Schlagwort: Artenvielfalt

Gesunde Natur, gesunde Wirtschaft

Ökologisierung kann sich lohnen, auch für die Industrie. Das zeigt eine Studie von Cambridge Econometrics im Auftrag des österreichischen Kontext-Instituts. (Seine Leiterin Katharina Rogenhofer war Sprecherin des Klimavolksbegehrens und Mitgründerin von FridaysForFuture.)

Das Studienteam hat zwei Szenarien verglichen: Ökologisierung auf Basis der bis zum Jahr 2022 bereits beschlossenen Maßnahmen und eine ambitioniertere Variante, in der noch mehr auf Dekarbonisierung gesetzt wird.

Wird zusätzlich in Energieeffizienz und Zukunftstechnologien investiert, liegt die Wirtschaftsleistung 2050 um 3.3% über dem Weitermachen-wie-bisher-Szenario. Das entspricht zusätzlichen 250 Milliarden allein für Österreich (gerechnet über den gesamten Zeitraum).

Ein paar wenige Jahre kosten die zusätzlichen Maßnahmen allerdings mehr als sie bringen. Aber schon 2032 „übersteigt die zusätzlich generierte Wirtschaftsleistung erstmals die zusätzlichen Investitionen im Vergleich zum Business-As-Usual-Szenario. Ab hier steigt der Effekt jedoch rasant an: Im Jahr 2040 wird etwa viermal so viel zusätzliche Wirtschaftsleistung generiert, wie zusätzlich investiert wird. Im Jahr 2050 bringt jeder zusätzlich investierte Euro in zukunftsfähige Industriepolitik fünf Euro mehr an Wirtschaftsleistung in der EU.“

Im ambitionierten Szenario sinkt auch die Importabhängigkeit, zusätzlich entstehen 44.000 neue Arbeitsplätze, vor allem im Dienstleistungsbereich und in der technischen Produktion. Machen wir auf Basis der bereits beschlossenen Maßnahmen weiter, gehen die Arbeitsplätze leicht zurück, vor allem auch wegen der sinkenden Bevölkerungszahl.

Die Ökologisierung würden die Bürgerinnen und Bürger laut Studie auch in der Geldbörse spüren: Wenn der Anteil erneuerbarer Energie steigt, sinken Strompreise und Energiebedarf. Demnach würden wir 2050 um 29 Prozent weniger Primärenergie brauchen, und der Strompreis würde um 16 Prozent fallen.

Die Ergebnisse von Cambridge Econometrics bestätigen also einmal mehr die These, dass sich der ökologische Umbau unserer Kohlenstoffwelt lohnt – nicht nur in Sachen Gesundheit und Natur, sondern auch ökonomisch. Und sie widersprechen vehement der oft wiederholten Drohung, eine Ökologisierung von Wirtschaft, Verkehr und Energiesystem sei nur mit großem Verzicht möglich.

Studienzusammenfassung

Wie Straßenbeleuchtung die Artenvielfalt gefährden könnte

Stadtökologie

Bäume und Büsche unter Straßenlampen entwickeln härtere Blätter als solche in freier Natur. Das hat ein chinesisches Forschungsteam jetzt anhand von zwei Baumarten gezeigt, der Japanischen Pagode und der Grünesche. Unter künstlichem Licht investieren die Bäume mehr in die Abwehr von Fressfeinden als in das Wachstum.

Dadurch haben es Insekten in der Stadt weitaus schwerer, zu Nahrung zu kommen. Weniger Insekten wirken sich auf die Nahrungskette aus und bedeuten auch weniger Vögel und andere Kleintiere.

https://science.orf.at/stories/3226105

Warum Ragweed und Co uns Probleme machen

Längere Allergiesaison durch Klimawandel

Noch vor ein paar Jahren schloss man als engagierter Pollenallergiker die Saison mit Augenjucken, rauer Stimme und dickem Hals spätestens im Juli ab. Durch Ragweed und andere Neophyten bleiben die belastenden Symptome jetzt zum Teil bis in den Herbst hinein bestehen. In Wien führen vor allem neue Beifußarten zu einer Verlängerung der Pollensaison. Dadurch muss „mit einer zweiten Blühphase des Beifußes von September bis Oktober gerechnet werden“, wie das Pollenservice mitteilt.

https://science.orf.at/stories/3226094

Tropikalisierung der Adria

Algen und Quallen könnten zunehmen

Die Temperatur der Adria stieg Ende Juli auf bis zu 30 Grad. Biologen warnen jetzt davor, dass sich dadurch auch Quallen verstärkt ausbreiten und es immer häufiger zu Algenplagen kommen könnte. Auch tropische Fische wandern zunehmend ein. So wurde bereits der giftige Silberstreifen-Kugelfisch in der Adria nachgewiesen.

https://science.orf.at/stories/3226020

Kurz gemeldet

Der Juli war der zweitheißeste der Messgeschichte. Er lag um fast 1,5 Grad über dem Durchschnittswert des Monats zwischen 1850 und 1900.

https://orf.at/stories/3365967

Und noch ein „Rekord“: Das Barrier Reef ist so warm wie seit 400 Jahren nicht mehr, mit entsprechenden Auswirkungen auf die Unterwasserwelt.

https://science.orf.at/stories/3226204

Almen: Lebensräume am Limit

Hörtipp

Die Idylle der Almenwelt bröckelt. Immer weniger Menschen wollen sich die langen Arbeitstage und die körperlich anstrengende Arbeit antun.

Gleichzeitig ist die Bewirtschaftung der Almen wichtig für die Biodiversität und den Artenschutz. Denn Rinder und Schafe sorgen dafür, dass die Flächen offen und die Almen erhalten bleiben. Die DIMENSIONEN mit einem wissenschaftlichen Blick in höhere Regionen.

Almen: Lebensräume am Limit, 29.07. | Ö1 | ORF-Radiothek

Warmes Wasser

Es ist notwendig, „sich so gut wie möglich an die bereits vorhandenen und zukünftig zu erwartenden Auswirkungen anzupassen.“ Das meinte Boku-Klimatologe Herbert Formayer anlässlich der Präsentation der österreichischen Klimabilanz 2023 in dieser Woche. Der von ihm geleitete Klimastatus-Bericht listet denn auch wieder eine Reihe von zweifelhaften Rekorden auf, die allesamt eine Botschaft haben. „Nicht nur das Schadensausmaß, sondern auch das Gefahrenpotenzial für die Bevölkerung steigt an“, wie Formayer es formuliert.

Mai, Juni und Juli 2023 waren von Gewittern mit Starkregen, Sturmböen und Hagel gekennzeichnet. Im August gab es dann im Süden Österreichs viele Schäden durch Überschwemmungen, Hochwasser oder Murenabgänge. In der Steiermark allein kam es dabei zu rund 280 Erdrutschen, um nur einige Beispiele zu nennen.

Dass diese klimatischen und meteorologischen Veränderungen mehr oder weniger subtil auch unsere Gesundheit treffen, dokumentierte ebenfalls in dieser Woche ein neues Papier der EU-Umweltbehörde EEA. Demnach beeinflussen die zahlreichen Extremwetterereignisse unter anderem unser Trinkwasser. So sind die Wassertemperaturen in den großen europäischen Seen im letzten Jahrhundert um 1 – 3 Grad gestiegen. Die geringeren sommerlichen Wassermengen in den Flüssen tragen zusätzlich zu einer Erwärmung bei.

Durch die höheren Temperaturen wachsen auch Krankheitserreger im Trinkwasser schneller. Genau deswegen kam es zum Beispiel bei vielen Bewohnern im Schwedischen Östersund schon vor fünfzehn Jahren zu einer Parasiteninfektion.

Entlang der Meeresküsten wiederum dringt mehr Salz in das Süßwasser ein. Ein höherer Salzgehalt im Trinkwasser erhöht den Blutdruck und damit die Anfälligkeit für Herz-Kreislaufkrankheiten.

Auch Cyanobakterien wachsen in wärmeren Gewässern schneller, ebenso wie Algen. Erstere produzieren gesundheitsschädliche Gifte.

Diese Liste ließe sich noch lange fortsetzen. Selbst wenn wir es schaffen, die Erderhitzung zu bremsen, kommen wir nicht darum herum, uns mit den neuen Gegebenheiten zu arrangieren und etwa in manchen Gegenden Europas das Trinkwasser zu kühlen, um das Wachstum von Krankheitserregern zu verhindern. Uns mit dem Vermeidlichen zu arrangieren, legt auch Herbert Formayer anlässlich der Klimabilanz nahe: „Anpassungsmaßnahmen und Klimaschutz sind nicht nur für die Land- und Forstwirtschaft, die stark von den Wetterextremen betroffen ist, sondern auch für die Versorgungssicherheit der Bevölkerung ein absolutes Muss und dringend notwendig.“

Korallenbleiche dehnt sich aus

60 Prozent der Korallenriffe weltweit betroffen

Die seit Monaten anhaltende Korallenbleiche in vielen Weltregionen hat sich nochmals deutlich ausgeweitet und betrifft nun neun Staaten und Gebiete mehr als im April. Das teilte jüngst die US-Wetterbehörde NOAA mit. Somit ist das für Korallen lebensgefährliche Phänomen inzwischen in 62 Ländern und Territorien zu finden.

An neu betroffenen Gebieten sind u.a. Regionen in Indien und Sri Lanka dazugekommen. Am massivsten ist die durch die Wassererwärmung verursachte Korallenbleiche in Australien und Thailand. In Thailand sind deshalb in der vergangenen Woche die Pling-Insel und das Riff um den Sirinart-Nationalpark der Ferieninsel Phuket für Besucher gesperrt worden.

Unter bestimmten Voraussetzungen können sich Korallen allerdings auch wieder regenerieren.

https://science.orf.at/stories/3225061

Artenvielfalt auf Wiesen schwindet

Europaweite Datenbank

Auf den Wiesen Europas nimmt die Artenvielfalt rasant ab – auch bisher sehr verbreitete Blumen wie die Margeriten werden dort immer seltener. Das zeigt eine neue Datenbank, an der auch österreichische Forscherinnen und Forscher maßgeblich beteiligt waren, wie science.orf.at schreibt.

Es ist vor allem die intensive Bewirtschaftung, die der Biodiversität in unseren Grünräumen schadet. Dabei sind intakte ökologische Systeme ein wichtiger Schutzfaktor gegen die negativen Auswirkungen der Klimaerwärmung.

Am meisten ist der Rückgang der Artenvielfalt in tieferen Lagen wie dem Alpenvorland und in Alpentälern zu spüren. „Selbst Arten wie die Margerite oder der Wiesensalbei, die früher Allerweltsarten waren, sind heute in vielen Regionen nur noch selten zu finden“, sagt der am Aufbau der Datenbank beteiligte Biodiversitätsforscher Franz Essl. Auch viele Orchideenarten sind am Schwinden. Vor allem die Überdüngung entzieht vielen Pflanzen die Lebensgrundlage, während ungedüngte Magerwiesen durch Artenvielfalt bestechen.

https://science.orf.at/stories/3224972

Kurz gemeldet

Petition für das EU-Renaturierungsgesetz

80% der Lebensräume in Europa befinden sich in einem ökologisch schlechten Zustand. Die EU hat deshalb ein Renaturierungsgesetz angedacht, zu dem aber noch die nötige Mehrheit fehlt. Österreich etwa stimmt dem Vorschlag nicht zu, weil sich die Landeshauptleute dagegen ausgesprochen haben. Eine Petition für die Zustimmung zum EU-Entwurf ist nun unter https://www.renaturierungsgesetz.at/ zu finden. Sie wird u.a. von Kabarettisten wie Josef Hader, Schauspielerinnen, Biobäuerinnen und Menschen aus vielen anderen Berufssparten unterstützt.

Hörtipp

Wildbienen versus Honigbiene

Wenn wir von Bienen sprechen, sind wir meist auf die Honigbiene fixiert. In Österreich leben aber auch etwa 700 Wildbienenarten – Sandbienen, Mauerbienen, Hummeln. Sie sind mindestens ebenso wichtige Bestäuber wie die Honigbienen und sammeln Pollen und Nektar nicht als Dienstleistung für den Menschen, sondern um die eigene Brut zu versorgen. Im Gegensatz zu den Honigbienen sind die Wildbienen sehr gefährdet. Sie leiden unter der intensiven Landwirtschaft, dem Verlust von Lebensraum und Nahrungsquellen, der Bodenversiegelung und dem Klimawandel. Wie sehr das Nutztier Honigbiene ein Konkurrent der Wildbienen ist, wird in Imkerei und Naturschutz intensiv diskutiert. Die DIMENSIONEN fragen nach, ob es eine Koexistenz zwischen Wildbienen und Honig gibt. https://oe1.orf.at/programm/20240514#757348/Wildbienen-versus-Honigbiene

Wenn der Asphalt kocht

Mittlerweile ist es so gut wie offiziell, dass die Vorhersagen der Klimaforscher:innen nicht richtig waren – aber nicht so, wie wir uns das vielleicht wünschen würden. So gut wie jeder IPCC-Bericht hat unterschätzt, mit welcher Geschwindigkeit sich die Erde erhitzt. Wie in diesem Newsletter schon erwähnt, liegt die Wahrscheinlichkeit bei 50 Prozent, dass wir die 1,5-Grad-Schwelle der globalen Durchschnittstemperatur schon bis 2026 überschreiten werden, und nicht erst bis 2040. Vor sieben Jahren war dies noch undenkbar, auch in großen Teilen der Wissenschaftsgemeinde.

Umso paradoxer wirkt es, dass sich in dieser Woche quer durch Europa ein Teil der großen CO2-Schleudern, namentlich der Transportsektor, selbst lahmlegte: Da konnten plötzlich Flugzeuge auf dem Londoner Luton-Airport nicht mehr landen, weil in der englischen Hitzewelle mit rund 40 Grad die Oberfläche des Runways schmolz.

In Norditalien wiederum führten Waldbrände in Folge der Dürre zur Sperre von Autobahnen. Und in den Niederlanden musste man Straßen und Brücken mit Streusalz und Wasser kühlen, damit sie nicht wegfließen.

Dürren werden in Zukunft zum europäischen Wettergeschehen gehören. Rund die Hälfte des Kontinents leidet schon derzeit an Trockenheit. Länder wie Spanien, Portugal, Frankreich, Italien oder Rumänien müssen mit Ernterückgängen rechnen.

Umso irritierender ist ein Video, das diese Woche dank @leseerlaubnis in meinen Twitter-Feed gespült wurde: Es zeigt den deutschen Journalisten Hoimar von Ditfurt, wie er bereits 1978 auf Basis der Kohlendioxid-Konzentration in der Atmosphäre die Erderhitzung erklärt und bis 2050 mit 2 – 3 Grad mehr rechnet. Recht viel haben wir bisher nicht getan, um diese Prognose kraft Dekarbonisierung zu widerlegen.

Wenn Sie also eine Minute zwanzig Zeit haben, dann schauen Sie sich das an.

Ihr

Franz Zeller

https://orf.at/stories/3276942/

Dürre heizt Energiekrise an

Weniger Strom

In vielen Teilen Europas sind seit dem Winter die Niederschläge ausgeblieben. Das macht auch den Wasserkraftwerken zu schaffen. In Portugal liefern sie um zwei Drittel weniger Energie als sonst üblich. Zum Ausgleich wurde mehr Erdgas in Gaskraftwerken verheizt. Ähnlich ist die Situation in Spanien und in Italien: Dort ging die Energiegewinnung aus Wasserkraft bis Ende Juni um die Hälfte zurück. In Frankreich wiederum fehlt Kühlwasser für Atomkraftwerke. Einige AKWs dürfen nun Wasser über Ausnahmegenehmigungen wärmer als sonst üblich in die Flüsse einleiten und gefährden damit das ökologische Gleichgewicht von Flora und Fauna.

Fehlender Strom: Hitze und Dürre befeuern Energiekrise – news.ORF.at

Mediterrane Bäume für die Alpen

Ökologie

Ungarische Eichen und italienische Tannen könnten in Zukunft die Fichte und andere heimische Baumarten ablösen. Die Kiefer etwa kommt mit den zunehmenden Trockenheitsphasen schlecht zurecht. Deshalb erprobt das Bundesforschungszentrum für Wald neue hitzeresistente Baumarten, u.a. aus dem Mittelmeerraum.

https://noe.orf.at/stories/3165230/

Erhitzung raubt Erdbeeren den Duft

Insekten und Ökologie

Bei einer durchschnittlichen Temperatursteigerung von 5 Grad verlieren Erdbeeren ihren Duft. Damit werden sie auch von Insekten nicht mehr gefunden und bestäubt. Das hat der brasilianische Insektenforscher Guaraci Duran Cordeiro in Kooperation mit dem Salzburger Pflanzenökologen Stefan Dötterl herausgefunden. Sie untersuchten, wie Buchweizen, Raps und Erdbeere auf Westliche Honigbiene, Dunkle Erdhummel und Rote Mauerbiene wirken, wenn die Temperaturen steigen. Am besten vertrug der Raps die Erwärmung.

https://science.orf.at/stories/3214152/

Antarktische Biomasse in Gefahr

Biodiversität

Die Erwärmung setzt auch dem antarktischen Bakterium Pseudoalteormonas haloplanktis zu. Es verträgt zwar Temperaturen zwischen minus 2,5 und 29 Grad, zeigt aber schon bei 20 Grad Zeichen von Hitzestress. Insgesamt kann es seine Überlebensgrenze nur um 1 Grad nach oben verschieben, ab 30 Grad ist Schluss.

Kälteangepasste Bakterien wie P. haloplanktis machen den größten Teil der Biomasse auf der Erde aus und stehen in der Nahrungskette ganz unten. Sterben sie aus oder reduziert sich ihr Bestand stark, leiden auch Säugetiere wie die Wale dramatisch.

https://science.orf.at/stories/3214131/

Earth Overshoot Day

Tipp

Am 28. Juli haben wir jene Ressourcen verbraucht, die der Planet in einem Jahr hergibt. Danach leben wir sozusagen auf Schulden – vor allem zu Lasten unserer Kinder. Seit 1971 errechnet das „Global Footprint Network“ den Earth Overshoot Day. Damals fiel dieser Tag noch auf den 25. Dezember. Das bedeutete, dass der Planet nur 6 Tage auf Pump lebte. Heute sind es mehr als 5 Monate.

Österreichs Overshoot Day war übrigens schon am 6. April. Die ökologische Geldbörse wäre damit, umgerechnet auf einen Monat, schon etwa am 10. leer.

Kurz gemeldet

Auf der Suche nach technischen Lösungen für die CO2-Speicherung, haben Forscher:innen ein vielversprechendes Bakterienenzym entdeckt. Es stammt aus einer Mikrobe, die 1981 in Zentralafrika gefunden wurde.

https://science.orf.at/stories/3214226/

In Australien ist die Zahl der bedrohten Arten in den letzten fünf Jahren um acht Prozent gestiegen. Von den 400 Säugetierarten des Landes leben 320 ausschließlich auf dem Kontinent, etwa Wombats oder eierlegende Schnabeltiere.

Bericht: Australiens Umwelt leidet – science.ORF.at

Der Autoverkehr von morgen

Hörtipp

Wie sich die deutsche Agentur für Erneuerbare Energien die automobile Zukunft vorstellt, hat sie kürzlich bei einer Tour durch das Ruhrgebiet gezeigt. Die Ideen reichen von der durchaus umstrittenen Beimischung von Biodiesel zu fossilen Kraftstoffen bis zu riesigen Schnellladestationen. Die DIMENSIONEN haben aufgezeichnet, was heute in Sachen Autoverkehr erprobt wird, und die Projekte von unabhängigen Expert:innen einordnen lassen.

https://oe1.orf.at/player/20220718/685641

Klimaschutz = Naturschutz = Armutsbekämpfung

Und wieder liegt eine Murmeltierwoche hinter uns – mit der Wiederholung von Dingen, die wir schon oft gehört haben, die aber nicht oft genug gesagt werden können: Klimaschutz ist auch Armutsbekämpfung und Naturschutz. Die jüngsten Berichte des Weltklimarates haben auf diesen Zusammenhang hingewiesen, und diese Woche tun es auch Berichte des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung PIK und des WWF zusammen mit dem Roten Kreuz.

„Klimafolgen wie etwa Wetterextreme oder Folgen der Naturzerstörung erhöhen zum Beispiel die Risiken für die Landwirtschaft, also für die Einkommen der Bäuerinnen und Bauern, für die Lebensmittelpreise, und letztlich für die Ernährung und Gesundheit aller“, sagt Björn Sörgel vom PIK. Umgekehrt machen eine gesunde Artenvielfalt und eine nachhaltige Bewirtschaftung die Lebensräume resilienter gegen klimatische Veränderungen.

„Gezielte Maßnahmen zum Schutz der Natur können klimabedingte Katastrophen um über ein Viertel verringern. Das würde nicht nur unzählige Menschenleben retten, sondern gerade in den ärmsten Regionen der Welt Schäden in Milliardenhöhe verhindern”, wie auch WWF-Programmleiterin Hanna Simons betont.

So sieht das Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung die UN-Nachhaltigkeitsziele untrennbar mit den Pariser Klimazielen verbunden sowie mit den 2010 beschlossenen Aichi-Biodiversitätszielen. In keinem der drei Bereiche ist die internationale Staatengemeinschaft auf Kurs, um die Ziele auch tatsächlich zu erreichen.

Wie schon öfter angemerkt, gilt: Je reicher eine Gesellschaft bzw. eine Personengruppe innerhalb einer Gemeinschaft, umso mehr Klimaschäden richtet sie an. Begüterte fliegen etwa weitaus mehr als Menschen mit wenig finanziellem Spielraum. Deshalb verlangt der Klimaschutz auch nach Umverteilung: Als wichtiges Mittel der Umverteilung nennt das PIK eine CO2-Emissionsabgabe. Sie könnte an jene gehen, die treibhausgassparsam leben.

Aber selbst eine Bepreisung von Kohlendioxid ist keine Generallösung: Während Indien laut PIK damit einen Großteil der Mittel aufbringen könnte, die für das Erreichen der UN-Nachhaltigkeitsziele (u.a. Abschaffung von Armut und Hunger oder das Bereitstellen von leistbarer und sauberer Energie) nötig sind, wird Afrika dafür Milliardenhilfen brauchen.

Und so meint auch PIK Direktor Ottmar Edenhofer: „Es ist halt leider nichts kostenlos. Entweder wir zahlen weiterhin für die Schäden an Klima und Natur, und damit letztendlich auch für menschliches Leid. Oder wir zahlen für die Lösungen.“

PIK-Policy Paper: “Joint implementation of the Sustainable Development Goals, climate change mitigation and biosphere protection: Policy options for tackling multiple crises simultaneously”

WWF-Report: „Working with Nature to Protect People: How Nature-based Solutions Reduce Climate Change and Weather-Related Disasters“

G7 verabschieden sich von Kohlestrom

Energiewende I

Die größten Industrienationen der Welt (u.a. Deutschland, Frankreich und die USA) wollen bis 2035 Strom weitgehend CO2-frei erzeugen. Damit verbunden ist ein Ausstieg aus Kohlekraftwerken. Darauf haben sich die G7 in Berlin geeinigt. Auch ineffiziente und klimaschädliche Subventionen für fossile Energien sollen bis 2025 auslaufen.

Ambitioniert sind die Ziele auch beim Methan, das als etwa 25mal so klimaschädlich gilt wie Kohlendioxid. Sein Ausstoß (er kommt vor allem aus der Tierhaltung) soll weltweit bis 2030 um 34% sinken.

Die G7 haben sich auch darauf geeinigt, ärmere Länder bei der Energiewende und den Folgen der Erderwärmung zu unterstützen. Die Gelder, die Entwicklungsländer für die Anpassung an den Klimawandel erhalten, sollen bis 2025 gegenüber 2019 mindestens verdoppelt werden.

Als nächsten Schritt wollen die G7 die G20 ins Boot holen. Die G20-Staatengruppe verursacht 80% der weltweiten Emissionen.

Quelle: APA

Noch mehr Photovoltaikförderung

Energiewende II

Die Förderung für Photovoltaik wird um 40 Millionen Euro aufgestockt. Das hat das Klimaschutzministerium diese Woche bekanntgegeben. Mit den 40 Millionen der ersten Förderrunde wurden 11.000 PV-Anlagen unterstützt. Für die zweite Förderrunde ab 21. Juni stehen nach der Erhöhung 60 Millionen Euro zur Verfügung.

https://www.orf.at/#/stories/3268993/

Photovoltaikförderungen-Österreich

Der schwierige Weg zu nachhaltigem Kerosin

Energiewende III

Der Anteil der Flugbranche am CO2-Ausstoß der EU wird auf rund 3,8 Prozent geschätzt. Als Hoffnungsträger für „grüneres“ Fliegen gelten Sustainable Aviation Fuels (SAFs). Sie können beispielsweise aus gebrauchtem Speiseöl und Altfetten hergestellt werden.

Bereits in drei Jahren sollen alle EU-Staaten zumindest 2% des Kerosins durch SAFs ersetzen. Größere Mengen des nachhaltigeren Flugbenzins sind allerdings auch noch nicht verfügbar. Und zudem ist es fünf- bis neunmal so teuer wie das (nicht-besteuerte) fossile Kerosin.

Zum Klimawandel trägt übrigens nicht nur der enorme CO2-Ausstoß der Flugzeuge bei, sondern auch die Bildung von Kondensstreifen. Sie führen zur Bildung von Wolken, die wiederum zur planetaren Aufheizung beitragen.

https://orf.at/stories/3266129/

Kurz gemeldet

Die Stadt Paris will in ihren 1.300 Kantinen künftig an zwei Tagen pro Woche ausschließlich vegetarische Mahlzeiten servieren. Darüber hinaus sieht der Ernährungsplan des Stadtrats bis 2027 nur mehr nachhaltige Gerichte in den Pariser Krippen, Schulen, Altersheimen und kommunalen Betrieben vor.

https://www.orf.at/#/stories/3268961/

Knappes Holz

Hörtipp

Bäume formen unsere Landschaft, Holz unsere Kultur – vom Bauen bis zum Heizen. Dabei ist Holz weitaus mehr als ein Rohstoff für Gebäude und Energie. Es ist eine wertvolle Faser, für die sich mittlerweile viele Industriezweige interessieren. Wald ist auch ein riesiger Kohlenstoffspeicher und Teil der grünen Lunge dieses Planeten – und vielleicht auch deshalb viel zu schade zum Verbrennen, dauert es doch Jahrzehnte, bis ein neuer Baum nachgewachsen ist. Gleichzeitig wird der Rohstoff immer knapper. Was Europa nicht selbst decken kann und importieren muss, holzt man andernorts ab. Ein RADIOKOLLEG über eine unterschätzte und rarer werdende nachwachsende Ressource.

Wirtschaft – oe1.ORF.at

IPCC-Bericht – Das „Window of Opportunity“ schließt sich

Am Montag dieser Woche erschien der jüngste Sachstandsbericht des Weltklimarats IPCC – wie sein Vorgänger unter äußerst ungünstigen Umständen. War es im Vorjahr Corona, das dem ersten Teil die öffentliche Aufmerksamkeit entzog, ist es diese Woche der erschütternde Krieg in der Ukraine. Dessen ungeachtet bleibt die drohende Klimaerwärmung ein Jahrhundertproblem, das unsere Aufmerksamkeit ebenso verlangt wie die humanitäre und politische Katastrophe in einem Land knapp vierhundert Kilometer östlich.

Schon jetzt, so konstatieren die Autor:innen, habe die Erderwärmung zu irreversiblen Entwicklungen geführt, die weder durch den Menschen, noch die Natur ausgeglichen werden können. Immer wieder korrigieren die 270 Verfasser:innen des zweiten Teils des sechsten Sachstandsberichts, wie der Report offiziell heißt, frühere Prognosen – leider, weil sie die disruptive Kraft der aufgeheizten Atmosphäre unterschätzt haben.

Wie die Autor:innen selber die Resultate aus dem jüngsten Bericht einschätzen, hat meine Kollegin Juliane Nagiller in science.orf.at zusammengefasst. „Noch gibt es Möglichkeiten, wie wir uns anpassen können. Diese Möglichkeiten werden geringer werden, je wärmer es wird“, sagt etwa Mitautorin Daniela Schmidt von der University of Bristol.

Der Report unter dem Titel „Impacts, Adapation and Vulnerability“ beschränkt sich nicht auf die direkten Auswirkungen der Treibhausgase. Er zeigt auch, das ge- und zerstörte Ökosysteme und der Verlust der Artenvielfalt doppelt verwundbar machen für die Folgen der Erderwärmung. Damit verbunden ist der Auftrag, unsere Umwelt besser zu schützen, weil auch sie uns resilienter macht gegen die Erderwärmung.

Der gesamte IPCC-Report umfasst 3.675 Seiten. Ich habe in diesem Newsletter vor allem die wichtigsten Fakten aus dem 36seitigen „Summary for Policymakers“ zusammengefasst. Auf dass sie nicht vergessen werden mögen.

AR6 Climate Change 2022: Impacts, Adaptation and Vulnerability — IPCC

Extreme

Seit 1850 ist die Globaltemperatur um 1,09 Grad gestiegen. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir die Erderwärmung noch auf 1,5 Grad beschränken können, liegt unter 50%. Dies hat bereits jetzt zu einer Zunahme von Dürren und Unwetterkatastrophen geführt. Kinder, die derzeit 10 Jahre alt oder jünger sind, werden rund viermal mehr Extremwetter erleben als wir heute.

Die direkten finanziellen Schäden durch Überflutungen sind bei einer Erwärmung von 2 Grad bereits 1,4 bis 2mal so hoch wie bei einem globalen Temperaturanstieg von 1,5 Grad. Die Kosten für Extremwetterereignisse steigen exponentiell mit der Erderwärmung.

Artenvielfalt

Die Hälfte aller untersuchten Arten flieht aus den Hitzezonen in höhere Lagen und vor allem in Richtung der Pole – um rund 59 Kilometer pro Jahrzehnt. Bei einer globalen Erwärmung von 1,5 Grad werden 3-14% aller landlebenden Arten wahrscheinlich aussterben. Bei +2 Grad steigt der Maximalwert auf 18 Prozent, bei 3 Grad auf 29 Prozent. Im 5 Grad-Szenario könnten fast die Hälfte aller Spezies vom Erdboden verschwinden.

Nahrung

Der Klimawandel und die damit verbundenen Extremereignisse haben das Nahrungsangebot, trotz steigender Produktivität, in viel kleinerem Ausmaß als möglich wachsen lassen. Sie bremsen damit auch das Erreichen der Nachhaltigkeitsziele (SDGs). Acht Prozent der heutigen Ackerfläche werden 2100 nicht mehr landwirtschaftlich nutzbar sein. In den Ozeanen reduzieren Erwärmung und Übersäuerung das Fischangebot. Die Fischereierträge könnten bis Ende des Jahrhunderts um bis zu 41 Prozent zurückgehen. Das führt vor allem in Afrika, Asien, Mittel- und Südamerika sowie kleinen Inselstaaten und der Arktis zu Ernährungsproblemen. Rund die Hälfte der Weltbevölkerung leidet schon jetzt an Wassermangel.

Wasser

Die Risiken durch Wassermangel werden mittel- bis langfristig in allen Regionen steigen. Bei einer globalen Erwärmung von 2 Grad nimmt die Verfügbarkeit von Schmelzwasser zur landwirtschaftlichen Bewässerung in einigen Gegenden bis zu 20 Prozent ab. Auch der Verlust von Gletschereis reduziert die sommerliche Verfügbarkeit von Wasser drastisch.

Ungleichheit

Die Folgen des menschlichen Treibhausgas-Ausstoßes sind global sehr ungleich verteilt. Die Ärmsten bekommen sie am meisten zu spüren. 3,3 bis 3,6 Milliarden Menschen leben in den Weltgegenden, die den Klimawandel am stärksten erleben. Dazu zählen West-, Zentral- und Ostafrika, Südasien, Mittel- und Südamerika sowie kleine Inselgruppen und die Arktis. In diesen Regionen war die Sterblichkeit aufgrund von Überflutungen, Dürren und Stürmen 15mal höher als in Regionen mit „geringer Verletzlichkeit“.

Gesundheit

Extreme Hitze führt weltweit zu Übersterblichkeit. Klimatisch bedingte Krankheiten – über die Ernährung ebenso wie über Wasser – nehmen zu. Auch von Tieren übertragene Infektionen wie Dengue oder Malaria werden mehr, einerseits weil sich die Überträger weiter ausbreiten, andererseits weil sie sich in wärmerem Wetter besser vermehren können. Krankheiten des Verdauungstraktes wie Cholera, die in den letzten Jahrzehnten zurückgegangen sind, bekommen durch die Erderwärmung neuen Aufschwung.

Anpassungsstrategien

Kurzfristige Klimaschutzmaßnahmen, die die Erwärmung auf 1,5 Grad beschränken, können die Schäden an Ökosystemen und Gesellschaften reduzieren, aber nicht mehr alle negativen Effekte rückgängig machen. Darin sind sich die Autor:innen des zweiten Teils des sechsten IPCC-Sachstandberichts einig. Ein verstärktes Augenmerk auf die Biodiversität und Ökosysteme ist fundamental, um die Resilienz gegen klimatische Veränderungen zu stärken. Dazu gehört etwa, dass 30-50% der weltweiten Landfläche und Ozeane unter Schutz gestellt werden. Durch Anpassungsmaßnahmen könne man höhere Investitionen in der Zukunft vermeiden, und der potenzielle Nutzen dieser Maßnahmen sei langfristig höher als ihre Kosten, meint etwa Mitautorin Schmidt.

Jede Verzögerung bei einer weltweit abgestimmten Anpassung an die Klimaveränderung und bei der Eindämmung der Klimaschäden führt dazu, dass sich das „window of opportunity“ weiter schließt und damit auch die Chance sinkt „auf eine lebenswerte und nachhaltige Zukunft für alle“, wie der Bericht schließt.

IPCC-Bericht: Zeitfenster für Klimarettung schließt sich – news.ORF.at

IPCC-Bericht: Anpassung an Klimafolgen zu zögerlich – science.ORF.at

AR6 Climate Change 2022: Impacts, Adaptation and Vulnerability — IPCC

Raus aus dem Gas – aber wie?

Hörtipp

Österreich will bis 2040 klimaneutral sein. Der Ukraine-Krieg könnte den Ausstieg aus der fossilen Verbrennung beschleunigen, auch wenn das russische Gas derzeit noch ungestört fließt. Immerhin eine Million Haushalte und viele Industriebetriebe hängen vom Erdgas ab, das wir zu 80 Prozent aus Russland beziehen. Im JOURNAL PANORAMA haben Energieexpert:innen und ein Wirtschaftsforscher darüber diskutiert, wie die Abkehr vom Gas gelingen könnte.

https://oe1.orf.at/nachhaltigleben/wirtschaft

Schnee adé

Vielleicht haben Sie die letzten Wochen zum Schifahren genutzt. Bedingt durch schulpflichtige Kinder bin ich in den Semesterferien in die Berge gefahren. Schifahren bedeutet einen erheblichen materiellen Aufwand – von der Ausrüstung über die Unterkunft bis hin zu den Liftkarten. Gleichwohl steht Österreich international für beschneite Berge und medaillenträchtige Spitzen-Schiläufer. Und vor allem: Schifahren macht Spaß. Auch weil die Bergkulissen trotz aller Unkenrufe über „künstliche“ Schipisten uns doch das Gefühl vermitteln, in der Natur und in der frischen Luft zu sein.

Das schätzen auch die Millionen Winter-TouristInnen, die Österreich in Vorpandemiezeiten mehr als 70 Millionen Nächtigungen brachten.

Das winterliche Szenario könnte sich bis Ende des Jahrhunderts aber fundamental ändern, wie eine Studie unter der Leitung der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) zeigt. Schon jetzt haben die Schneetage seit 1961 quer über alle Höhenlagen um 40 Tage abgenommen.

Machen wir ohne Klimaschutzmaßnahmen weiter, geht der Schnee bis 2100 drastisch zurück. In Lagen unter 400 Meter Seehöhe wird es dann nur mehr zwei Schneetage pro Jahr geben, in Höhen um 1000 Meter sind dreißig Schneetage zu erwarten (minus 75 Prozent), zwischen 1500 und 2500 Meter nimmt die Schneebedeckung um 25 Prozent ab.

Begrenzen wir die Erderwärmung auf das Pariser Ziel von plus 2 Grad bis Ende des Jahrhunderts, schneit es zwar ebenfalls seltener in Österreich, aber der Rückgang wäre weitaus weniger dramatisch: Die tiefen Lagen hätten dann immer noch acht Schneetage pro Jahr, in Höhen um 1000 Meter wären 60 Tage mit Schnee zu erwarten – und damit doppelt so viele wie ohne Klimaschutz. In den für den Wintersport zentralen Höhen ist bei Einhaltung des 2-Grad-Ziels mit 190 Schneetagen zu rechnen – und damit mit einer vergleichsweise kleinen Einbuße von 10 Prozent.

Um den vielen Zahlen etwas an ihrer verwirrenden Kraft zu nehmen, haben die AutorInnen der sog. FUsE-AT-Studie ihre Ergebnisse in eine interaktive Grafik gepackt. Damit lässt sich anschaulich nachvollziehen, wie sich der Schnee -abhängig von unserem Klimaengagement mehr oder weniger zurückzieht. Und wie damit auch die Brettln, mit denen viele von uns noch immer gerne in der frostigen Jahreszeit zu Tal gleiten, obsolet oder zu einem noch teureren Luxus-Accessoire werden.

Was nicht als Schnee auf den Bergen bleibt, rinnt ins Meer und lässt es steigen – dazu mehr am Beginn des Newsletters.

Übrigens ist der Kohlendioxidgehalt in der Luft in dieser Woche auf einen neuen Rekordwert gestiegen, auf 421ppm (parts per million) laut Wissenschaft der höchste Stand seit Millionen von Jahren.

30 Zentimeter Meeresspiegel-Anstieg

NASA-Prognose bis 2050

Zwischen 2006 und 2018 hob sich der Meeresspiegel um 3,7 Millimeter pro Jahr – und damit dreimal so schnell wie in den 35 Jahren zuvor. Bis 2050 könnte das Wasser an den US-Küsten um rund 30 Zentimeter steigen, wie Untersuchungen der NASA und der amerikanischen Umweltbehörde NOAA nahelegen. Zu den anwachsenden Wassermassen in den Meeren trägt nicht nur die Gletscherschmelze bei (derzeit sind rund 60 Prozent des Süßwassers allein im antarktischen Eisschild gespeichert). Das Wasser dehnt sich durch die steigenden Temperaturen zusätzlich aus.  

https://science.orf.at/stories/3211495/

Armutsbekämpfung

Nachhaltigkeitsziele sind nicht klimaschädlich

Immer wieder wird behauptet, die Bekämpfung von Armut würde zu einer Belastung des Klimas führen. Eine Studie unter österreichischer Beteiligung widerlegt diese Hypothese. Wenn eine Milliarde Menschen zusätzlich zumindest 1,7 Euro pro Tag verdient und damit die Armutsschwelle überschreitet, erhöhen sich die globalen Emissionen nur um 1,6 bis 2,1 Prozent. Das liegt nicht zuletzt an der großen Kluft zwischen den armen und reichen Ländern. Während in den USA pro Kopf derzeit rund 14,5 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr ausgestoßen werden und in Österreich 7,5 Tonnen, sind es in Indien, Süd- und Südostasien um die 1,2 Tonnen und im südlichen Afrika gar nur 0,6 Tonnen.

Betrachtet man nur das reichste Prozent der Weltbevölkerung, liegt die Pro-Kopf-Emission bei 40 Tonnen. Der Emissionsanstieg durch mehr Wohlstand bei den Ärmsten würde deshalb das globale Treibhausgas-Budget kaum belasten.

https://science.orf.at/stories/3211457/

100.000 Quadratkilometer der Erde für Bergbau

Artenvielfalt

Der Bergbau bedeckt global mehr Fläche als Österreich. Das hat Victor Maus von der Wirtschaftsuniversität Wien anhand von Satellitenbildern herausgefunden. „Gebiete mit hohem Wert für die Erhaltung der biologischen Vielfalt und der Klimastabilität sind am stärksten betroffen“, so Maus in einer Aussendung. Das betrifft immerhin 29 Prozent der weltweiten Bergbaugebiete. Viele der betroffenen Regionen sind darüber hinaus wertvolle Kohlenstoffspeicher. So habe sich der Bergbau in tropischen Regenwäldern seit der Jahrtausendwende sogar verdoppelt.

https://science.orf.at/stories/3211484/

Tipp:

Klimakrise anschaulich

Klimadashboard.at

Sich vorzustellen, was die Klimakrise mit unserer Gesellschaft macht, ist mitunter sehr schwierig. Deshalb haben drei junge Wissenschafter das Klimadashboard entwickelt. Es zeigt zum Beispiel, wie sich die CO2-Emissionen in Österreich seit 1850 entwickelt haben. So haben wir um 1910 herum bereits 60 Millionen Tonnen Kohlendioxid emittiert – heute sind es rund 80 Millionen Tonnen pro Jahr.Johannes Stangl, Adrian Hiss und David Jablonski vereinen im Klimadashboard Daten aus verschiedensten Quellen und erlauben Vergleiche mit anderen Ländern.

Klimadashboard

Kurz gemeldet

Der Westen der USA erlebt die schlimmste Dürreperiode seit 500 Jahren. Die Wissenschaft macht die stetig steigenden Temperaturen dafür verantwortlich. https://oe1.orf.at/player/20220216/668959

Von der Straße auf die Schiene

Internationaler Güterverkehr ohne LKW

Hörtipp

Der Transport ist für 10% der klimarelevanten Emissionen verantwortlich, und die wiederum kommen zu 99% von der Straße, so Clemens Först von der ÖBB Rail Cargo Group. Deshalb sei die Klimawende ohne einen relevanten Beitrag des Transportsektors nicht möglich – weg von der dieselgetriebenen Straße, hin zur Schiene. Die ÖBB hat sich darüber hinaus zum Ziel gesetzt, bis 2030 klimaneutral zu sein, 10 Jahre früher als Österreich, 20 Jahre früher als die EU.

Der Transport-Trend ist allerdings gegenläufig. In Österreich stieg die Güter-Beförderung auf der Straße in den letzten 10 Jahren doppelt so stark wie auf der Schiene. Das liegt nicht zuletzt an der unfairen Kostenverteilung. Beim Straßen-Güterverkehr zahlt die Gesellschaft noch einmal die Hälfte drauf – hier werden Kosten also auf uns alle abgewälzt. Bei der Schiene sind diese externen Kosten hingegen vernachlässigbar. Es braucht daher mehr als einen allgemeinen Kulturwandel, um der Bahn zu gerechten Chancen zu verhelfen.

Wie man mehr Verkehr auf die Schiene bringen könnte, das hat das RADIOKOLLEG von Sabine Nikolay in dieser Woche dokumentiert.

http://oe1.orf.at/dossierklima