Schlagwort: Dürre

Wenn die Emotionen kochen

Wenn Sie in einen frittierten Grashüpfer beißen, dann kracht er ähnlich wie Kartoffelchips – und schmeckt auch nicht viel anders. Neugier brachte mich dazu, Insekten schon vor Jahren in Thailand auf ihre kulinarische Tauglichkeit zu testen. Die Aussicht, dass sie jetzt – nach einer Zulassungswelle diese Woche – in Fertignahrung gemischt werden könnten, regt mich nicht sonderlich auf. Ich esse wenig Fertignahrung. Und Insektenmehl wird mich auch nicht dazu verleiten.

Interessant ist allerdings, wie emotional viele Menschen auf die EU-Zustimmung zu Heimchen und Getreideschimmelkäferlarven als Nahrung reagieren. Nachhaltiger als Rind- oder Schweinefleisch sind sie allemal. Gefüttert müssen allerdings auch sie werden. Was pflanzliche Nahrung noch immer zur besseren Alternative macht. Aber ich verweigere mich hier jedem Fundamentalismus. Und wer möchte, soll ruhig in den Buffalowurm beißen.

Noch weitaus emotionaler ist die Debatte auf einem anderen Feld, das sich vielleicht noch einfacher objektivieren ließe – bei der Frage niedrigerer Tempolimits, um den CO2-Ausstoß des Verkehrs zu reduzieren. Im Vergleich zu Zeiten vor der Pandemie sind die Emissionen zwar leicht gesunken, zuletzt nehmen sie aber wieder zu. Vor allem liegen sie noch immer um 50 Prozent über dem Niveau von 1990.

Wie eine deutsche Studie zeigt, liegt das Einsparungspotential durch eine Reduzierung des Tempos auf Straßen deutlich höher als bisher angenommen. Demnach könnte Österreich bei einer Senkung der Höchstgeschwindigkeit von 100 auf 80 km/ h im Freiland und von 130 auf 100 km/h auf Autobahnen 830.000 Tonnen CO2 jährlich einsparen. In Deutschland würde man allein mit der Einführung einer Höchstgeschwindigkeit von 130 km/ h auf Autobahnen 6,7 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent einsparen. Hier wie dort gehen ob dieser Ideen die emotionalen Wogen hoch.

Ich bin kein sonderlich begeisterter Autofahrer. Wenn ich mich in den Wagen setzen muss, ist es meist ein notwendiges Übel. Will ich wirklich schnell fahren, nehme ich den Railjet. Mit bis zu 230 km/ h komme ich definitiv schneller an viele Ziele als mit dem Auto. Und steuert man Ziele an, die mit dem öffentlichen Verkehr – das ist noch immer die umweltfreundlichste Alternative, trotz E-Mobilität – nicht gut zu erreichen sind, spricht ja auch nichts gegen entspanntes Autofahren.

Österreichs Emissionen stiegen „erwartungsgemäß“

Bilanz 2021

Im Jahr 2021 emittierte Österreich um 3,6 Millionen Tonnen CO2 mehr als im Jahr zuvor, insgesamt 77,5 Millionen Tonnen. Damit hat sich auch der Pandemieeffekt verflüchtigt. Prognosen zufolge gibt es dennoch Grund zu Optimismus: Für 2022 geht das Umweltbundesamt von einem deutlichen Emissions-Rückgang von fünf Prozent gegenüber 2021 aus.

https://orf.at/stories/3302361/

Schlimme Folgen des Meeresspiegelanstiegs kommen früher als erwartet

Neue Satellitendaten

Bis vor kurzem dachte man, das erst ein mehrere Meter hoher Anstieg des Meeres grobe Probleme für die weltweiten Küstenzonen verursacht. Wie eine niederländische Studie nun zeigt, wird bereits bei einer Erhöhung des Meeresspiegels um zwei Meter mehr als doppelt so viel Landfläche überflutet wie bisher gedacht.

Grund für diese Änderung in den Modellen sind neue, genauere Satellitendaten. Sie zeigen, dass viele Küstenregionen tiefer liegen als angenommen. Demnach würde beispielsweise Bangkok mit seinen zehn Millionen Einwohner:innen entgegen früheren Annahmen bei einem Meeresspiegelanstieg von zwei Metern zum Großteil im Wasser versinken. Insgesamt wird bei diesem Szenario der Lebensraum von 240 Millionen Menschen weltweit überflutet.

Aktive CO2-Entnahme aus Atmosphäre notwendig

Mehr Kohlenstoff-Abscheidung und -Speicherung

Aufforstung ist bisher das häufigste Mittel, um CO2 wieder aus der Luft zu entfernen. Diese konventionelle Methode der Kohlendioxidreduktion wird aber zum Erreichen des 1,5 Grad -Ziels nicht reichen, so ein neuer Bericht von Klimaforscher:innen. Dazu brauche es auch industrielle Methoden der Kohlenstoff-Entnahme und -Speicherung. Laut Analyse müssten wir, abgesehen von einer drastischen Emissions-Reduktion, allein bis 2030 30mal so viel CO2 entnehmen wie bisher.

https://science.orf.at/stories/3217193/

Jugend-Delegierte für COP28 und COP29 gesucht

Die CliMates Austria suchen zwei neue Jugend-Delegierte zwischen 18 und 26 für die nächsten zwei UN-Klimakonferenzen. Wer für nationale und internationale Klimapolitik brennt, kann sich hier bis zum 9. Februar 2023 bewerben. Als Jugenddelegierte:r nimmst du gemeinsam mit der österreichischen Delegation an der COP28 in den Vereinigten Arabischen Emiraten im Dezember 2023, und an der COP29 im November 2024 in Tschechien teil. Ziel ist, vor Ort die Stimme der Jugend zu vertreten und die Geschehnisse kritisch zu verfolgen, wie climatesaustria.org schreibt. Das Programm ist zweijährig (!) und wird vom Klimaministerium vollständig finanziert. Gutes Basiswissen bei Klimaschutz und/oder Klimapolitik ist erwünscht

Instagram: https://bit.ly/3IW1s3J

Twitter: https://bit.ly/3XnatHi

LinkedIn: https://bit.ly/3CVxFEa

Kurz gemeldet

Europa leidet schon seit 2018 unter einer anhaltenden Dürre. Dies belegen Satellitendaten, die von der TU Graz ausgewertet wurden. Trotz Überflutungen und anderer Extremwetterereignisse ist der Grundwasserspiegel europaweit seit 5 Jahren problematisch niedrig.

https://www.tugraz.at/tu-graz/services/news-stories/tu-graz-news/einzelansicht/article/satellitendaten-belegen-anhaltend-schwere-duerre-in-europa

Die Klimaerwärmung verändert auch die Insektenwelt. Wie eine österreichische Studie zeigt, ist ein Viertel aller Arten in den letzten 30 Jahren durch neue Arten ersetzt worden. Entgegen früheren Untersuchungen schrumpfte aber die Gesamtanzahl von Insektenpopulationen NICHT.

https://science.orf.at/stories/3217147/

Staub aus Wüstenstürmen und trockenen Landschaften könnte in den letzten Jahren die Erderwärmung gedämpft haben. Das legt einen Analyse von Forscher:innen aus den USA und Europa nahe. Demnach befinden sich 26 Millionen Tonnen Staub in der Atmosphäre, die zum Teil zu einer Beschattung des Planeten führen.

https://orf.at/stories/3301809/

Klimakiller Reichtum

Hörtipp

Stünde allen Menschen auf dem Planeten das gleiche CO2-Budget zur Verfügung, könnte die ärmere Hälfte Chinas ihren Ausstoß sogar noch erhöhen, während ihn jene in den USA drastisch senken müsste. Umweltverschmutzung und klimaschädigendes Verhalten steigen mit dem Reichtum. Die DIMENSIONEN analysieren die sozial ungleiche Lastverteilung in der Klimakrise und diskutieren auch Vorschläge wie eine progressive Besteuerung klimaschädlicher Emissionen.

Klimakiller Reichtum, nachhören im Ö1-Dossier „Nachhaltig Leben“

Hitze und Schatten

Manchmal gebiert die Verzweiflung wahrlich monströse Ideen. Eine möchte ich Ihnen nicht vorenthalten.

Bekanntermaßen erwärmen sich die Polarregionen weitaus schneller als der Rest der Erde. Die Antarktis war heuer im März um 35 Grad wärmer als sonst üblich, auch wenn minus 18 Grad noch lange nicht beschaulich klingen. Ein Team hat deshalb überlegt, wie man diese Erwärmung samt dem Abschmelzen riesiger Eismassen wie der Westantarktis oder Grönlands stoppen könnte. Das Ergebnis: Man versprüht jenseits der 60. Breitengrade Schwefeldioxid in 13km Höhe. Nach einer chemischen Umwandlung wirkt dieses Geoengineering wie ein riesiger Sonnenschirm. Dazu sind allerdings 175.000 Flüge jährlich nötig, mit Flugzeugen, die noch nicht existieren. Die großen Flieger würden dann halbjährlich zwischen den Polregionen wechseln. 125 Stück der neuen Tankflugzeuge müsste man für das Projekt bauen.

Die Idee ist auch nach Meinung seiner Erfinder:innen sehr hypothetisch und ein absolutes Notfallprojekt für die Schublade, so heise. Es dokumentiert aber auch eine zunehmende Fassungslosigkeit über die Tatsache, dass zu wenig unternommen wird, um die Erhitzung des Planeten zu stoppen.

Viele wähnen die planetare Fieberkurve noch in der Zukunft. Florida spürt sie hingegen schon unmittelbar in der Geldtasche. Dort hat der Hurrikan „Ian“ enorme Verwüstungen angerichtet. Und die Erderhitzung spielt auch hier mit: sie erhöht die Wahrscheinlichkeit derartiger Sturmereignisse. Die Schäden durch „Ian“ werden auf 40 Milliarden Dollar geschätzt. Wie orf.at schreibt, ziehen sich viele Versicherer aus Hochrisikoregionen wie dem Süden Floridas zurück und wollen Liegenschaften dort nicht mehr versichern. Gleichzeitig wurden bereits 400.000 Versicherungsnehmern gekündigt, die kaum eine Chance haben, Ersatz zu finden.

Auch wenn einige der Probleme ihre Ursachen außerhalb der Klimakrise haben, zeigt sich doch, wie schnell die Folgen der steigenden Temperaturen an uns heranrücken. Oder, wie es der Meteorologe Andreas Jäger ausdrückt: „Die Klimakrise steht nicht vor der Haustür, sie sitzt schon mitten in unserem Wohnzimmer.“

Milliardenprogramm für klimafreundliche Industrie

Klimaschutz

Mit 5,7 Milliarden Euro wird Österreich Industriebetriebe bei der Umstellung auf eine energieneutrale und klimafreundliche Produktion unterstützten. Das haben Vizekanzler Werner Kogler, Wirtschaftsminister Martin Kocher und Klimaschutzministerin Leonore Gewessler diese Woche zugesichert. Die Gelder fließen bis 2030. Der Großteil dient zur Transformation der Industrie, ein Teil unterstützt aber auch Energieeffizienz- und Umweltmaßnahmen.

Klimaförderprogramm: 5,7 Milliarden Euro für die Industrie | Ö1 Mittagsjournal, 11.10. | Ö1 | ORF-Radiothek

Hitzewellen werden einige Gebiete der Erde unbewohnbar machen

Klimakrise

Wenn der Klimawandel so weiter geht wie bisher, werden die Sahelzone, Regionen rund um das Horn von Afrika und Teile Süd- und Südwestasiens unbewohnbar werden, weil sie „die physikalischen und sozialen Grenzen des Menschen überschreiten“. Davor warnten UNO und Rotes Kreuz diese Woche in Genf.

Die Wissenschaft prognostiziert, dass die Zahl der Toten durch extreme Hitze bis Ende des Jahrhunderts ebenso so hoch sein werde wie die der Krebstoten.

Hitzewellen werden ganze Regionen unbewohnbar machen – news.ORF.at

Extreme Dürre alle 20 Jahre

Europa

Die Hitze verschont auch Europa nicht. In West- und Mitteleuropa sind Dürren wie jene im heurigen Sommer drei bis viermal wahrscheinlicher geworden. Nach Daten der Initiative World Weather Attribution muss Europa zum jetzigen Stand der Erderhitzung alle 20 Jahre mit einer derartigen Trockenheit rechnen. Da aber kein Stopp des Temperaturanstiegs in Sicht ist, werden Dürren noch weitaus häufiger werden.

https://science.orf.at/stories/3215463/

Bebauung und Versiegelung haben großen Einfluss auf Stadttemperaturen

Landnutzung

Wandelt man Acker- in Industriefläche um, führt dies zu einem durchschnittlichen Anstieg von 12 Sommertagen, also Tagen mit einer Temperatur über 25 Grad. Diese Daten liefert das Projekt Lucretia der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik ZAMG. Dahinter steckt die einfache Gleichung, dass dicht bebaute Bereiche wärmer sind, kühle Stadtteile hingegen viel Wasser- und Grünflächen besitzen. Insofern wäre die Hitzebelastung in der Stadt durch Planung gut steuerbar. „Grob gesagt können massive Änderungen der Bebauung die Zahl der Sommertage um ungefähr 20 bis 80 Prozent erhöhen oder senken,“ so die Stadtklima-Expertin Maja Zuvela-Aloise.

https://science.orf.at/stories/3215503/

Wildtierbestände sinken drastisch

Artensterben

Bei mehr als 31.000 wildlebenden Wildtierpopulationen sind die Bestände im Zeitraum von 50 Jahren im Schnitt um 69 Prozent gesunken. Das zeigt der Living Planet Report 2022 auf. Die Autor:innen haben dafür 5.200 Wildtierarten – von Säugetieren über Fische bis zu Reptilien – ausgewertet.

Wie auch der jüngste IPCC-Bericht betont hat, schützt ein gesundes Ökosystem auch vor vielen Folgen des Klimawandels. Umgekehrt heizt der Verlust an biologischer Vielfalt die Klimakrise noch an.

https://science.orf.at/stories/3215535/

Kurz gemeldet

Vom Aussterben bedroht sind auch die Schwebfliegen. Etwa ein Drittel der 890 Arten gilt als sehr gefährdet.  Schwebfliegen sind sowohl als Bestäuber sehr wichtig, sie kontrollieren aber auch landwirtschaftliche Schädlinge wie Blattläuse.

Bestäuber: Schwebfliegen vom Aussterben bedroht – science.ORF.at

Tipp:

Am 15. Oktober ist „International Repair Day“. In Österreich gibt es etwa 150 Reparaturinitiativen, die sich dem verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen verschrieben haben. Oft ist bei Geräten wie Kaffeemaschinen oder Haartrocknern nur ein einfacher und billiger Bauteil zu ersetzen, um sie wieder funktionstüchtig zu machen. Das passiert etwa in Repair Cafés quer durch das Land. Viele Initiativen suchen noch freiwillige Helfer:innen.

Reparatur-Cafés und Initiativen – Repanet

Wenn der Asphalt kocht

Mittlerweile ist es so gut wie offiziell, dass die Vorhersagen der Klimaforscher:innen nicht richtig waren – aber nicht so, wie wir uns das vielleicht wünschen würden. So gut wie jeder IPCC-Bericht hat unterschätzt, mit welcher Geschwindigkeit sich die Erde erhitzt. Wie in diesem Newsletter schon erwähnt, liegt die Wahrscheinlichkeit bei 50 Prozent, dass wir die 1,5-Grad-Schwelle der globalen Durchschnittstemperatur schon bis 2026 überschreiten werden, und nicht erst bis 2040. Vor sieben Jahren war dies noch undenkbar, auch in großen Teilen der Wissenschaftsgemeinde.

Umso paradoxer wirkt es, dass sich in dieser Woche quer durch Europa ein Teil der großen CO2-Schleudern, namentlich der Transportsektor, selbst lahmlegte: Da konnten plötzlich Flugzeuge auf dem Londoner Luton-Airport nicht mehr landen, weil in der englischen Hitzewelle mit rund 40 Grad die Oberfläche des Runways schmolz.

In Norditalien wiederum führten Waldbrände in Folge der Dürre zur Sperre von Autobahnen. Und in den Niederlanden musste man Straßen und Brücken mit Streusalz und Wasser kühlen, damit sie nicht wegfließen.

Dürren werden in Zukunft zum europäischen Wettergeschehen gehören. Rund die Hälfte des Kontinents leidet schon derzeit an Trockenheit. Länder wie Spanien, Portugal, Frankreich, Italien oder Rumänien müssen mit Ernterückgängen rechnen.

Umso irritierender ist ein Video, das diese Woche dank @leseerlaubnis in meinen Twitter-Feed gespült wurde: Es zeigt den deutschen Journalisten Hoimar von Ditfurt, wie er bereits 1978 auf Basis der Kohlendioxid-Konzentration in der Atmosphäre die Erderhitzung erklärt und bis 2050 mit 2 – 3 Grad mehr rechnet. Recht viel haben wir bisher nicht getan, um diese Prognose kraft Dekarbonisierung zu widerlegen.

Wenn Sie also eine Minute zwanzig Zeit haben, dann schauen Sie sich das an.

Ihr

Franz Zeller

https://orf.at/stories/3276942/

Dürre heizt Energiekrise an

Weniger Strom

In vielen Teilen Europas sind seit dem Winter die Niederschläge ausgeblieben. Das macht auch den Wasserkraftwerken zu schaffen. In Portugal liefern sie um zwei Drittel weniger Energie als sonst üblich. Zum Ausgleich wurde mehr Erdgas in Gaskraftwerken verheizt. Ähnlich ist die Situation in Spanien und in Italien: Dort ging die Energiegewinnung aus Wasserkraft bis Ende Juni um die Hälfte zurück. In Frankreich wiederum fehlt Kühlwasser für Atomkraftwerke. Einige AKWs dürfen nun Wasser über Ausnahmegenehmigungen wärmer als sonst üblich in die Flüsse einleiten und gefährden damit das ökologische Gleichgewicht von Flora und Fauna.

Fehlender Strom: Hitze und Dürre befeuern Energiekrise – news.ORF.at

Mediterrane Bäume für die Alpen

Ökologie

Ungarische Eichen und italienische Tannen könnten in Zukunft die Fichte und andere heimische Baumarten ablösen. Die Kiefer etwa kommt mit den zunehmenden Trockenheitsphasen schlecht zurecht. Deshalb erprobt das Bundesforschungszentrum für Wald neue hitzeresistente Baumarten, u.a. aus dem Mittelmeerraum.

https://noe.orf.at/stories/3165230/

Erhitzung raubt Erdbeeren den Duft

Insekten und Ökologie

Bei einer durchschnittlichen Temperatursteigerung von 5 Grad verlieren Erdbeeren ihren Duft. Damit werden sie auch von Insekten nicht mehr gefunden und bestäubt. Das hat der brasilianische Insektenforscher Guaraci Duran Cordeiro in Kooperation mit dem Salzburger Pflanzenökologen Stefan Dötterl herausgefunden. Sie untersuchten, wie Buchweizen, Raps und Erdbeere auf Westliche Honigbiene, Dunkle Erdhummel und Rote Mauerbiene wirken, wenn die Temperaturen steigen. Am besten vertrug der Raps die Erwärmung.

https://science.orf.at/stories/3214152/

Antarktische Biomasse in Gefahr

Biodiversität

Die Erwärmung setzt auch dem antarktischen Bakterium Pseudoalteormonas haloplanktis zu. Es verträgt zwar Temperaturen zwischen minus 2,5 und 29 Grad, zeigt aber schon bei 20 Grad Zeichen von Hitzestress. Insgesamt kann es seine Überlebensgrenze nur um 1 Grad nach oben verschieben, ab 30 Grad ist Schluss.

Kälteangepasste Bakterien wie P. haloplanktis machen den größten Teil der Biomasse auf der Erde aus und stehen in der Nahrungskette ganz unten. Sterben sie aus oder reduziert sich ihr Bestand stark, leiden auch Säugetiere wie die Wale dramatisch.

https://science.orf.at/stories/3214131/

Earth Overshoot Day

Tipp

Am 28. Juli haben wir jene Ressourcen verbraucht, die der Planet in einem Jahr hergibt. Danach leben wir sozusagen auf Schulden – vor allem zu Lasten unserer Kinder. Seit 1971 errechnet das „Global Footprint Network“ den Earth Overshoot Day. Damals fiel dieser Tag noch auf den 25. Dezember. Das bedeutete, dass der Planet nur 6 Tage auf Pump lebte. Heute sind es mehr als 5 Monate.

Österreichs Overshoot Day war übrigens schon am 6. April. Die ökologische Geldbörse wäre damit, umgerechnet auf einen Monat, schon etwa am 10. leer.

Kurz gemeldet

Auf der Suche nach technischen Lösungen für die CO2-Speicherung, haben Forscher:innen ein vielversprechendes Bakterienenzym entdeckt. Es stammt aus einer Mikrobe, die 1981 in Zentralafrika gefunden wurde.

https://science.orf.at/stories/3214226/

In Australien ist die Zahl der bedrohten Arten in den letzten fünf Jahren um acht Prozent gestiegen. Von den 400 Säugetierarten des Landes leben 320 ausschließlich auf dem Kontinent, etwa Wombats oder eierlegende Schnabeltiere.

Bericht: Australiens Umwelt leidet – science.ORF.at

Der Autoverkehr von morgen

Hörtipp

Wie sich die deutsche Agentur für Erneuerbare Energien die automobile Zukunft vorstellt, hat sie kürzlich bei einer Tour durch das Ruhrgebiet gezeigt. Die Ideen reichen von der durchaus umstrittenen Beimischung von Biodiesel zu fossilen Kraftstoffen bis zu riesigen Schnellladestationen. Die DIMENSIONEN haben aufgezeichnet, was heute in Sachen Autoverkehr erprobt wird, und die Projekte von unabhängigen Expert:innen einordnen lassen.

https://oe1.orf.at/player/20220718/685641

„Mastjahre“ und gefährliche Spins

Diese Woche habe ich bei einem Gespräch mit dem Klima-Ökonomen Karl Steininger gelernt, dass eine globale Erwärmung von 1,5 Grad für Österreich wahrscheinlich 3 Grad bedeutet. Dazu kommen noch die Nachrichten, dass wir diese Grenze möglicherweise schon in diesem Jahrzehnt überschreiten, und zwar bis 2026, und nicht erst im kommenden Jahrzehnt.

Viele Klimaprognosen erweisen sich als zu optimistisch. 2015 hielt man es noch für ausgeschlossen, dass die 1,5 Grad-Grenze so schnell erreicht wird. Auch die Konferenz der Universitäten hat diese Woche von der Politik ein „radikales und sofortiges Umdenken“ in der Energie- und Wachstumspolitik gefordert.

Beruhigend ist das alles nicht. Was aber wirklich Emotionen (bei mir) hochgehen lässt, sind neue Spins, um die alten, eingefahrenen CO2-Pfade nur ja nicht verlassen zu müssen und weiter mit Pestiziden und fossil erzeugten Düngern Geschäfte treiben zu können. Da fordert der Chef des Schweizer Agrarkonzerns Syngenta, übrigens die Tochtergesellschaft eines chinesischen Mega-Unternehmens, tatsächlich die Abkehr vom Biolandbau. Er trage, so Erik Fyrwald, nicht nur zur Klimakrise bei, sondern auch zum Hunger auf der Welt.

Fyrwald, ein Donald Trump der industriellen Landwirtschaft, wurde mit seinen Schwurbeleien in jeder Menge deutschsprachiger Medien zitiert. Und damit ist der Schaden schon angerichtet.

Zur Erinnerung: Der Biolandbau verursacht halb so viele Klima- und Ökoschäden wie die industrielle Landwirtschaft. Er baut Humus auf, statt ihn zu vernichten. Und er muss keine Erdölprodukte ins Feld gießen, um Erträge zu erwirtschaften, die zugegebenermaßen um rund ein Fünftel geringer sind als jene aus dem chemischen Landbau. Aber selbst mit ausschließlich biologischer Landwirtschaft ließe sich die ganze Welt ernähren – wenn wir denn unseren Fleischkonsum deutlich reduzieren.

Ihr erboster

Franz Zeller

Überschreitung der 1,5-Grad-Schwelle bis 2026 möglich – news.ORF.at

2 Millionen Hektar Brachflächen für Agrarproduktion

Kritik an Freigabe

Als Reaktion auf die Getreidekrise durch den Ukraine-Krieg werden europaweit rund 2 Millionen Hektar Brachland für die landwirtschaftliche Nutzung freigegeben. Österreich hat bereits 9.000 Hektar umgewidmet. Umweltexperten kritisieren, dass damit wichtige Lebensräume beschädigt werden. Brachflächen sind Rückzugsorte für die unterschiedlichsten Tier- und Pflanzenarten. Das Rebhuhn braucht die nicht-bewirtschafteten Areale genauso wie Insekten, die dort Schutz finden vor den Pestiziden der industriellen Landwirtschaft.

Artenvielfalt: Kritik an Freigabe von Brachflächen – science.ORF.at

Rekordverdächtige Baumblüte

Mastjahr

Bei Bäumen kommt es in immer kürzeren Abständen zu sogenannten „Mastjahren“ – das sind Jahre mit besonders ausgeprägten Blütenmengen. Üblicherweise blühen etwa Apfelbäume alle zwei Jahre besonders stark, Eichen alle 6-12 Jahre und Nadelbäume im 7-Jahresabstand. 2022 wird ein besonders starkes Mastjahr werden, so der Naturschutzbund in einer Aussendung.

Rekordverdächtiges Baumblühen erwartet – noe.ORF.at

Temperatur der Woche

Texas

Nicht nur Indien und Pakistan kämpfen mit einer einzigartigen Hitzewelle. Auch den Texanern wird derzeit mächtig heiß. Am Samstag wurden in Texas fast 45 Grad Celsius gemessen. Auch Colorado und New Mexiko sind von der Rekordhitze betroffen.

https://www.washingtonpost.com/weather/2022/05/08/texas-record-heat-midwest/

Kurz gemeldet

30 Grad werden heutzutage um durchschnittlich zehn Tage früher erreicht als noch vor ein paar Jahrzehnten. Das zeigt eine Auswertung der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik ZAMG.

https://www.zamg.ac.at/cms/de/klima/news/erster-201e30er201c-immer-frueher-1

Seit dem Jahr 2000 sind Zahl und Dauern von Dürren global um rund 29 Prozent gestiegen, so die UNO in einem Bericht.

UNO-Bericht: Fast ein Drittel mehr Dürren seit 2000 – science.ORF.at

Zeigt man Menschen auf der Speisekarte, wie klimafreundlich das jeweilige Gericht ist, essen sie auch umweltverträglicher. Das hat eine Studie der Universität Würzburg nachgewiesen.

Weniger CO2 durch klimafreundliche Speisekarten – science.ORF.at

Streitfall Klimaschutz

Hörtipp

Um die steigenden CO2-Konzentrationen in der Atmosphäre in den Griff zu kriegen, ist immer wieder vom Konzept der „Negativemissionen“ die Rede. Der Weg dorthin ist jedoch umstritten – das industrielle Entziehen aus der Luft wird ebenso angedacht wie natürliche Emissionssenken, etwa durch extensive Bepflanzungen. Dazu und über die Frage, ob Politik oder Individuen für den Klimaschutz verantwortlich sind und wie sozial gerechter Klimaschutz aussieht, spricht Juliane Nagiller mit den beiden Klimaforschern und IPCC-Autoren Keywan Riahi und Arnulf Grübler in den DIMENSIONEN.DISKUSSIONEN.

Streitfall Klimaschutz | DO | 12 05 2022 | 19:05 – oe1.ORF.at

Der Klimawandel zerstört Gesundheit und Gemeinschaften

Als Pollenallergiker, der die warmen Jahreszeiten liebt, sieht man dem kommenden Frühling mit gemischten Gefühlen entgegen. Eindeutig negative Gefühle ruft die Ankündigung hervor, dass die Birken, diese „Gfrastsackln“, heuer noch früher ihre Pollen über große Teile Österreichs verstreuen und bei dem einen oder anderen nicht nur zu tränenden Augen, sondern zu regelrechter Atemnot führen werden.

Die Erderwärmung verlängert insgesamt die Pollenzeit über das Jahr noch – von der Haselblüte bis zum vermaledeiten Ragweed. Aber der Klimawandel wird nicht nur die Allergiker treffen. Auch sonst verändert er medizinisch einiges. Der britische Epidemiologe Andy Haines befürchtet etwa eine Zunahme von Todesfällen bei älteren Personen, aber auch mehr Krankheiten durch eingewanderte Krankheitserreger – zum Beispiel durch Malaria oder Dengue. „Der Klimawandel ist für die menschliche Gesundheit wahrscheinlich die größte Gefahr in diesem Jahrhundert“, wie Haines kürzlich bei einer OECD-Veranstaltung sagte.

Die Wirkweisen sind manchmal sehr verschlungen: So dürfte die Erderwärmung auch Alzheimer befördern, das wiederum von Feinstaub negativ beeinflusst wird. Feinstaub entsteht bei den zunehmenden Waldbränden, aber natürlich vor allem durch die Verbrennung fossiler Energieträger, sodass sich letztendlich ein für die menschliche Gesundheit nicht zuträglicher Wirkungsbogen schließt.

Schnell wechselnde Wetterlagen wiederum belasten Menschen mit Herz-Kreislauferkrankungen, weil sie eine „eine erhöhte Anpassungsleistung des Organismus“ erfordern, wie das Climate Change Center Austria (CCCA) in einer Broschüre schreibt.

Der Klimawandel hat aber auch die Kraft, ganze Gesellschaften zu verändern, wie Sie gleich am Beginn dieses Newsletters lesen werden.

Erderwärmung zerstört Gemeinschaften

Afrika

Somalia erlebt die schlimmste Dürre seit 40 Jahren. In den vergangen zwei Monaten sind 700.000 Nutztiere verendet. 8 Millionen Menschen sind mittlerweile auf Hilfe angewiesen. Viele von ihnen verlassen auf der Suche nach Wasser und Essen ihre Heimat, so Walter Mawere von der Hilfsorganisation CARE.

Naturkatastrophen treffen verstärkt Frauen. Wenn die Lebensgrundlagen verloren gehen, so wie nach einem Zyklon 2019 in Malawi, spart man(n) das Schulgeld für die Mädchen ein, bürdet den Frauen mehr Hausarbeit auf und schickt sie kilometerweit zur nächsten Wasserstelle.

Alle rasanten Veränderungen zusammen führen zu neuen Verteilungskämpfen und sozialem Chaos, so Mawere.

Somalia: Klimawandel zerstört Gesellschaften – science.ORF.at

Klimawandel lässt Wald brennen

UNO-Bericht

Nicht jede Waldbrandkatastrophe wie etwa jene 2019/ 2020 in Australien ist eine direkte Folge der Erderwärmung. Aber die Bedingungen, die solche Brände möglich machen, werden häufiger, besagt ein neuer UNO-Report. Demnach wird die Zahl schwerer Waldbrände bis 2030 selbst bei Einhaltung des 2 Grad-Ziels um 14 Prozent steigen. Bis Ende des Jahrhunderts pendeln die Schätzungen zwischen 31 und 52 Prozent.

Im Bericht in Zusammenarbeit mit dem norwegischen Umwelt-Institut GRID-Arendal wurden nur Waldbrände modelliert, die in der Theorie einmal pro 100 Jahre vorkommen. Die WissenschafterInnen befürchten allerdings, dass auch kleinere Brände im selben Ausmaß zunehmen könnten.

Bei den enormen Waldbränden in Australien wurden laut UNO-Report fast drei Milliarden Säugetiere, Reptilien, Vögel und Amphibien getötet oder verletzt.

UNO-Bericht: Extreme Waldbrände werden deutlich zunehmen – science.ORF.at

Kurz gemeldet

Durch die zahlreichen BesucherInnen wird die Antarktis zunehmend mit Ruß verschmutzt. Das beschleunigt die Schmelze des Eisschildes.

Antarktis: Mehr Ruß beschleunigt Schneeschmelze – science.ORF.at

Energiewende

Hörtipp

Österreich verbraucht doppelt so viel Energie wie der Weltdurchschnitt. Gleichzeitig ist die Energiewirtschaft für rund drei Viertel aller Treibhausgase verantwortlich. Wir müssen unsere klimaschädlichen Emissionen also reduzieren, um den Planeten nicht zu überhitzen. Auch wenn zum Beispiel Wind und Sonne im Übermaß vorhanden sind: Der Umstieg auf eine nachhaltige Energieerzeugung geht nicht schlagartig. Und es wird auch nicht ohne eine Steigerung der Energieeffizienz gehen. Ein RADIOKOLLEG von Juliane Nagiller über den holprigen Ausstieg aus dem fossilen Zeitalter.

https://oe1.orf.at/nachhaltigleben/wirtschaft

Nachhaltig leben

Tipp

In Ö1 zieht sich das Thema „Nachhaltigkeit“ seit langem durch viele Sendereihen. Ab sofort bündeln wir die zahlreichen Beiträge für ein nachhaltiges Leben in einem dauerhaft verfügbaren Dossier auf einer Website:

http://oe1.ORF.at/nachhaltigleben

Sortiert nach Ökologie, Soziales und Wirtschaft wächst so ein Archiv der Nachhaltigkeit, das uns in die Zukunft begleiten soll. Wer wissen möchte, ob uns Elektromobilität von allen Klima- und Verkehrsproblemen befreit, wird dort ebenso fündig werden wie jene, die nach ökologisch verträglicher Mode fragen.

Schnee adé

Vielleicht haben Sie die letzten Wochen zum Schifahren genutzt. Bedingt durch schulpflichtige Kinder bin ich in den Semesterferien in die Berge gefahren. Schifahren bedeutet einen erheblichen materiellen Aufwand – von der Ausrüstung über die Unterkunft bis hin zu den Liftkarten. Gleichwohl steht Österreich international für beschneite Berge und medaillenträchtige Spitzen-Schiläufer. Und vor allem: Schifahren macht Spaß. Auch weil die Bergkulissen trotz aller Unkenrufe über „künstliche“ Schipisten uns doch das Gefühl vermitteln, in der Natur und in der frischen Luft zu sein.

Das schätzen auch die Millionen Winter-TouristInnen, die Österreich in Vorpandemiezeiten mehr als 70 Millionen Nächtigungen brachten.

Das winterliche Szenario könnte sich bis Ende des Jahrhunderts aber fundamental ändern, wie eine Studie unter der Leitung der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) zeigt. Schon jetzt haben die Schneetage seit 1961 quer über alle Höhenlagen um 40 Tage abgenommen.

Machen wir ohne Klimaschutzmaßnahmen weiter, geht der Schnee bis 2100 drastisch zurück. In Lagen unter 400 Meter Seehöhe wird es dann nur mehr zwei Schneetage pro Jahr geben, in Höhen um 1000 Meter sind dreißig Schneetage zu erwarten (minus 75 Prozent), zwischen 1500 und 2500 Meter nimmt die Schneebedeckung um 25 Prozent ab.

Begrenzen wir die Erderwärmung auf das Pariser Ziel von plus 2 Grad bis Ende des Jahrhunderts, schneit es zwar ebenfalls seltener in Österreich, aber der Rückgang wäre weitaus weniger dramatisch: Die tiefen Lagen hätten dann immer noch acht Schneetage pro Jahr, in Höhen um 1000 Meter wären 60 Tage mit Schnee zu erwarten – und damit doppelt so viele wie ohne Klimaschutz. In den für den Wintersport zentralen Höhen ist bei Einhaltung des 2-Grad-Ziels mit 190 Schneetagen zu rechnen – und damit mit einer vergleichsweise kleinen Einbuße von 10 Prozent.

Um den vielen Zahlen etwas an ihrer verwirrenden Kraft zu nehmen, haben die AutorInnen der sog. FUsE-AT-Studie ihre Ergebnisse in eine interaktive Grafik gepackt. Damit lässt sich anschaulich nachvollziehen, wie sich der Schnee -abhängig von unserem Klimaengagement mehr oder weniger zurückzieht. Und wie damit auch die Brettln, mit denen viele von uns noch immer gerne in der frostigen Jahreszeit zu Tal gleiten, obsolet oder zu einem noch teureren Luxus-Accessoire werden.

Was nicht als Schnee auf den Bergen bleibt, rinnt ins Meer und lässt es steigen – dazu mehr am Beginn des Newsletters.

Übrigens ist der Kohlendioxidgehalt in der Luft in dieser Woche auf einen neuen Rekordwert gestiegen, auf 421ppm (parts per million) laut Wissenschaft der höchste Stand seit Millionen von Jahren.

30 Zentimeter Meeresspiegel-Anstieg

NASA-Prognose bis 2050

Zwischen 2006 und 2018 hob sich der Meeresspiegel um 3,7 Millimeter pro Jahr – und damit dreimal so schnell wie in den 35 Jahren zuvor. Bis 2050 könnte das Wasser an den US-Küsten um rund 30 Zentimeter steigen, wie Untersuchungen der NASA und der amerikanischen Umweltbehörde NOAA nahelegen. Zu den anwachsenden Wassermassen in den Meeren trägt nicht nur die Gletscherschmelze bei (derzeit sind rund 60 Prozent des Süßwassers allein im antarktischen Eisschild gespeichert). Das Wasser dehnt sich durch die steigenden Temperaturen zusätzlich aus.  

https://science.orf.at/stories/3211495/

Armutsbekämpfung

Nachhaltigkeitsziele sind nicht klimaschädlich

Immer wieder wird behauptet, die Bekämpfung von Armut würde zu einer Belastung des Klimas führen. Eine Studie unter österreichischer Beteiligung widerlegt diese Hypothese. Wenn eine Milliarde Menschen zusätzlich zumindest 1,7 Euro pro Tag verdient und damit die Armutsschwelle überschreitet, erhöhen sich die globalen Emissionen nur um 1,6 bis 2,1 Prozent. Das liegt nicht zuletzt an der großen Kluft zwischen den armen und reichen Ländern. Während in den USA pro Kopf derzeit rund 14,5 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr ausgestoßen werden und in Österreich 7,5 Tonnen, sind es in Indien, Süd- und Südostasien um die 1,2 Tonnen und im südlichen Afrika gar nur 0,6 Tonnen.

Betrachtet man nur das reichste Prozent der Weltbevölkerung, liegt die Pro-Kopf-Emission bei 40 Tonnen. Der Emissionsanstieg durch mehr Wohlstand bei den Ärmsten würde deshalb das globale Treibhausgas-Budget kaum belasten.

https://science.orf.at/stories/3211457/

100.000 Quadratkilometer der Erde für Bergbau

Artenvielfalt

Der Bergbau bedeckt global mehr Fläche als Österreich. Das hat Victor Maus von der Wirtschaftsuniversität Wien anhand von Satellitenbildern herausgefunden. „Gebiete mit hohem Wert für die Erhaltung der biologischen Vielfalt und der Klimastabilität sind am stärksten betroffen“, so Maus in einer Aussendung. Das betrifft immerhin 29 Prozent der weltweiten Bergbaugebiete. Viele der betroffenen Regionen sind darüber hinaus wertvolle Kohlenstoffspeicher. So habe sich der Bergbau in tropischen Regenwäldern seit der Jahrtausendwende sogar verdoppelt.

https://science.orf.at/stories/3211484/

Tipp:

Klimakrise anschaulich

Klimadashboard.at

Sich vorzustellen, was die Klimakrise mit unserer Gesellschaft macht, ist mitunter sehr schwierig. Deshalb haben drei junge Wissenschafter das Klimadashboard entwickelt. Es zeigt zum Beispiel, wie sich die CO2-Emissionen in Österreich seit 1850 entwickelt haben. So haben wir um 1910 herum bereits 60 Millionen Tonnen Kohlendioxid emittiert – heute sind es rund 80 Millionen Tonnen pro Jahr.Johannes Stangl, Adrian Hiss und David Jablonski vereinen im Klimadashboard Daten aus verschiedensten Quellen und erlauben Vergleiche mit anderen Ländern.

Klimadashboard

Kurz gemeldet

Der Westen der USA erlebt die schlimmste Dürreperiode seit 500 Jahren. Die Wissenschaft macht die stetig steigenden Temperaturen dafür verantwortlich. https://oe1.orf.at/player/20220216/668959

Von der Straße auf die Schiene

Internationaler Güterverkehr ohne LKW

Hörtipp

Der Transport ist für 10% der klimarelevanten Emissionen verantwortlich, und die wiederum kommen zu 99% von der Straße, so Clemens Först von der ÖBB Rail Cargo Group. Deshalb sei die Klimawende ohne einen relevanten Beitrag des Transportsektors nicht möglich – weg von der dieselgetriebenen Straße, hin zur Schiene. Die ÖBB hat sich darüber hinaus zum Ziel gesetzt, bis 2030 klimaneutral zu sein, 10 Jahre früher als Österreich, 20 Jahre früher als die EU.

Der Transport-Trend ist allerdings gegenläufig. In Österreich stieg die Güter-Beförderung auf der Straße in den letzten 10 Jahren doppelt so stark wie auf der Schiene. Das liegt nicht zuletzt an der unfairen Kostenverteilung. Beim Straßen-Güterverkehr zahlt die Gesellschaft noch einmal die Hälfte drauf – hier werden Kosten also auf uns alle abgewälzt. Bei der Schiene sind diese externen Kosten hingegen vernachlässigbar. Es braucht daher mehr als einen allgemeinen Kulturwandel, um der Bahn zu gerechten Chancen zu verhelfen.

Wie man mehr Verkehr auf die Schiene bringen könnte, das hat das RADIOKOLLEG von Sabine Nikolay in dieser Woche dokumentiert.

http://oe1.orf.at/dossierklima