Schlagwort: Insekten

Es könnte teuer werden!

Die Erderwärmung ist nicht nur ein physikalisches Geschehen. Sie verändert auch unser Zusammenleben, unsere Landwirtschaft, unsere Natur – und unsere Brieftasche. Wie sehr die steigenden Temperaturen den kollektiven Kontostand unserer Gesellschaft treffen werden, zeigt die neueste Studie des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung PIK. Demnach schrumpfen die Einkommen in den nächsten 25 Jahren weltweit um 19 Prozent, verglichen mit einer Welt ohne Klimaerwärmung. Für Österreich prognostiziert das Wissenschafterteam einen Einkommensverlust von 12 Prozent. Dabei hat das PIK für unser Land auch ein Ost-Westgefälle identifiziert: Das Burgenland und Wien verlieren mit rund 16 Prozent mehr als etwa Tirol mit 8 Prozent.

Laut PIK liegt das daran, dass sich die flacheren Regionen im Osten Österreichs stärker erwärmen bzw. schon erwärmt haben. Weiter steigende Temperaturen wirken sich überproportional stark auf Ernteerträge und die Arbeitsproduktivität aus. Dazu kommen noch direkte Kosten für Klimaschäden wie Dürren oder Überschwemmungen.

Diese Verluste sind im Übrigen durch die Trägheit der Klimaentwicklung kaum mehr vermeidbar. Umso nötiger ist es, die Emissionen so einzudämmen, dass sie zumindest in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts nicht mehr steigen. Ansonsten könnten wir bis zu 60% unseres Einkommens verlieren, wie das PIK meint.

Spannend ist allerdings ein anderer Schluss aus den Berechnungen der Potsdamer: Die Kosten für die Reduktion der Treibhausgase betragen nur ein Sechstel der Kosten für die Schäden (das sind global 35 Billionen Euro)! „Es kostet uns viel weniger, das Klima zu schützen, als dies nicht zu tun“, so Studienleiterin Leonie Wenz.

Dies führt auch die irreführende Verzichtsdebatte ad absurdum, mit der Teile der Industrie oder Agrarlobbyisten warnen, dass Klimaschutz an einen Verlust von Wohlstand gebunden sei, weil wir unsere Gewohnheiten ändern müssen. Das Gegenteil ist der Fall. Eine nachhaltigere Ernährung oder nachhaltigere Fortbewegung wird im Gegenteil unseren Wohlstand sichern, abgesehen davon, dass wir damit gesünder leben und sicherer und bequemer unterwegs sind, um nur zwei Beispiele zu nennen, wie wir von einer Änderung unseres Lebensstils profitieren können.

Der Klimawandel wird Arm und Reich treffen – aber Erstere weitaus mehr. Das zeigt sich auch daran, dass die Einkommensverluste für die Südhalbkugel auf 30% geschätzt werden.

https://science.orf.at/stories/3224629

Frühe Blüte wird normal

Kulturpflanzen

Die Marille in der Wachau hat heuer zwei bis drei Wochen früher geblüht als üblich. Auch Raps oder Birne waren sehr früh dran mit der Blüte. Das ist allerdings nicht mehr ungewöhnlich. Aufgrund der steigenden Temperaturen verschiebt sich die Blütezeit schon seit Jahren nach vorne – mit Problemen für die Landwirtschaft. Einerseits können Spätfröste großen Schaden anrichten, andererseits entwickeln sich dadurch auch Schädlinge wie Rüben- und Rapsstängelrüssler schneller.

Dafür wird nun die Pflanzung neuer Kulturpflanzen möglich, etwa Honigmelonen in Schladming.

Kulturpflanzen: Frühe Blüte als neue Normalität – news.ORF.at

Klimaklage erfolgreich

EGMR verurteilt die Schweiz

Klimaschutz ist ein Menschenrecht. Das hat der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) nun bestätigt. Dem war eine Klage von Schweizer Seniorinnen und Senioren vorangegangen, wonach die Schweiz nicht genug gegen den Klimawandel unternehme. Viele betrachten das Urteil als historisch und sehen darin einen möglichen Wendepunkt im Kampf gegen die Erderwärmung, da es Regierungen zu einer ehrgeizigeren Klimapolitik zwingen könnte.

Klimaklagen: EGMR verurteilt Schweiz – news.ORF.at

https://religion.orf.at/stories/3224627

Manifest für Insekten

Kein Mensch ohne die Sechsbeiner

Ein „Manifest für Insekten“ hat die Biologin Dominique Zimmermann vom Naturhistorischen Museum in Wien mit dem Künstler Edgar Honetschläger verfasst. „Ohne Insekten gibt es keine Menschen“, so Zimmermann in ihrem Buch „Insektengeflüster“.

Wissenschaftlich beschrieben sind rund eine Million Insektenarten, Schätzungen gehen aber von fünf bis sieben Millionen Arten weltweit aus.

Speziell an Land würden die Insekten nicht nur hinsichtlich ihrer Artenzahl, sondern auch durch ihre Biomasse alle anderen tierischen Organismen übertreffen. Allein die Termiten zusammen wiegen so viel wie die Menschen. Insekten würden „unser System ’schmeißen‘. Sie sind nicht unsere ‚Mitbewohner‘, sie sind die Mehrheit“, so Zimmermann.

(Quelle: APA – Austria Presse Agentur)

Kurz gemeldet

Für eine Rückkehr der Wälder in die Städte plädiert Viktor Bruckmann von der ÖAW. Ein Baum spende nicht nur Schatten, sondern verdunste auch Wasser, was wiederum die Umgebungstemperatur senkt. Auch die Biodiversität profitiert von einem Wald in der Stadt.

EGU24: Wälder auch für Städte wichtig – science.ORF.at

Am 7. April hat Österreich alle natürlichen Ressourcen verbraucht, die die Erde innerhalb eines Jahres auf der Fläche unseres Landes erneuern kann. Verantwortlich für den hohen Ressourcenverbrauch sind in Österreich vor allem Bauindustrie und Verkehrsbereich.

Österreich: Natürliche Ressourcen der Erde verbraucht – science.ORF.at

Hitzewellen könnten in Europa zukünftig noch viel extremer, länger und intensiver ausfallen, als bisher vermutet. Das sagen ForscherInnen auf der derzeit in Wien stattfindenden Konferenz der European Geoscience Union.

Klimaerwärmung: Europa drohen extreme Hitzewellen – science.ORF.at

Zahl der Woche

Durch Waldbrände wurden 2023 in der EU 20 Millionen Tonnen CO2 emittiert. Das entspricht einem Drittel der Treibhausgasemissionen durch Europas Flugverkehr.

(Quelle: JRC – Joint Research Center der EU)

Tipp

Planet Matters-Frühlingsputz

Vor zwei Jahren hat der 23jährige Felix Krainer Planet Matters ins Leben gerufen –  eine Social-Media-Initiative zur kollektiven Müllsammelaktion. Zusammen mit seiner TikTok-Community, die nach eigenen Angaben über 3 Millionen Mitglieder zählt, reinigt er öffentliche Plätze, Strände, Gewässer und Grünflächen von Plastik und anderen Abfällen und postet davon unterhaltsame Kurzvideos. Bis 30. April tourt Planet Matters nun durch Österreich, um mit Hilfe von Freiwilligen achtlos weggeworfenen Müll zu sammeln.  

Hörtipps

Was werden wir morgen essen?

Während die einen auf Fleisch aus dem Labor hoffen oder sich vegan ernähren, betrachten andere Schweinefleisch um 5 Euro pro Kilo als Menschenrecht. Letzteres ist für die Erdernährung Gift. Denn die Fleischproduktion verschlingt insgesamt viel Ackerfläche und ist energetisch nicht sehr effektiv, deshalb auch ressourcenintensiv. Aber Ernährung hat auch viel mit Gewohnheit und Emotion zu tun. Das JOURNAL PANORAMA erkundet, wohin sich unsere Ernährung vor allem unter dem Eindruck der Klimakrise entwickeln könnte.

https://oe1.orf.at/player/20240417/755950

Nachhaltig reisen

Klimaschonend, sozialverträglich und naturfreundlich zu reisen, ist nicht aufwändig, wenn man ein paar Grundregeln beachtet. Die Touristikerin Anna Kodek, die auch einen Newsletter und Blog für nachhaltigen Tourismus schreibt, empfiehlt in NACHHALTIG LEBEN zum Beispiel, „langsamer, länger und näher zu verreisen.“ Und wenn es eine Fernreise wird, sollte man sie als Kostbarkeit betrachten.

https://oe1.orf.at/player/20240412/755704

Elektroschrott

Newsletter #105

5.4.2024

Unsere Welt steht unter Strom. Das merkt man auch an der Zunahme des Elektroschrotts.

Zwischen 2010 und 2022 hat sich die Menge des jährlich anfallenden Elektroabfalls verdoppelt, von 34 auf 62 Milliarden Kilogramm. Das zeigt der Global E-Waste Monitor, den die UN-Organisationen ITU und UNITAR vor kurzem veröffentlicht haben. Die Gründe für die starke Zunahme sehen die Autorinnen und Autoren unter anderem im technologischen Fortschritt, dem gestiegenen Konsum, den kurzen Lebenszyklen der Geräte und den eingeschränkten Möglichkeiten, kaputte Elektrogeräte zu reparieren.

Aus Europa gibt es eine gute und eine schlechte Nachricht: Unser Kontinent verursacht jährlich pro Kopf die größte Menge Elektroschrott, hat mit 42 Prozent aber auch die höchste Quote beim offiziell gesammelten und recycelten Elektromaterial. Global gesehen wurden im Jahr 2022 gerade einmal knapp 22 Prozent ordnungsgemäß gesammelt und aufgearbeitet.

Probleme macht auch das Design der Geräte, die vielfach nicht zum Reparieren ausgelegt sind. Sie sind verklebt und können so meist nicht geöffnet werden. Würde man sie reparaturfreundlicher verschrauben, wären die Herstellungskosten (minimal) höher.

Je kleiner die Geräte, umso wahrscheinlicher landen sie im Müll. Das geht von Elektrozigaretten bis hin zu Kinderspielzeug, in dem man eine Batterie gar nicht vermuten würde.

Vielfach gelangt der nicht recycelte Elektroschrott aus dem Hausmüll in die Umwelt. 2022 waren das rund 14 Millionen Tonnen. „Das größte Problem weltweit und in allen Ländern ist der Eintrag von Elektroschrott in Siedlungsabfälle, die deponiert oder verbrannt werden“, meint auch Christoph Helbig, Professor für Ökologische Ressourcentechnologie in Bayreuth. Um den Elektroschrott zu reduzieren, plädiert er für eine längere Nutzungsdauer und eine größtmögliche Miniaturisierung der Geräte, weil dadurch auch der Primär-Rohstoffbedarf sinkt.

Magnus Fröhling, Professor für Circular Economy an der TU München, schlägt gegenüber dem Science Media Center vor, Anreize für die Rückgabe von Elektrogeräten zu schaffen, zum Beispiel durch ein Pfandsystem.

Zu glauben, wir könnten mit der zunehmenden Digitalisierung aus der Elektronik aussteigen, ist natürlich illusorisch. Aber wie man sieht, gibt es zumindest Mittel und Wege, verantwortungsvoll damit umzugehen.

Elektroschrott: Recycling kommt Produktion nicht hinterher – science.ORF.at

Klimaerwärmung schadet Immunsystem

Warum steigende Temperaturen krank machen

Erderwärmung, Luftverschmutzung und der Rückgang der Artenvielfalt verstärken Asthma, Allergien und Krebs. Das zeigt eine neue Studie, die in der Zeitschrift „Frontiers in Science“ veröffentlich wurde. Probleme machen vor allem die schnellen Veränderungen in der Umwelt, weil das Immunsystem für Anpassungen Zeit braucht. Deshalb ist es von den rasant steigenden Temperaturen überfordert.

„Der Klimawandel stellt eine existenzielle Bedrohung für die Gesundheit von Menschen, Tieren und für das gesamte Ökosystem dar“, so das Forschungsteam. Klimaschutz, zu dem ebenso die Erhaltung der Artenvielfalt gehört, bedeutet so auch Schutz vor Krankheiten.

https://science.orf.at/stories/3224423

Feldwespen brauchen durch Klimawandel mehr Energie

Steigende Lebenshaltungskosten für Insekten

Wenn die Temperaturen steigen, brauchen Insekten paradoxerweise mehr Energie. Das zeigen Biologinnen und Biologen der Universität Graz am Beispiel von Feldwespen der Gattung Polistes. Im Winter leben die Königinnen von den im Herbst angelegten Reserven. Nehmen aber die Außentemperaturen zu, erhöht sich ihr Stoffwechsel. So erschöpfen sich ihre Energiereserven frühzeitig.

Die Grazer um Erstautor Anton Stabentheiner haben die zunehmenden „Lebenshaltungskosten“ auch quantifiziert. So führte ein Temperaturanstieg von zwei Grad Celsius zu einem um 26 bis 33 Prozent höheren Energiebedarf nur für die Überwinterung. Für den Sommer rechnen die Biologen mit einer Steigerung von 12 bis 24 Prozent.

https://link.springer.com/article/10.1007/s00360-024-01540-w

Invasion tropischer Arten im Mittelmeer

Tiere wandern aus Atlantik und Indopazifik ein

Fast die Hälfte der Mittelmeer-Arten gibt es nur in diesem Meer. Nun wird diese einzigarte Tierwelt aber durch einwandernde Arten bedroht. Sie kommen einerseits aus dem Indopazifik über den Suezkanal in das Mittelmeer, andererseits gelangen sie entlang der nordwestafrikanischen Küste nach Norden, weil sich auch dort das Wasser erwärmt.

Bei einem fast ungebremsten Klimawandel mit 2,6 bis 4,8 Grad Erwärmung würde sich das Mittelmeer bis 2100 überhaupt in ein tropisches Meer verwandeln.

https://science.orf.at/stories/3224367

Kurz gemeldet

Österreichs CO2-Emissionen sind 2023 gegenüber dem Vorjahr um 5,3 Prozent gesunken, wie das Umweltbundesamt kürzlich in einer vorläufigen Prognose bekannt gab. Absolut wäre das der niedrigste Wert seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1990.

https://orf.at//stories/3352883

 Tipps

100 Tage Klima Biennale

Heute, am 5. April, startet in Wien abends die 100tägige Klima Biennale. Topos.orf.at bezeichnet sie als Party für eine bessere Welt, mit Wissenschaft, Aktivismus und Kunst. Da wird etwa eine Lachs-Farm als Soundinstallation hörbar gemacht, andernorts hat ein Bagger Betonstücke aus einer versiegelten Fläche gerissen, damit in den Löchern wieder Sträucher wachsen können. Zum Ausstellungsprogramm kommen Vorträge und Diskussionen mit Wissenschafterinnen und Wissenschaftern aus aller Welt. Ö1 wird die Klima Biennale mit einem eigenen Podcast namens „Wer rettet die Welt“ begleiten.

Die Klima Biennale ist über zahlreiche Orte in ganz Wien verteilt. Die Festivalzentrale befindet sich im Kunst Haus Wien, das Festivalareal an der Adresse Nordwestbahnstraße 16.

https://www.biennale.wien/programm

Preis: Bildung für nachhaltige Entwicklung

Das Bundesministerium für Klimaschutz und das Forum Umweltbildung suchen im Rahmen des UNESCO-Programms „Aktionsrahmen Bildung 2030“ nach Projekten, die sich mit ökologischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Aspekten einer nachhaltigen Entwicklung auseinandersetzen und sich für die 17 Nachhaltigkeitsziele engagieren. Bis 1. Mai 2024 können Interessierte ihre Ideen in den Kategorien „Kooperieren“, „Mobilisieren“ und „Transformieren“ einreichen.

BNE-Auszeichnung – Forum Umweltbildung

Hörtipp

Mit dem Zug durch Europa

Die Bahn gehört zu den komfortabelsten Reisemöglichkeiten, die es für Normalsterbliche gibt: Man wird chauffiert, hat Beinfreiheit, kann jederzeit aufstehen und wird am Platz bedient, anders als in Auto oder Flugzeug. Aber viel mehr als letztgenannte Verkehrsmittel scheitert das Bahnfahren oft an innereuropäischen Grenzen. Ein vierteiliges RADIOKOLLEG zeigt u.a., welche Aufgaben die Eisenbahn noch zu erledigen hat, bis wir bequem quer durch Europa reisen können.

https://oe1.orf.at/programm/20240318#752822/Mit-dem-Zug-durch-Europa-1

Wenn die Emotionen kochen

Wenn Sie in einen frittierten Grashüpfer beißen, dann kracht er ähnlich wie Kartoffelchips – und schmeckt auch nicht viel anders. Neugier brachte mich dazu, Insekten schon vor Jahren in Thailand auf ihre kulinarische Tauglichkeit zu testen. Die Aussicht, dass sie jetzt – nach einer Zulassungswelle diese Woche – in Fertignahrung gemischt werden könnten, regt mich nicht sonderlich auf. Ich esse wenig Fertignahrung. Und Insektenmehl wird mich auch nicht dazu verleiten.

Interessant ist allerdings, wie emotional viele Menschen auf die EU-Zustimmung zu Heimchen und Getreideschimmelkäferlarven als Nahrung reagieren. Nachhaltiger als Rind- oder Schweinefleisch sind sie allemal. Gefüttert müssen allerdings auch sie werden. Was pflanzliche Nahrung noch immer zur besseren Alternative macht. Aber ich verweigere mich hier jedem Fundamentalismus. Und wer möchte, soll ruhig in den Buffalowurm beißen.

Noch weitaus emotionaler ist die Debatte auf einem anderen Feld, das sich vielleicht noch einfacher objektivieren ließe – bei der Frage niedrigerer Tempolimits, um den CO2-Ausstoß des Verkehrs zu reduzieren. Im Vergleich zu Zeiten vor der Pandemie sind die Emissionen zwar leicht gesunken, zuletzt nehmen sie aber wieder zu. Vor allem liegen sie noch immer um 50 Prozent über dem Niveau von 1990.

Wie eine deutsche Studie zeigt, liegt das Einsparungspotential durch eine Reduzierung des Tempos auf Straßen deutlich höher als bisher angenommen. Demnach könnte Österreich bei einer Senkung der Höchstgeschwindigkeit von 100 auf 80 km/ h im Freiland und von 130 auf 100 km/h auf Autobahnen 830.000 Tonnen CO2 jährlich einsparen. In Deutschland würde man allein mit der Einführung einer Höchstgeschwindigkeit von 130 km/ h auf Autobahnen 6,7 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent einsparen. Hier wie dort gehen ob dieser Ideen die emotionalen Wogen hoch.

Ich bin kein sonderlich begeisterter Autofahrer. Wenn ich mich in den Wagen setzen muss, ist es meist ein notwendiges Übel. Will ich wirklich schnell fahren, nehme ich den Railjet. Mit bis zu 230 km/ h komme ich definitiv schneller an viele Ziele als mit dem Auto. Und steuert man Ziele an, die mit dem öffentlichen Verkehr – das ist noch immer die umweltfreundlichste Alternative, trotz E-Mobilität – nicht gut zu erreichen sind, spricht ja auch nichts gegen entspanntes Autofahren.

Österreichs Emissionen stiegen „erwartungsgemäß“

Bilanz 2021

Im Jahr 2021 emittierte Österreich um 3,6 Millionen Tonnen CO2 mehr als im Jahr zuvor, insgesamt 77,5 Millionen Tonnen. Damit hat sich auch der Pandemieeffekt verflüchtigt. Prognosen zufolge gibt es dennoch Grund zu Optimismus: Für 2022 geht das Umweltbundesamt von einem deutlichen Emissions-Rückgang von fünf Prozent gegenüber 2021 aus.

https://orf.at/stories/3302361/

Schlimme Folgen des Meeresspiegelanstiegs kommen früher als erwartet

Neue Satellitendaten

Bis vor kurzem dachte man, das erst ein mehrere Meter hoher Anstieg des Meeres grobe Probleme für die weltweiten Küstenzonen verursacht. Wie eine niederländische Studie nun zeigt, wird bereits bei einer Erhöhung des Meeresspiegels um zwei Meter mehr als doppelt so viel Landfläche überflutet wie bisher gedacht.

Grund für diese Änderung in den Modellen sind neue, genauere Satellitendaten. Sie zeigen, dass viele Küstenregionen tiefer liegen als angenommen. Demnach würde beispielsweise Bangkok mit seinen zehn Millionen Einwohner:innen entgegen früheren Annahmen bei einem Meeresspiegelanstieg von zwei Metern zum Großteil im Wasser versinken. Insgesamt wird bei diesem Szenario der Lebensraum von 240 Millionen Menschen weltweit überflutet.

Aktive CO2-Entnahme aus Atmosphäre notwendig

Mehr Kohlenstoff-Abscheidung und -Speicherung

Aufforstung ist bisher das häufigste Mittel, um CO2 wieder aus der Luft zu entfernen. Diese konventionelle Methode der Kohlendioxidreduktion wird aber zum Erreichen des 1,5 Grad -Ziels nicht reichen, so ein neuer Bericht von Klimaforscher:innen. Dazu brauche es auch industrielle Methoden der Kohlenstoff-Entnahme und -Speicherung. Laut Analyse müssten wir, abgesehen von einer drastischen Emissions-Reduktion, allein bis 2030 30mal so viel CO2 entnehmen wie bisher.

https://science.orf.at/stories/3217193/

Jugend-Delegierte für COP28 und COP29 gesucht

Die CliMates Austria suchen zwei neue Jugend-Delegierte zwischen 18 und 26 für die nächsten zwei UN-Klimakonferenzen. Wer für nationale und internationale Klimapolitik brennt, kann sich hier bis zum 9. Februar 2023 bewerben. Als Jugenddelegierte:r nimmst du gemeinsam mit der österreichischen Delegation an der COP28 in den Vereinigten Arabischen Emiraten im Dezember 2023, und an der COP29 im November 2024 in Tschechien teil. Ziel ist, vor Ort die Stimme der Jugend zu vertreten und die Geschehnisse kritisch zu verfolgen, wie climatesaustria.org schreibt. Das Programm ist zweijährig (!) und wird vom Klimaministerium vollständig finanziert. Gutes Basiswissen bei Klimaschutz und/oder Klimapolitik ist erwünscht

Instagram: https://bit.ly/3IW1s3J

Twitter: https://bit.ly/3XnatHi

LinkedIn: https://bit.ly/3CVxFEa

Kurz gemeldet

Europa leidet schon seit 2018 unter einer anhaltenden Dürre. Dies belegen Satellitendaten, die von der TU Graz ausgewertet wurden. Trotz Überflutungen und anderer Extremwetterereignisse ist der Grundwasserspiegel europaweit seit 5 Jahren problematisch niedrig.

https://www.tugraz.at/tu-graz/services/news-stories/tu-graz-news/einzelansicht/article/satellitendaten-belegen-anhaltend-schwere-duerre-in-europa

Die Klimaerwärmung verändert auch die Insektenwelt. Wie eine österreichische Studie zeigt, ist ein Viertel aller Arten in den letzten 30 Jahren durch neue Arten ersetzt worden. Entgegen früheren Untersuchungen schrumpfte aber die Gesamtanzahl von Insektenpopulationen NICHT.

https://science.orf.at/stories/3217147/

Staub aus Wüstenstürmen und trockenen Landschaften könnte in den letzten Jahren die Erderwärmung gedämpft haben. Das legt einen Analyse von Forscher:innen aus den USA und Europa nahe. Demnach befinden sich 26 Millionen Tonnen Staub in der Atmosphäre, die zum Teil zu einer Beschattung des Planeten führen.

https://orf.at/stories/3301809/

Klimakiller Reichtum

Hörtipp

Stünde allen Menschen auf dem Planeten das gleiche CO2-Budget zur Verfügung, könnte die ärmere Hälfte Chinas ihren Ausstoß sogar noch erhöhen, während ihn jene in den USA drastisch senken müsste. Umweltverschmutzung und klimaschädigendes Verhalten steigen mit dem Reichtum. Die DIMENSIONEN analysieren die sozial ungleiche Lastverteilung in der Klimakrise und diskutieren auch Vorschläge wie eine progressive Besteuerung klimaschädlicher Emissionen.

Klimakiller Reichtum, nachhören im Ö1-Dossier „Nachhaltig Leben“

CO2-Steuer als Teuerungsbremse

Diese Woche war klimapolitisch so wechselhaft wie das Wetter. Dass die CO2-Steuer in Österreich nicht so kommt, wie geplant, scheint mittlerweile fix. Statt im Juli wird sie wohl erst im Oktober eingeführt. Die Bepreisung mit 30 Euro pro Tonne Kohlendioxid haben Umweltschutzorganisationen ohnehin wiederholt als zu niedrig kritisiert, weil dies keinen Steuerungseffekt habe.

Auf den ersten Blick wirkt die Verschiebung sozial, um die jüngsten Teuerungen bei fossilen Energieträgern abzufedern. Auf den zweiten Blick könnte der neue Termin aber auch eine wenig durchdachte, populistische Panikreaktion sein. Das legt zumindest eine Studie der deutschen Mercator-Stiftung nahe, die im Mai erschienen ist. Der Bericht empfiehlt, auch angesichts der Energiekrise an der CO2-Steuer festzuhalten, sie jedoch als Umverteilungsinstrument zu nutzen. Wichtig sei die Rückerstattung der Einnahmen. „Das Festhalten am Fahrplan für die CO2-Bepreisung … ist mit Blick auf den Wohlstand die richtige Strategie – sofern der Staat die entsprechenden Einnahmen weitgehend durch Steuersenkungen oder Transfers an die privaten Haushalte zurück verteilt“, so das „Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change“.

Die Energiekrise trifft die Geringverdiener am meisten. Das sind aber gleichzeitig jene, die auch am klimafreundlichsten leben – eine Gleichung, auf die ich in diesem Newsletter schon mehrfach hingewiesen habe. Nutzt man die Einnahmen aus der CO2-Steuer, um finanziell Schwächere zu unterstützen, hält man die finanzielle Belastung durch die verteuerten Energieträger real ebenfalls niedrig und belohnt Klimaschutz. Ein Wegfall der Kohlendioxid-Bepreisung führt nur zu niedrigeren Energiekosten ohne Lenkungseffekt.

Ruppig ist das Klima derzeit auch in Brüssel. Das EU-Parlament hat eine Reform des Emissionshandelssystems abgelehnt. Um die Klimaziele 2030 (-55% CO2-Ausstoß im Vergleich zu 1990) zu erreichen, war geplant, auch die Treibhausgase aus dem Verkehr und dem Gebäudebereich, zusätzlich zum bestehenden Emissionshandelssystem für die Großindustrie, mit einem Preis zu belegen. Darüber hinaus sollten Importe von Zement und Stahl aus wenig klimafreundlicher Erzeugung über einen CO2-Zoll verteuert werden.

Der Großteil der Abgeordneten stimmte schlussendlich gegen das schon vermeintlich akkordierte Paket, weil es durch zu klimafeindliche Abänderungsanträge kurz vor der Abstimmung verwässert worden wäre. Nun liegt es wieder im Umweltausschuss des EU-Parlaments.

Aber zwischen Bremsen und Vertagen gibt es auch Positives zu berichten. Ab 2035 dürfen in der EU keine Neuwagen mit Verbrennungsmotor mehr verkauft werden, so zumindest ein Beschluss des EU-Parlaments, der noch mit den Staaten abgestimmt werden muss. Und Österreich wird nächste Woche voraussichtlich ein Verbot für Gasheizungen in Neubauten verabschieden sowie einen Fahrplan für den Ausbau alter Ölheizungen.

Entlastungspaket: Verschiebung von CO2-Steuer wohl fix – news.ORF.at

Warum der CO2-Preis trotz Energiekrise steigen sollte – Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) (mcc-berlin.net)

Rückschlag für EU-Klimapaket: Abstimmungen im EU-Parlament gescheitert – news.ORF.at

Steigende Temperaturen trotz Emissionsstopp

Was wäre wenn – Klimaszenario

Mit welcher Verzögerung sich der Planet abkühlen würde, selbst wenn schlagartig alle Treibhausgas-Emissionen zum Erliegen kommen: das haben Wissenschafter:innen um Michelle Dvorak von der University of Washington simuliert. In Nature Climate Change berichten sie, dass die Temperaturen zuerst noch ansteigen und erst nach einigen Jahren sinken. Das liegt paradoxerweise zum Teil an der kurzzeitig kühlenden Wirkung von Aerosolen aus der fossilen Verbrennung, diese mildern zumindest vorübergehend die Wirkung der Emissionen. Wichtiger ist allerdings die langfristige Wirkung der Treibhausgase: CO2 bleibt sehr lange in der Atmosphäre, Methan wird immerhin innerhalb von rund 10 Jahren wieder abgebaut.

Und so kommt die Studie zum Schluss, dass selbst bei einer (unwahrscheinlichen) Reduzierung der Emissionen auf null im Jahre 2029 die 1,5 Grad-Grenze mit 66prozentiger Wahrscheinlichkeit überschritten wird, selbst wenn die Temperaturen später wieder sinken.

Zunächst schnellere Erwärmung nach Emissionsstopp – science.ORF.at

Alpen ergrünen

Klimawandel

Sogar vom Weltall aus ist sichtbar, dass die Alpen immer grüner werden. Das zeigt ein Vergleich von Satellitenbildern aus den Jahren 1984 bis 2021. Demnach erscheinen 80% der alpinen Fläche heute grüner als noch vor 40 Jahren. „Grünere Berge reflektieren weniger Sonnenlicht und führen daher zu einer weiteren Erwärmung – und damit zu einer weiteren Schrumpfung der reflektierenden Schneedecke“, so die Studienautorin Sabine Rumpf von der Universität Basel.

Ergrünen der Alpen vom All aus sichtbar – science.ORF.at

Kurz gemeldet

Das Mikroplastik hat auch die Antarktis erreicht. In jeder einzelnen Probe haben Wissenschafter:innen kleine Plastikbestandteile im antarktischen Schnee nachgewiesen, vor allem PET und noch 12 weitere Polymere.

Umwelt: Mikroplastik im Schnee der Antarktis nachgewiesen – science.ORF.at

Libellen sind Profiteure der Erderwärmung. Der Bestand von Schmetterlingen und Heuschrecken nimmt in Summe hingegen ab, wie eine Analyse von 200 Insektenarten zeigt.

Manche Insekten profitieren von Erderwärmung – science.ORF.at

Reparatur der Zukunft

Tipp

Noch bis zum 20. Juni sucht die Ö1-Initiative „Reparatur der Zukunft“ nach Ideen für Klimainnovationen. Das kann ein nachhaltiger Salz-Vitalofen ebenso sein wie eine Secondhand-Kleidertausch-App oder ein Klimadashboard, das permanent dokumentiert, wo Österreich bei der Bewältigung der Klimakrise steht. Einreichungen in Form kurzer Videoclips sind in Deutsch und Englisch möglich. Eine Jury wird die originellsten Projekte auszeichnen. Interessante Ideen gehen auch im RADIOKOLLEG auf Sendung.

https://oe1.orf.at/zukunft

Grüne Haut gegen Hitzesommer in der Stadt

Hörtipp

24mal stieg die Temperatur in Wien oder Graz im vergangenen Sommer über 30 Grad. Städte sind besonders anfällig für Hitzetage, weil Asphalt und Beton die hohen Temperaturen besonders gut speichern und dann auch nachts abgeben. Ein Mittel gegen die Erhitzung der Stadt sind begrünte Dächer. Sie sind gleichzeitig Hitzeschild, Dämmung und Luftfilter, bringen aber auch Natur zurück in die Häuserfluchten. MOMENT-NACHHALTIG LEBEN zeigt in einer Reportage, wie grüne Wände und Dachbegrünungen das Mikroklima in der Stadt beeinflussen.

https://oe1.orf.at/nachhaltigleben/oekologie

Vorzeichen eines Infarkts

„47 Prozent der natürlichen Ökosysteme sind durch die menschliche Nutzung stark geschädigt oder in einem schlechten Zustand.“ Das sagt Kirsten Thonicke vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung. Und Klimaschutz und Gesundheit der Ökosysteme gehen Hand in Hand, wie auch der jüngste IPCC-Report betont hat.

Alarmierende Daten kamen zuletzt aus dem Amazonas-Regenwald. In manchen Teilen setzt er bereits mehr Kohlendioxid frei als er aufnimmt, verliert also zunehmend seine Funktion als CO2-Senke. So sollen bereits 20% des Amazonas-Regenwaldes abgeholzt worden sein. Bereits dieser Verlust führt zu Dürren im Regenwald, wie der Innsbrucker Ökologe Michael Bahn diese Woche in der Sendung PUNKT EINS betont hat.

Der Regenwald hat die Fähigkeit, sich selbst mit Wasser zu versorgen. Die Feuchtigkeit, die vom Atlantik hereinkommt, wird laut Bahn mehrmals verdunstet und so auch in entlegene Gebiete transportiert. Funktioniert dieser Transport durch die Schädigung des Regenwaldes etwa aufgrund von Brandrodungen und Abholzung nicht mehr, verwandeln sich sensible Regionen in Savannen. Als erstes wird es Gebiete im südlichen und östlichen Teil des Amazonas-Regenwaldes treffen, so der Ökologe.

Thonicke wie Bahn sind sich einig, dass der Kipppunkt des Amazonas-Regenwaldes bedrohlich näher rückt und sich deutliche Zeichen eines ökologischen Zusammenbruchs zeigen. Folgt man dem Vergleich, wonach dieser Regenwald mit einer Fläche doppelt so groß wie Indien die grüne Lunge des Planeten ist, dann steht der Globus vor einem Lungeninfarkt. Die in Glasgow verabschiedete Absichtserklärung der Staatengemeinschaft, die Entwaldung bis 2030 global zu stoppen, könnte schon zu spät kommen.

Der Beginn des Newsletters führt sie allerdings in den Mikrokosmos.

Vielleicht kennen Sie mein Faible für Insekten schon. Die Sechsbeiner taugen selten einmal als „Flaggentiere“ für Kampagnen von Umwelt-NGOs und laufen meist unter unserer Wahrnehmungsschwelle durch. Und wenn nicht, rücken wir ihnen fatalerweise mit einer Fliegenklatsche zu Leibe oder zertrampeln sie respektlos. Dabei stehen Insekten an der Basis unserer Ökosysteme und sind bei genauem Hinsehen mindestens so spannend wie der Sibirische Tiger. Wie es ihnen weltweit an den Kragen geht, erfahren Sie im ersten Beitrag dieses Newsletters.

Ihr

Franz Zeller

https://science.orf.at/stories/3210530/

Industrielle Landwirtschaft und Erderwärmung sind mörderisch für Insekten

Artensterben

In Kombination sind Erderwärmung und industrielle Landwirtschaft besonders tödlich für Insekten. Von 1992 bis 2012 haben sich ihre Bestände auf den intensiv agrarisch genutzten Flächen halbiert. Auch die Artenvielfalt ist dort um rund 30 Prozent zurückgegangen. Das zeigt eine jüngst in Nature veröffentlichte Studie, die Daten von 6.000 Lebensräumen weltweit gesammelt hat. Auf naturnahen Flächen sanken die Insektenpopulationen im Vergleich nur um rund 7 Prozent.

Insektensterben: Fatale Kombi aus Erderwärmung und Landwirtschaft – science.ORF.at

Geoengineering verlagert Malariarisiko

Klima-Fummelei

Ein chemisches Sonnensegel in der Stratosphäre: So etwa könnte man die Vision umschreiben, Teile der Erde durch Beschattung abzukühlen. Techniker:innen überlegen, in 20 Kilometer Höhe Schwefelpartikel zu versprühen, die das Sonnenlicht ins Weltall reflektieren.

Dass dieses Konzept mehr als riskant ist, zeigen Simulationen der Georgetown University in Washington, DC. Durch das solare Geoengineering könnte das Malaria-Risiko im globalen Süden umverteilt werden. So würde etwa Indien von der Abschattung profitieren, dafür würden die Malariafälle in Südostasien zunehmen. Insgesamt wäre mit dem chemischen Sonnenschirm trotzdem eine Milliarde Menschen mehr der Krankheitsübertragung durch die Anopheles-Mücke ausgesetzt.

https://science.orf.at/stories/3212652/

Tipp

Wie das Wetter in Österreich 2021 klimatologisch einzuordnen ist, erfährt man im „Klimastatusbericht“, auch aufgeschlüsselt nach Bundesländern.

Kurz gemeldet

Das Meereis der Antarktis ist auf dem tiefsten Stand seit dem Beginn der Aufzeichnungen Ende der 1970er Jahre. Erstmals schrumpfte die Fläche des antarktischen Eises im Februar auf weniger als 2 Millionen Quadratkilometer.

Schmelze: Meereis in Antarktis auf niedrigstem Stand – science.ORF.at

Selbst mit Klimaschutzmaßnahmen wird die Schneedecke auf 1000 Meter Seehöhe Ende des Jahrhunderts um drei Wochen kürzer liegen bleiben. Ohne Bremsen der Erwärmung nimmt sie bis 2100 auf dieser Seehöhe um 80 Prozent ab. Auch künstliche Beschneiung wird aufgrund steigender Temperaturen oft nicht mehr möglich sein.

https://science.orf.at/stories/3212657/

Der Lebensraum von Hochgebirgsvögeln schrumpft durch die Erderhitzung. Am stärksten ist das Alpenschneehuhn davon betroffen, mit einem Flächenverlust von bis zu 59 Prozent.

https://science.orf.at/stories/3212662/

Hörtipps

Negativemissionen

Selbst der Weltklimarat prophezeit, dass wir nicht ohne Negativemissionen auskommen werden, also ohne die großtechnische Entfernung von Kohlendioxid aus der Atmosphäre. Wie das aussehen könnte, behandelt der Physiker Florian Aigner diese Woche in seiner Podcast-Kolumne AIGNERS UNIVERSUM.

https://radiothek.orf.at/podcasts/oe1/aigners-universum

Dezentral und grün: Energiesysteme im Wandel

Unser Stromnetz ist weitaus sensibler, als wir Endverbraucher:innen das glauben. Vor allem wurde es für wenige Großerzeuger wie Donaukraftwerke gebaut und ist (noch immer) nicht für viele kleine, dezentrale und erneuerbare Energielieferanten wie Photovoltaik und Windräder ausgelegt. Vor welchen Herausforderungen die Leitungen stehen, dokumentieren die DIMENSIONEN in einer Reportage unter anderem aus der Steuerzentrale des überregionalen Stromnetzes.

https://oe1.orf.at/nachhaltigleben/wirtschaft

Wenn die Hummel nicht mehr brummt

Der Kuckuck ist ein bisschen wie ein schlechter Bassist: Er hat Probleme mit dem Timing. Üblicherweise kommt er im Frühjahr so rechtzeitig aus seinem Winterquartier im Süden zurück, dass das Weibchen seine Eier in die Nester von Rotkehlchen oder Rotschwanz legen kann. Idealerweise schlüpfen die Kuckucksjungen vor der Brut der Wirtsvögel. Dann werfen sie deren Eier aus dem Nest und lassen sich „fremdbetreuen“. Dieses Schmarotzertum macht den Kuckuck zwar nicht sympathisch, aber Sympathiewerte sind nun mal keine Kategorie der Natur.

Mit der Klimaerwärmung wird es im Frühjahr eher warm. Rotkehlchen wie Bachstelze haben längst zu brüten begonnen oder der Nachwuchs ist bereits geschlüpft, wenn der Kuckuck aus Zentralafrika eintrifft. Seine Chancen, sich fortzupflanzen, sinken daher drastisch. Darauf weist auch der WWF im Bericht Feeling the Heat hin, in dem er anhand von 13 Arten exemplarisch veranschaulicht, wie die globale Erwärmung die Natur beschädigt.

Wenig amused ob der Hitze sind auch der Darwin-Nasenfrosch (in Südamerika heimisch) und die Kaiserpinguine, die Lederschildkröte oder das Rentier.

Insgesamt, so schätzt der Weltbiodiversitätsrat, sind von den bekannten 8 Millionen Arten bereits mehr als eine Million bedroht. Dazu gehört auch ein Insekt, ohne das wir gar nicht leben könnten, wie Sie im ersten Beitrag lesen werden.

Hummeln mit Hitzeschock

Artensterben

Die pelzigen Hummeln sind nach menschlichen Maßstäben warm angezogen und damit gut an kältere Klimazonen angepasst. Wird es heiß, können sie schnell überhitzen. Beobachtungen an 66 Hummelarten über ein ganzes Jahrhundert hinweg haben gezeigt, dass sich die Brummer immer mehr in kühlere Regionen zurückgezogen haben. Ihre Anzahl ist dabei kontinuierlich gesunken. Dazu trägt neben der Erderwärmung auch die intensive Landwirtschaft bei. Eine Hummel braucht für ihren Energiebedarf mehrere hundert Blüten pro Tag. Sie bestäubt en passant Wild- und Kulturpflanzen. Sinken die Hummelzahlen, ist auch unsere Ernährung gefährdet.

https://science.orf.at/stories/3211875/

Amazonas-Regenwald wird labiler

Ökologie

Bei mehr als drei Vierteln des Amazonas-Waldes hat die Fähigkeit nachgelassen, sich von Störungen wie Dürren oder Bränden zu erholen. Das zeigt eine Studie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK). Nicholas Boers vom PIK führt die nachlassende Widerstandsfähigkeit auf Störungen durch Brandrodungen und Abholzungen zurück. Als Gegenmaßnahme müsse man die Abholzung stark eindämmen, aber auch die globalen Treibhausgasemissionen reduzieren.

Das Amazonas-Gebiet hat eine Schlüsselrolle für das Weltklima. Es speichert große Mengen CO2 und beherbergt viele Tier- und Pflanzenarten. Forscher:innen fürchten, dass sich das Amazonas-Becken bei einem Verlust von 20-25% der Walddecke in eine Savanne verwandeln könnte. 

https://science.orf.at/stories/3211835/

Renaturierung statt technischer Maßnahmen

CO2-Speicherung

Durch die Renaturierung zerstörter oder beschädigter Lebensräume könnten wir im EU-Raum jährlich 300 Millionen Tonnen Kohlendioxidäquivalent aus der Atmosphäre holen. Das behauptet eine Studie im Auftrag des World Wide Fund for Nature (WWF). Die Menge entspricht den gesamten Emissionen von Österreich, Ungarn, Tschechien und der Slowakei.

Im März will die EU ein Gesetz zur Wiederherstellung der Natur (Nature Restoration Law) präsentieren. Der WWF fordert, „dass bis 2030 mindestens 15 Prozent der Land- und Meeresfläche sowie 15 Prozent der Flussstrecken der EU wiederhergestellt werden müssen“. Renaturierungen seien wesentlich sicherer und praktikabler als technische Lösungen.

WWF-Studie: EU-weite Renaturierungen können riesige Mengen CO2 binden – WWF Österreich

Kurz gemeldet

Die Zukunft der Windkraft liege auf hoher See, weil sich rund 80 Prozent der Windressourcen über der Tiefsee befinden. Auch 200 Meter lange Rotorblätter seien kein Problem, so die Energieforscherin Lucy Pao.

https://science.orf.at/stories/3211864/

Vor dem Anstieg von Gletscherseen in Zentralasien warnt ein Forscherteam der Universität Innsbruck. Der Gletscherschwund in Folge des Klimawandels könnte zu einer Verzehnfachung der Wassermenge in den hoch gelegenen Becken führen – mit der Gefahr von Dammbrüchen und Flutwellen.

https://science.orf.at/stories/3211799/

Das Zeitfenster schließt sich

Hörtipp

Die Anpassungen an die Klimaerwärmung werden Geld kosten. Aber sie werden billiger sein als nachträgliche Reparaturmaßnahmen. Das sagt die Ökonomin Birgit Bednar-Friedl in den DIMENSIONEN.DISKUSSIONEN. Sie ist Mitautorin des jüngsten IPCC-Berichts. Darin hat der Weltklimarat unter anderem darauf hingewiesen, wie wichtig gesunde Ökosysteme sind, um uns vor negativen Auswirkungen der Erderwärmung zu schützen. Gleichzeitig klafft aber eine große Lücke zwischen dem, was getan werden sollte, und dem, was tatsächlich umgesetzt wird. So ist der Globus mit den derzeitigen Maßnahmen auf dem Weg zu einer 2,7 Grad-Erwärmung – und damit weit weg vom 1,5 Grad-Ziel.

https://oe1.orf.at/nachhaltigleben/oekologie