Schlagwort: Co2-Budget

Bahn und Bier

Vielleicht wiederhole ich mich. Aber ich bin ein begeisterter Bahnfahrer, nicht zuletzt deshalb, weil ich Autofahren vielfach als reine Zeitverschwendung empfinde. Mitunter gehöre ich sogar zu jenen, denen es von Wien nach Linz schon zu schnell geht. Kaum hat man seinen Laptop aufgeklappt, muss man schon wieder aussteigen. 1 Stunde 16 Minuten dauert die Fahrt im Railjet im Regelfall. Ich kenne sogar einen Menschen, der seine wissenschaftlichen Arbeiten fast ausschließlich im Zug schreibt und dafür bereits nach Vorarlberg und retour fahren muss, weil es auf der Bahn immer schneller geht.

Gut, wir reden jetzt von Hauptstrecken zwischen Österreichs Mini-Metropolen, und nicht von Nebenstrecken, wo die Bahnfahrenden meist wenig verwöhnt werden.

Ich bekenne mich auch zum multimodalen Verkehr: Öffentlich in eine Stadt, mit einem Leihwagen zu einer schwer erreichbaren Ortschaft mit schlechter Anbindung. Manchmal macht es in urbanen Zentren auch Sinn, sich für zwei Kilometer schnell ein Rad auszuleihen, wo dies so unkompliziert geht wie in Wien.

Angesichts meines Faibles für die Bahn freue ich mich umso mehr, dass der ÖBB-Rahmenplan 2024 bis 2029 Investitionen in der Höhe von 21,1 Mrd. Euro vorsieht. Das Geld fließt nicht nur in Hauptverkehrsachsen und Großprojekte wie den Koralmtunnel, den Semmering- und Brenner Basistunnel, sondern auch in Verbesserungen auf weniger frequentierten Strecken. Dazu gehört etwa der zweigleisige Ausbau zwischen Nettingsdorf und Rohr auf der oberösterreichischen Pyhrnstrecke oder des Abschnitts Werndorf – Spielfeld in der Steiermark sowie der Ausbau Herzogenburg – St. Pölten, um nur einige wenige Beispiele zu nennen.

Die Ansprüche des erwähnten Wissenschafters an die Bahn gehen übrigens noch ein Stück weiter. Er sucht sich seine Strecken quer durch Europa vor allem danach aus, ob es im Speisewagen Fassbier gibt. (Und wie Bier und Klimawandel zusammenhängen, lesen Sie weiter unten.)

PS Ich habe diesen Oktober mit seiner untypischen Wärme unglaublich genossen. Er war der wärmste seit Beginn der 257-jährigen Messgeschichte. Jede Verlängerung des Sommers ist mir willkommen. In Wien war es so warm wie zu dieser Zeit normalerweise in Triest, schreibt der ORF-Meteorologe Daniel Schrott in seiner Analyse.

Gleichwohl hat der Wärmerekord einen schalen Beigeschmack. Wir werden ihn wohl mit meteorologischen Ausschlägen auf der anderen Seite büßen müssen, mit extremen Niederschlägen, Dürren oder Winden. So fegte am 20. Oktober ein Föhnsturm mit fast 200 km/h über den Patscherkofel. Nicht alles an diesem Super-Oktober ist dem Klimawandel anzulasten. Aber natürlich ist die Luft, die von außen nach Österreich einströmt, wärmer und damit energiereicher, als sie es ohne Treibhausgase wäre. Insofern steckt in jedem Wetterereignis die Erderhitzung unausweichlich drin.  

CO2: Weltklimarat zu optimistisch

Weniger Spielraum als prognostiziert

Während viele dem Weltklimarat IPCC vorwerfen, alarmistisch zu agieren, werfen ihm andere vor, die Geschwindigkeit der Erderhitzung zu unterschätzen. Nach neuesten Daten dürften Letztere Recht haben: Laut einer in Nature Climate Change veröffentlichten Studie verbleibt der Menschheit bis zum Überschreiten des Pariser 1,5 Grad-Ziels ein deutlich geringeres CO2-Budget als bisher angenommen. Demnach werden wir auf Basis der Treibhausgas-Emissionen von 2022 bereits in 6 Jahren die 1,5 Grad-Grenze erreichen. Benjamin Sanderson vom Centre for International Climate and Environmental Research in Oslo nannte die Studie „für politische Entscheidungsträger eine unangenehme Lektüre.“

https://science.orf.at/stories/3221920/

Bier leidet unter Klimawandel

Hopfen verändert sich

Bei einer globalen Erwärmung von 1,4 Grad sinken die Erträge von Hopfen. Vor allem verändert sich der Gehalt an Alphasäuren, die für die Bittere des Bieres verantwortlich und vor allem in IPAs in höherem Ausmaß erwünscht sind. Ein Großteil der europäischen Hopfenanbaugebiete liegt in Deutschland und Tschechien, aber auch Österreich kultiviert auf 250 Hektar Hopfen, vor allem im Mühl- und Waldviertel sowie in der Südsteiermark.

In den Gebieten nördlich der Donau sinkt der Ertrag laut Prognose der Tschechischen Akademie der Wissenschaften in Brünn um sechs bis acht Prozent im Vergleich der Zeiträume 1989-2018 und 2021-2050. Der Alphasäuregehalt werde dort im Schnitt zwischen 22 und 24 Prozent zurückgehen. Noch höhere Einbußen sind für die Hopfenanbaugebiete in der Südsteiermark und Slowenien zu erwarten.

(APA, https://www.nature.com/articles/s41467-023-41474-5)

Stabiler als gedacht: der Grönländische Eisschild

Eismasse schmilzt ab 1,7 Grad Erwärmung

Selbst wenn die globale Durchschnittstemperatur bis zum Jahr 2100 auf bis zu 6,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau steigt, könnte eine anschließende Abkühlung innerhalb weniger Jahrhunderte verhindern, dass der Eisschild vollständig zusammenbricht und der Meeresspiegel dramatisch ansteigt, so das Potsdam Institut für Klimafolgenforschung PIK in einer Aussendung. Langfristig gesehen liegt die kritische Temperaturschwelle für ein nahezu vollständiges Abschmelzen des grönländischen Eisschildes zwischen 1,7 und 2,3 Grad Celsius globaler Erwärmung, so das PIK.

Kurz gemeldet

Datencenter sind Energiefresser. Vor allem die Kühlung verschlingt viele Ressourcen. Chinesische Forscher schlagen nun vor, die Prozessoren durch technische Fortschritte zunehmend bei höheren Temperaturen arbeiten zu lassen und die Umgebungsluft als Kühlmittel zu nutzen, um damit Energie zu sparen. Viele Prozessoren tolerieren bereits eine Temperatur von 30 Grad, während Rechenzentren normalerweise noch auf 20-25 Grad temperiert werden.

https://science.orf.at/stories/3221748/

Plus 1,5 Grad schon in neun Jahren

Bei manchen Diskussionen, auch im privaten Umfeld, bin ich fassungslos, dass die Klimakrise noch immer als parteipolitisches Fronten-Hickhack im Stil von Simmering gegen Kapfenberg gesehen wird. Wenn es ein Thema gibt, das die ganze Welt, von Tuvalu bis Reichenau betrifft, dann ist es die Erderhitzung. Und die nimmt keine Rücksicht darauf, ob man grün, blau oder rot wählt.

Deutlich zeigt sich dies auch an den jüngsten Statistiken über die Sterbefälle in Folge der diesjährigen Hitzewellen. Mindestens 15.000 Menschen sind in Europa seit Jahresbeginn an der Hitze gestorben. Das verkündete Hans Kluge von der Weltgesundheitsorganisation WHO erst vor wenigen Tagen. 4.500 Todesfälle entfallen demnach auf Deutschland, fast 4.000 auf Spanien und mehr als 3.200 auf Großbritannien. Die Klimakrise hat also in jedem Fall Kleinstädte beziehungsweise große Gemeinden ausgerottet.

Die Prognosen für die Zukunft nehmen sich ähnlich düster aus. Machen wir auf dem jetzigen Weg weiter, leben wir im Jahr 2100 voraussichtlich mit durchschnittlich drei Grad mehr (in Europa werden es dann eher 5-6 Grad sein). Und bei diesem Szenario rechnet die WHO mit 90.000 Klimatoten pro Jahr auf unserem Kontinent.

Beschränken wir den Temperaturanstieg auf 1,5 Grad, werden es noch immer 30.000 Menschen jährlich sein, die an den Folgen der Erwärmung sterben. (Wie wahrscheinlich dies ist und wie rasant wir diesen Wert erreichen werden, lesen Sie übrigens im ersten Beitrag dieses Newsletters.)

Gesundheitlich schlägt der Klimawandel auch bei den Allergikern ein. Wie die Österreichische Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie erst vor ein paar Tagen warnte, nehmen Asthma bronchiale und allergischer Schnupfen durch die erhöhten Temperaturen zu. Die Allergiesaison verlängert sich, die Pflanzen blühen heftiger, dadurch kommt es zu einer höheren Zahl von Pollen. Zusätzlich verändert die Luftverschmutzung die Oberfläche der Allergene und macht sie aggressiver, wie schon mehrfach gewarnt wurde.

Als Mensch, der mit Birken ob ihres Blütenstaubs auf Kriegsfuß steht, bin ich naturgemäß wenig begeistert von diesen Aussichten – ebensowenig von den Prognosen weiter unten im Newsletter, den Juliane Nagiller mit mir gestaltet hat.

Warnung vor bis zu 90.000 Hitzetoten jährlich in Europa – news.ORF.at

WHO: Seit Jahresbeginn 15.000 Hitzetote in Europa – news.ORF.at

Weltklimakonferenz: Klimaschutzpläne führen zu drei Grad plus – science.ORF.at

„Kein Anzeichen für einen Rückgang“

Rasanter Verbrauch unseres CO2-Budgets

Rund 40 Milliarden Tonnen CO2 werden dieses Jahr emittiert werden, das zeigt das diesjährige Global Carbon Budget. Damit wird die CO2-Konzentration in der Atmosphäre auf durchschnittlich 417,2 ppm steigen, 51 Prozent über dem vorindustriellen Niveau.

Zunehmen werden nicht nur die Emissionen aus der Ölverbrennung, was vor allem am Wiedererstarken des Flugverkehrs liegt, sondern auch jene aus der Kohleverfeuerung. „Eine besorgniserregende Entwicklung“, sagt der Nachhaltigkeitsforscher Jan Christoph Minx. Alle wissenschaftlichen Klimaschutzszenarien würden den Kohleausstieg an den Anfang stellen. Denn der Kohleausstieg sollte am leichtesten gelingen und bis 2030 nahezu abgeschlossen sein. Nun sehe man jedoch, dass auch das Einfache schwerfällt, so Minx. Zudem würden hohe Energiepreise die Suche nach neuen Gas- und Ölfeldern befeuern.

Mit sechs Prozent steigen die Emissionen dieses Jahr besonders stark in Indien – ein Land, das seinen Energiebedarf vorwiegend mit Kohle deckt. Indien ist aber auch ein Land, dessen pro Kopf-Emissionen bei nur einem Drittel dessen liegen, was in der EU pro Person ausgestoßen wird.

Sinken werden die Emissionen in China und in der EU – wobei der Rückgang in China auf den dortigen Einbruch der Bauwirtschaft zurückzuführen ist. Betrachtet man alle CO2-Emissionen seit der Industrialisierung, liegt China nur knapp hinter der EU – jedoch mit einem beträchtlichen Abstand zu Spitzenreiter USA – auf Platz drei.

Weltweit ist es dieses Jahr 24 Ländern gelungen, ihre CO2-Emissionen zu senken, obwohl ihre Wirtschaften gewachsen sind, darunter 15 EU-Länder. Diese Reduktionen reichen aber nicht aus, um die Erderwärmung einzudämmen. Nach derzeitigem Stand ist das CO2-Budget für das 1,5 Grad-Ziel bereits in neun Jahren verbraucht. (JN)

www.globalcarbonproject.org/carbonbudget

Zu wenig und falsch deklariert

Fadenscheinige Klima-Hilfsprojekte

Die Frage nach der Finanzierung der Klimafolgen steht im Zentrum der diesjährigen Klimaverhandlungen in Sharm El-Sheikh. Diese Geldfrage wird im Grunde schon seit den 1990er Jahren diskutiert. Bereits 1992 wurde in der UN Framework Convention on Climate Change festgehalten, dass die Industrieländer mehr Geld zur Verfügung stellen, um die Kosten, die in den Entwicklungsländern entstehen, zu decken.

Die Realität sieht jedoch anders aus, wie die Forschung der Pariser Wirtschaftswissenschaftlerin Basak Bayramoglu eindrücklich zeigt. Sie hat gemeinsam mit Kolleg:innen Klima-Hilfsprojekte analysiert, die als solche bei der OECD gemeldet wurden. Rund die Hälfte der analysierten Projekte hatte gar keinen Bezug zu Klimaschutz oder Klimawandelanpassung. Es brauche eine unabhängige Stelle, die die Angaben der Geberländer überprüfe, so die Wissenschaftlerin. Eine Forderung, die ebenso wie jene nach Geld, schon jahrelang gestellt wird. (JN)

https://science.orf.at/stories/3215973/

800 Millionen Arbeitsplätze von Klimawandel betroffen

Chancen durch Energiewende

Klimakrise und Energiewende werden ein Viertel aller Arbeitsplätze weltweit verändern. Das prognostiziert eine Untersuchung des Beratungsunternehmens Deloitte, die diese Woche bei der COP27 in Sharm El-Sheikh präsentiert wurde. Demnach ist das Arbeitsplatzrisiko im afro-asiatischen Raum am größten. 40% der Beschäftigten arbeiten dort in besonders betroffenen Branchen wie Energiewirtschaft, Bergbau, Industrie, Baugewerbe oder in der Landwirtschaft, die durch Extremwetter sehr gefährdet ist.

Umgekehrt könnte die Bekämpfung der Erderhitzung durch Dekarbonisierung auch Arbeitsplätze schaffen: Laut Deloitte würde die aktive Umgestaltung des Energiesystems bis 2050 mehr als 300 Millionen zusätzliche Arbeitsplätze bringen, „davon 21 Millionen in Europa, 180 Millionen in Asien-Pazifik, 75 Millionen in Afrika und 26 Millionen in Amerika“, so Deloitte-Klimaexperte Bernhard Lorentz.

Studie: Klimakrise trifft Viertel aller Arbeitsplätze – news.ORF.at

Kurz gemeldet

Die EU hat ihre Klimaziele für 2030 nachgeschärft. So wurde etwa das CO2-Reduktionsziel für Deutschland von 38 Prozent auf 50 Prozent angehoben. Österreich soll den Treibhausgasausstoß im Vergleich zu 2005 um 48 Prozent senken, statt bisher 36 Prozent.

https://www.orf.at/#/stories/3293015/

Schafnase, Breitarsch, Kronprinz Rudolf

Hörtipp

Fast alle modernen Apfelsorten der letzten 90 Jahre stammen von sechs Stammsorten ab, darunter Golden Delicious, Cox Orange oder James Grieve. Letztendlich sind es diese Züchtungen, die in den Supermarktregalen landen. Sie haben aber aufgrund der nur wenigen „Stamm-Eltern“ zunehmend Vitalitätsprobleme, wie etwa die Anfälligkeit für Schorf bei der beliebten Sorte Topaz.

Tatsächlich gibt es in Österreich rund 1.000 Apfelsorten, die vielfach nicht einmal die Baumbesitzer kennen. Sie tragen so klingende Namen wie Schafnase, Berlepsch, Gravensteiner oder Luisenapfel. Und sie sind es auch geschmacklich wert, wiederentdeckt zu werden.

Die DIMENSIONEN zeigen, wie reglementiert etwa der Anbau der „Clubsorte“ Pink Lady im Vergleich zum „freien“ Obstbau ist.

Schafnase, Breitarsch, Kronprinz Rudolf, 07.11. | Ö1 | ORF-Radiothek

Lesetipp: Arche Noah-Artikel zu modernen und alten Apfelsorten

„Wandel“ oder „Krise“? Klimabildung an Schulen

Hörtipp

In den Lehrplänen ist die Klimakrise ein Randthema. Wieviel Schüler:innen über das Thema erfahren, hängt von den Lehrkräften ab. Dabei bietet fast jeder Gegenstand die Möglichkeit, über das Klima zu reden oder es einzubinden. MOMENT zeigt in einer Reportage aus zwei sehr klimabewussten Schulen im Waldviertel und in Wien, wie dort im Unterricht über die Erderwärmung gesprochen wird.

„Wandel“ oder „Krise“? Klimabildung an Schulen, 08.11. | Ö1 | ORF-Radiothek

Der Rhonegletscher verabschiedet sich

Hörtipp

Seit dem 19. Jahrhundert wird am Schweizerischen Rhonegletscher jedes Jahr eine Eisgrotte in den Gletscher geschlagen. Möglich ist diese Touristenattraktion nur noch, weil das Eis mit Textilplanen vor dem Schmelzen geschützt wird. 

Die Alpengletscher schrumpfen in atemberaubendem Tempo. Wie das JOURNAL PANORAMA zeigt, geht innerhalb eines Monats teilweise ein Meter Eis am Rhonegletscher verloren. Der Gletscherforscher Matthias Huss nennt seine Arbeit dort manchmal „Sterbebegleitung“. Mit den Gletschern verschwindet einerseits ein Wasserspeicher, andererseits werden damit auch Berge instabil, wie etwa das Unglück auf der Marmolata andernorts gezeigt hat.

Der Rhonegletscher verabschiedet sich, 08.11. | Ö1 | ORF-Radiothek

Fleisch und Gemüse

Eine ehrliche Revision unseres Gefrierschrankinhalts hat mir gezeigt, dass ich dort einiges an Treibhausgasemissionen „gebunkert“ habe. Das kleinere Problem ist wahrscheinlich das Wildfleisch vom Schwiegervater, aber die doch bemerkenswerte Menge an Rind, Schwein und Geflügel in der Lade darunter eignet sich so gar nicht, um am Klimaheiligen-Status zu arbeiteten – auch wenn alles bio ist und ich die Landwirt:innen persönlich kenne.

Fleisch ist einfach ein Klimaproblem. Das hat mir diese Woche auch ein Glossar der APA verdeutlicht, dessen Zahlen ich Ihnen nicht vorenthalten möchte.

Demnach braucht 1kg Rindfleisch 15.500 Liter Wasser, und sogar das klimafreundlichere Geflügel verschlingt noch 3.600 Liter. Laut „Our World in Data“ verwenden wir von den weltweit 104 Millionen Quadratkilometer bewohnbares Land circa 40 Millionen Quadratkilometer als Nutzfläche für die Fleisch- und Molkereiproduktion– eine immens große Fläche.

Eine Tonne Rindfleisch benötigt 1,6 Tonnen Soja, das wiederum zur Rodung von 6.600m2 Regenwald führt, wie der Fleischatlas der Heinrich Böll-Stiftung dokumentiert. Und beim Thema „Hunger“ muss man nicht mit dem Finger auf den Krieg in der Ukraine und die reduzierten Getreideexporte zeigen. Europa arbeitet selbst am Hunger mit: 40% unserer Getreideernte landen in Futtertrögen, statt auf den Tisch zu kommen. So konsumieren Menschen in Österreich im Schnitt fast 94kg Fleisch (etwa ein Drittel davon sind Schlachtabfälle, die nicht als Nahrung verwertet werden).

Fazit: „Die weltweite Fleischproduktion ist in Summe für mehr klimaschädliche Treibhausgase verantwortlich als der gesamte Transportsektor der Welt zusammen“, wie die APA schreibt. Konkret sind es etwa pro Kilogramm Rindfleisch rund 22kg CO2-Äquivalente, auch durch die extreme Wirkung des Methans. Deshalb würde der gegenwärtige Fleischhunger allein schon ausreichen, die Erde bis Ende des Jahrhunderts auf 2 Grad zu erhitzen, selbst wenn wir sofort alle fossilen Brennstoffe verbannen würden.

Wir werden realistischerweise nicht schlagartig ein Vegetarier-Haushalt werden. Aber bei einem Durchschnittskonsum von fast 100kg, wie oben erwähnt, ist der Spielraum für die Reduktion von Schnitzel und Co. doch beträchtlich. Wer gern kocht und Gemüse nicht nur zu Tode gart, der tut sich dabei vielleicht noch leichter.

Nur noch 700 Megatonnen

CO2-Budget bis 2040

Wenn Österreich 2040 tatsächlich klimaneutral sein will, darf es bis dahin nur mehr 700 Megatonnen CO2 ausstoßen. Darauf weisen Wissenschafter des Grazer Wegener Centers für Klima und Globalen Wandel hin. Derzeit emittiert das Land allerdings mehr als 70 Megatonnen pro Jahr. Österreich sei also auf dem falschen Klimapfad, so Stefan Schleicher und Gottfried Kirchengast.

Vor allem im Bereich Verkehr brauche es weitaus stärkere Anstrengungen. Die Autoren fordern beim Transportwesen „den steilsten Reduktionspfad bis 2030“ und „tiefgreifende Maßnahmen“. Insgesamt muss Österreich seine Emissionen um 90-95 Prozent reduzieren, um bis 2040 klimaneutral zu sein.

https://orf.at/stories/3275023/

Milliarden Subventionen für die Klimakatastrophe

Wifo-Bericht

Mit rund 5,3 Milliarden Euro jährlich fördert Österreich klimaschädliches Verhalten. Das zeigt ein „vorläufiger Endbericht“ des Wirtschaftsforschungsinstituts, den der Standard zu lesen bekam. Demnach entgehen dem Staat allein durch die Mineralölsteuerbefreiung von Kerosin rund 400 Millionen Euro. Die niedrigere Besteuerung von Diesel im Vergleich zu Benzin (Dieselprivileg) kostet 540 Millionen bis 1,1 Milliarde Euro. Durch die Pendlerpauschale, die klimaschädlichen Verkehr unterstützt, verliert Österreich 480 Millionen pro Jahr. Kontraproduktiv in Sachen Klimaschutz sind laut Wifo auch Steuerbefreiungen für Taxis, Mietwagen oder landwirtschaftliche Fahrzeuge sowie Steuererleichterungen für Heizöl. Subventionen fossiler Energieträger sind für die Autor:innen des Berichts ein „wesentliches Hindernis“ bei der notwendigen energiepolitischen Transformation, wie der Standard zitiert.

Kurz gemeldet

Die Erderhitzung bringt neue Vogelarten nach Österreich. So brüten erstmal vier Kuhreiher-Paare am Unteren Inn in Oberösterreich.

https://science.orf.at/stories/3213993/

In der Antarktis hat ein Forschungsteam erstmals wieder größere Bestände der über 20 Meter langen Finnwale gesichtet. Sie galten in den 1970er-Jahren durch den Walfang als fast ausgerottet. Erst ein Jagdverbot, das mittlerweile 50 Jahre alt ist, hat eine Erholung ihrer Bestände möglich gemacht. Im Ozean vor der antarktischen Halbinsel leben nun wieder geschätzt 8.000 Finnwale. Die Tiere werden bis zu 70 Tonnen schwer.

https://science.orf.at/stories/3213969/

Servicetipps

Wie gärtnert man im Klimawandel?

Hörtipp

Mehr Dürren und Starkregen setzen auch unseren Gärten zu. Der englische Rasen hat dort für viele Gärtner:innen aus klimatischen Gründen keine große Zukunft mehr, abgesehen von seiner ökologischen Wertlosigkeit. Und in den Städten wird die Kastanie ob der zunehmenden Trockenheit aussterben.

Stattdessen plädieren Landschaftsökologen in MOMENT – NACHHALTIG LEBEN für eine Rückkehr zu naturnahen Gehölzen, etwa dem Dirndlstrauch, statt der aus China stammenden Forsythie, mit der heimische Insekten nicht umgehen können.

Ein naturnaher Garten ist robuster und ein wertvoller Beitrag zum Klimaschutz, so die Gärtner:innen.

Andererseits macht die Erderhitzung auch den Anbau von Gemüse möglich, das vor 20 Jahren hierzulande noch undenkbar war, zum Beispiel Melonen. Eine Sendung mit Tipps, wie wir unsere Gärten zukunftsfit und ökologischer gestalten können.

Extremwetterlagen im Garten, 12.07. | Ö1 | ORF-Radiothek