Schlagwort: Trinkwasser

Warmes Wasser

Es ist notwendig, „sich so gut wie möglich an die bereits vorhandenen und zukünftig zu erwartenden Auswirkungen anzupassen.“ Das meinte Boku-Klimatologe Herbert Formayer anlässlich der Präsentation der österreichischen Klimabilanz 2023 in dieser Woche. Der von ihm geleitete Klimastatus-Bericht listet denn auch wieder eine Reihe von zweifelhaften Rekorden auf, die allesamt eine Botschaft haben. „Nicht nur das Schadensausmaß, sondern auch das Gefahrenpotenzial für die Bevölkerung steigt an“, wie Formayer es formuliert.

Mai, Juni und Juli 2023 waren von Gewittern mit Starkregen, Sturmböen und Hagel gekennzeichnet. Im August gab es dann im Süden Österreichs viele Schäden durch Überschwemmungen, Hochwasser oder Murenabgänge. In der Steiermark allein kam es dabei zu rund 280 Erdrutschen, um nur einige Beispiele zu nennen.

Dass diese klimatischen und meteorologischen Veränderungen mehr oder weniger subtil auch unsere Gesundheit treffen, dokumentierte ebenfalls in dieser Woche ein neues Papier der EU-Umweltbehörde EEA. Demnach beeinflussen die zahlreichen Extremwetterereignisse unter anderem unser Trinkwasser. So sind die Wassertemperaturen in den großen europäischen Seen im letzten Jahrhundert um 1 – 3 Grad gestiegen. Die geringeren sommerlichen Wassermengen in den Flüssen tragen zusätzlich zu einer Erwärmung bei.

Durch die höheren Temperaturen wachsen auch Krankheitserreger im Trinkwasser schneller. Genau deswegen kam es zum Beispiel bei vielen Bewohnern im Schwedischen Östersund schon vor fünfzehn Jahren zu einer Parasiteninfektion.

Entlang der Meeresküsten wiederum dringt mehr Salz in das Süßwasser ein. Ein höherer Salzgehalt im Trinkwasser erhöht den Blutdruck und damit die Anfälligkeit für Herz-Kreislaufkrankheiten.

Auch Cyanobakterien wachsen in wärmeren Gewässern schneller, ebenso wie Algen. Erstere produzieren gesundheitsschädliche Gifte.

Diese Liste ließe sich noch lange fortsetzen. Selbst wenn wir es schaffen, die Erderhitzung zu bremsen, kommen wir nicht darum herum, uns mit den neuen Gegebenheiten zu arrangieren und etwa in manchen Gegenden Europas das Trinkwasser zu kühlen, um das Wachstum von Krankheitserregern zu verhindern. Uns mit dem Vermeidlichen zu arrangieren, legt auch Herbert Formayer anlässlich der Klimabilanz nahe: „Anpassungsmaßnahmen und Klimaschutz sind nicht nur für die Land- und Forstwirtschaft, die stark von den Wetterextremen betroffen ist, sondern auch für die Versorgungssicherheit der Bevölkerung ein absolutes Muss und dringend notwendig.“

Korallenbleiche dehnt sich aus

60 Prozent der Korallenriffe weltweit betroffen

Die seit Monaten anhaltende Korallenbleiche in vielen Weltregionen hat sich nochmals deutlich ausgeweitet und betrifft nun neun Staaten und Gebiete mehr als im April. Das teilte jüngst die US-Wetterbehörde NOAA mit. Somit ist das für Korallen lebensgefährliche Phänomen inzwischen in 62 Ländern und Territorien zu finden.

An neu betroffenen Gebieten sind u.a. Regionen in Indien und Sri Lanka dazugekommen. Am massivsten ist die durch die Wassererwärmung verursachte Korallenbleiche in Australien und Thailand. In Thailand sind deshalb in der vergangenen Woche die Pling-Insel und das Riff um den Sirinart-Nationalpark der Ferieninsel Phuket für Besucher gesperrt worden.

Unter bestimmten Voraussetzungen können sich Korallen allerdings auch wieder regenerieren.

https://science.orf.at/stories/3225061

Artenvielfalt auf Wiesen schwindet

Europaweite Datenbank

Auf den Wiesen Europas nimmt die Artenvielfalt rasant ab – auch bisher sehr verbreitete Blumen wie die Margeriten werden dort immer seltener. Das zeigt eine neue Datenbank, an der auch österreichische Forscherinnen und Forscher maßgeblich beteiligt waren, wie science.orf.at schreibt.

Es ist vor allem die intensive Bewirtschaftung, die der Biodiversität in unseren Grünräumen schadet. Dabei sind intakte ökologische Systeme ein wichtiger Schutzfaktor gegen die negativen Auswirkungen der Klimaerwärmung.

Am meisten ist der Rückgang der Artenvielfalt in tieferen Lagen wie dem Alpenvorland und in Alpentälern zu spüren. „Selbst Arten wie die Margerite oder der Wiesensalbei, die früher Allerweltsarten waren, sind heute in vielen Regionen nur noch selten zu finden“, sagt der am Aufbau der Datenbank beteiligte Biodiversitätsforscher Franz Essl. Auch viele Orchideenarten sind am Schwinden. Vor allem die Überdüngung entzieht vielen Pflanzen die Lebensgrundlage, während ungedüngte Magerwiesen durch Artenvielfalt bestechen.

https://science.orf.at/stories/3224972

Kurz gemeldet

Petition für das EU-Renaturierungsgesetz

80% der Lebensräume in Europa befinden sich in einem ökologisch schlechten Zustand. Die EU hat deshalb ein Renaturierungsgesetz angedacht, zu dem aber noch die nötige Mehrheit fehlt. Österreich etwa stimmt dem Vorschlag nicht zu, weil sich die Landeshauptleute dagegen ausgesprochen haben. Eine Petition für die Zustimmung zum EU-Entwurf ist nun unter https://www.renaturierungsgesetz.at/ zu finden. Sie wird u.a. von Kabarettisten wie Josef Hader, Schauspielerinnen, Biobäuerinnen und Menschen aus vielen anderen Berufssparten unterstützt.

Hörtipp

Wildbienen versus Honigbiene

Wenn wir von Bienen sprechen, sind wir meist auf die Honigbiene fixiert. In Österreich leben aber auch etwa 700 Wildbienenarten – Sandbienen, Mauerbienen, Hummeln. Sie sind mindestens ebenso wichtige Bestäuber wie die Honigbienen und sammeln Pollen und Nektar nicht als Dienstleistung für den Menschen, sondern um die eigene Brut zu versorgen. Im Gegensatz zu den Honigbienen sind die Wildbienen sehr gefährdet. Sie leiden unter der intensiven Landwirtschaft, dem Verlust von Lebensraum und Nahrungsquellen, der Bodenversiegelung und dem Klimawandel. Wie sehr das Nutztier Honigbiene ein Konkurrent der Wildbienen ist, wird in Imkerei und Naturschutz intensiv diskutiert. Die DIMENSIONEN fragen nach, ob es eine Koexistenz zwischen Wildbienen und Honig gibt. https://oe1.orf.at/programm/20240514#757348/Wildbienen-versus-Honigbiene