Schlagwort: Biodiversität

Warmes Wasser

Es ist notwendig, „sich so gut wie möglich an die bereits vorhandenen und zukünftig zu erwartenden Auswirkungen anzupassen.“ Das meinte Boku-Klimatologe Herbert Formayer anlässlich der Präsentation der österreichischen Klimabilanz 2023 in dieser Woche. Der von ihm geleitete Klimastatus-Bericht listet denn auch wieder eine Reihe von zweifelhaften Rekorden auf, die allesamt eine Botschaft haben. „Nicht nur das Schadensausmaß, sondern auch das Gefahrenpotenzial für die Bevölkerung steigt an“, wie Formayer es formuliert.

Mai, Juni und Juli 2023 waren von Gewittern mit Starkregen, Sturmböen und Hagel gekennzeichnet. Im August gab es dann im Süden Österreichs viele Schäden durch Überschwemmungen, Hochwasser oder Murenabgänge. In der Steiermark allein kam es dabei zu rund 280 Erdrutschen, um nur einige Beispiele zu nennen.

Dass diese klimatischen und meteorologischen Veränderungen mehr oder weniger subtil auch unsere Gesundheit treffen, dokumentierte ebenfalls in dieser Woche ein neues Papier der EU-Umweltbehörde EEA. Demnach beeinflussen die zahlreichen Extremwetterereignisse unter anderem unser Trinkwasser. So sind die Wassertemperaturen in den großen europäischen Seen im letzten Jahrhundert um 1 – 3 Grad gestiegen. Die geringeren sommerlichen Wassermengen in den Flüssen tragen zusätzlich zu einer Erwärmung bei.

Durch die höheren Temperaturen wachsen auch Krankheitserreger im Trinkwasser schneller. Genau deswegen kam es zum Beispiel bei vielen Bewohnern im Schwedischen Östersund schon vor fünfzehn Jahren zu einer Parasiteninfektion.

Entlang der Meeresküsten wiederum dringt mehr Salz in das Süßwasser ein. Ein höherer Salzgehalt im Trinkwasser erhöht den Blutdruck und damit die Anfälligkeit für Herz-Kreislaufkrankheiten.

Auch Cyanobakterien wachsen in wärmeren Gewässern schneller, ebenso wie Algen. Erstere produzieren gesundheitsschädliche Gifte.

Diese Liste ließe sich noch lange fortsetzen. Selbst wenn wir es schaffen, die Erderhitzung zu bremsen, kommen wir nicht darum herum, uns mit den neuen Gegebenheiten zu arrangieren und etwa in manchen Gegenden Europas das Trinkwasser zu kühlen, um das Wachstum von Krankheitserregern zu verhindern. Uns mit dem Vermeidlichen zu arrangieren, legt auch Herbert Formayer anlässlich der Klimabilanz nahe: „Anpassungsmaßnahmen und Klimaschutz sind nicht nur für die Land- und Forstwirtschaft, die stark von den Wetterextremen betroffen ist, sondern auch für die Versorgungssicherheit der Bevölkerung ein absolutes Muss und dringend notwendig.“

Korallenbleiche dehnt sich aus

60 Prozent der Korallenriffe weltweit betroffen

Die seit Monaten anhaltende Korallenbleiche in vielen Weltregionen hat sich nochmals deutlich ausgeweitet und betrifft nun neun Staaten und Gebiete mehr als im April. Das teilte jüngst die US-Wetterbehörde NOAA mit. Somit ist das für Korallen lebensgefährliche Phänomen inzwischen in 62 Ländern und Territorien zu finden.

An neu betroffenen Gebieten sind u.a. Regionen in Indien und Sri Lanka dazugekommen. Am massivsten ist die durch die Wassererwärmung verursachte Korallenbleiche in Australien und Thailand. In Thailand sind deshalb in der vergangenen Woche die Pling-Insel und das Riff um den Sirinart-Nationalpark der Ferieninsel Phuket für Besucher gesperrt worden.

Unter bestimmten Voraussetzungen können sich Korallen allerdings auch wieder regenerieren.

https://science.orf.at/stories/3225061

Artenvielfalt auf Wiesen schwindet

Europaweite Datenbank

Auf den Wiesen Europas nimmt die Artenvielfalt rasant ab – auch bisher sehr verbreitete Blumen wie die Margeriten werden dort immer seltener. Das zeigt eine neue Datenbank, an der auch österreichische Forscherinnen und Forscher maßgeblich beteiligt waren, wie science.orf.at schreibt.

Es ist vor allem die intensive Bewirtschaftung, die der Biodiversität in unseren Grünräumen schadet. Dabei sind intakte ökologische Systeme ein wichtiger Schutzfaktor gegen die negativen Auswirkungen der Klimaerwärmung.

Am meisten ist der Rückgang der Artenvielfalt in tieferen Lagen wie dem Alpenvorland und in Alpentälern zu spüren. „Selbst Arten wie die Margerite oder der Wiesensalbei, die früher Allerweltsarten waren, sind heute in vielen Regionen nur noch selten zu finden“, sagt der am Aufbau der Datenbank beteiligte Biodiversitätsforscher Franz Essl. Auch viele Orchideenarten sind am Schwinden. Vor allem die Überdüngung entzieht vielen Pflanzen die Lebensgrundlage, während ungedüngte Magerwiesen durch Artenvielfalt bestechen.

https://science.orf.at/stories/3224972

Kurz gemeldet

Petition für das EU-Renaturierungsgesetz

80% der Lebensräume in Europa befinden sich in einem ökologisch schlechten Zustand. Die EU hat deshalb ein Renaturierungsgesetz angedacht, zu dem aber noch die nötige Mehrheit fehlt. Österreich etwa stimmt dem Vorschlag nicht zu, weil sich die Landeshauptleute dagegen ausgesprochen haben. Eine Petition für die Zustimmung zum EU-Entwurf ist nun unter https://www.renaturierungsgesetz.at/ zu finden. Sie wird u.a. von Kabarettisten wie Josef Hader, Schauspielerinnen, Biobäuerinnen und Menschen aus vielen anderen Berufssparten unterstützt.

Hörtipp

Wildbienen versus Honigbiene

Wenn wir von Bienen sprechen, sind wir meist auf die Honigbiene fixiert. In Österreich leben aber auch etwa 700 Wildbienenarten – Sandbienen, Mauerbienen, Hummeln. Sie sind mindestens ebenso wichtige Bestäuber wie die Honigbienen und sammeln Pollen und Nektar nicht als Dienstleistung für den Menschen, sondern um die eigene Brut zu versorgen. Im Gegensatz zu den Honigbienen sind die Wildbienen sehr gefährdet. Sie leiden unter der intensiven Landwirtschaft, dem Verlust von Lebensraum und Nahrungsquellen, der Bodenversiegelung und dem Klimawandel. Wie sehr das Nutztier Honigbiene ein Konkurrent der Wildbienen ist, wird in Imkerei und Naturschutz intensiv diskutiert. Die DIMENSIONEN fragen nach, ob es eine Koexistenz zwischen Wildbienen und Honig gibt. https://oe1.orf.at/programm/20240514#757348/Wildbienen-versus-Honigbiene

Klimafummeln

Die 1,5 Grad-Erwärmung kommt schneller auf uns zu als gedacht. 1,3 Grad waren es bereits im Vorjahr, verglichen mit der Zeit vor Beginn der Industrialisierung. Der Wille zur Reduktion von fossilen Energieträgern ist dennoch enden wollend. Deshalb rufen viele nach alternativen (komplizierteren) Methoden, um uns vor CO2 und Hitze zu schützen. Eine davon nennt sich Geoengineering. Die Idee: Wir bringen einen chemischen Sonnenschirm in der Atmosphäre aus. Dazu fliegen wir auf eine Höhe von etwa 10 Kilometern und versprühen Schwefelpartikel, die den Planeten dann beschatten. Dass das prinzipiell funktioniert, hat uns die Natur bewiesen – durch Vulkanausbrüche. Beim Ausbruch des Pinatubo 1991 sank die globale Temperatur um 0,5 Grad.

Im Vergleich zum recht einfachen Konzept der Reduktion von Treibhausgasen nimmt sich Geoengineering wie eine hochartistische Schlangenfrau aus, die sich ihre Beine über die Schulter legt und noch unter den Achseln durchfädelt, um sie doppelt zu verknoten. Darüber hinaus besteht die Gefahr, dass die Gewinne aus den Emissionen von Klimagasen wie auch schon in der Vergangenheit privatisiert werden, die Reparaturmaßnahmen aber auf Kosten der Allgemeinheit gehen.

Dessen ungeachtet sind viele WissenschafterInnen wie etwa Blaž Gasparini von der Universität Wien der Ansicht, dass man Geoengineering zumindest erforschen müsse, um mehr über Risiken und Nebenwirkungen zu erfahren. Mehr Aerosole in der Luft könnten etwa die Ozonschicht schädigen, wie Gasparini in einem Interview im Ö1-JOURNAL meinte.

Auch der in Harvard arbeitende deutsche Chemiker Frank Keutsch plädiert dafür, Geoengineering auf die wissenschaftliche Agenda zu setzen und klare Rahmenbedingungen für Zulassung und Anwendung zu entwickeln.

Ich halte es inzwischen für nicht mehr ausgeschlossen, dass bis 2050 Maßnahmen in diese Richtung ergriffen werden. Und das ist ehrlich gesagt erschreckend. Ich vergleiche diese Methoden des Geoengineering gerne mit starken Schmerzmitteln, Opiaten etwa. Es gibt Situationen, da ist es nötig, sie zu nehmen, weil es nicht anders geht. Gleichzeitig braucht man aber meist noch einen stärkeren Eingriff, eine Operation zum Beispiel. Bei der Modifikation der Sonnenstrahlung ist es ähnlich. Sie kann die Maßnahmen, die ergriffen werden müssen, nicht ersetzen, nur kurzfristig die Schmerzen lindern“, betont Keutsch gegenüber science.orf.at.

Enthusiasmus klingt anders. Aber Realismus kann sich genau so anhören. Lassen wir die Chance zu vergleichsweise einfachen Lösungen aus – nämlich die Atmosphäre zuerst einmal gar nicht mit Treibhausgasen anzureichern, dann müssen wir wohl oder übel den Schritt zur großtechnischen CO2-Entfernung aus der Luft bzw. zur chemischen Abschattung machen, um Schlimmeres zu vermeiden. Ein Ausstieg aus der Klimafummelei der letzten 150 Jahre ist das nicht, sondern ihre Fortsetzung.

Klimaänderung braucht Waldumbau

Weniger Bäume klimaresistent als gedacht

In Österreich sind im Schnitt zwölf Baumarten je Quadratkilometer klimatisch fit für das 21. Jahrhundert. Bei stabilem Klima wären es 18 gewesen, wie eine neue Studie unter Beteiligung der Universität Wien zeigt. Im europäischen Durchschnitt sind sogar nur neun Baumarten je Quadratkilometer der globalen Erwärmung gewachsen. Das stellt auch den Waldumbau vor schwierige Herausforderungen. Je nach Gebiet gibt es kaum genügend Baumarten, um etwa die vom Borkenkäfer ruinierten Flächen nachhaltig aufzuforsten. „Bäume, die heute gepflanzt werden, müssen sowohl unter den aktuellen Bedingungen, als auch unter zukünftig deutlich wärmeren Bedingungen zurecht kommen“, wie Johannes Wessely von der Uni Wien in einer Aussendung schreibt.

Das Forschungsteam plädiert für bunt gemischte Wälder mit mindestens drei Baumarten und sehr unterschiedlichen Eigenschaften. In tiefen Lagen seien dies etwa Stieleiche, Winterlinde und Hainbuche. Im Westen Frankreichs und auf der Iberischen Halbinsel tue man sich hingegen schwer, noch ausreichend Bäume zu finden, die bis zum Ende des 21. Jahrhunderts durchhalten können.

https://science.orf.at/stories/3224785

Klimaveränderung wird Haupttreiber für Artensterben

Weniger Biodiversität durch steigende Temperaturen

Früher waren Veränderungen in der Landnutzung der Haupttreiber für das Artensterben – in Zukunft wird es der Klimawandel sein. Das legen neue Modellrechnungen nahe. So werde es zu weltweiten Biodiversitätsrückgängen zwischen knapp unter einem bis fünf Prozent pro Jahrzehnt kommen. Gelingt es, die Erderwärmung auf zwei Prozent zu begrenzen (einem Ziel, von dem wir derzeit noch weit entfernt sind), fällt das Artensterben um 40 bis 74 Prozent niedriger aus als bei einem Szenario ohne Maßnahmen zur Reduktion der Treibhausgasemissionen.

https://science.orf.at/stories/3224747

Kurz gemeldet

Rund 170 Wissenschafterinnen und Wissenschafter fordern in einem Brief an die Landeshauptleute, dass Österreich dem EU-Renaturierungsgesetz zustimmt. Das Gesetz soll mehr Wälder, Moore und Flüsse schützen und der Klima- und Biodiversitätskrise begegnen. Die Bundesländer blockieren bisher die Zustimmung Österreichs in der EU.

https://science.orf.at/stories/3224795

Asien war laut der Weltmeteorologie-Organisation WMO im vergangenen Jahr die von klimabedingten Gefahren am stärksten betroffene Region weltweit. 2023 seien in Asien 79 wetterbedingte Katastrophen im Zusammenhang mit hydro-meteorologischen Ereignissen gemeldet worden, teilte die UNO-Behörde mit. Mehr als 80 Prozent davon waren Überschwemmungen und Stürme. Allein dabei seien mehr als 2.000 Menschen ums Leben gekommen.

Quelle: APA/ AFP

Tipp

Fotowettbewerb zu Klimaschutz

„Individuelle Beiträge zum Umweltschutz in der Europäischen Union würdigen:“ Das ist das Ziel des Fotowettbewerbs, den der Europäische Klimapakt – er ist Teil des Green Deal – ins Leben gerufen hat. Bis Ende Juni können alle interessierten Bürgerinnen und Bürger Fotos einreichen, die ihr eigenes Engagement für den Klimaschutz illustrieren oder auch nur dokumentieren, wie sich etwa ihre Kommune für Klimadinge engagiert.

https://climate-pact.europa.eu/get-involved/capture-your-climate-action-enter-our-photo-competition_en?prefLang=de

Hörtipp

Uganda erstickt im Plastikmüll

Wie kann die weltweite Plastikproduktion eingedämmt werden? Darüber diskutieren ab 23. April Vertreterinnen und Vertreter aus mehr als 175 Staaten in Kanada. Das UNO-Umweltprogramm UNEP will ein verbindliches Abkommen erreichen, doch einige Industrieländer und Ölproduzenten blockieren. Für Uganda und andere afrikanische Länder geht es ums Überleben: Der Victoriasee ist mit Plastik verschmutzt, das Trinkwasser und die Fischerei sind bedroht, wie das JOURNAL PANORAMA dokumentiert hat.

DI | 23 04 2024 – oe1.ORF.at

Was kostet die Klimaerwärmung?

2023 lagen die weltweiten Durchschnittstemperaturen um 1,3 Grad Celsius über jenen der vorindustriellen Zeit. In der Arktis waren es 3,3 Grad und in Europa 2,3 Grad mehr. Vor kurzem hat der Europäische Klimawandeldienst Kopernikus gemeinsam mit der Weltorganisation für Meteorologie diese Zahlen im Bericht über den europäischen Stand des Klimas 2023 veröffentlicht. Dazu eine detaillierte Auflistung all jener Phänomene, die mit der Klimaerwärmung zunehmen: Dürre ebenso wie Starkregen, Waldbrände und

Überflutungen, Hitzewellen. Auch die Auswirkungen des Klimawandels auf die menschliche Gesundheit hat der Bericht dokumentiert.

Aber wie ist dem am effektivsten entgegenzusteuern? Eine Reduktion der Treibhausgase scheint vielfach teuer. Die entsprechenden Maßnahmen sind allerdings weitaus billiger als gar nicht zu handeln. Das macht eine Studie in der Fachzeitschrift Nature deutlich, die im letzten Newsletter bereits angesprochen wurde. Die DIMENSIONEN haben darüber mit einem der drei Studienautoren, dem Physiker und Leiter der Abteilung für Komplexitätsforschung am Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung, Anders Levermann, gesprochen.

Klimakosten, Emissionen, Kamele, Kontinente, 25.04. | Ö1 | ORF-Radiothek

Wohlfahrtsgewinne durch weniger Treibhausgase

Ich muss Sie wieder mit dem Wort “Utopie” behelligen. Ein Freund, der an einer FH unterrichtet, fragte seine StudentInnen nach Zukunftsvisionen. Es kamen aber nur Dystopien – also negative Zukunftsbilder. Das ist menschlich verständlich, da wir immer mehr Angst vor Verlust haben als Mut für Neues. Aber: Zukunft entwickelt man besser mit einem positiven Bild als mit einer Abwehrhaltung. Oder um es ganz einfach zu sagen: Wir brauchen Utopien momentan wie ein Stück Brot.

Solche Utopien hat diese Woche eine Studie im Auftrag von Mutter Erde präsentiert. Darin haben WissenschafterInnen des Wegener Center der Uni Graz und der WU Wien drei Wege zu “netto null” Treibhausgasemissionen auf ihre volkswirtschaftlichen Auswirkungen hin analysiert.

Österreich strebt ja laut Regierungsprogramm bis 2040 Klimaneutralität an. Wir können zum Beispiel weitermachen wie bisher, uns aber auf “saubere” Energie konzentrieren, die wir international einkaufen, ohne unseren Verbrauch zu reduzieren. Dazu brauchen wir weder Verhaltensänderungen noch soziale Innovationen (Zero Basis-Szenario).

Wir können aber auch unseren Ressourcen- und Energieverbrauch drastisch reduzieren. Das würde vor allem die Industrie fordern, die viel mehr als bisher auf Kreislaufwirtschaft setzen müsste. Es würde zum Beispiel bedeuten, unsere Erneuerbaren so auszubauen, dass wir uns ab 2030 ohne Abhängigkeit vom Ausland mit grünem Strom versorgen können.

Braucht das erste Szenario 317 Terawattstunden Gesamtenergie pro Jahr, benötigen wir im zweiten – Zero Transition genannten – Szenario nur 192 Terawattstunden.

Die Kreislaufwirtschaft ist weitaus arbeitsintensiver, sodass bei Zero Transition auch die Arbeitslosigkeit deutlich geringer ist als bei Zero Basis: Sie liegt nach dem Modell bei etwa 1,8 Prozent statt bei 5,4 im energieintensiven Szenario. Auch die Löhne steigen durch den höheren Arbeitskräftebedarf.

Am ambitioniertesten ist die Vision Just Transition – also “gerechter Übergang”: Hier kommt auch noch der Faktor der sozialen Gerechtigkeit dazu, indem etwa eine luxus-fokussierte CO2-Steuer eingeführt wird, da ja Begüterte weitaus mehr Treibhausgase emittieren als Menschen mit geringem finanziellem Spielraum. Diese luxusorientiere CO2-Bepreisung würde Flugreisen genauso treffen wie emissionsintensive Autos. Gleichzeitig rechnet Just Transition mit einer Reduktion der wöchentlichen Arbeitszeit um 1,2 Stunden und mit mehr Car-Sharing, wodurch zum Beispiel in der Stadt der Bedarf an Parkplätzen zurück geht.

Durch die Arbeitszeitverkürzung sinkt zwar das BIP um 0,5 – 1 Prozent, aber die Arbeitslosigkeit reduziert sich um 1 – 2 Prozent.

“Die Studie zeigt sehr deutlich, dass sich eine dekarbonisierte und defossilisierte Wirtschaft und Wohlfahrtsgewinne nicht ausschließen, bei kluger Gestaltung einander vielmehr bedingen”, schließen die AutorInnen in ihrer Zusammenfassung. Abgesehen von Emissionsreduktionen kommt es auch zu positiven Wertschöpfungseffekten, vor allem durch die Umstellung auf materialsparende Produktionsformen.

Es gibt also viel zu gewinnen, selbst wenn Veränderungen immer Angst machen. Aber das Ziel ist formuliert. Und der Weg auch.

Mutter Erde – Studie

Österreich plant massiven Ausbau des Schienennetzes

26 Milliarden für Bahnverkehr und Klimaschutz

Die ÖBB und das Klimaministerium haben kürzlich das „Zielnetz 2040“ präsentiert, das die Bahninfrastruktur in Österreich deutlich verbessern soll. Bahnfahren soll so noch attraktiver werden und die CO2-Emissionen im Verkehrssektor reduzieren. Die 67 geplanten Projekte umfassen unter anderem eine Verkürzung der Fahrzeit zwischen Wien und München auf 2,5 Stunden, eine bessere Anbindung des Flughafens Wien an das Schienennetz und eine schnellere Verbindung von Graz nach Maribor. Die Gesamtkosten für den Ausbau belaufen sich auf 26 Mrd. Euro.

So wird zum Beispiel die Fahrtzeit von Innsbruck nach München auf 65 Minuten und von Wien nach Budapest via Flughafen auf zwei Stunden reduziert werden. Auch der ländliche Raum soll vom Ausbau profitieren, etwa das Gasteinertal und die Ostrampe der Arlbergbahn. Im öffentlichen Nahverkehr sollen vor allem die Takte dichter werden.

https://orf.at/#/stories/3346783/

872 Milliarden Euro Kosten durch Meeresspiegelanstieg

Szenario 2100

Schäden durch den Anstieg des Meeresspiegels könnten die Wirtschaften der EU und des Vereinigten Königreichs bis Ende des Jahrhunderts insgesamt bis zu 872 Milliarden Euro kosten, wie aus einer Modellierungsstudie hervorgeht. Die AutorInnen untersuchten dafür 271 europäische Regionen bis 2100 unter der Annahme, dass wenig bis gar nichts gegen die Erderwärmung getan wird (Szenario hoher Emissionen SSP5-RCP8.5).

Die Modellierung zeigte regionale Unterschiede in den wirtschaftlichen Auswirkungen des Meeresspiegelanstiegs. Die Mehrheit der wirtschaftlichen Verluste – bis zu 21% des regionalen Bruttoinlandsprodukts (BIP) bis 2100 – konzentrierte sich in Küstenregionen wie Venetien und der Emilia-Romagna in Italien und Zachodniopomorskie in Polen. Auch Regionen um die Ostsee, die belgische Küste, Westfrankreich und Griechenland sind gefährdet, hohe wirtschaftliche Verlust zu erleiden. Binnenregionen – etwa in Deutschland, Österreich und Ungarn – könnten bis 2100 hingegen wirtschaftliche Gewinne von bis zu 1% des regionalen BIP erzielen, u.a. durch eine Verlagerung der landwirtschaftlichen Produktion.

Baumarten stärker bedroht als bisher angenommen

Biodiversitätsverlust im Atlantischen Regenwald

Eine in Science veröffentlichte Studie zeigt, dass Baumarten stärker gefährdet sind als bisher angenommen, insbesondere im Atlantischen Regenwald. Die Forschenden fanden heraus, dass 82% der endemischen und 65% aller dort vorkommenden Baumarten vom Aussterben bedroht sind. Allein der Habitatverlust in tropischen Wäldern gefährdet 35-43% aller Baumarten. Bisher galten – alle Ökosysteme zusammengenommen – nur 30 Prozent aller Baumarten als bedroht.

Der atlantische Regenwald erstreckte sich einst über die gesamte Ostküste Brasiliens sowie kleine Teile Argentiniens und Paraguays. Er zählt zu den globalen Biodiversitätshotspots und beherbergt mehr als 15.000 Pflanzenarten.

Tipps

Klimajugendrat

Im Klimajugendrat können junge Menschen aus ganz Österreich mit PolitikerInnen aller im Nationalrat vertretenen Parteien über Klimapolitik diskutieren. Der nächste Klimajugendrat für Menschen zwischen 14 und 30 findet vom 9. bis 11. April 2024 im Parlament in Wien statt. Die Teilnahme ist kostenlos und die Anreise, Unterkunft und Verpflegung werden bei Bedarf übernommen.

https://bjv.at/klimajugendrat24/

Kostenlose Expedition: Girls on Ice

Girls* on Ice Austria bietet eine kostenlose Expedition für junge Frauen zwischen 15 und 17 Jahren, die die vergletscherten Berge Tirols erkunden wollen. Unter der Leitung von ErdwissenschaftlerInnen, KünstlerInnen und Bergführerinnen erfahren sie dabei Details über Gletscher, alpine Landschaftsformen, Wetter, Klima und Klimawandel. Ziel ist es, Interesse an den Naturwissenschaften zu wecken, Geschlechterrollen zu hinterfragen und das Vertrauen in die eigenen physischen Fähigkeiten zu stärken. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Interessierte können sich bis 16. Februar bewerben.

www.inspiringgirls.org/goi-austria

Kurz gemeldet

Im Jahr 2025 werden die Erneuerbaren erstmals mehr Strom produzieren als Kohlekraftwerke, so ein OECD-Report. Ihr Anteil an der Stromproduktion steigt von 30% im Jahr 2023 auf 37% im Jahr 2026.

https://www.iea.org/reports/electricity-2024/executive-summary

Hörtipps

Sauber bis zum Ursprung – die gesetzliche Überwachung von Europas Lieferketten

Die EU will noch heuer ein Lieferkettengesetz beschließen, das Unternehmen verpflichtet, Menschenrechte und Umweltschutz in ihren globalen Produktionsstätten zu respektieren, um etwa Kinderarbeit zu vermeiden. Das Gesetz soll bis 2026 in Kraft treten und könnte weitreichende Folgen für die Wirtschaft und die Gesellschaft haben. NGOs loben die EU für ihren Vorstoß, während Industrieverbände den hohen bürokratischen Aufwand beklagen, wie das JOURNAL PANORAMA dokumentiert.

https://oe1.orf.at/player/20240122/746684

Was bringt das LNG-Terminal Rügen?

Just in Zeiten, in denen allerorts vom Ausstieg aus den fossilen Energieträgern geredet wird, plant Deutschland den Bau des größten Flüssiggas – Terminals Europas. Unmittelbar vor der Ostseeinsel Rügen soll ein „schwimmendes“ Terminal aus zwei Schiffen von Erdgastankern mit LNG (Liquified Natural Gas) aus aller Welt beliefert werden. WissenschaftlerInnen sehen dadurch die Energiewende gefährdet, die Bundesregierung wiederum argumentiert, das Bauprojekt sei für die Energieversorgung Deutschlands unerlässlich. Die betroffene Bevölkerung Rügens reagiert mit Widerstand, wie die DIMENSIONEN in einer Reportage zeigen.

https://oe1.orf.at/player/20240124/746800

Erhaltet die Artenvielfalt

Wenn ich in neue Gegenden komme, knie ich mich irgendwann auf den Boden. Der Grund ist nicht ein blasphemisches Spiel mit der bekannten Papst-Geste. Ich schaue gerne nach, was da kreucht und fleucht. Krabbelt da kein Insekt mehr herum, weiß man sehr schnell, was es für die Artenvielfalt geschlagen hat.

Letzten Sommer in Andalusien: Im idyllischen Hinterland bei Ronda liege ich am Wasser und lege das Buch beiseite, um den Boden nach sichtbarem Leben abzusuchen. Das Grasland entpuppt sich als Todeszone. Bei einem Ausflug sind wir gefühlte 20 Kilometer nur durch Olivenhaine gefahren, die ganze Hügellandschaften bedecken, danach fast ebenso weit durch Getreidefelder. Die Monokulturen mit entsprechendem Pestizideinsatz haben auf Teufel-komm-raus die Mikrofauna beschädigt, um nicht zu sagen ruiniert. Dass das Wasser aus der Leitung selbst in den Bergen nicht mehr trinkbar ist, versteht sich von selbst.

Vor ein paar Tagen sitze ich mit einem Biologen an einem Tisch. „Die industrielle Landwirtschaft ist der größte Biodiversitätskiller“, sagt er resignierend und schüttelt den Kopf über die romantisierenden Bilder des Agrarlebens.

Man muss auch nicht nach Andalusien fahren, um den Biodiversitätsverlust mit eigenen Augen zu sehen. Es reicht, in Österreich die Haustür zu öffnen. Diese Woche hat ein Team von Wissenschafterinnen und Wissenschaftern Beispiele aus unseren Lebensräumen präsentiert. 37% der 3.462 heimischen Farn- und Blütenpflanzen stehen auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten. Von den 707 Wildbienenarten ist rund die Hälfte bedroht, 37 Arten sind bereits in den letzten Jahren ausgestorben. Die kleine, schwarze Sandbiene Andrena nasuta lebt von den Pollen der blaublühenden Ochsenzunge. Letztere geht in vielen Regionen zurück. Die Sandbiene findet deshalb kein Futter mehr und ist selbst vom Aussterben bedroht, wie Barbara Reichmann im Mittagsjournal dokumentierte.

Wo exzessiv gedüngt, gemäht und gespritzt wird, leidet die Artenvielfalt (und wie oftmals erwähnt, ist eine intakte Natur auch gegen die Folgen der Klimaerwärmung resistenter). Den höchsten Anteil an ausgestorbenen Arten haben deshalb die bewirtschafteten Äcker.

Auch an Gewässern schwindet die Vielfalt von Flora und Fauna, einerseits wegen Uferverbauungen, der Erwärmung der Flüsse, aber auch wegen Neophyten – das sind eingewanderte Arten. Letztere verursachen darüber hinaus Kosten, die jene von Naturkatastrophen wie Überschwemmungen und Erdbeben bei weitem übertreffen. Das hat eine Studie unter Mitarbeit von Franz Essl, dem Wissenschafter des Jahres, gezeigt.

Weiteren Druck erzeugt die chemische Verschmutzung. Sie stürzt die Lebewelt des Planeten zusammen mit der Klimaerwärmung und der schrumpfenden Artenvielfalt in eine „Dreifachkrise“, wie Wiener Ökologen ebenfalls diese Woche erklärten.

Die Forderung der Biologinnen und Biologen ist relativ eindeutig: Die EU-Vorschläge zur Pestizidreduktion müssten auch von Österreich unterstützt werden. Und es solle (finanzielle) Anreizsysteme für die Landwirtschaft geben, auf nachhaltige Produktionsmethoden umzusteigen.

Zugutekommen würde das allen, Menschen, Tieren und Pflanzen.

EU weitet Emissionshandelssystem aus

Große Mehrheit für Reform

Künftig werden auch Flugverkehr, Schifffahrt, Straßenverkehr und Gebäude in den Emissionshandel miteinbezogen. Bislang (seit 2005) zahlten nur Teile der Energiewirtschaft und die energieintensive Industrie für ihren Treibhausgas-Ausstoß. Da Endverbraucher beim Heizen und im Straßenverkehr mit deutlich höheren Kosten rechnen müssen, wird ein milliardenschwerer Klimasozialfonds eingerichtet, um Menschen mit niedrigen Einkommen zu entlasten. Ab 2026 sollen dafür europaweit 86,7 Milliarden Euro zur Verfügung stehen.

Die Zahl der jährlich ausgegebenen Emissionszertifikate soll kontinuierlich reduziert werden, damit steigt gleichzeitig der Preis für den Treibhausgas-Ausstoß. 

Über einen CO2-Grenzausgleich sollen auch ausländische Emittenten zur Kasse gebeten werden, die ihre Waren in die EU einführen.

https://orf.at/stories/3313012/

Kurz gemeldet

2022 erlebte Europa den wärmsten jemals gemessenen Sommer. Die Temperaturen lagen rund 1,4 Grad über dem Mittel der Jahre 1991 – 2020, wie der Bericht „European State of the Climate“ zeigt. „Das Klima, das uns erwartet, wird sehr, sehr anders sein als das Klima, in dem wir aufgewachsen sind“, sagte dazu Copernicus-Direktor Carlo Buontempo.

https://science.orf.at/stories/3218847/

Der Stickstoffeintrag in die Ozeane hat sich seit 1970 fast verdoppelt. Er führt zu einer Überdüngung der Meere, verstärktem Algenwachstum und Sauerstoffnot, aber auch zu einer Übersauerung. Der Großteil des Stickstoffs kommt aus der Landwirtschaft. Rund 38% des Stickstoff-Düngereinsatzes sind unnötig und führen zu keiner Ertragssteigerung.

https://science.orf.at/stories/3218830/

Die Atmosphäre erwärmt sich viermal so stark wie im Zeitraum 1960-2000, berichten Grazer Klimaforscher. Der daraus entstehende Energieüberschuss im Erdsystem befeuert Wetter- und Klimaextreme.

https://science.orf.at/stories/3218795/

Service

Wer sich für Bildung in Sachen nachhaltiger Entwicklung engagiert, kann sein Projekt für die BNE-Auszeichnung 2023 einreichen. Das Forum Umweltbildung zeichnet damit im Rahmen des UNESCO-Programms „Aktionsrahmen Bildung 2030“ gemeinsam mit dem Bundesministerium für Klimaschutz Initiativen aus den Bereichen „Kooperieren“, „Mobilisieren“ und „Transformieren“ aus.

Schimmelndes Erbe

Hörtipp

Dass die Klimaerwärmung sogar unser kulturelles Erbe bedroht, dokumentieren diese Woche die DIMENSIONEN. Pilze, Flechten und andere Schädlinge vermehren sich durch die steigenden Temperaturen nicht nur im Wald besser als unter kühleren Bedingungen. Auch in Archiven und Bibliotheken gedeihen sie prächtig und greifen dort Schafs- und Rinderpergament ebenso an wie Papier. Die Speicher brauchen deshalb mehr Energie, weil intensiver getrocknet und gekühlt werden muss.

https://oe1.orf.at/programm/20230419#716258/Schimmelndes-Erbe

Klima steckt überall drin

Heute, am 3. März, ist Internationaler Tag des Artenschutzes. Eingeführt wurde er vor genau 50 Jahren anlässlich der Unterzeichnung des Washingtoner Artenschutzübereinkommens CITES. Wie diese Woche viele Wortmeldungen aus der Wissenschaft und von NGOs gezeigt haben, muss man Artenschutz, Biodiversität und Klima zusammen denken. Wie auch der Weltklimarat in seinen letzten Berichten betont hat, schlägt sich die Erderhitzung nicht zuletzt in der Artenvielfalt nieder, während uns intakte Naturräume vor vielen Klimafolgen schützen können.

Von Arno Aschauer, dem Teamleiter für Arten und Lebensräume beim WWF, habe ich diese Woche das Wort „Ökosystemleistungen“ gelernt und es später dann auch in der Broschüre Natur am Limit: Vielfalt des Lebens in Gefahr wieder gelesen: Es meint die Leistungen, die die Natur uns als Gesellschaft bietet, von der Wirtschaft bis hin zur Erholungsfunktion. Demnach haben fast 80% der untersuchten Ökosystemleistungen in den letzten Jahrzehnten deutlich abgenommen.

Der Homo oeconomicus hat ja die Eigenschaft, das Leben sehr gern in Geld zu bemessen. Folgt man diesem Gedanken, so beträgt der Wert der Öko- und Natursystemleistungen auf dem Planeten jährlich zwischen 170 und 190 Billionen US-Dollar. Damit wäre die Natur die stärkste Volkswirtschaft der Welt, mit einem doppelt so hohen Bruttoinlandsprodukt wie alle Länder zusammengenommen. Diese Quantifizierung hat zweifellos einen hochabsurden Beigeschmack, aber wer Leben gern über den Kontostand bemisst, findet in diesen Zahlen genug Gründe, die Gratisleistungen der Natur zu erhalten.

Österreich bekleckert sich in Sachen Biodiversitäts- und Artenschutz ja nicht gerade mit Ruhm. In vielen europäischen Rankings liegt es entgegen dem gern kolportierten Image als Öko-Musterland weit hinten. Nur mehr rund 7 Prozent der Staatsfläche gelten als weitgehend frei von menschlichen Eingriffen. Viele Ziele im Artenschutz sind unverbindlich oder zwischen Bund und Ländern nicht koordiniert. Naturzerstörung wird sogar noch subventioniert. Das haben zuletzt Zahlen des WIFO gezeigt: Demnach fördert Österreich umweltschädliche Investitionen mit rund 6 Milliarden Euro pro Jahr.

Der Schutz der Arten und der Lebensräume ist ein Querschnittsthema, das in alle politische Bereiche Einzug halten muss: von der Raumplanung über die Finanz- und Verkehrspolitik oder die Energiewirtschaft bis hin zum Tourismus. Und zwar länger als nur einen Tag.

Ihr

Franz Zeller

PS Erwähnenswert wären auch der heutige Klimastreik oder die Klima-Klage, die Michaela Krömer im Namen von 12 Kindern kürzlich eingebracht hat. Aber über die heutige Protestaktion wird ohnehin aktuell intensiv berichtet, sodass wir mit dem Newsletter zu spät dran wären, und mit Klimaklagen werden wir uns in einer der nächsten Ausgaben des Ö1 Klima-Newsletters beschäftigen.

Wie sich der Klimawandel selbst verstärkt

Gefährliche Rückkopplungsschleifen

Schmilzt das Meereis, wird die Oberfläche dunkler und nimmt mehr Wärme auf. Dadurch schrumpft das verbleibende Meereis noch schneller. Dieser Rückkopplungsturbo ist eine der bekanntesten Feedback-Schleifen im Klimageschehen. Insgesamt 41 derartige Mechanismen hat ein Forschungsteam nun publiziert.

Es gibt auch Rückkopplungsschleifen, die dämpfend wirken. Bei einer Temperaturerhöhung nehmen Pflanzen zum Beispiel mehr CO2 auf und arbeiten damit dem Treibhauseffekt entgegen. Aber 27 der 41 aufgelisteten Phänomene wirken eindeutig destabilisierend auf das Klima. Dazu gehört etwa die massenhafte Ausbreitung von Schädlingen, die Bäume daran hindern, CO2 aufzunehmen.

Unklar ist, wann diese Rückkopplungen in eine ausweglose Spirale führen und das Klima unumkehrbar zum Kippen bringen.

Auf einer eigenen Seite präsentiert das Team der University of Oregon auch eine Reihe von Animationen, die zum Beispiel den Zusammenhang zwischen Waldbränden und dem Abschmelzen des Permafrosts verdeutlichen.

https://science.orf.at/stories/3217731/

Mehr Klimakompetenz im Gesundheitssektor gefordert

Offener Brief

Mit der Erderhitzung werden u.a. Infektionskrankheiten, Atemwegserkrankungen und Herz-Kreislauf-Probleme zunehmen. Der Klimawandel stellt also auch das Gesundheitssystem vor große Herausforderungen. Aus diesem Grund fordern 30 Organisationen in einem offenen Brief an die zuständigen Ministerien, für mehr Klimakompetenz im Gesundheitssektor zu sorgen. Dazu gehört neben vielen weiteren Maßnahmen, mehr „community nurses“ für die Gemeindearbeit und „disaster nurses“ (Katastrophenkrankenschwestern und -pfleger) auszubilden.

https://science.orf.at/stories/3217904/

Geschichte des Mülls

Tipp

Müll aus allen Zeiten präsentiert momentan eine interessante Online-Ausstellung namens throwaway-history.eu. Das Naturhistorische Museum Wien beteiligt sich an der Aktion des Europäischen Hauses der Geschichte mit einer Dokumentation weggeworfener Waffen aus der Bronzezeit, die im niederösterreichischen Wöllersdorf gefunden wurden.

Statistiken über weggeworfene Lebensmittel findet man auf der Seite ebenso wie das Porträt einer italienischen Künstler:innengruppe, die aus Schrott Kunst macht.

Kurz gemeldet

Der heurige Winter war der sechstwärmste der 256jährigen Messgeschichte, wie Geosphere Austria meldet. In den Niederungen lag die Temperatur um 2,8 Grad über dem Mittel der Jahre 1961 – 1990, auf den Bergen um 2,3 Grad.

https://www.zamg.ac.at/cms/de/klima/news/sehr-milder-winter-1

Die Eisbedeckung in der Antarktis ist so gering wie nie zuvor. Mit einer Fläche von 2 Millionen km2 hat sie am 19. Februar ein Rekordminimum erreicht.

https://science.orf.at/stories/3217930/

Alles über Gas

Hörtipp 1

Ein Viertel der österreichischen Haushalte ist auf Gas angewiesen, die Industrie sowieso. Zuletzt waren die Preissteigerungen bei Gas einer der Haupttreiber der Inflation. Was natürlich zur Frage führt, woher wir in Zukunft unsere Energie nehmen, wenn Russland seine Lieferungen einstellt oder Gas einfach nicht mehr leistbar ist.

Mit Themen wie diesen beschäftigt sich die mehrteilige Serie „Alles über Gas“ im RADIOKOLLEG, das die Preisbildung an der Gasbörse ebenso beleuchtet wie die Versorgung mit LNG (Liquefied Natural Gas) oder die wirtschaftlichen und ökologischen Kosten von Fracking.

In der Woche vom 6.-9. März geht erfährt man im RADIOKOLLEG (Mo-Do, 9.05 Uhr) „Alles über Strom“.

Nachzuhören sind Sendungen wie diese im Ö1-Dossier „Nachhaltig leben“.

Wertvoller Müll

Hörtipp 2

Je nach Betrachtungsweise ist Müll entweder ein lästiges Überbleibsel oder eine Ressource. De facto gibt es viele Gründe, warum wir Abfälle und Reststoffe nicht achtlos wegwerfen, sondern getrennt sammeln sollen. Sie sind wertvolle Rohstoffe und können in den Produktionskreislauf zurückkehren. Was im Kunststoff-Abfall steckt oder wie Metalle, Papiere, Textilien und andere Stoffe aufbereitet werden, dokumentiert ein vierteiliges RADIOKOLLEG.

Wertvoller Müll – Rohstoffquelle der Zukunft – oe1.ORF.at

Erde unter Naturschutz

Einige Tage lang wirkte die COP15 in Kanada so belanglos wie ein 30jähriges Matura-Treffen. Am Montag dieser Woche einigten sich die 196 Staaten in Montreal dann doch auf eine Abschlusserklärung. Bis 2030 sollen mindestens 30% der Land- und Meeresflächen unter Schutz gestellt werden. Bislang sind es nur 17 Prozent des Landes und sieben Prozent der Meere.

Zu den 23 im Abschlussdokument vereinbarten Zielen zählt auch, umweltschädliche Subventionen jährlich um 500 Milliarden Dollar zu verringern und das Geld teilweise in Naturschutz zu stecken. Auch die Einführungsrate invasiver Arten sowie das Gesamtrisiko durch Pestizide und gefährliche Chemikalien sollen halbiert werden, wie das Science Media Center schreibt.

Die Montreal-Vereinbarung löst die Aichi-Ziele von 2010 ab. Von den damals in Nagoya vereinbarten 20 Biodiversitäts-Zielen wurde bis heute kein einziges vollständig erfüllt.

Der Wiener Ökologe Franz Essl bewertete die COP15 „vorsichtig positiv“. Bei der Umsetzung der Ziele werden aber vor allem die Länder des globalen Südens Hilfe – und das heißt auch finanzielle Unterstützung – brauchen. Denn gerade in diesen Ländern ist ein Großteil der Biodiversität konzentriert, so Essl. 20 Milliarden Dollar sollen die betroffenen Länder bis 2025 von den Industriestaaten jährlich erhalten. Die Summe liegt deutlich unter den Forderungen der Empfängerstaaten. 

Umweltschutzorganisationen beurteilten die Ergebnisse von Montreal sehr unterschiedlich. Greenpeace nannte das Abschlussdokument einen „faulen Kompromiss“. Der WWF bezeichnete die Abschlusserklärung als „lückenhaftes, aber in wesentlichen Punkten brauchbares Abkommen.“ Der Erfolg stehe und falle „mit dem politischen Willen, dieses Abkommen lückenlos umzusetzen sowie die nötige Finanzierung sicherzustellen“, so der WWF. Denn Sanktionsmechanismen für die Nicht-Umsetzung gibt es keine.

Österreich hat gerade erst seine nationale Biodiversitätsstrategie beschlossen. Dazu gehört etwa, 35 Prozent der Landwirtschaft bis 2030 biologisch zu betreiben und die Rote Liste der gefährdeten Arten um ein Drittel zu reduzieren. Auch das Montreal-Ziel, 30 Prozent der Landfläche unter Schutz zu stellen, ist darin enthalten.

Wie der Weltklimarat IPCC bereits mehrmals in seinen Berichten betont hat, sind Klima- und Artenschutz eng aneinander gebunden. Eine intakte Natur schützt uns auch vor einigen unangenehmen Folgen der Erderhitzung.

Allein die Renaturierung und der Schutz von Wäldern, Mooren oder Mangroven an den Küsten könnten ein Drittel der Treibhausgasreduktion bringen, die wir brauchen, um die Erderwärmung auf zumindest zwei Grad zu begrenzen.

Zumindest eines scheint nicht umstritten: dass wir von einem ökologisch möglichst intakten Planeten alle profitieren.

In diesem Sinne verabschiede ich mich für heuer und wünsche Ihnen mit diesem Newsletter, dem bereits 69.ten, eine schöne Weihnachtszeit und alles Gute für 2023.

https://orf.at/stories/3298302/

https://science.orf.at/stories/3216671/

Österreich investiert Milliarden klimaschädlich

WIFO-Bericht

4 bis 5,7 Milliarden Euro pro Jahr gibt Österreich für klimaschädliche Förderungen aus. Das hat das Wirtschaftsforschungsinstitut WIFO für die Regierung erhoben. Der allergrößte Teil, rund 61 Prozent, fließt in den Verkehr. Dazu gehören etwa das Dieselprivileg oder die Pendlerpauschale bis hin zu Steuerbefreiungen für Mietwagen oder Taxis.

38 Prozent oder 1,6 Milliarden gehen in Steuerbefreiungen von fossilen Energieträgern für Energieerzeuger, mit rund 28 Millionen werden klimaschädliche Aktivitäten in der Landwirtschaft gefördert.

Schon 2016 lag die Summe bei 4,7 Milliarden Euro, seitdem habe sich wenig geändert, so Kritiker der klima-kontrapoduktiven Förderungen.

https://orf.at/stories/3298566/

Erderhitzung verändert See-Eis

Warme Winter

Auch wenn wir im Dezember Temperaturen unter Null hatten: Die relativ hohen Temperaturen lassen ein anderes Eis entstehen als starke Kälte. Friert ein See bei extremen Minusgraden, entsteht schwarzes Eis. Es ist spiegelglatt, durchsichtig und sehr stabil. Bei höheren Temperaturen gefriert das Wasser zu weißem Eis. Es ist matt und brüchiger. So soll schwarzes Eis zehnmal tragfähiger sein als weißes.

Forscher:innen der schwedischen Universität Uppsala haben im Winter 2021 auf 31 Seen in verschiedenen Ländern das Eis analysiert und festgestellt, dass sich immer mehr weißes Eis bildet. So starben im Februar 2021 zehn Menschen, weil sie auf schwedischen Seen einbrachen – so viel wie nie zuvor.

Am niederösterreichischen Lunzer See gab es zwischen 1905 und 1915 durchschnittlich 100 Eistage pro Winter, in den letzten zehn Jahren waren es im Schnitt nur mehr 35 Eistage.

https://science.orf.at/stories/3216550/

Tipp

Zu Weihnachten fallen zehn Prozent mehr Abfall an als während des Jahres. Das hat die Wiener MA48 im Jahr 2019 erhoben. Nicht nur die Papier- und Kartonabfälle werden mehr, auch die Lebensmittelabfälle steigen während der Feiertage dramatisch an. Wie man sie vermeiden oder reduzieren kann, dazu hat die Wiener BOKU Tipps zusammengestellt.

Tschechien in der Mobilitäts-Revolution

Hörtipp

Tschechien gehört mit der Slowakei zu den größten Autoherstellern Europas, gemessen an der Einwohnerzahl. Davon zeugen nicht nur die vielen Autozüge, die täglich über die Westbahnstrecke Richtung Deutschland rollen. Tschechien konzentriert sich nach wie vor auf die Herstellung von Verbrennungsmotoren und droht damit den Anschluss an die Elektromobilität zu verlieren. Es gibt zwar erste Anzeichen für eine Änderung dieser Produktions-Philosophie, die Hürden dazu scheinen aber auch von politischer Seite nicht unerheblich, wie das JOURNAL PANORAMA diese Woche dokumentiert.

https://oe1.orf.at/player/20221220/702334

Hitze und Schatten

Manchmal gebiert die Verzweiflung wahrlich monströse Ideen. Eine möchte ich Ihnen nicht vorenthalten.

Bekanntermaßen erwärmen sich die Polarregionen weitaus schneller als der Rest der Erde. Die Antarktis war heuer im März um 35 Grad wärmer als sonst üblich, auch wenn minus 18 Grad noch lange nicht beschaulich klingen. Ein Team hat deshalb überlegt, wie man diese Erwärmung samt dem Abschmelzen riesiger Eismassen wie der Westantarktis oder Grönlands stoppen könnte. Das Ergebnis: Man versprüht jenseits der 60. Breitengrade Schwefeldioxid in 13km Höhe. Nach einer chemischen Umwandlung wirkt dieses Geoengineering wie ein riesiger Sonnenschirm. Dazu sind allerdings 175.000 Flüge jährlich nötig, mit Flugzeugen, die noch nicht existieren. Die großen Flieger würden dann halbjährlich zwischen den Polregionen wechseln. 125 Stück der neuen Tankflugzeuge müsste man für das Projekt bauen.

Die Idee ist auch nach Meinung seiner Erfinder:innen sehr hypothetisch und ein absolutes Notfallprojekt für die Schublade, so heise. Es dokumentiert aber auch eine zunehmende Fassungslosigkeit über die Tatsache, dass zu wenig unternommen wird, um die Erhitzung des Planeten zu stoppen.

Viele wähnen die planetare Fieberkurve noch in der Zukunft. Florida spürt sie hingegen schon unmittelbar in der Geldtasche. Dort hat der Hurrikan „Ian“ enorme Verwüstungen angerichtet. Und die Erderhitzung spielt auch hier mit: sie erhöht die Wahrscheinlichkeit derartiger Sturmereignisse. Die Schäden durch „Ian“ werden auf 40 Milliarden Dollar geschätzt. Wie orf.at schreibt, ziehen sich viele Versicherer aus Hochrisikoregionen wie dem Süden Floridas zurück und wollen Liegenschaften dort nicht mehr versichern. Gleichzeitig wurden bereits 400.000 Versicherungsnehmern gekündigt, die kaum eine Chance haben, Ersatz zu finden.

Auch wenn einige der Probleme ihre Ursachen außerhalb der Klimakrise haben, zeigt sich doch, wie schnell die Folgen der steigenden Temperaturen an uns heranrücken. Oder, wie es der Meteorologe Andreas Jäger ausdrückt: „Die Klimakrise steht nicht vor der Haustür, sie sitzt schon mitten in unserem Wohnzimmer.“

Milliardenprogramm für klimafreundliche Industrie

Klimaschutz

Mit 5,7 Milliarden Euro wird Österreich Industriebetriebe bei der Umstellung auf eine energieneutrale und klimafreundliche Produktion unterstützten. Das haben Vizekanzler Werner Kogler, Wirtschaftsminister Martin Kocher und Klimaschutzministerin Leonore Gewessler diese Woche zugesichert. Die Gelder fließen bis 2030. Der Großteil dient zur Transformation der Industrie, ein Teil unterstützt aber auch Energieeffizienz- und Umweltmaßnahmen.

Klimaförderprogramm: 5,7 Milliarden Euro für die Industrie | Ö1 Mittagsjournal, 11.10. | Ö1 | ORF-Radiothek

Hitzewellen werden einige Gebiete der Erde unbewohnbar machen

Klimakrise

Wenn der Klimawandel so weiter geht wie bisher, werden die Sahelzone, Regionen rund um das Horn von Afrika und Teile Süd- und Südwestasiens unbewohnbar werden, weil sie „die physikalischen und sozialen Grenzen des Menschen überschreiten“. Davor warnten UNO und Rotes Kreuz diese Woche in Genf.

Die Wissenschaft prognostiziert, dass die Zahl der Toten durch extreme Hitze bis Ende des Jahrhunderts ebenso so hoch sein werde wie die der Krebstoten.

Hitzewellen werden ganze Regionen unbewohnbar machen – news.ORF.at

Extreme Dürre alle 20 Jahre

Europa

Die Hitze verschont auch Europa nicht. In West- und Mitteleuropa sind Dürren wie jene im heurigen Sommer drei bis viermal wahrscheinlicher geworden. Nach Daten der Initiative World Weather Attribution muss Europa zum jetzigen Stand der Erderhitzung alle 20 Jahre mit einer derartigen Trockenheit rechnen. Da aber kein Stopp des Temperaturanstiegs in Sicht ist, werden Dürren noch weitaus häufiger werden.

https://science.orf.at/stories/3215463/

Bebauung und Versiegelung haben großen Einfluss auf Stadttemperaturen

Landnutzung

Wandelt man Acker- in Industriefläche um, führt dies zu einem durchschnittlichen Anstieg von 12 Sommertagen, also Tagen mit einer Temperatur über 25 Grad. Diese Daten liefert das Projekt Lucretia der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik ZAMG. Dahinter steckt die einfache Gleichung, dass dicht bebaute Bereiche wärmer sind, kühle Stadtteile hingegen viel Wasser- und Grünflächen besitzen. Insofern wäre die Hitzebelastung in der Stadt durch Planung gut steuerbar. „Grob gesagt können massive Änderungen der Bebauung die Zahl der Sommertage um ungefähr 20 bis 80 Prozent erhöhen oder senken,“ so die Stadtklima-Expertin Maja Zuvela-Aloise.

https://science.orf.at/stories/3215503/

Wildtierbestände sinken drastisch

Artensterben

Bei mehr als 31.000 wildlebenden Wildtierpopulationen sind die Bestände im Zeitraum von 50 Jahren im Schnitt um 69 Prozent gesunken. Das zeigt der Living Planet Report 2022 auf. Die Autor:innen haben dafür 5.200 Wildtierarten – von Säugetieren über Fische bis zu Reptilien – ausgewertet.

Wie auch der jüngste IPCC-Bericht betont hat, schützt ein gesundes Ökosystem auch vor vielen Folgen des Klimawandels. Umgekehrt heizt der Verlust an biologischer Vielfalt die Klimakrise noch an.

https://science.orf.at/stories/3215535/

Kurz gemeldet

Vom Aussterben bedroht sind auch die Schwebfliegen. Etwa ein Drittel der 890 Arten gilt als sehr gefährdet.  Schwebfliegen sind sowohl als Bestäuber sehr wichtig, sie kontrollieren aber auch landwirtschaftliche Schädlinge wie Blattläuse.

Bestäuber: Schwebfliegen vom Aussterben bedroht – science.ORF.at

Tipp:

Am 15. Oktober ist „International Repair Day“. In Österreich gibt es etwa 150 Reparaturinitiativen, die sich dem verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen verschrieben haben. Oft ist bei Geräten wie Kaffeemaschinen oder Haartrocknern nur ein einfacher und billiger Bauteil zu ersetzen, um sie wieder funktionstüchtig zu machen. Das passiert etwa in Repair Cafés quer durch das Land. Viele Initiativen suchen noch freiwillige Helfer:innen.

Reparatur-Cafés und Initiativen – Repanet

Wenn der Asphalt kocht

Mittlerweile ist es so gut wie offiziell, dass die Vorhersagen der Klimaforscher:innen nicht richtig waren – aber nicht so, wie wir uns das vielleicht wünschen würden. So gut wie jeder IPCC-Bericht hat unterschätzt, mit welcher Geschwindigkeit sich die Erde erhitzt. Wie in diesem Newsletter schon erwähnt, liegt die Wahrscheinlichkeit bei 50 Prozent, dass wir die 1,5-Grad-Schwelle der globalen Durchschnittstemperatur schon bis 2026 überschreiten werden, und nicht erst bis 2040. Vor sieben Jahren war dies noch undenkbar, auch in großen Teilen der Wissenschaftsgemeinde.

Umso paradoxer wirkt es, dass sich in dieser Woche quer durch Europa ein Teil der großen CO2-Schleudern, namentlich der Transportsektor, selbst lahmlegte: Da konnten plötzlich Flugzeuge auf dem Londoner Luton-Airport nicht mehr landen, weil in der englischen Hitzewelle mit rund 40 Grad die Oberfläche des Runways schmolz.

In Norditalien wiederum führten Waldbrände in Folge der Dürre zur Sperre von Autobahnen. Und in den Niederlanden musste man Straßen und Brücken mit Streusalz und Wasser kühlen, damit sie nicht wegfließen.

Dürren werden in Zukunft zum europäischen Wettergeschehen gehören. Rund die Hälfte des Kontinents leidet schon derzeit an Trockenheit. Länder wie Spanien, Portugal, Frankreich, Italien oder Rumänien müssen mit Ernterückgängen rechnen.

Umso irritierender ist ein Video, das diese Woche dank @leseerlaubnis in meinen Twitter-Feed gespült wurde: Es zeigt den deutschen Journalisten Hoimar von Ditfurt, wie er bereits 1978 auf Basis der Kohlendioxid-Konzentration in der Atmosphäre die Erderhitzung erklärt und bis 2050 mit 2 – 3 Grad mehr rechnet. Recht viel haben wir bisher nicht getan, um diese Prognose kraft Dekarbonisierung zu widerlegen.

Wenn Sie also eine Minute zwanzig Zeit haben, dann schauen Sie sich das an.

Ihr

Franz Zeller

https://orf.at/stories/3276942/

Dürre heizt Energiekrise an

Weniger Strom

In vielen Teilen Europas sind seit dem Winter die Niederschläge ausgeblieben. Das macht auch den Wasserkraftwerken zu schaffen. In Portugal liefern sie um zwei Drittel weniger Energie als sonst üblich. Zum Ausgleich wurde mehr Erdgas in Gaskraftwerken verheizt. Ähnlich ist die Situation in Spanien und in Italien: Dort ging die Energiegewinnung aus Wasserkraft bis Ende Juni um die Hälfte zurück. In Frankreich wiederum fehlt Kühlwasser für Atomkraftwerke. Einige AKWs dürfen nun Wasser über Ausnahmegenehmigungen wärmer als sonst üblich in die Flüsse einleiten und gefährden damit das ökologische Gleichgewicht von Flora und Fauna.

Fehlender Strom: Hitze und Dürre befeuern Energiekrise – news.ORF.at

Mediterrane Bäume für die Alpen

Ökologie

Ungarische Eichen und italienische Tannen könnten in Zukunft die Fichte und andere heimische Baumarten ablösen. Die Kiefer etwa kommt mit den zunehmenden Trockenheitsphasen schlecht zurecht. Deshalb erprobt das Bundesforschungszentrum für Wald neue hitzeresistente Baumarten, u.a. aus dem Mittelmeerraum.

https://noe.orf.at/stories/3165230/

Erhitzung raubt Erdbeeren den Duft

Insekten und Ökologie

Bei einer durchschnittlichen Temperatursteigerung von 5 Grad verlieren Erdbeeren ihren Duft. Damit werden sie auch von Insekten nicht mehr gefunden und bestäubt. Das hat der brasilianische Insektenforscher Guaraci Duran Cordeiro in Kooperation mit dem Salzburger Pflanzenökologen Stefan Dötterl herausgefunden. Sie untersuchten, wie Buchweizen, Raps und Erdbeere auf Westliche Honigbiene, Dunkle Erdhummel und Rote Mauerbiene wirken, wenn die Temperaturen steigen. Am besten vertrug der Raps die Erwärmung.

https://science.orf.at/stories/3214152/

Antarktische Biomasse in Gefahr

Biodiversität

Die Erwärmung setzt auch dem antarktischen Bakterium Pseudoalteormonas haloplanktis zu. Es verträgt zwar Temperaturen zwischen minus 2,5 und 29 Grad, zeigt aber schon bei 20 Grad Zeichen von Hitzestress. Insgesamt kann es seine Überlebensgrenze nur um 1 Grad nach oben verschieben, ab 30 Grad ist Schluss.

Kälteangepasste Bakterien wie P. haloplanktis machen den größten Teil der Biomasse auf der Erde aus und stehen in der Nahrungskette ganz unten. Sterben sie aus oder reduziert sich ihr Bestand stark, leiden auch Säugetiere wie die Wale dramatisch.

https://science.orf.at/stories/3214131/

Earth Overshoot Day

Tipp

Am 28. Juli haben wir jene Ressourcen verbraucht, die der Planet in einem Jahr hergibt. Danach leben wir sozusagen auf Schulden – vor allem zu Lasten unserer Kinder. Seit 1971 errechnet das „Global Footprint Network“ den Earth Overshoot Day. Damals fiel dieser Tag noch auf den 25. Dezember. Das bedeutete, dass der Planet nur 6 Tage auf Pump lebte. Heute sind es mehr als 5 Monate.

Österreichs Overshoot Day war übrigens schon am 6. April. Die ökologische Geldbörse wäre damit, umgerechnet auf einen Monat, schon etwa am 10. leer.

Kurz gemeldet

Auf der Suche nach technischen Lösungen für die CO2-Speicherung, haben Forscher:innen ein vielversprechendes Bakterienenzym entdeckt. Es stammt aus einer Mikrobe, die 1981 in Zentralafrika gefunden wurde.

https://science.orf.at/stories/3214226/

In Australien ist die Zahl der bedrohten Arten in den letzten fünf Jahren um acht Prozent gestiegen. Von den 400 Säugetierarten des Landes leben 320 ausschließlich auf dem Kontinent, etwa Wombats oder eierlegende Schnabeltiere.

Bericht: Australiens Umwelt leidet – science.ORF.at

Der Autoverkehr von morgen

Hörtipp

Wie sich die deutsche Agentur für Erneuerbare Energien die automobile Zukunft vorstellt, hat sie kürzlich bei einer Tour durch das Ruhrgebiet gezeigt. Die Ideen reichen von der durchaus umstrittenen Beimischung von Biodiesel zu fossilen Kraftstoffen bis zu riesigen Schnellladestationen. Die DIMENSIONEN haben aufgezeichnet, was heute in Sachen Autoverkehr erprobt wird, und die Projekte von unabhängigen Expert:innen einordnen lassen.

https://oe1.orf.at/player/20220718/685641

Klimaschutz = Naturschutz = Armutsbekämpfung

Und wieder liegt eine Murmeltierwoche hinter uns – mit der Wiederholung von Dingen, die wir schon oft gehört haben, die aber nicht oft genug gesagt werden können: Klimaschutz ist auch Armutsbekämpfung und Naturschutz. Die jüngsten Berichte des Weltklimarates haben auf diesen Zusammenhang hingewiesen, und diese Woche tun es auch Berichte des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung PIK und des WWF zusammen mit dem Roten Kreuz.

„Klimafolgen wie etwa Wetterextreme oder Folgen der Naturzerstörung erhöhen zum Beispiel die Risiken für die Landwirtschaft, also für die Einkommen der Bäuerinnen und Bauern, für die Lebensmittelpreise, und letztlich für die Ernährung und Gesundheit aller“, sagt Björn Sörgel vom PIK. Umgekehrt machen eine gesunde Artenvielfalt und eine nachhaltige Bewirtschaftung die Lebensräume resilienter gegen klimatische Veränderungen.

„Gezielte Maßnahmen zum Schutz der Natur können klimabedingte Katastrophen um über ein Viertel verringern. Das würde nicht nur unzählige Menschenleben retten, sondern gerade in den ärmsten Regionen der Welt Schäden in Milliardenhöhe verhindern”, wie auch WWF-Programmleiterin Hanna Simons betont.

So sieht das Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung die UN-Nachhaltigkeitsziele untrennbar mit den Pariser Klimazielen verbunden sowie mit den 2010 beschlossenen Aichi-Biodiversitätszielen. In keinem der drei Bereiche ist die internationale Staatengemeinschaft auf Kurs, um die Ziele auch tatsächlich zu erreichen.

Wie schon öfter angemerkt, gilt: Je reicher eine Gesellschaft bzw. eine Personengruppe innerhalb einer Gemeinschaft, umso mehr Klimaschäden richtet sie an. Begüterte fliegen etwa weitaus mehr als Menschen mit wenig finanziellem Spielraum. Deshalb verlangt der Klimaschutz auch nach Umverteilung: Als wichtiges Mittel der Umverteilung nennt das PIK eine CO2-Emissionsabgabe. Sie könnte an jene gehen, die treibhausgassparsam leben.

Aber selbst eine Bepreisung von Kohlendioxid ist keine Generallösung: Während Indien laut PIK damit einen Großteil der Mittel aufbringen könnte, die für das Erreichen der UN-Nachhaltigkeitsziele (u.a. Abschaffung von Armut und Hunger oder das Bereitstellen von leistbarer und sauberer Energie) nötig sind, wird Afrika dafür Milliardenhilfen brauchen.

Und so meint auch PIK Direktor Ottmar Edenhofer: „Es ist halt leider nichts kostenlos. Entweder wir zahlen weiterhin für die Schäden an Klima und Natur, und damit letztendlich auch für menschliches Leid. Oder wir zahlen für die Lösungen.“

PIK-Policy Paper: “Joint implementation of the Sustainable Development Goals, climate change mitigation and biosphere protection: Policy options for tackling multiple crises simultaneously”

WWF-Report: „Working with Nature to Protect People: How Nature-based Solutions Reduce Climate Change and Weather-Related Disasters“

G7 verabschieden sich von Kohlestrom

Energiewende I

Die größten Industrienationen der Welt (u.a. Deutschland, Frankreich und die USA) wollen bis 2035 Strom weitgehend CO2-frei erzeugen. Damit verbunden ist ein Ausstieg aus Kohlekraftwerken. Darauf haben sich die G7 in Berlin geeinigt. Auch ineffiziente und klimaschädliche Subventionen für fossile Energien sollen bis 2025 auslaufen.

Ambitioniert sind die Ziele auch beim Methan, das als etwa 25mal so klimaschädlich gilt wie Kohlendioxid. Sein Ausstoß (er kommt vor allem aus der Tierhaltung) soll weltweit bis 2030 um 34% sinken.

Die G7 haben sich auch darauf geeinigt, ärmere Länder bei der Energiewende und den Folgen der Erderwärmung zu unterstützen. Die Gelder, die Entwicklungsländer für die Anpassung an den Klimawandel erhalten, sollen bis 2025 gegenüber 2019 mindestens verdoppelt werden.

Als nächsten Schritt wollen die G7 die G20 ins Boot holen. Die G20-Staatengruppe verursacht 80% der weltweiten Emissionen.

Quelle: APA

Noch mehr Photovoltaikförderung

Energiewende II

Die Förderung für Photovoltaik wird um 40 Millionen Euro aufgestockt. Das hat das Klimaschutzministerium diese Woche bekanntgegeben. Mit den 40 Millionen der ersten Förderrunde wurden 11.000 PV-Anlagen unterstützt. Für die zweite Förderrunde ab 21. Juni stehen nach der Erhöhung 60 Millionen Euro zur Verfügung.

https://www.orf.at/#/stories/3268993/

Photovoltaikförderungen-Österreich

Der schwierige Weg zu nachhaltigem Kerosin

Energiewende III

Der Anteil der Flugbranche am CO2-Ausstoß der EU wird auf rund 3,8 Prozent geschätzt. Als Hoffnungsträger für „grüneres“ Fliegen gelten Sustainable Aviation Fuels (SAFs). Sie können beispielsweise aus gebrauchtem Speiseöl und Altfetten hergestellt werden.

Bereits in drei Jahren sollen alle EU-Staaten zumindest 2% des Kerosins durch SAFs ersetzen. Größere Mengen des nachhaltigeren Flugbenzins sind allerdings auch noch nicht verfügbar. Und zudem ist es fünf- bis neunmal so teuer wie das (nicht-besteuerte) fossile Kerosin.

Zum Klimawandel trägt übrigens nicht nur der enorme CO2-Ausstoß der Flugzeuge bei, sondern auch die Bildung von Kondensstreifen. Sie führen zur Bildung von Wolken, die wiederum zur planetaren Aufheizung beitragen.

https://orf.at/stories/3266129/

Kurz gemeldet

Die Stadt Paris will in ihren 1.300 Kantinen künftig an zwei Tagen pro Woche ausschließlich vegetarische Mahlzeiten servieren. Darüber hinaus sieht der Ernährungsplan des Stadtrats bis 2027 nur mehr nachhaltige Gerichte in den Pariser Krippen, Schulen, Altersheimen und kommunalen Betrieben vor.

https://www.orf.at/#/stories/3268961/

Knappes Holz

Hörtipp

Bäume formen unsere Landschaft, Holz unsere Kultur – vom Bauen bis zum Heizen. Dabei ist Holz weitaus mehr als ein Rohstoff für Gebäude und Energie. Es ist eine wertvolle Faser, für die sich mittlerweile viele Industriezweige interessieren. Wald ist auch ein riesiger Kohlenstoffspeicher und Teil der grünen Lunge dieses Planeten – und vielleicht auch deshalb viel zu schade zum Verbrennen, dauert es doch Jahrzehnte, bis ein neuer Baum nachgewachsen ist. Gleichzeitig wird der Rohstoff immer knapper. Was Europa nicht selbst decken kann und importieren muss, holzt man andernorts ab. Ein RADIOKOLLEG über eine unterschätzte und rarer werdende nachwachsende Ressource.

Wirtschaft – oe1.ORF.at

Wärmere Ozeane sind lauter

  1. April 2022

Der Mensch kann schlecht mit Unsicherheit umgehen. Wir lieben Gewissheiten. Die können uns aber nur Religionen geben, so fragwürdig auch immer sie sein mögen. Zu den zentralen Spielregeln der Wissenschaft hingegen gehört, dass ihre Erkenntnisse immer widerlegbar sein müssen – und manchmal auch widerlegt werden. Manche rechnen ihr das als Schwäche an. Dabei ist das genau die Stärke der Wissenschaft.

Auch in der Klimaforschung haben sich manche Voraussagen verändert. Leider nicht unbedingt in jene Richtung, die zu unserer Entspannung beitragen würden. Bereits 2001 wurde im 3. Sachstandsbericht des Weltklimarats IPCC die Möglichkeit von Kipppunkten in unserer Atmosphäre und unseren Ökosystemen angesprochen – das sind jene Momente, ab denen ein Ereignis wie das Abschmelzen des Grönländischen Eisschildes unumkehrbar wird.

2008 hat der deutsche Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber mehr als ein Dutzend solcher tipping points aufgrund der Erderwärmung publiziert. Dazu gehört etwa der Zusammenbruch der Nordatlantischen Umwälzströmung. Sie hat sich schon jetzt um 15% verlangsamt. Bleibt dieses gigantische Energieförderband stehen, kommt es im nordatlantischen Raum zu einer dramatischen Abkühlung. Durch die Erderwärmung könnte auch der Indische Monsun destabilisiert werden. Das hätte mehr Dürren und Flutkatastrophen zur Folge, um nur zwei Beispiele zu nennen.

2019 haben Schellnhuber und seine Kolleg:innen ihre Prognosen revidiert und gewarnt, dass die Kipppunkte wahrscheinlicher und zeitlich näher sein könnten, als zuvor angenommen. Ging man vor zwei Jahrzehnten noch davon aus, dass sie erst bei einer globalen Erwärmung von 5 Grad auftreten, gelten manche Kipppunkte auch schon bei einem Temperaturanstieg von 1 bis 2 Grad als wahrscheinlich. Und wie vor einigen Wochen erwähnt, stehen wir momentan bei einer durchschnittlichen Erderwärmung von 1,1 Grad, im Vergleich zur vorindustriellen Zeit. Die Amundsen See-Einbuchtung in der Westantarktis könnte diesen point of no return bereits überschritten haben. Und auch für das Grönländische Eisschild könnte der irreversible Abschmelzprozess schon bei 1,5 Grad Erwärmung starten – möglicherweise in den 2030er-Jahren. Vom Auftauen der Permafrostböden haben wir ja erst vor kurzem im Ö1 Klima-Newsletter berichtet.

Insofern ist das Paris-Ziel von 1,5 Grad nicht der sichere Klima-Hafen, wie viele meinen, sondern nur ein Zielwert zur Schadensminimierung. In Wahrheit zählt jedes Zehntel Grad, das wir vermeiden können.

Wärmer Ozeane sind lauter

Biodiversität

Steigt die Temperatur in den Meeren, können sich die Schallwellen schneller ausbreiten. In der arktischen Barent See oder im nordwestlichen Pazifik ist die Schallgeschwindigkeit in einer Tiefe von 50 Metern bereits um ein Prozent gestiegen, wie eine kanadische Studie zeigt. Gleiches gilt für die Arktis, den Golf von Mexiko oder die südliche Karibik 500 Meter unter der Wasseroberfläche. Für die Meerestiere wird sich damit die Kommunikation möglicherweise folgenschwer wandeln. „Die Veränderung der Schallgeschwindigkeit beeinflusst auch ihre Fähigkeit zur Nahrungsaufnahme, das Paarungsverhalten oder die Flucht vor Räubern“, so die Autoren.

Warming oceans are getting louder – AGU Newsroom

Riesiger Eisberg abgebrochen

Ostantarktis

Bereits Mitte März dürfte sich ein Eiskoloss in der Größe Roms vom Festland der östlichen Antarktis gelöst haben.  Die NASA-Expertin Catherine Colello Walker beschrieb die Ablösung des sog. Conger Eisschelfs im Guardian als „einen der bedeutsamsten Abbrüche in der Antarktis seit den frühen 2000er Jahren“ und als „Anzeichen für das, was kommen mag.“

Im Gegensatz zur Westantarktis ist ein Abschmelzen der Ostantarktis zwar unwahrscheinlicher. Aber auch hier könnte durch punktuelle Ereignisse ein nicht mehr zu stoppender Eisverlust in Gang gesetzt werden – mit einem langfristigen Meeresspiegelanstieg von 3-4 Metern.

Riesiger Eisberg in östlicher Antarktis abgebrochen – science.ORF.at

Wie Gas in der Industrie ersetzen?

Energiewende

8,2 Milliarden Kubikmeter Erdgas verbraucht Österreich pro Jahr. Mehr als 70 Prozent davon gehen in die Industrie, einerseits als Energieträger, andererseits auch als Rohstoff für chemische Produkte oder Düngemittel. Der größte Verbraucher ist der Chemiesektor, gefolgt von der Papier- und Zellstoffproduktion und der Stahlindustrie. In einigen Bereichen, etwa der Lebensmittelindustrie, könnten Trocknungsprozesse statt mit Gas über Biomasse betrieben werden. Auch in der Stahlindustrie seien Verfahren mit Strom statt Gas möglich, allerdings mit einer Umstellungszeit von 10-15 Jahren, so Ilse Schindler vom Umweltbundesamt in Wien.

Weniger Erdgas: Wie der Energiewechsel funktionieren könnte – science.ORF.at

Kurz gemeldet

Australischen Forscherinnen ist es gelungen, hitzetolerantere Korallen zu züchten. Am Great Barrier Reef hat gerade wieder eine temperaturbedingte Korallenbleiche eingesetzt.

Ökologie: Hitzetolerante Korallen am Great Barrier Reef – science.ORF.at

Podcast NACHHALTIG LEBEN

TIPP

Jeden zweiten Freitag fragt Ruth Hosp in der Sendung NACHHALTIG LEBEN (11.55 Uhr), wie ein ökologisch verträglicher Lebensstil aussehen könnte. Es geht um „grünes“ Reisen genauso wie um den Ausstieg aus der ressourcenverschlingenden „Fast Fashion“. NACHHALTIG LEBEN ist auch als Podcast abonnierbar.

https://radiothek.orf.at/podcasts/oe1/oe1-nachhaltig-leben

Sendungen zum Thema aus dem gesamten Ö1-Angebot, von DIMENSIONEN über MOMENT bis zum RADIOKOLLEG sind dauerhaft unter https://oe1.orf.at/nachhaltigleben nachhörbar.