Die Erderwärmung ist nicht nur ein physikalisches Geschehen. Sie verändert auch unser Zusammenleben, unsere Landwirtschaft, unsere Natur – und unsere Brieftasche. Wie sehr die steigenden Temperaturen den kollektiven Kontostand unserer Gesellschaft treffen werden, zeigt die neueste Studie des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung PIK. Demnach schrumpfen die Einkommen in den nächsten 25 Jahren weltweit um 19 Prozent, verglichen mit einer Welt ohne Klimaerwärmung. Für Österreich prognostiziert das Wissenschafterteam einen Einkommensverlust von 12 Prozent. Dabei hat das PIK für unser Land auch ein Ost-Westgefälle identifiziert: Das Burgenland und Wien verlieren mit rund 16 Prozent mehr als etwa Tirol mit 8 Prozent.
Laut PIK liegt das daran, dass sich die flacheren Regionen im Osten Österreichs stärker erwärmen bzw. schon erwärmt haben. Weiter steigende Temperaturen wirken sich überproportional stark auf Ernteerträge und die Arbeitsproduktivität aus. Dazu kommen noch direkte Kosten für Klimaschäden wie Dürren oder Überschwemmungen.
Diese Verluste sind im Übrigen durch die Trägheit der Klimaentwicklung kaum mehr vermeidbar. Umso nötiger ist es, die Emissionen so einzudämmen, dass sie zumindest in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts nicht mehr steigen. Ansonsten könnten wir bis zu 60% unseres Einkommens verlieren, wie das PIK meint.
Spannend ist allerdings ein anderer Schluss aus den Berechnungen der Potsdamer: Die Kosten für die Reduktion der Treibhausgase betragen nur ein Sechstel der Kosten für die Schäden (das sind global 35 Billionen Euro)! „Es kostet uns viel weniger, das Klima zu schützen, als dies nicht zu tun“, so Studienleiterin Leonie Wenz.
Dies führt auch die irreführende Verzichtsdebatte ad absurdum, mit der Teile der Industrie oder Agrarlobbyisten warnen, dass Klimaschutz an einen Verlust von Wohlstand gebunden sei, weil wir unsere Gewohnheiten ändern müssen. Das Gegenteil ist der Fall. Eine nachhaltigere Ernährung oder nachhaltigere Fortbewegung wird im Gegenteil unseren Wohlstand sichern, abgesehen davon, dass wir damit gesünder leben und sicherer und bequemer unterwegs sind, um nur zwei Beispiele zu nennen, wie wir von einer Änderung unseres Lebensstils profitieren können.
Der Klimawandel wird Arm und Reich treffen – aber Erstere weitaus mehr. Das zeigt sich auch daran, dass die Einkommensverluste für die Südhalbkugel auf 30% geschätzt werden.
https://science.orf.at/stories/3224629
Frühe Blüte wird normal
Kulturpflanzen
Die Marille in der Wachau hat heuer zwei bis drei Wochen früher geblüht als üblich. Auch Raps oder Birne waren sehr früh dran mit der Blüte. Das ist allerdings nicht mehr ungewöhnlich. Aufgrund der steigenden Temperaturen verschiebt sich die Blütezeit schon seit Jahren nach vorne – mit Problemen für die Landwirtschaft. Einerseits können Spätfröste großen Schaden anrichten, andererseits entwickeln sich dadurch auch Schädlinge wie Rüben- und Rapsstängelrüssler schneller.
Dafür wird nun die Pflanzung neuer Kulturpflanzen möglich, etwa Honigmelonen in Schladming.
Kulturpflanzen: Frühe Blüte als neue Normalität – news.ORF.at
Klimaklage erfolgreich
EGMR verurteilt die Schweiz
Klimaschutz ist ein Menschenrecht. Das hat der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) nun bestätigt. Dem war eine Klage von Schweizer Seniorinnen und Senioren vorangegangen, wonach die Schweiz nicht genug gegen den Klimawandel unternehme. Viele betrachten das Urteil als historisch und sehen darin einen möglichen Wendepunkt im Kampf gegen die Erderwärmung, da es Regierungen zu einer ehrgeizigeren Klimapolitik zwingen könnte.
Klimaklagen: EGMR verurteilt Schweiz – news.ORF.at
https://religion.orf.at/stories/3224627
Manifest für Insekten
Kein Mensch ohne die Sechsbeiner
Ein „Manifest für Insekten“ hat die Biologin Dominique Zimmermann vom Naturhistorischen Museum in Wien mit dem Künstler Edgar Honetschläger verfasst. „Ohne Insekten gibt es keine Menschen“, so Zimmermann in ihrem Buch „Insektengeflüster“.
Wissenschaftlich beschrieben sind rund eine Million Insektenarten, Schätzungen gehen aber von fünf bis sieben Millionen Arten weltweit aus.
Speziell an Land würden die Insekten nicht nur hinsichtlich ihrer Artenzahl, sondern auch durch ihre Biomasse alle anderen tierischen Organismen übertreffen. Allein die Termiten zusammen wiegen so viel wie die Menschen. Insekten würden „unser System ’schmeißen‘. Sie sind nicht unsere ‚Mitbewohner‘, sie sind die Mehrheit“, so Zimmermann.
(Quelle: APA – Austria Presse Agentur)
Kurz gemeldet
Für eine Rückkehr der Wälder in die Städte plädiert Viktor Bruckmann von der ÖAW. Ein Baum spende nicht nur Schatten, sondern verdunste auch Wasser, was wiederum die Umgebungstemperatur senkt. Auch die Biodiversität profitiert von einem Wald in der Stadt.
EGU24: Wälder auch für Städte wichtig – science.ORF.at
Am 7. April hat Österreich alle natürlichen Ressourcen verbraucht, die die Erde innerhalb eines Jahres auf der Fläche unseres Landes erneuern kann. Verantwortlich für den hohen Ressourcenverbrauch sind in Österreich vor allem Bauindustrie und Verkehrsbereich.
Österreich: Natürliche Ressourcen der Erde verbraucht – science.ORF.at
Hitzewellen könnten in Europa zukünftig noch viel extremer, länger und intensiver ausfallen, als bisher vermutet. Das sagen ForscherInnen auf der derzeit in Wien stattfindenden Konferenz der European Geoscience Union.
Klimaerwärmung: Europa drohen extreme Hitzewellen – science.ORF.at
Zahl der Woche
Durch Waldbrände wurden 2023 in der EU 20 Millionen Tonnen CO2 emittiert. Das entspricht einem Drittel der Treibhausgasemissionen durch Europas Flugverkehr.
(Quelle: JRC – Joint Research Center der EU)
Tipp
Planet Matters-Frühlingsputz
Vor zwei Jahren hat der 23jährige Felix Krainer Planet Matters ins Leben gerufen – eine Social-Media-Initiative zur kollektiven Müllsammelaktion. Zusammen mit seiner TikTok-Community, die nach eigenen Angaben über 3 Millionen Mitglieder zählt, reinigt er öffentliche Plätze, Strände, Gewässer und Grünflächen von Plastik und anderen Abfällen und postet davon unterhaltsame Kurzvideos. Bis 30. April tourt Planet Matters nun durch Österreich, um mit Hilfe von Freiwilligen achtlos weggeworfenen Müll zu sammeln.
Hörtipps
Was werden wir morgen essen?
Während die einen auf Fleisch aus dem Labor hoffen oder sich vegan ernähren, betrachten andere Schweinefleisch um 5 Euro pro Kilo als Menschenrecht. Letzteres ist für die Erdernährung Gift. Denn die Fleischproduktion verschlingt insgesamt viel Ackerfläche und ist energetisch nicht sehr effektiv, deshalb auch ressourcenintensiv. Aber Ernährung hat auch viel mit Gewohnheit und Emotion zu tun. Das JOURNAL PANORAMA erkundet, wohin sich unsere Ernährung vor allem unter dem Eindruck der Klimakrise entwickeln könnte.
https://oe1.orf.at/player/20240417/755950
Nachhaltig reisen
Klimaschonend, sozialverträglich und naturfreundlich zu reisen, ist nicht aufwändig, wenn man ein paar Grundregeln beachtet. Die Touristikerin Anna Kodek, die auch einen Newsletter und Blog für nachhaltigen Tourismus schreibt, empfiehlt in NACHHALTIG LEBEN zum Beispiel, „langsamer, länger und näher zu verreisen.“ Und wenn es eine Fernreise wird, sollte man sie als Kostbarkeit betrachten.