Einige Tage lang wirkte die COP15 in Kanada so belanglos wie ein 30jähriges Matura-Treffen. Am Montag dieser Woche einigten sich die 196 Staaten in Montreal dann doch auf eine Abschlusserklärung. Bis 2030 sollen mindestens 30% der Land- und Meeresflächen unter Schutz gestellt werden. Bislang sind es nur 17 Prozent des Landes und sieben Prozent der Meere.
Zu den 23 im Abschlussdokument vereinbarten Zielen zählt auch, umweltschädliche Subventionen jährlich um 500 Milliarden Dollar zu verringern und das Geld teilweise in Naturschutz zu stecken. Auch die Einführungsrate invasiver Arten sowie das Gesamtrisiko durch Pestizide und gefährliche Chemikalien sollen halbiert werden, wie das Science Media Center schreibt.
Die Montreal-Vereinbarung löst die Aichi-Ziele von 2010 ab. Von den damals in Nagoya vereinbarten 20 Biodiversitäts-Zielen wurde bis heute kein einziges vollständig erfüllt.
Der Wiener Ökologe Franz Essl bewertete die COP15 „vorsichtig positiv“. Bei der Umsetzung der Ziele werden aber vor allem die Länder des globalen Südens Hilfe – und das heißt auch finanzielle Unterstützung – brauchen. Denn gerade in diesen Ländern ist ein Großteil der Biodiversität konzentriert, so Essl. 20 Milliarden Dollar sollen die betroffenen Länder bis 2025 von den Industriestaaten jährlich erhalten. Die Summe liegt deutlich unter den Forderungen der Empfängerstaaten.
Umweltschutzorganisationen beurteilten die Ergebnisse von Montreal sehr unterschiedlich. Greenpeace nannte das Abschlussdokument einen „faulen Kompromiss“. Der WWF bezeichnete die Abschlusserklärung als „lückenhaftes, aber in wesentlichen Punkten brauchbares Abkommen.“ Der Erfolg stehe und falle „mit dem politischen Willen, dieses Abkommen lückenlos umzusetzen sowie die nötige Finanzierung sicherzustellen“, so der WWF. Denn Sanktionsmechanismen für die Nicht-Umsetzung gibt es keine.
Österreich hat gerade erst seine nationale Biodiversitätsstrategie beschlossen. Dazu gehört etwa, 35 Prozent der Landwirtschaft bis 2030 biologisch zu betreiben und die Rote Liste der gefährdeten Arten um ein Drittel zu reduzieren. Auch das Montreal-Ziel, 30 Prozent der Landfläche unter Schutz zu stellen, ist darin enthalten.
Wie der Weltklimarat IPCC bereits mehrmals in seinen Berichten betont hat, sind Klima- und Artenschutz eng aneinander gebunden. Eine intakte Natur schützt uns auch vor einigen unangenehmen Folgen der Erderhitzung.
Allein die Renaturierung und der Schutz von Wäldern, Mooren oder Mangroven an den Küsten könnten ein Drittel der Treibhausgasreduktion bringen, die wir brauchen, um die Erderwärmung auf zumindest zwei Grad zu begrenzen.
Zumindest eines scheint nicht umstritten: dass wir von einem ökologisch möglichst intakten Planeten alle profitieren.
In diesem Sinne verabschiede ich mich für heuer und wünsche Ihnen mit diesem Newsletter, dem bereits 69.ten, eine schöne Weihnachtszeit und alles Gute für 2023.
https://orf.at/stories/3298302/
https://science.orf.at/stories/3216671/
Österreich investiert Milliarden klimaschädlich
WIFO-Bericht
4 bis 5,7 Milliarden Euro pro Jahr gibt Österreich für klimaschädliche Förderungen aus. Das hat das Wirtschaftsforschungsinstitut WIFO für die Regierung erhoben. Der allergrößte Teil, rund 61 Prozent, fließt in den Verkehr. Dazu gehören etwa das Dieselprivileg oder die Pendlerpauschale bis hin zu Steuerbefreiungen für Mietwagen oder Taxis.
38 Prozent oder 1,6 Milliarden gehen in Steuerbefreiungen von fossilen Energieträgern für Energieerzeuger, mit rund 28 Millionen werden klimaschädliche Aktivitäten in der Landwirtschaft gefördert.
Schon 2016 lag die Summe bei 4,7 Milliarden Euro, seitdem habe sich wenig geändert, so Kritiker der klima-kontrapoduktiven Förderungen.
https://orf.at/stories/3298566/
Erderhitzung verändert See-Eis
Warme Winter
Auch wenn wir im Dezember Temperaturen unter Null hatten: Die relativ hohen Temperaturen lassen ein anderes Eis entstehen als starke Kälte. Friert ein See bei extremen Minusgraden, entsteht schwarzes Eis. Es ist spiegelglatt, durchsichtig und sehr stabil. Bei höheren Temperaturen gefriert das Wasser zu weißem Eis. Es ist matt und brüchiger. So soll schwarzes Eis zehnmal tragfähiger sein als weißes.
Forscher:innen der schwedischen Universität Uppsala haben im Winter 2021 auf 31 Seen in verschiedenen Ländern das Eis analysiert und festgestellt, dass sich immer mehr weißes Eis bildet. So starben im Februar 2021 zehn Menschen, weil sie auf schwedischen Seen einbrachen – so viel wie nie zuvor.
Am niederösterreichischen Lunzer See gab es zwischen 1905 und 1915 durchschnittlich 100 Eistage pro Winter, in den letzten zehn Jahren waren es im Schnitt nur mehr 35 Eistage.
https://science.orf.at/stories/3216550/
Tipp
Zu Weihnachten fallen zehn Prozent mehr Abfall an als während des Jahres. Das hat die Wiener MA48 im Jahr 2019 erhoben. Nicht nur die Papier- und Kartonabfälle werden mehr, auch die Lebensmittelabfälle steigen während der Feiertage dramatisch an. Wie man sie vermeiden oder reduzieren kann, dazu hat die Wiener BOKU Tipps zusammengestellt.
Tschechien in der Mobilitäts-Revolution
Hörtipp
Tschechien gehört mit der Slowakei zu den größten Autoherstellern Europas, gemessen an der Einwohnerzahl. Davon zeugen nicht nur die vielen Autozüge, die täglich über die Westbahnstrecke Richtung Deutschland rollen. Tschechien konzentriert sich nach wie vor auf die Herstellung von Verbrennungsmotoren und droht damit den Anschluss an die Elektromobilität zu verlieren. Es gibt zwar erste Anzeichen für eine Änderung dieser Produktions-Philosophie, die Hürden dazu scheinen aber auch von politischer Seite nicht unerheblich, wie das JOURNAL PANORAMA diese Woche dokumentiert.