Schlagwort: Verteilungskämpfe

Der Klimawandel zerstört Gesundheit und Gemeinschaften

Als Pollenallergiker, der die warmen Jahreszeiten liebt, sieht man dem kommenden Frühling mit gemischten Gefühlen entgegen. Eindeutig negative Gefühle ruft die Ankündigung hervor, dass die Birken, diese „Gfrastsackln“, heuer noch früher ihre Pollen über große Teile Österreichs verstreuen und bei dem einen oder anderen nicht nur zu tränenden Augen, sondern zu regelrechter Atemnot führen werden.

Die Erderwärmung verlängert insgesamt die Pollenzeit über das Jahr noch – von der Haselblüte bis zum vermaledeiten Ragweed. Aber der Klimawandel wird nicht nur die Allergiker treffen. Auch sonst verändert er medizinisch einiges. Der britische Epidemiologe Andy Haines befürchtet etwa eine Zunahme von Todesfällen bei älteren Personen, aber auch mehr Krankheiten durch eingewanderte Krankheitserreger – zum Beispiel durch Malaria oder Dengue. „Der Klimawandel ist für die menschliche Gesundheit wahrscheinlich die größte Gefahr in diesem Jahrhundert“, wie Haines kürzlich bei einer OECD-Veranstaltung sagte.

Die Wirkweisen sind manchmal sehr verschlungen: So dürfte die Erderwärmung auch Alzheimer befördern, das wiederum von Feinstaub negativ beeinflusst wird. Feinstaub entsteht bei den zunehmenden Waldbränden, aber natürlich vor allem durch die Verbrennung fossiler Energieträger, sodass sich letztendlich ein für die menschliche Gesundheit nicht zuträglicher Wirkungsbogen schließt.

Schnell wechselnde Wetterlagen wiederum belasten Menschen mit Herz-Kreislauferkrankungen, weil sie eine „eine erhöhte Anpassungsleistung des Organismus“ erfordern, wie das Climate Change Center Austria (CCCA) in einer Broschüre schreibt.

Der Klimawandel hat aber auch die Kraft, ganze Gesellschaften zu verändern, wie Sie gleich am Beginn dieses Newsletters lesen werden.

Erderwärmung zerstört Gemeinschaften

Afrika

Somalia erlebt die schlimmste Dürre seit 40 Jahren. In den vergangen zwei Monaten sind 700.000 Nutztiere verendet. 8 Millionen Menschen sind mittlerweile auf Hilfe angewiesen. Viele von ihnen verlassen auf der Suche nach Wasser und Essen ihre Heimat, so Walter Mawere von der Hilfsorganisation CARE.

Naturkatastrophen treffen verstärkt Frauen. Wenn die Lebensgrundlagen verloren gehen, so wie nach einem Zyklon 2019 in Malawi, spart man(n) das Schulgeld für die Mädchen ein, bürdet den Frauen mehr Hausarbeit auf und schickt sie kilometerweit zur nächsten Wasserstelle.

Alle rasanten Veränderungen zusammen führen zu neuen Verteilungskämpfen und sozialem Chaos, so Mawere.

Somalia: Klimawandel zerstört Gesellschaften – science.ORF.at

Klimawandel lässt Wald brennen

UNO-Bericht

Nicht jede Waldbrandkatastrophe wie etwa jene 2019/ 2020 in Australien ist eine direkte Folge der Erderwärmung. Aber die Bedingungen, die solche Brände möglich machen, werden häufiger, besagt ein neuer UNO-Report. Demnach wird die Zahl schwerer Waldbrände bis 2030 selbst bei Einhaltung des 2 Grad-Ziels um 14 Prozent steigen. Bis Ende des Jahrhunderts pendeln die Schätzungen zwischen 31 und 52 Prozent.

Im Bericht in Zusammenarbeit mit dem norwegischen Umwelt-Institut GRID-Arendal wurden nur Waldbrände modelliert, die in der Theorie einmal pro 100 Jahre vorkommen. Die WissenschafterInnen befürchten allerdings, dass auch kleinere Brände im selben Ausmaß zunehmen könnten.

Bei den enormen Waldbränden in Australien wurden laut UNO-Report fast drei Milliarden Säugetiere, Reptilien, Vögel und Amphibien getötet oder verletzt.

UNO-Bericht: Extreme Waldbrände werden deutlich zunehmen – science.ORF.at

Kurz gemeldet

Durch die zahlreichen BesucherInnen wird die Antarktis zunehmend mit Ruß verschmutzt. Das beschleunigt die Schmelze des Eisschildes.

Antarktis: Mehr Ruß beschleunigt Schneeschmelze – science.ORF.at

Energiewende

Hörtipp

Österreich verbraucht doppelt so viel Energie wie der Weltdurchschnitt. Gleichzeitig ist die Energiewirtschaft für rund drei Viertel aller Treibhausgase verantwortlich. Wir müssen unsere klimaschädlichen Emissionen also reduzieren, um den Planeten nicht zu überhitzen. Auch wenn zum Beispiel Wind und Sonne im Übermaß vorhanden sind: Der Umstieg auf eine nachhaltige Energieerzeugung geht nicht schlagartig. Und es wird auch nicht ohne eine Steigerung der Energieeffizienz gehen. Ein RADIOKOLLEG von Juliane Nagiller über den holprigen Ausstieg aus dem fossilen Zeitalter.

https://oe1.orf.at/nachhaltigleben/wirtschaft

Nachhaltig leben

Tipp

In Ö1 zieht sich das Thema „Nachhaltigkeit“ seit langem durch viele Sendereihen. Ab sofort bündeln wir die zahlreichen Beiträge für ein nachhaltiges Leben in einem dauerhaft verfügbaren Dossier auf einer Website:

http://oe1.ORF.at/nachhaltigleben

Sortiert nach Ökologie, Soziales und Wirtschaft wächst so ein Archiv der Nachhaltigkeit, das uns in die Zukunft begleiten soll. Wer wissen möchte, ob uns Elektromobilität von allen Klima- und Verkehrsproblemen befreit, wird dort ebenso fündig werden wie jene, die nach ökologisch verträglicher Mode fragen.