Schlagwort: Ökoschäden

„Mastjahre“ und gefährliche Spins

Diese Woche habe ich bei einem Gespräch mit dem Klima-Ökonomen Karl Steininger gelernt, dass eine globale Erwärmung von 1,5 Grad für Österreich wahrscheinlich 3 Grad bedeutet. Dazu kommen noch die Nachrichten, dass wir diese Grenze möglicherweise schon in diesem Jahrzehnt überschreiten, und zwar bis 2026, und nicht erst im kommenden Jahrzehnt.

Viele Klimaprognosen erweisen sich als zu optimistisch. 2015 hielt man es noch für ausgeschlossen, dass die 1,5 Grad-Grenze so schnell erreicht wird. Auch die Konferenz der Universitäten hat diese Woche von der Politik ein „radikales und sofortiges Umdenken“ in der Energie- und Wachstumspolitik gefordert.

Beruhigend ist das alles nicht. Was aber wirklich Emotionen (bei mir) hochgehen lässt, sind neue Spins, um die alten, eingefahrenen CO2-Pfade nur ja nicht verlassen zu müssen und weiter mit Pestiziden und fossil erzeugten Düngern Geschäfte treiben zu können. Da fordert der Chef des Schweizer Agrarkonzerns Syngenta, übrigens die Tochtergesellschaft eines chinesischen Mega-Unternehmens, tatsächlich die Abkehr vom Biolandbau. Er trage, so Erik Fyrwald, nicht nur zur Klimakrise bei, sondern auch zum Hunger auf der Welt.

Fyrwald, ein Donald Trump der industriellen Landwirtschaft, wurde mit seinen Schwurbeleien in jeder Menge deutschsprachiger Medien zitiert. Und damit ist der Schaden schon angerichtet.

Zur Erinnerung: Der Biolandbau verursacht halb so viele Klima- und Ökoschäden wie die industrielle Landwirtschaft. Er baut Humus auf, statt ihn zu vernichten. Und er muss keine Erdölprodukte ins Feld gießen, um Erträge zu erwirtschaften, die zugegebenermaßen um rund ein Fünftel geringer sind als jene aus dem chemischen Landbau. Aber selbst mit ausschließlich biologischer Landwirtschaft ließe sich die ganze Welt ernähren – wenn wir denn unseren Fleischkonsum deutlich reduzieren.

Ihr erboster

Franz Zeller

Überschreitung der 1,5-Grad-Schwelle bis 2026 möglich – news.ORF.at

2 Millionen Hektar Brachflächen für Agrarproduktion

Kritik an Freigabe

Als Reaktion auf die Getreidekrise durch den Ukraine-Krieg werden europaweit rund 2 Millionen Hektar Brachland für die landwirtschaftliche Nutzung freigegeben. Österreich hat bereits 9.000 Hektar umgewidmet. Umweltexperten kritisieren, dass damit wichtige Lebensräume beschädigt werden. Brachflächen sind Rückzugsorte für die unterschiedlichsten Tier- und Pflanzenarten. Das Rebhuhn braucht die nicht-bewirtschafteten Areale genauso wie Insekten, die dort Schutz finden vor den Pestiziden der industriellen Landwirtschaft.

Artenvielfalt: Kritik an Freigabe von Brachflächen – science.ORF.at

Rekordverdächtige Baumblüte

Mastjahr

Bei Bäumen kommt es in immer kürzeren Abständen zu sogenannten „Mastjahren“ – das sind Jahre mit besonders ausgeprägten Blütenmengen. Üblicherweise blühen etwa Apfelbäume alle zwei Jahre besonders stark, Eichen alle 6-12 Jahre und Nadelbäume im 7-Jahresabstand. 2022 wird ein besonders starkes Mastjahr werden, so der Naturschutzbund in einer Aussendung.

Rekordverdächtiges Baumblühen erwartet – noe.ORF.at

Temperatur der Woche

Texas

Nicht nur Indien und Pakistan kämpfen mit einer einzigartigen Hitzewelle. Auch den Texanern wird derzeit mächtig heiß. Am Samstag wurden in Texas fast 45 Grad Celsius gemessen. Auch Colorado und New Mexiko sind von der Rekordhitze betroffen.

https://www.washingtonpost.com/weather/2022/05/08/texas-record-heat-midwest/

Kurz gemeldet

30 Grad werden heutzutage um durchschnittlich zehn Tage früher erreicht als noch vor ein paar Jahrzehnten. Das zeigt eine Auswertung der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik ZAMG.

https://www.zamg.ac.at/cms/de/klima/news/erster-201e30er201c-immer-frueher-1

Seit dem Jahr 2000 sind Zahl und Dauern von Dürren global um rund 29 Prozent gestiegen, so die UNO in einem Bericht.

UNO-Bericht: Fast ein Drittel mehr Dürren seit 2000 – science.ORF.at

Zeigt man Menschen auf der Speisekarte, wie klimafreundlich das jeweilige Gericht ist, essen sie auch umweltverträglicher. Das hat eine Studie der Universität Würzburg nachgewiesen.

Weniger CO2 durch klimafreundliche Speisekarten – science.ORF.at

Streitfall Klimaschutz

Hörtipp

Um die steigenden CO2-Konzentrationen in der Atmosphäre in den Griff zu kriegen, ist immer wieder vom Konzept der „Negativemissionen“ die Rede. Der Weg dorthin ist jedoch umstritten – das industrielle Entziehen aus der Luft wird ebenso angedacht wie natürliche Emissionssenken, etwa durch extensive Bepflanzungen. Dazu und über die Frage, ob Politik oder Individuen für den Klimaschutz verantwortlich sind und wie sozial gerechter Klimaschutz aussieht, spricht Juliane Nagiller mit den beiden Klimaforschern und IPCC-Autoren Keywan Riahi und Arnulf Grübler in den DIMENSIONEN.DISKUSSIONEN.

Streitfall Klimaschutz | DO | 12 05 2022 | 19:05 – oe1.ORF.at