Schlagwort: Renaturierung

Und wieder ein Schritt

Rund 80 Prozent der Lebensräume in der EU befinden sich in einem schlechten ökologischen Zustand. Das betrifft etwa 38 Prozent der Fischpopulationen. Jede zehnte Bienen- und Schmetterlingsart ist vom Aussterben bedroht, und die Zahl der Ackervogelarten ist seit 1990 um 36 Prozent zurückgegangen, wie Guy Pe’er vom Helmholtz-Zentrum schreibt.

Die EU hat diese Woche mit einem Nature Restoration Law reagiert. Demnach sollen bis 2030 mindestens 30 Prozent der Lebensräume und 30 Prozent der Arten in der EU in einem guten ökologischen Zustand sein. Das Gesetz ist Teil des Green Deal, mit dem die EU bis 2050 klimaneutral werden will.

Als Ziel schreibt das Nature Restoration Law fest, bis 2030 Renaturierungsmaßnahmen für mindestens 20 Prozent aller geschädigten Land- und Meeresflächen in der EU einzuleiten. Wie, das obliegt den einzelnen EU-Staaten. Diese Renaturierungsmaßnahmen sind auch für den Klimaschutz wichtig, denn gesunde Lebensräume sind stabiler gegenüber klimatischen Veränderungen.

Wie immer bei großen demokratischen Verhandlungen ist das Nature Restoration Law ein Kompromiss. Für Österreich stimmten die SPÖ, Grüne und NEOS zu, die Mehrheit der ÖVP und FPÖ dagegen. Vor allem die Europäische Volkspartei (EVP), zu der auch die ÖVP gehört, machte Stimmung gegen das ursprüngliche Vorhaben, weil man strenge Auflagen für die Landwirtschaft befürchtete. Entsprechend enthält der letzte Kompromissvorschlag zahlreiche Ausnahmen für sie. „Tatsächlich ist die intensive Landwirtschaft eine der Hauptursachen für den Verlust der biologischen Vielfalt in Europa und ein Treiber für den Klimawandel und die Verschlechterung der Bodenqualität“, so Ökologe Pe‘er.

Nun muss noch der Rat der Mitgliedsstaaten dem Kompromiss zustimmen. Das wird voraussichtlich im März passieren.

NGOs wie Greenpeace, WWF und Global 2000 begrüßten das Nature Restoration Law. Für den WWF ist es, trotz aller Abstriche, „ein wichtiger Meilenstein“. Insofern ist das Glas für die Wieder-Erschaffung gesunder Lebensräume zumindest halbvoll.

Wie Österreich seine Klimaziele erreichen kann

Vorschläge zum effektiven Klimaschutz

Bis 2030 sollte Österreich seinen Treibhausgasausstoß um 48 Prozent senken. Mit den im Nationalen Energie- und Klimaplan vorgeschlagenen Maßnahmen bringen wir es gerade einmal auf 35 Prozent. Deshalb hat ein Team des Climate Change Center Austria eine Reihe von Maßnahmen bewertet, um das Ziel doch noch zu erreichen.

Dazu gehört etwa die Einführung von Temporeduktionen (die in der Bevölkerung allerdings sehr unpopulär sind). Tempo 100 auf Autobahnen oder 80 auf Freilandstraßen würde nicht nur den Treibhausgasausstoß senken, sondern auch die Zahl der Verkehrstoten um 28 Prozent verringern.

Sehr wirksam wäre auch ein verstärkter Ausbau der Stromerzeugung durch Sonnen- und Windenergie sowie eine Dekarbonisierung der Fernwärme (durch Vermeidung von Gas).

In der Müllverbrennung könnte man das entstehende CO2 „einfangen“ und speichern. Im Bauwesen ließen sich Emissionen reduzieren, indem mehr Materialien recycelt werden.

Für die Land- und Forstwirtschaft empfiehlt das Team aus 55 Forschenden die Ausweitung der Biolandwirtschaft sowie die Reduktion von Lebensmittelabfällen. Auch der Umstieg auf mehr pflanzliche und weniger tierische Ernährung würde den Ausstoß von klimarelevanten Gasen deutlich verringern.

https://science.orf.at/stories/3223854/

Der Klimawandel beschert uns neue Zeckenarten

Interaktive Karte geplant

Durch den rekordverdächtig warmen Winter sind bereits die ersten Zecken unterwegs. Zu den unangenehmen Insekten gesellen sich auch neue Arten wie die Riesenzecke, die mit Zugvögeln zu uns gekommen ist. Forschende warnen, dass die Riesenzecke bakterielle Erkrankungen übertragen und das Virus hinter dem Krim-Kongo-Hämorrhagischen-Fieber transportieren kann. Bislang sind diese Krankheitserreger erst in Italien und in Frankreich gefunden worden, nicht in Zecken in Österreich.

War man früher zumindest in höheren Lagen vor Zecken geschützt, gibt es mittlerweile kaum mehr zeckenfreie Gebiete in Österreich. Mit einem Citizen Science Projekt, in dem Hobbyforschende ihre Beobachtungen melden, will die Agentur für Ernährungssicherheit AGES jetzt eine Zeckenkarte erstellen. Sie soll etwa zeigen, welche Gebiete aktuell von einer Zeckenplage betroffen sind.

https://science.orf.at/stories/3223748/

Kurz gemeldet

Die globale Erwärmung verändert den Tropenregen. Es kommt inden Tropen zu einer verstärkten Zusammenballung von Wolken, sie regnen länger ab und bringen lokal mehr Wasser. Deshalb steigt in feucht-heißen Gebieten die Zahl der extremen Wolkenbrüche, während dieses Wasser andernorts fehlt und Trockengebiete größer werden.

https://science.orf.at/stories/3223773/

Hörtipps

Gas aus Molln

Zehn Jahre lang soll das Gas unter dem oberösterreichischen Ort Molln reichen. Das sagen zumindest die Prognosen. Während sich Land und Gemeinde wirtschaftliche Vorteile und eine höhere Versorgungssicherheit mit Erdgas erhoffen, befürchten Umwelt- und Naturschützer einen Raubbau an der Natur. Die DIMENSIONEN zeigen in einer Reportage, welche Interessen nahe dem Nationalpark Kalkalpen aufeinandertreffen.

https://oe1.orf.at/player/20240226/750380

Anspruch und Wirklichkeit im Gütertransport

Bis 2030 sollen 30 Prozent der Güter in der EU auf der Schiene transportiert werden, 2040 dann 40 Prozent. Derzeit sind es aber gerade einmal 15 Prozent, während der LKW-Anteil fünfmal so hoch ist. In Staaten wie Russland, Kanada, den USA, China oder

Australien hat sich der Gütertransport auf der Schiene längst etabliert. Unser Kontinent scheint durch seine zahlreichen nationalen Grenzen beim klima- und energieschonenden Frachttransport behindert. Warum es in Europa so schwer ist, den Gütertransport auf die Schiene zu verlagern, zeigt SALDO.

https://oe1.orf.at/player/20240229/751991/1709227501300

Klima-Lügen

Diese Woche kam es zu einigen Begriffsverwirrungen. Da wurden Menschen, die Straßen blockierten und sich auf den Asphalt klebten, als „Klima-Terroristen“ bezeichnet. Egal ob man diese Form der Proteste gut findet oder nicht, muss man den Proponent:innen dieses Begriffs attestieren, dass seine Benutzung nur unter großzügiger Umgehung der Großhirnrinde möglich ist. Das Recht zu protestieren, ist durch die Verfassung geschützt. Auch mit Straßenblockaden weiß unser Rechtssystem umzugehen. Zu Verkehrsbehinderungen kommt es auch, wenn in Linz ein Demonstrationszug über die Landstraße zieht oder in Wien über den Ring. Normalerweise sorgen Autofahrer selbst dafür, dass ein Stau entsteht. Sorgen andere dafür, bricht für einige wenige die Welt zusammen. Offenbar ist der selbstgemachte Stau der bessere.

In Deutschland wurde der Begriff „Klima-Terroristen“ vor ein paar Tagen zum Unwort des Jahres 2022 gewählt. Hierzulande vermisse ich diese Sensibilität noch. „Terrorismus“ ist sinngemäß die Verbreitung von Angst und Schrecken. Man könnte nun fragen, wer mehr Angst und Schrecken verbreitet: Leute, die Straßen blockieren, oder jene, die mit dem Aufheizen der Atmosphäre für die Entvölkerung ganzer Weltregionen sorgen werden?

Wie gesagt: ich bin mir über die Effektivität der Proteste der „Letzten Generation“ auch nicht ganz im Klaren. Aber die nun aufkommende Diktion ist beängstigend. Der Wiener FPÖ-Politiker Dominik Nepp postete gar ein Piktogramm, auf dem er das Anpinkeln der Klima-Aktivist:innen propagiert. Das ist zum Fremdschämen. Besonders häufig findet man den Klimaterrorismus-Vorwurf übrigens auf dem der ÖVP nahestehenden Internetportal exxpress.at.

Sein Chefredakteur kritisierte so wie andere diese Woche auch, dass sich zig Wissenschafter:innen in Österreich mit den Anliegen der Klima-Aktivist:innen solidarisierten, darunter etwa der Wissenschafter des Jahres, der Biodiversitätsforscher Franz Essl, oder die Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb. Wissenschaft ist keine Glaubensfrage, sondern ein Erkenntnissystem. Seine besondere Stärke liegt darin, dass es Mechanismen entwickelt hat, um Irrtümer wie verdrehte Zahlenreihen, defekte Messgeräte oder auch Betrug möglichst schnell aus sich heraus zu beseitigen. Religiöse Systeme sind nur dogmatisch, durch Verordnung „von oben“ zu ändern. Das System Wissenschaft hingegen kommt durch Methodik und breiten Konsens zu seinen Erkenntnissen. Wen wundert es also, dass die Wissenschafter:innen ihre Daten ernst nehmen und sich auch persönlich dahinter stellen? Viel beunruhigender wäre es doch, würden sie ihren Studien nicht trauen. Traditionell hat sich die Wissenschaft weitgehend aus der Politik herausgehalten. Aber nun scheint die politische Ignoranz gegenüber ihrer Arbeit so provokant geworden sein, dass sie sich deklariert. Für mich durchaus ein Verzweiflungsakt und ein längst überfälliger Bruch mit überlebten Gepflogenheiten.

Und wer der Klimawissenschaft noch immer nicht vertraut, der möge sich seine Informationen über die Erderhitzung bei der Fossil-Lobby holen: Wie eine brandneue Studie zeigt, berechnete der Erdölkonzern ExxonMobil schon in den 70er-Jahren sehr exakt, wie sich das CO2 in der Atmosphäre auf die planetare Erwärmung auswirken würde. Davon mehr in diesem Newsletter, den ich zusammen mit Juliane Nagiller gestaltet habe.

Moore

Verbündete im Klimaschutz

Als ich zum ersten Mal mit Wissenschaftern zu einer kleinen „Moorexpedition“ aufbrach, wurde ich ausgelacht. Ich bin mit Turnschuhen beim vereinbarten Treffpunkt aufgetaucht. Zum Glück fand sich im Uni-Keller ein Paar Gummistiefel. Mit denen stapfte ich dann stundenlang durchs Moor, völlig fasziniert von den tollen Geräuschen, die entstehen, wenn das Heidekraut nachgibt und der Fuß in der saftigen Nässe des Moors versinkt.

Moore sind unsere besten Verbündeten im Kampf gegen die Erderhitzung. Sie bedecken zwar nur drei Prozent der Landfläche, binden aber etwa doppelt so viel Kohlenstoff wie die Biomasse aller Wälder der Erde zusammen. Diese Ökosystemleistung erbringen jedoch nur intakte Moore und intakt ist ein Moor dann, wenn es nass ist. Ein Moor besteht aus 90 Prozent Wasser. Man könne sich das kaum vorstellen, aber ein intaktes Moor habe einen höheren Wassergehalt als Milch, erklärte mir der Moorexperte Harald Zechmeister.

90 Prozent der ursprünglichen Moorfläche Österreichs haben wir bereits verloren. Sie wurden durch Gräben entwässert oder als Torfquelle benutzt. Mit verheerenden Klimawirkungen: Wird dem Moor das Wasser entzogen, dringt Sauerstoff ein, der Zersetzungsprozess beginnt und gebundener Kohlenstoff wird in Form von CO2 freigesetzt. Die weltweite Entwässerung von Mooren verursacht deutlich mehr CO2-Emissionen als der globale Flugverkehr, warnte Imme Scholz, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung bei der Präsentation des neuen Mooratlas (https://www.boell.de/de/mooratlas) diese Woche.

Auch Österreichs Moore emittieren derzeit viel CO2. Von den 10 Prozent der ursprünglichen Moore, die wir hierzulande noch haben, ist nämlich nur ein Bruchteil intakt. Damit unsere Moore wieder zu unseren Komplizen werden, brauchen sie unsere Unterstützung. Die letzten Moore müssen unter absoluten Schutz gestellt, entwässerte Moore wieder vernässt werden. Dass das funktioniert, zeigen viele regionale Beispiele wie beim Blinklingmoos in Strobl oder beim Rottalmoos im Waldviertel. Diese Beispiele zeigen aber auch, das es für einen erfolgreichen Moorschutz neben einer Finanzierung vor allem Bürgerinnen und Bürger braucht, die sich vor Ort für „ihr Moor“ einsetzen. (Juliane Nagiller)

Klimaprognosen

ExxonMobil wusste schon lange und ziemlich genau Bescheid

Die Strategie ähnelt jener der Tabaklobby: So wie diese damals die Gesundheitsschäden des Rauchens jahrzehntelang heruntergespielt hat, verleugneten auch Ölkonzerne lange die Klimafolgen steigender CO2-Emissionen. Bereits 1977 wurde die Konzernleitung von ExxonMobil vor den Folgen der globalen Erwärmung gewarnt. Wie exakt diese Prognosen waren, die Forscher:innen damals im Auftrag des Mineralölkonzerns erstellten, belegt nun eine neue Analyse, die in der Fachzeitschrift Science veröffentlich wurde. Schon vor 50 Jahren berechneten die Wissenschafter:innen des Konzerns beispielsweise eine planetare Erhitzung von 0,2 Grad pro Jahrzehnt.

https://science.orf.at/stories/3217020/

Energiewende

Holpriger Ausstieg

Der Erdgaspreis liegt derzeit wieder auf demselben Niveau wie vor der russischen Invasion in der Ukraine. Das ist eher ein Ausreißer und keine Trendumkehr, analysiert Christoph Dolna-Gruber von der Österreichischen Energieagentur. Zwar ist Österreichs Versorgung für die laufende Heizperiode gesichert, langfristig muss Gas aber effizienter genutzt und eingespart werden, um weniger stark von importiertem Erdgas abhängig zu sein. Die weitere Preisentwicklung wird von vielen Unbekannten beeinflusst: von der Gasnachfrage in China, der Entwicklung des Ukraine-Kriegs und der Ausbaugeschwindigkeit erneuerbarer Energien.

https://orf.at/stories/3298743/

Kurz gemeldet:

Maria-Theresien-Straße, Marktplatz und das Klinik-Areal: Eine neue Klimaanalyse zeigt Innsbrucks Hitze-Hotspots, aber auch die Frischluft- und Kaltluftbahnen, die die Stadt kühlen könnten.

https://tirol.orf.at/stories/3189746/

Die Weltmeere waren 2022 so heiß wie noch nie zuvor in der Messgeschichte. Die Ozeane absorbieren rund 90 Prozent der überschüssigen Wärme, die durch Treibhausgase entsteht. Die Hitze im Meer hat verheerende Auswirkungen auf die marine Tier- und Pflanzenwelt.

Studie: 2022 brachte Temperaturrekord in Weltmeeren – news.ORF.at

Warum ist der Diskurs über die Klimakrise elitär?

Hörtipp I

Die Klimakrise ist nicht ganz gerecht. Sie wird just jene am meisten treffen, die sie am wenigsten verursacht haben, die Ärmsten. Paradoxerweise sind aber gerade die finanziell Schwächeren an der Diskussion um die Erderhitzung am wenigsten beteiligt. Der Klimadiskurs scheint fest in der Hand der gebildeten Mittelschicht. Lösungsvorschläge werden vielfach von den in Zukunft am meisten Betroffenen als Bedrohung empfunden. Woher diese Kluft kommt, dieser Frage ist diese Woche das RADIOKOLLEG in einer aufwändigen Reportage von Johanna Hirzberger nachgegangen.

https://oe1.orf.at/player/20230109/705521

Auto behalten. Oder tauschen?

Hörtipp II

Alte Autos gelten als technologisch veraltete Stinker. Aber macht es wirklich Sinn, sie aus Umweltgründen gegen ein neueres Modell zu tauschen? Selbst ein 20 Jahre altes Fahrzeug ist moderner als viele denken. MOMENT – NACHHALTIG LEBEN hat sich mit pro und contra Altfahrzeug auseinandergesetzt.

https://oe1.orf.at/player/20230110/705596

Wenn die Hummel nicht mehr brummt

Der Kuckuck ist ein bisschen wie ein schlechter Bassist: Er hat Probleme mit dem Timing. Üblicherweise kommt er im Frühjahr so rechtzeitig aus seinem Winterquartier im Süden zurück, dass das Weibchen seine Eier in die Nester von Rotkehlchen oder Rotschwanz legen kann. Idealerweise schlüpfen die Kuckucksjungen vor der Brut der Wirtsvögel. Dann werfen sie deren Eier aus dem Nest und lassen sich „fremdbetreuen“. Dieses Schmarotzertum macht den Kuckuck zwar nicht sympathisch, aber Sympathiewerte sind nun mal keine Kategorie der Natur.

Mit der Klimaerwärmung wird es im Frühjahr eher warm. Rotkehlchen wie Bachstelze haben längst zu brüten begonnen oder der Nachwuchs ist bereits geschlüpft, wenn der Kuckuck aus Zentralafrika eintrifft. Seine Chancen, sich fortzupflanzen, sinken daher drastisch. Darauf weist auch der WWF im Bericht Feeling the Heat hin, in dem er anhand von 13 Arten exemplarisch veranschaulicht, wie die globale Erwärmung die Natur beschädigt.

Wenig amused ob der Hitze sind auch der Darwin-Nasenfrosch (in Südamerika heimisch) und die Kaiserpinguine, die Lederschildkröte oder das Rentier.

Insgesamt, so schätzt der Weltbiodiversitätsrat, sind von den bekannten 8 Millionen Arten bereits mehr als eine Million bedroht. Dazu gehört auch ein Insekt, ohne das wir gar nicht leben könnten, wie Sie im ersten Beitrag lesen werden.

Hummeln mit Hitzeschock

Artensterben

Die pelzigen Hummeln sind nach menschlichen Maßstäben warm angezogen und damit gut an kältere Klimazonen angepasst. Wird es heiß, können sie schnell überhitzen. Beobachtungen an 66 Hummelarten über ein ganzes Jahrhundert hinweg haben gezeigt, dass sich die Brummer immer mehr in kühlere Regionen zurückgezogen haben. Ihre Anzahl ist dabei kontinuierlich gesunken. Dazu trägt neben der Erderwärmung auch die intensive Landwirtschaft bei. Eine Hummel braucht für ihren Energiebedarf mehrere hundert Blüten pro Tag. Sie bestäubt en passant Wild- und Kulturpflanzen. Sinken die Hummelzahlen, ist auch unsere Ernährung gefährdet.

https://science.orf.at/stories/3211875/

Amazonas-Regenwald wird labiler

Ökologie

Bei mehr als drei Vierteln des Amazonas-Waldes hat die Fähigkeit nachgelassen, sich von Störungen wie Dürren oder Bränden zu erholen. Das zeigt eine Studie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK). Nicholas Boers vom PIK führt die nachlassende Widerstandsfähigkeit auf Störungen durch Brandrodungen und Abholzungen zurück. Als Gegenmaßnahme müsse man die Abholzung stark eindämmen, aber auch die globalen Treibhausgasemissionen reduzieren.

Das Amazonas-Gebiet hat eine Schlüsselrolle für das Weltklima. Es speichert große Mengen CO2 und beherbergt viele Tier- und Pflanzenarten. Forscher:innen fürchten, dass sich das Amazonas-Becken bei einem Verlust von 20-25% der Walddecke in eine Savanne verwandeln könnte. 

https://science.orf.at/stories/3211835/

Renaturierung statt technischer Maßnahmen

CO2-Speicherung

Durch die Renaturierung zerstörter oder beschädigter Lebensräume könnten wir im EU-Raum jährlich 300 Millionen Tonnen Kohlendioxidäquivalent aus der Atmosphäre holen. Das behauptet eine Studie im Auftrag des World Wide Fund for Nature (WWF). Die Menge entspricht den gesamten Emissionen von Österreich, Ungarn, Tschechien und der Slowakei.

Im März will die EU ein Gesetz zur Wiederherstellung der Natur (Nature Restoration Law) präsentieren. Der WWF fordert, „dass bis 2030 mindestens 15 Prozent der Land- und Meeresfläche sowie 15 Prozent der Flussstrecken der EU wiederhergestellt werden müssen“. Renaturierungen seien wesentlich sicherer und praktikabler als technische Lösungen.

WWF-Studie: EU-weite Renaturierungen können riesige Mengen CO2 binden – WWF Österreich

Kurz gemeldet

Die Zukunft der Windkraft liege auf hoher See, weil sich rund 80 Prozent der Windressourcen über der Tiefsee befinden. Auch 200 Meter lange Rotorblätter seien kein Problem, so die Energieforscherin Lucy Pao.

https://science.orf.at/stories/3211864/

Vor dem Anstieg von Gletscherseen in Zentralasien warnt ein Forscherteam der Universität Innsbruck. Der Gletscherschwund in Folge des Klimawandels könnte zu einer Verzehnfachung der Wassermenge in den hoch gelegenen Becken führen – mit der Gefahr von Dammbrüchen und Flutwellen.

https://science.orf.at/stories/3211799/

Das Zeitfenster schließt sich

Hörtipp

Die Anpassungen an die Klimaerwärmung werden Geld kosten. Aber sie werden billiger sein als nachträgliche Reparaturmaßnahmen. Das sagt die Ökonomin Birgit Bednar-Friedl in den DIMENSIONEN.DISKUSSIONEN. Sie ist Mitautorin des jüngsten IPCC-Berichts. Darin hat der Weltklimarat unter anderem darauf hingewiesen, wie wichtig gesunde Ökosysteme sind, um uns vor negativen Auswirkungen der Erderwärmung zu schützen. Gleichzeitig klafft aber eine große Lücke zwischen dem, was getan werden sollte, und dem, was tatsächlich umgesetzt wird. So ist der Globus mit den derzeitigen Maßnahmen auf dem Weg zu einer 2,7 Grad-Erwärmung – und damit weit weg vom 1,5 Grad-Ziel.

https://oe1.orf.at/nachhaltigleben/oekologie