Schlagwort: Reparatur

Hitze und Schatten

Manchmal gebiert die Verzweiflung wahrlich monströse Ideen. Eine möchte ich Ihnen nicht vorenthalten.

Bekanntermaßen erwärmen sich die Polarregionen weitaus schneller als der Rest der Erde. Die Antarktis war heuer im März um 35 Grad wärmer als sonst üblich, auch wenn minus 18 Grad noch lange nicht beschaulich klingen. Ein Team hat deshalb überlegt, wie man diese Erwärmung samt dem Abschmelzen riesiger Eismassen wie der Westantarktis oder Grönlands stoppen könnte. Das Ergebnis: Man versprüht jenseits der 60. Breitengrade Schwefeldioxid in 13km Höhe. Nach einer chemischen Umwandlung wirkt dieses Geoengineering wie ein riesiger Sonnenschirm. Dazu sind allerdings 175.000 Flüge jährlich nötig, mit Flugzeugen, die noch nicht existieren. Die großen Flieger würden dann halbjährlich zwischen den Polregionen wechseln. 125 Stück der neuen Tankflugzeuge müsste man für das Projekt bauen.

Die Idee ist auch nach Meinung seiner Erfinder:innen sehr hypothetisch und ein absolutes Notfallprojekt für die Schublade, so heise. Es dokumentiert aber auch eine zunehmende Fassungslosigkeit über die Tatsache, dass zu wenig unternommen wird, um die Erhitzung des Planeten zu stoppen.

Viele wähnen die planetare Fieberkurve noch in der Zukunft. Florida spürt sie hingegen schon unmittelbar in der Geldtasche. Dort hat der Hurrikan „Ian“ enorme Verwüstungen angerichtet. Und die Erderhitzung spielt auch hier mit: sie erhöht die Wahrscheinlichkeit derartiger Sturmereignisse. Die Schäden durch „Ian“ werden auf 40 Milliarden Dollar geschätzt. Wie orf.at schreibt, ziehen sich viele Versicherer aus Hochrisikoregionen wie dem Süden Floridas zurück und wollen Liegenschaften dort nicht mehr versichern. Gleichzeitig wurden bereits 400.000 Versicherungsnehmern gekündigt, die kaum eine Chance haben, Ersatz zu finden.

Auch wenn einige der Probleme ihre Ursachen außerhalb der Klimakrise haben, zeigt sich doch, wie schnell die Folgen der steigenden Temperaturen an uns heranrücken. Oder, wie es der Meteorologe Andreas Jäger ausdrückt: „Die Klimakrise steht nicht vor der Haustür, sie sitzt schon mitten in unserem Wohnzimmer.“

Milliardenprogramm für klimafreundliche Industrie

Klimaschutz

Mit 5,7 Milliarden Euro wird Österreich Industriebetriebe bei der Umstellung auf eine energieneutrale und klimafreundliche Produktion unterstützten. Das haben Vizekanzler Werner Kogler, Wirtschaftsminister Martin Kocher und Klimaschutzministerin Leonore Gewessler diese Woche zugesichert. Die Gelder fließen bis 2030. Der Großteil dient zur Transformation der Industrie, ein Teil unterstützt aber auch Energieeffizienz- und Umweltmaßnahmen.

Klimaförderprogramm: 5,7 Milliarden Euro für die Industrie | Ö1 Mittagsjournal, 11.10. | Ö1 | ORF-Radiothek

Hitzewellen werden einige Gebiete der Erde unbewohnbar machen

Klimakrise

Wenn der Klimawandel so weiter geht wie bisher, werden die Sahelzone, Regionen rund um das Horn von Afrika und Teile Süd- und Südwestasiens unbewohnbar werden, weil sie „die physikalischen und sozialen Grenzen des Menschen überschreiten“. Davor warnten UNO und Rotes Kreuz diese Woche in Genf.

Die Wissenschaft prognostiziert, dass die Zahl der Toten durch extreme Hitze bis Ende des Jahrhunderts ebenso so hoch sein werde wie die der Krebstoten.

Hitzewellen werden ganze Regionen unbewohnbar machen – news.ORF.at

Extreme Dürre alle 20 Jahre

Europa

Die Hitze verschont auch Europa nicht. In West- und Mitteleuropa sind Dürren wie jene im heurigen Sommer drei bis viermal wahrscheinlicher geworden. Nach Daten der Initiative World Weather Attribution muss Europa zum jetzigen Stand der Erderhitzung alle 20 Jahre mit einer derartigen Trockenheit rechnen. Da aber kein Stopp des Temperaturanstiegs in Sicht ist, werden Dürren noch weitaus häufiger werden.

https://science.orf.at/stories/3215463/

Bebauung und Versiegelung haben großen Einfluss auf Stadttemperaturen

Landnutzung

Wandelt man Acker- in Industriefläche um, führt dies zu einem durchschnittlichen Anstieg von 12 Sommertagen, also Tagen mit einer Temperatur über 25 Grad. Diese Daten liefert das Projekt Lucretia der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik ZAMG. Dahinter steckt die einfache Gleichung, dass dicht bebaute Bereiche wärmer sind, kühle Stadtteile hingegen viel Wasser- und Grünflächen besitzen. Insofern wäre die Hitzebelastung in der Stadt durch Planung gut steuerbar. „Grob gesagt können massive Änderungen der Bebauung die Zahl der Sommertage um ungefähr 20 bis 80 Prozent erhöhen oder senken,“ so die Stadtklima-Expertin Maja Zuvela-Aloise.

https://science.orf.at/stories/3215503/

Wildtierbestände sinken drastisch

Artensterben

Bei mehr als 31.000 wildlebenden Wildtierpopulationen sind die Bestände im Zeitraum von 50 Jahren im Schnitt um 69 Prozent gesunken. Das zeigt der Living Planet Report 2022 auf. Die Autor:innen haben dafür 5.200 Wildtierarten – von Säugetieren über Fische bis zu Reptilien – ausgewertet.

Wie auch der jüngste IPCC-Bericht betont hat, schützt ein gesundes Ökosystem auch vor vielen Folgen des Klimawandels. Umgekehrt heizt der Verlust an biologischer Vielfalt die Klimakrise noch an.

https://science.orf.at/stories/3215535/

Kurz gemeldet

Vom Aussterben bedroht sind auch die Schwebfliegen. Etwa ein Drittel der 890 Arten gilt als sehr gefährdet.  Schwebfliegen sind sowohl als Bestäuber sehr wichtig, sie kontrollieren aber auch landwirtschaftliche Schädlinge wie Blattläuse.

Bestäuber: Schwebfliegen vom Aussterben bedroht – science.ORF.at

Tipp:

Am 15. Oktober ist „International Repair Day“. In Österreich gibt es etwa 150 Reparaturinitiativen, die sich dem verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen verschrieben haben. Oft ist bei Geräten wie Kaffeemaschinen oder Haartrocknern nur ein einfacher und billiger Bauteil zu ersetzen, um sie wieder funktionstüchtig zu machen. Das passiert etwa in Repair Cafés quer durch das Land. Viele Initiativen suchen noch freiwillige Helfer:innen.

Reparatur-Cafés und Initiativen – Repanet

Man kann nicht alles reparieren

25. März 2022

Das Gartenjahr beginnt bei mir etwas schleppend. Der Brunnen in unserem Garten ist im Gegensatz zu anderen Jahren leer und der Schlauch-Aufroller kaputt. Letzteren habe ich zu reparieren versucht. Nun gibt es in diesem unförmigen Plastikding aber zwei Schrauben, die mit normalen Werkzeugen nicht zugänglich sind, egal, was ich auch probiert habe. Ein handwerklich sehr versierter Freund hat mir aus Mitleid einen Spezialschraubenzieher geschweißt, mit dem ich den Schlauch-Aufroller öffnen und zumindest zum Großteil instand setzen konnte.

Leider könnten der leere Brunnen und das sich der Reparatur verweigernde Schlauchmonster etwas miteinander zu tun haben. Was sich nicht reparieren lässt, wird normalerweise entsorgt. Das bedeutet im Gegensatz zu einem langlebigen Gerät einen höheren Ressourcenverbrauch, damit mehr CO2-Ausstoß, damit mehr Erderwärmung und mehr Extremwetterereignisse wie Trockenheit. Also einen leeren Brunnen nach einem niederschlagsarmen Winter und mitten in einem Hoch, das sich über Europa festgekrallt hat.

Zwar hat die EU „Reparieren statt wegwerfen“ als Devise ausgegeben, aber so richtig in Fahrt kommt die Verlängerung der Lebensdauer von Geräten nicht. Gemeinhin verweigern sie sich der Reparatur durch verklebte Gehäuse oder unorthodoxe und nicht zugängliche Schrauben. Immerhin müssen die Hersteller bei neuen Kühlschränken, Waschmaschinen, Fernsehern und Geschirrspülern mindestens 7 Jahre lang Ersatzteile liefern. In der Praxis werden aber kaum Einzelteile, sondern ganze Komponentenbündel getauscht.

Ein umfassendes Gesetzespaket zum „Recht auf Reparatur“ war für 2021 von der EU angekündigt, wird aber mindestens noch bis Mitte des Jahres auf sich warten lassen. Wer etwa sein Handy selbst reparieren möchte, hat kaum eine Chance dazu, sondern zahlt meist weit mehr als hundert Euro für den Austausch der defekten Teile. Die Folge: Smartphones werden zu Wegwerfartikeln mit einer Lebensdauer unter 2 Jahren.

Die EU-Abgeordneten, die 2020 den Entschließungsantrag für ein Recht auf Reparatur einbrachten, hatten ganz klar betont, dass die Nutzung von elektronischen Geräten „den Grenzen des Planeten Rechnung tragen“ müsse. Der Planet ist seither nicht größer geworden. Und wollen wir unter einer globalen Erwärmung von 1,5 Grad bleiben, dann haben wir unser CO2-Budget laut Mercator Research Institute beim derzeitigen Emissionsvolumen in knapp über sieben Jahren aufgebraucht. Es eilt also mit der Treibhausgas-Reduktion.

Um eine Reparatur unseres Planeten geht es auch in diesem Newsletter weiter unten.

Heiße Antarktis

Rekordwert

Im Osten der Antarktis ist es zur Zeit um 40 Grad wärmer als sonst im März üblich. Das zeigen Daten der Weltwetterorganisation WMO. Auf der Forschungsstation Concordia wurden am 12. März minus 12,2 Grad gemessen, dieser Wert liegt 20 Grad über dem letzten Temperaturrekord.

„Mit diesem Ereignis müssen die Rekordbücher und unsere Erwartungen, was in der Antarktis möglich ist, neu geschrieben werden“, kommentierte Robert Rohde vom Umweltdateninstitut Berkeley Earth den Spitzenwert.

https://science.orf.at/stories/3212125/

Starkregen verursacht Großteil des Bodenverlusts

Weinviertel

Nur ganz wenige Starkregenfälle sind für 80% des Bodenschwunds im Weinviertel verantwortlich. Das zeigen Messungen eines BOKU-Forschungsteams in der Region Mistelbach. Die Wissenschafter:innen haben in den vergangenen 25 Jahren rund 150 Messungen durchgeführt. Dabei zeigte sich, dass nur vier oder fünf schwere Regenfälle vier Fünftel des Bodenverlusts verursacht haben.

Mit der Erderwärmung nehmen extreme Wetterereignisse wie Dürren und Starkregen zu. Aktuell gelten in der EU hunderte Millionen Hektar als erosionsgefährdet.

https://noe.orf.at/stories/3148439/

Waldbrände erhitzen Arktis

Sekundärschaden von fossilem CO2

Bei Waldbränden gelangen große Mengen brauner Kohlenstoffpartikel in die Luft. Diese winzigen Teilchen können Wärme besonders gut absorbieren und führen laut einer chinesischen Studie in der Arktis bereits stärker zur Erwärmung als die Verbrennung fossiler Energieträger.

Gleichzeitig ist das CO2 aus fossilen Brennstoffen verantwortlich für die Zunahme an Waldbränden. Laut dem jüngsten IPCC-Bericht werden verheerende Waldbrände bis 2050 um die Hälfte zunehmen. Die Schadwirkung aus der Verfeuerung von Öl oder Gas wird dadurch also noch einmal vervielfacht.

https://science.orf.at/stories/3212064/

Klimaopfer Kuckuck

Zählung mit Bürger:innen-Hilfe

Durch die Erderwärmung kommt der Kuckuck rund 10 Tage früher aus seinem Winterquartier zurück als noch vor 20 Jahren. Und ist trotzdem oft schon zu spät dran, weil Rotkehlchen oder Bachstelze dann schon brüten und er sich schwerer tut, ihnen seine Eier unterzujubeln. Auch dadurch ist der Kuckucksbestand zurückgegangen. Birdlife zählt in Österreich ein Viertel weniger Kuckucke als noch vor 25 Jahren. Um neue Daten zu erhalten, sammelt Birdlife nun Kuckucks-Meldungen. Wer den ersten Kuckuck hört, kann die Beobachtung auf einer Webseite eintragen.

https://kaernten.orf.at/stories/3148376/

https://birdlife.at/fso/form/27

Kurz gemeldet

Innsbrucker Gletscherforschern schmilzt ihr Klimaarchiv davon. Um im Eis konservierte Daten über 6000 Jahre zu retten, versuchen die Glaziolog:innen noch so viele Eiskerne wie möglich aus den Tiroler Alpengipfeln zu bohren.

https://tirol.orf.at/stories/3148380/

Am anderen Ende der Welt ist das Great Barrier Reef erneut von einer Korallenbleiche bedroht. Die Wassertemperaturen im australischen Herbst liegen entlang des 2.300 Kilometer langen Riffs teilweise einen halben Grad über dem Schnitt. 

https://science.orf.at/stories/3212067/

TIPP – Ö1-Initiative

Reparatur der Zukunft 2022

Klimainnovation in Europa

Bereits vor mehr als drei Jahrzehnten hat der Weltklimarat die Folgen des Klimawandels vorausgesagt. Nun sind sie für jeden zu spüren. Europa steht vor fundamentalen, klimabedingten Umwälzungen. Als Radiosender, der die Entwicklung unseres Planeten aus vielerlei Blickwinkeln begleitet, möchte Ö1 bei der Bewältigung dieser Probleme helfen.

Mit der Initiative „Reparatur der Zukunft – Das Casting neuer Ideen“ machen wir seit 2020

Projekte sichtbar, die an Lösungen für die Gesellschaft von morgen arbeiten. Mittlerweile befinden sich 350 Projekte für ein nachhaltiges Leben in der Ö1-Datenbank https://oe1.orf.at/zukunft.

In diesem Jahr setzen wir den Fokus auf Klimainnovationen. Wir sammeln Projekte, Konzepte und Ideen, die in einem Videoclip ihren Beitrag zur Bewältigung der Klimakrise schildern – in Lebensbereichen wie Energie, Ernährung, Wirtschaft, Bildung, Soziales, Technologie, Mobilität, Energie, Gesundheit oder Kultur.

Eine Jury wählt darüber hinaus Projekte aus, die zu Weiterbildungen in Österreich und ins Ausland eingeladen werden.  Alle Informationen zur Initiative „Reparatur der Zukunft“ und zum Casting neuer Ideen finden Sie unter https://oe1.orf.at/zukunft und auf Englisch unter https://oe1.orf.at/future.

Nachhaltiger Tourismus

Hörtipp

Unsere Urlaube sind meist CO2-intensiv. Schon die Anreise mit dem Flugzeug schleudert Unmengen Treibhausgase in die Atmosphäre. Und der Aufenthalt in einem klimatisierten Hotelkomplex verschlingt den nächsten Bulk an Energie. Dass es auch anders geht, zeigt AMBIENTE am Beispiel dreier Projekte in Kärnten, der Toskana und in Thailand.

https://oe1.orf.at/nachhaltigleben/wirtschaft