wirksamkeit von Emissionszertifikaten aus Waldschutzprojekten wird offenbar deutlich überschätzt. Rund 70 Prozent der untersuchten Zertifikate reduzieren keine Emissionen. Sich von „Klimasünden“ durch das Pflanzen von Bäumen freizukaufen, funktioniert nicht besonders gut. Der Markt für derlei Projekte ist allerdings riesig und wird auf bis zu 2 Milliarden Dollar geschätzt.
Große Emittenten wollen sich über den Kauf von Zertifikaten, die etwa Aufforstungen in Südamerika belegen, von ihrem CO2-Ausstoß freikaufen. Wie die Studie in Science zeigt, gaben die Projekte dreimal mehr verhinderte Emissionen an, als sie tatsächlich reduzieren konnten.
https://science.orf.at/stories/3220924/
Geoengineering: Rettung oder Risiko?
Hörtipp
So mancher träumt von einem Sonnenschirm für die Erde, in Form von Schwefelpartikeln, die unseren Planeten beschatten. Andere wollen CO2 aus der Atmosphäre ziehen und tief in der Erde speichern. Umstritten sind derlei Maßnahmen zur technischen Bewältigung der Klimakrise allemal. Das liegt einerseits an ihren zum Teil größenwahnsinnigen Visionen, zum anderen am Verdacht, sie würden nur dazu dienen, die fossile Wirtschaft zu verlängern. Gleichzeitig könnten sie ein Teil im Maßnahmenmix gegen die Erderhitzung werden, da es immer wahrscheinlicher scheint, dass wir das 1,5 Grad-Ziel von Paris nicht mehr erreichen und trotzdem die Erwärmung des Planeten so niedrig wie möglich halten sollen.
Welche Rolle Geoengineering spielen könnte, hat diese Woche das JOURNAL PANORAMA beleuchtet.
https://oe1.orf.at/programm/20230831#730358/Geoengineering-Rettung-oder-unverantwortbares-Risiko