Schlagwort: Artenschutz

Starkregen doppelt so häufig

Die Welt ist nicht schwarz-weiß, obwohl wir im Zorn oder bei anderen starken Emotionen den Blick für Farben manchmal verlieren. Dasselbe gilt bei der Betrachtung außergewöhnlicher Wetterereignisse wie den Überflutungen vor knapp zwei Wochen. Nicht alles ist der Erderhitzung geschuldet. Aber ein Teil der massiven Regenfälle geht sehr wohl auf ihr Konto.  

Um etwas Licht und Gerechtigkeit in die Betrachtung solcher Extremwetter zu bringen, gibt es die Attributionsforschung. Sie dividiert sozusagen auseinander, was Wetter ist und was Klima.

Noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen 1940 hat es in Zentraleuropa so viel geregnet wie vom 12. bis zum 16. September. Und bekanntermaßen steigt das Risiko für Extremwetterereignisse mit zunehmenden Temperaturen in der Erdatmosphäre. Wie die World Weather Attribution-Group in einer Studie mit Daten aus Österreich nun zeigt, hat sich die Wahrscheinlichkeit etwa für Starkregen im Vergleich zur vorindustriellen Zeit verdoppelt. Die Niederschläge waren um zumindest sieben Prozent intensiver, als sie es vor der Industrialisierung gewesen wären. Aber je nachdem, welche Daten man betrachtet, könnte der Abstand zur Zeit vor dem massiven CO2-Ausstoß sogar 20 Prozent betragen.

„Das deckt sich sehr gut mit der in Österreich beobachteten statistisch signifikanten Zunahme der größten gemessenen fünftägigen Niederschlagssummen in den Bundesländern Niederösterreich und Wien um rund 20 Prozent seit 1961“, so Koautor Klaus Haslinger von GeoSphere Austria.

Etwas radikaler formuliert das Forschungskonsortium Climameter, ein von der Europäischen Union und der französischen Forschungsorganisation CNRS finanziertes Projekt, seine Schlüsse: „Wir führen die starken Niederschläge, die zu den Überschwemmungen in Mitteleuropa führten, größtenteils auf den vom Menschen verursachten Klimawandel zurück, während die natürliche Klimavariabilität wahrscheinlich eine untergeordnete Rolle spielte.“

Ausgelöst hat die Überflutungen nicht zuletzt eine sogenannte Vb-Wetterlage. Dabei trifft kalte Polarluft über den Alpen auf warme Luft aus Südeuropa, die dann hier abregnet. Diese Wetterlagen sind selten, führen aber zu starkem Regen in Mitteleuropa. Ihre Häufigkeit hat nicht zugenommen.

Unklar ist, wie stark die hohen Temperaturen des Mittelmeers zum Extremregen beigetragen haben. Mit jedem Grad mehr kann die Luft um 7 Prozent mehr Feuchtigkeit aufnehmen. Sie wird also bei steigender Wärme zu einem immer besseren Wassertransporter, was die großen Regenmengen in Mitteleuropa begünstigt haben dürfte.

Mit weiter zunehmenden Temperaturen werden auch die Risiken für Extremereignisse weiter steigen, was die prominente Attributionsforscherin Friederike Otto schließen lässt: „Der Klimawandel ist eine existenzielle Bedrohung, insbesondere für die ärmeren Teile der Gesellschaft, und alle Europäer müssen wissen, dass die Bekämpfung des Klimawandels ihr Leben sehr viel besser machen wird.“

https://science.orf.at/stories/3226851

Fichten im Stress

Wie Dürre den Wald verändert

Trockenheit und Schädlinge haben zwischen 2018 und 2020 die Wälder stärker verändert als in den 170 Jahren davor. Ein Forschungsteam um den österreichischen Forstwissenschaftler Rupert Seidl untersuchte dazu 120 Waldflächen in Süd- und Mitteldeutschland.  So setzte im untersuchten Zeitraum vor allem die Dürre den Wäldern sehr stark zu und führte auch zu einer Vermehrung des Borkenkäfers.

Rund 36 Prozent der Flächen klassifizierte das Forscherteam dennoch als sehr widerstandsfähig, zwei Drittel hingegen zeigten Veränderungen nach Dürre oder Schädlingsbefall. Einen starken Wandel registrierte das Team auf ungefähr 16 Prozent aller untersuchten Waldflächen.

Die stärksten Umwälzungen und damit die geringste Widerstandsfähigkeit fanden die Forschenden in Fichtenwäldern. Aber auch Buchenwälder leiden unter der Klimaveränderung. Beide Baumarten werden in Zukunft von widerstandsfähigeren Bäumen ersetzt werden müssen.

Um die Bewaldung Mitteleuropas insgesamt müsse man sich derzeit dennoch wenig Sorgen machen, so die Forscher.

Stressfaktoren verändern Fichtenwälder – science.ORF.at

Botanische Gärten als Rettungsinseln für gefährdete Pflanzen

Österreichweites Artenschutz-Projekt

47 gefährdete Farn- und Blühpflanzen will das „Artenschutzprojekt Botanische Gärten Österreichs“ vor dem Aussterben retten. Dazu gehören etwa Duft-Lauch, Venuskamm, Drachenwurz, Lungen-Enzian oder der Rispen-Ehrenpreis. Die Gärten werden bis Ende 2025 Saatgut der auf der Roten Liste stehenden Pflanzen sammeln, vermehren und in ausgewählten Habitaten wieder aussiedeln.

Artenschutz spielt auch bei der Bewältigung der Klimakrise eine große Rolle. Je gesünder ein Ökosystem ist, umso widerstandsfähiger ist es gegen Veränderungen wie die Erderhitzung.

Projekt soll gefährdete Pflanzen retten – tirol.ORF.at

Einwegpfandsystem ab 2025

Recycling für Aludosen und Plastikflaschen

Ab 2025 gilt in Österreich auch für Aludosen und Plastikflaschen ein Pfandsystem. Inzwischen sei „fast das gesamte Handelsnetz Österreichs“ mit Pfandautomaten ausgerüstet, so der für die Umsetzung zuständige Geschäftsführer der EWP Recycling Pfand Österreich, Simon Parth. Für geschlossene Getränkeverpackungen aus Kunststoff oder Metall mit bis zu drei Litern Inhalt wird das Pfand 25 Cent kosten. Milch und medizinische Produkte sind ausgenommen, ebenso Sirup, weil er nicht als trinkfertig gilt.

Während man an Automaten alle Flaschen und Dosen zurückgeben kann, müssen in Geschäften mit manueller Rückgabe nur jene angenommen werden, die dort auch verkauft werden.

Die EWP erwartet sich einen Umlauf von 2,2 Milliarden Einweg-Flaschen und Dosen pro Jahr.

https://wien.orf.at/stories/3274466

Kurz gemeldet

Mit überdurchschnittlich heftigen Waldbränden und damit einem enormen CO2-Ausstoß hat 2024 Brasilien zu kämpfen. Betroffen sind vor allem das Pantanal und die Amazonasregion.

https://atmosphere.copernicus.eu/south-america-sees-historic-emissions-during-2024-wildfire-season

Könnte kippen

Ich bin zu meinem eigenen Erstaunen ein ziemlich großer Optimist (geworden). Deshalb glaube ich auch, dass dieser Planet sehr viel aushält und Menschen selbst riesige Veränderungen bewältigen können. Manchmal wird man aber dann doch daran erinnert, wie labil vermeintlich stabile Zustände sein können.

Diese Woche war viel von Kipppunkten die Rede – in Bezug auf den Amazonas genauso wie – noch etwas spektakulärer – punkto Golfstrom. Er ist als Teil der atlantischen Umwälzströmung auch ein Teil der europäischen Wettermaschine. Kommt diese Umwälzströmung zum Stillstand, kühlen Mittel- und Nordeuropa dramatisch ab. Für Wien wurde eine Senkung der Durchschnittstemperatur um 4 Grad prognostiziert.

Die Umwälzströmung transportiert warmes, salzhaltiges Wasser Richtung Arktis und salzärmeres, kaltes Wasser am Boden des Atlantiks zurück Richtung Äquator. Ohne Golfstrom verliert Europa sein gemäßigtes Klima, mit Winterstürmen in Großbritannien oder Hitzewellen in Südeuropa. Durch die globale Erwärmung hat sich die Umwälzströmung bereits verlangsamt. Simulationen von niederländischen ForscherInnen haben nun gezeigt, dass diese „Wärmepumpe“ schon in den nächsten Jahren zum Stillstand kommen könnte. Sie bestätigen damit eine (umstrittene) Studie aus dem Vorjahr. Mehr dazu auch im Hörtipp am Ende des Newsletters.

Ähnliches prognostizieren WissenschafterInnen in einer Nature-Veröffentlichung auch für das Amazonas-System. Es dient nicht zuletzt als massiver Kohlenstoff-Speicher. Verliert der Amazonas-Regenwald diese Funktion, emittiert er große Mengen an gespeichertem CO2 und heizt die Erderwärmung zusätzlich an. Nach neuesten Berechnungen könnte er schon 2050 kippen.

Aber noch heißt es vorsichtig „könnte“. Und damit bleibt uns Zeit, unsere „fossile Gier“ mit all ihren Folgen zu drosseln und gar nicht erst an die unumkehrbaren Kipppunkte zu rühren.

EU: Große Renaturierungen geplant

„Verordnung zur Wiederherstellung der Natur“

Um stark in Mitleidenschaft gezogene Lebensräume zu restaurieren, will die EU unter anderem 25.000 Flusskilometer bis 2030 in einen frei fließenden Zustand zurückversetzen. Im November hat der Umweltausschuss dem Gesetzestext zugestimmt, ein formeller Beschluss soll in den nächsten Wochen fallen.

Für Österreich sieht Thomas Hein von der BOKU in Wien einen sehr hohen „Bedarf, die Flüsse zu renaturieren. Mehr als die Hälfte davon sind in keinem guten Zustand.“ Sie sind vielfach von ihren Auen getrennt, weshalb mehr als die Hälfte der Fischarten einen hohen oder sehr hohen Gefährdungsstatus aufweisen.

Insgesamt schreiben Hein und Kollegen, dass die Wiederherstellung von zusätzlichen 25.000 Kilometern frei fließender Flüsse allein nicht ausreichen werde, um den Rückgang der Artenvielfalt von Süßwasser-Lebewesen in Europa aufzuhalten. Sie fordern, dass sich die Renaturierung auf Gebiete konzentrieren solle, „in denen die Wiederherstellung die größten positiven Effekte für die Ökologie, Biodiversität und Ökosystemleistungen hat.“

Flüsse: Forscher fordern konkrete Pläne für Renaturierung – science.ORF.at

Knappes Trinkwasser durch Verschmutzung

Stickstoffdünger und Verstädterung

Speziell Mitteleuropa kennt kaum Wassermangel. Die Alpen sind ein schier unerschöpflich wirkender Wasserlieferant. Aber die Menge an Wasser täuscht darüber hinweg, dass das tatsächlich verfügbare Trinkwasser durch Verschmutzung zunehmend reduziert wird. Speziell landwirtschaftlicher Dünger und die zunehmende Verstädterung beschädigen das Trinkwasser. In einer Analyse von 10.000 Wassereinzugsgebieten haben Forschende der Universität Wageningen gezeigt, dass die Zahl der Gebiete mit Wassermangel von 984 im Jahr 2010 bis zum Jahr 2050 auf 2.517 steigen wird. Im schlimmsten Fall könnten Mitte des Jahrhunderts 3 Milliarden Menschen von Trinkwasserknappheit betroffen sein.

Ressourcen: Wasserverschmutzung führt zu Knappheit – science.ORF.at

Wandernde Tierarten in Gefahr

Lebensbedrohliche Barrieren für Gnu, Seidenhai oder Kiebitz

Bei 44% der wandernden Tierarten – dazu gehört der Monarchfalter genauso wie die Saiga-Antilope – nimmt der Bestand ab. Das zeigt ein neuer UNO-Bericht anlässlich der UNO-Konferenz zum Schutz wandernder Arten in Samarkand. Ein Fünftel der untersuchten Tierarten sind vom Aussterben bedroht. Als Grund nennt der Bericht die übermäßige Ausbeutung durch Jagd und Fischerei, die Zerstörung von Lebensräumen und auch die fortschreitenden Auswirkungen der Klimakrise. Außerdem versperren Straßen, Bauwerke oder der Schiffsverkehr zunehmend die lebensnotwendigen Wanderrouten der Tiere, sodass sie nicht mehr an ihre Fortpflanzungs- und Futterplätze kommen. Vor allem Fische – darunter auch mehr als die Hälfte der im Mittelmeer vorkommenden Hai- und Rochenarten – sind bedroht, u.a. durch Fangnetze und Plastikmüll.

UNO-Bericht: Wandernde Tierarten zunehmend in Gefahr – science.ORF.at

Tipps

Klima-Jugenddelegierte für die COP29 und COP30 gesucht!

Wer zwischen 18 und 26 Jahre alt ist und für Klimapolitik brennt, kann sich für die Teilnahme bei den nächsten 2 UN-Klimakonferenzen bewerben und so die österreichische Jugend vertreten.

Die UN-Jugenddelegierten nehmen gemeinsam mit der österreichischen Delegation an der COP29 in Baku in Aserbaidschan von 11. bis 24. November 2024 und an der COP30 in Brasilien von 10. bis zum 21. November 2025 teil. Ihre Aufgabe ist es, vor Ort die Stimme der Jugend zu vertreten und die Geschehnisse kritisch zu verfolgen.

Gutes Basiswissen bei Klimaschutz und/oder Klimapolitik schadet nicht für die Bewerbung (bis 26.2.2024).

Kurz gemeldet

Aufgrund des schrumpfenden Meereises in der Arktis sind Eisbären zunehmend vom Hungertod bedroht. Sie können sich nicht an längere eisfreie Sommer anpassen, wie eine Studie an 20 Eisbären zeigt.

Eisbären von Hungertod bedroht – science.ORF.at

Nicht nur Lärm oder künstliches Licht setzt Insekten zu, sondern auch die Luftverschmutzung. Sie verändert den Duft von Blüten, deshalb finden etwa Schmetterlinge nicht mehr zu ihren Pflanzen – und bestäuben sie deshalb auch nicht mehr.

Bestäubung: Schadstoffe verändern Blütenduft – science.ORF.at

Hörtipps

Was passiert, wenn die atlantische Umwälzströmung zum Stillstand kommt

Versiegt die atlantische Wärmepumpe, kühlt Nordeuropa um 15 Grad ab, unsere mitteleuropäischen Winter werden um 5 – 8 Grad kälter. Das sind nur zwei Beispiele der dramatischen Folgen für Europa, wenn der Wettermotor im Atlantik stehen bleibt. In den DIMENSIONEN erklärt der Klimawissenschaftler Douglas Maraun vom Wegener Center für Klima und globalen Wandel der Universität Graz u.a., wie es dazu kommt, dass sich Ozeanströmungen so drastisch verändern oder warum sich dadurch auch der westafrikanische Monsun verschieben würde.

Affenhumor, Mondbesitz, Abkühlung, Neutrinos, 15.02. | Ö1 | ORF-Radiothek

Kontroverses Geoengineering. Menschliche Eingriffe in die Erdatmosphäre.

Um die Gesundheit des Planeten angesichts der Klimakrise zu stärken, bräuchte es eine Abkehr von liebgewordenen Gewohnheiten. Dazu gehört etwa das Verbrennen fossiler Energieträger, wie wir das in den meisten Autos tun. Aber Verhaltensänderungen gehören für Menschen mitunter zum schwierigsten, was wiederum die Fieberkurve der Erde weiter nach oben treibt.
Manche WissenschaftlerInnen arbeiten daher an einem Plan B – die gezielte Beeinflussung der Atmosphäre im planetaren Maßstab, um die Erde künstlich abzukühlen. Konkret wird vor allem daran gedacht, Schwefel-Aerosole in die Stratosphäre einzubringen. Sie wirken wie ein Sonnenschirm und könnten den Globus kühlen. Das weiß man aus der Beobachtung der Folgen großer Vulkanausbrüche. Aber solche Methoden des Geoengineering sind nicht ohne Risiko, wie der Klimaphysiker Blaz Gasparini in VOM LEBEN DER NATUR erzählt.

Vom Leben der Natur – oe1.ORF.at

Geht doch!

Es spricht ja nichts gegen positive Nachrichten. Im Gegenteil: Wir sehnen uns danach „wie nach einem Bissen Brot“, um meinen Kollegen Joseph zu zitieren. Und so eine positive Nachricht ist die Entwicklung des Klimatickets in Österreich. Bis Ende des Vorjahres haben es 208.000 Menschen in Anspruch genommen. Auch Greenpeace beurteilt die Initiative von Umweltministerin Leonore Gewessler als Erfolgsgeschichte. Bei einem Europa-Ranking für Klimatickets und Leistbarkeit des öffentlichen Verkehrs setzt die NGO Österreich auf den dritten Platz unter insgesamt 30 europäischen Ländern. Im Verkehr entsteht immerhin ein Drittel aller klimaschädlichen Gase. Wer auf den öffentlichen Verkehr setzt, reduziert die Emissionen.

Greenpeace regt auch an, die Klimaticket-Preise für besonders einkommensschwache Haushalte zu reduzieren, attestiert Österreich aber einen vergleichsweise günstigen öffentlichen Verkehr.

Sehr beeindruckend sind auch die ersten Bilder von Europas modernstem Wettersatelliten. Meteosat Third Generation – Imager 1 (MTG-I1) startete im Dezember und liefert nun Bilder von bislang unerreichter Genauigkeit. Details wie Wolkenwirbel über den kanarischen Inseln, schneebedeckte Alpengipfel und Sedimente im Meer vor der Küste Italiens seien auf Bildern der Vorgänger-Modelle nicht zu sehen gewesen, so EUMETSAT. Auch Wolkenformationen in großer Höhe sind nun viel besser aufgelöst. Damit können die Wetterdienste sich schnell entwickelnde schwere Wetterereignisse präziser überwachen. Außerdem bekommen sie bessere Daten für ihre Vorhersagen und können Prognosen für kleinere Flächen erstellen. Zudem kann MTG-I1 Nebel und Waldbrände automatisch erkennen, wird allerdings jetzt einmal ein Jahr lang erprobt.

Und um wieder auf den Boden zurückzukehren: Die ARA hat eine erste positive Bilanz über die gemeinsame Sammlung von Metall- und Plastikverpackungsmüll gezogen. Sie werden ja seit Anfang des Jahres in einigen Bundesländern zusammen in die gelbe Tonne bzw. den gelben Sack geworfen. In Wien, Niederösterreich, Salzburg und Kärnten verzeichneten die Abfallsammler im ersten Quartal 2023 im Durchschnitt ein Sammelplus von 17 Prozent. „Jede richtig gesammelte Verpackung ist für den Umwelt- und Ressourcenschutz unerlässlich, ein wichtiger Beitrag für die Klimaziele und ein wertvoller Sekundärstoff für die österreichische Wirtschaft“, wie ARA-Vorstandssprecher Harald Hauke meinte.

Klingt doch gut.

Wasserstoff-Auto für Wiener Müllsammler

Verkehrswende

Wien testet seit ein paar Tagen das erste mit Wasserstoff betriebene Müllsammelfahrzeug. Es ersetzt einen Diesellastwagen und wird mit grünem Wasserstoff betankt, den die MA48 mit Strom aus einer eigenen Photovoltaikanlage herstellt. Schwere Nutzfahrzeuge sind schwieriger mit dem viel effizienteren Elektroantrieb zu betreiben als PKWs und Kleinlastwagen. Der Test soll auch zeigen, ob Wasserstoff tatsächlich ausreichend Vorteile gegenüber einem reinen Elektromobil hat.

https://wien.orf.at/stories/3205889/

Bodenstrategie für Österreich

Forderung und Klage

11,3 Hektar Boden werden in Österreich derzeit pro Tag verbraucht – viel zu viel für einen nachhaltigen Umgang mit dieser wichtigen Ressource. Deshalb fordern 175 Wissenschafter und Wissenschafterinnen von Landwirtschaftsminister Totschnig, endlich die seit November vorliegende Bodenstrategie zu beschließen.

EU-Vorgaben sehen bis 2050 einen Netto-0-Bodenverbrauch vor. Die österreichische Bundesregierung hat sich das Ziel gesetzt, in einem ersten Schritt den Bodenverbrauch bis 2030 auf 2,5 ha pro Tag zu senken.

Die österreichische NGO AllRise hat diese Woche wegen des Bodenverbrauchs in Österreich eine Staatshaftungsklage gegen die Republik einbracht. Ein gesunder Boden ist wesentlich, um Folgen der Klimaerhitzung abzumildern. „Wir glauben, dass der Kampf gegen die Klimakrise zu einem Gutteil auf den Gerichtshöfen stattfinden wird, weil wir einfach klare Entscheidungen brauchen und die Politik diese nicht liefert“, so der Initiator der Klage, Johannes Wesemann von AllRise.

https://orf.at/stories/3315000/

Hitze-Prognosen

Wo in Zukunft hohe Temperaturen zu erwarten sind

Hitzewellen wie jüngst in Spanien werden mit der Erderwärmung zunehmen. Ein Team hat nun modelliert, wo solche Extremereignisse in Zukunft verstärkt zu erwarten sind und dabei 8 Regionen identifiziert: Zentraleuropa (Deutschland, Niederlande, Belgien), China (Peking, Hebei, Tianjin), Australien (Queensland), das nordwestliche Argentinien, den Osten Russlands, Mittelamerika (Guatemala, El Salvador, Honduras, Nicaragua, Costa Rica, and Panama), Papuaneuguinea und Afghanistan. Weniger entwickelte Länder und Regionen wie Afghanistan, Papua-Neuguinea und Mittelamerika werden allerdings stärker unter den Hitzewellen leiden als Zentraleuropa und manche Gebiete in China.

https://science.orf.at/stories/3218953/

Kurz gemeldet

Vögel bekommen weltweit zunehmend weniger Nachwuchs. Während bei 57% der untersuchten Arten die Zahl der Jungvögel sank, stieg sie bei 43% an.

https://science.orf.at/stories/3219058/

Um 80% gesunken ist der Bestand des Braunkehlchens, der auch als „Wiesenspatz“ bezeichnet wird. Um auf den Rückgang hinzuweisen, hat Birdlife das Braunkehlchen zum Vogel des Jahres erklärt.

https://birdlife.at/page/vogel-des-jahres

Die Konzentration von Kohlendioxid und Methan hat am Sonnblick im April 2023 den höchsten Wert seit Messbeginn erreicht. Kohlendioxid und Methan gelten als die stärksten Antriebe des menschengemachten Klimawandels.

https://www.sonnblick.net/de/daten/zeitreihen/messung-co2/

Kein Brot für die Tonne

Hörtipp

In Österreich werden jährlich über 200.000 Tonnen Brot und Gebäck weggeworfen. In Haushalten gehört Brot – neben Obst und Gemüse – zu jenen Lebensmitteln, die am häufigsten im Müll landen. Etwa ein Viertel des Abfalls kommt direkt aus Bäckereien. Aber auch altes Brot lässt sich noch vielfach verwenden, und sehr viele Bäcker nutzen diese Möglichkeit, um mit ihren Erzeugnissen ressourcenschonend umzugehen. Brot lässt sich einerseits wieder verbacken, andererseits sammeln etwa die „Brotpilot:innen“ in Wien Brot vom Vortag und geben es an soziale Initiativen weiter.

MOMENT-NACHHALTIG LEBEN dokumentiert, wie vielseitig sich altes Brot verwerten lässt.

https://oe1.orf.at/nachhaltigleben/soziales

Erhaltet die Artenvielfalt

Wenn ich in neue Gegenden komme, knie ich mich irgendwann auf den Boden. Der Grund ist nicht ein blasphemisches Spiel mit der bekannten Papst-Geste. Ich schaue gerne nach, was da kreucht und fleucht. Krabbelt da kein Insekt mehr herum, weiß man sehr schnell, was es für die Artenvielfalt geschlagen hat.

Letzten Sommer in Andalusien: Im idyllischen Hinterland bei Ronda liege ich am Wasser und lege das Buch beiseite, um den Boden nach sichtbarem Leben abzusuchen. Das Grasland entpuppt sich als Todeszone. Bei einem Ausflug sind wir gefühlte 20 Kilometer nur durch Olivenhaine gefahren, die ganze Hügellandschaften bedecken, danach fast ebenso weit durch Getreidefelder. Die Monokulturen mit entsprechendem Pestizideinsatz haben auf Teufel-komm-raus die Mikrofauna beschädigt, um nicht zu sagen ruiniert. Dass das Wasser aus der Leitung selbst in den Bergen nicht mehr trinkbar ist, versteht sich von selbst.

Vor ein paar Tagen sitze ich mit einem Biologen an einem Tisch. „Die industrielle Landwirtschaft ist der größte Biodiversitätskiller“, sagt er resignierend und schüttelt den Kopf über die romantisierenden Bilder des Agrarlebens.

Man muss auch nicht nach Andalusien fahren, um den Biodiversitätsverlust mit eigenen Augen zu sehen. Es reicht, in Österreich die Haustür zu öffnen. Diese Woche hat ein Team von Wissenschafterinnen und Wissenschaftern Beispiele aus unseren Lebensräumen präsentiert. 37% der 3.462 heimischen Farn- und Blütenpflanzen stehen auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten. Von den 707 Wildbienenarten ist rund die Hälfte bedroht, 37 Arten sind bereits in den letzten Jahren ausgestorben. Die kleine, schwarze Sandbiene Andrena nasuta lebt von den Pollen der blaublühenden Ochsenzunge. Letztere geht in vielen Regionen zurück. Die Sandbiene findet deshalb kein Futter mehr und ist selbst vom Aussterben bedroht, wie Barbara Reichmann im Mittagsjournal dokumentierte.

Wo exzessiv gedüngt, gemäht und gespritzt wird, leidet die Artenvielfalt (und wie oftmals erwähnt, ist eine intakte Natur auch gegen die Folgen der Klimaerwärmung resistenter). Den höchsten Anteil an ausgestorbenen Arten haben deshalb die bewirtschafteten Äcker.

Auch an Gewässern schwindet die Vielfalt von Flora und Fauna, einerseits wegen Uferverbauungen, der Erwärmung der Flüsse, aber auch wegen Neophyten – das sind eingewanderte Arten. Letztere verursachen darüber hinaus Kosten, die jene von Naturkatastrophen wie Überschwemmungen und Erdbeben bei weitem übertreffen. Das hat eine Studie unter Mitarbeit von Franz Essl, dem Wissenschafter des Jahres, gezeigt.

Weiteren Druck erzeugt die chemische Verschmutzung. Sie stürzt die Lebewelt des Planeten zusammen mit der Klimaerwärmung und der schrumpfenden Artenvielfalt in eine „Dreifachkrise“, wie Wiener Ökologen ebenfalls diese Woche erklärten.

Die Forderung der Biologinnen und Biologen ist relativ eindeutig: Die EU-Vorschläge zur Pestizidreduktion müssten auch von Österreich unterstützt werden. Und es solle (finanzielle) Anreizsysteme für die Landwirtschaft geben, auf nachhaltige Produktionsmethoden umzusteigen.

Zugutekommen würde das allen, Menschen, Tieren und Pflanzen.

EU weitet Emissionshandelssystem aus

Große Mehrheit für Reform

Künftig werden auch Flugverkehr, Schifffahrt, Straßenverkehr und Gebäude in den Emissionshandel miteinbezogen. Bislang (seit 2005) zahlten nur Teile der Energiewirtschaft und die energieintensive Industrie für ihren Treibhausgas-Ausstoß. Da Endverbraucher beim Heizen und im Straßenverkehr mit deutlich höheren Kosten rechnen müssen, wird ein milliardenschwerer Klimasozialfonds eingerichtet, um Menschen mit niedrigen Einkommen zu entlasten. Ab 2026 sollen dafür europaweit 86,7 Milliarden Euro zur Verfügung stehen.

Die Zahl der jährlich ausgegebenen Emissionszertifikate soll kontinuierlich reduziert werden, damit steigt gleichzeitig der Preis für den Treibhausgas-Ausstoß. 

Über einen CO2-Grenzausgleich sollen auch ausländische Emittenten zur Kasse gebeten werden, die ihre Waren in die EU einführen.

https://orf.at/stories/3313012/

Kurz gemeldet

2022 erlebte Europa den wärmsten jemals gemessenen Sommer. Die Temperaturen lagen rund 1,4 Grad über dem Mittel der Jahre 1991 – 2020, wie der Bericht „European State of the Climate“ zeigt. „Das Klima, das uns erwartet, wird sehr, sehr anders sein als das Klima, in dem wir aufgewachsen sind“, sagte dazu Copernicus-Direktor Carlo Buontempo.

https://science.orf.at/stories/3218847/

Der Stickstoffeintrag in die Ozeane hat sich seit 1970 fast verdoppelt. Er führt zu einer Überdüngung der Meere, verstärktem Algenwachstum und Sauerstoffnot, aber auch zu einer Übersauerung. Der Großteil des Stickstoffs kommt aus der Landwirtschaft. Rund 38% des Stickstoff-Düngereinsatzes sind unnötig und führen zu keiner Ertragssteigerung.

https://science.orf.at/stories/3218830/

Die Atmosphäre erwärmt sich viermal so stark wie im Zeitraum 1960-2000, berichten Grazer Klimaforscher. Der daraus entstehende Energieüberschuss im Erdsystem befeuert Wetter- und Klimaextreme.

https://science.orf.at/stories/3218795/

Service

Wer sich für Bildung in Sachen nachhaltiger Entwicklung engagiert, kann sein Projekt für die BNE-Auszeichnung 2023 einreichen. Das Forum Umweltbildung zeichnet damit im Rahmen des UNESCO-Programms „Aktionsrahmen Bildung 2030“ gemeinsam mit dem Bundesministerium für Klimaschutz Initiativen aus den Bereichen „Kooperieren“, „Mobilisieren“ und „Transformieren“ aus.

Schimmelndes Erbe

Hörtipp

Dass die Klimaerwärmung sogar unser kulturelles Erbe bedroht, dokumentieren diese Woche die DIMENSIONEN. Pilze, Flechten und andere Schädlinge vermehren sich durch die steigenden Temperaturen nicht nur im Wald besser als unter kühleren Bedingungen. Auch in Archiven und Bibliotheken gedeihen sie prächtig und greifen dort Schafs- und Rinderpergament ebenso an wie Papier. Die Speicher brauchen deshalb mehr Energie, weil intensiver getrocknet und gekühlt werden muss.

https://oe1.orf.at/programm/20230419#716258/Schimmelndes-Erbe

Klima steckt überall drin

Heute, am 3. März, ist Internationaler Tag des Artenschutzes. Eingeführt wurde er vor genau 50 Jahren anlässlich der Unterzeichnung des Washingtoner Artenschutzübereinkommens CITES. Wie diese Woche viele Wortmeldungen aus der Wissenschaft und von NGOs gezeigt haben, muss man Artenschutz, Biodiversität und Klima zusammen denken. Wie auch der Weltklimarat in seinen letzten Berichten betont hat, schlägt sich die Erderhitzung nicht zuletzt in der Artenvielfalt nieder, während uns intakte Naturräume vor vielen Klimafolgen schützen können.

Von Arno Aschauer, dem Teamleiter für Arten und Lebensräume beim WWF, habe ich diese Woche das Wort „Ökosystemleistungen“ gelernt und es später dann auch in der Broschüre Natur am Limit: Vielfalt des Lebens in Gefahr wieder gelesen: Es meint die Leistungen, die die Natur uns als Gesellschaft bietet, von der Wirtschaft bis hin zur Erholungsfunktion. Demnach haben fast 80% der untersuchten Ökosystemleistungen in den letzten Jahrzehnten deutlich abgenommen.

Der Homo oeconomicus hat ja die Eigenschaft, das Leben sehr gern in Geld zu bemessen. Folgt man diesem Gedanken, so beträgt der Wert der Öko- und Natursystemleistungen auf dem Planeten jährlich zwischen 170 und 190 Billionen US-Dollar. Damit wäre die Natur die stärkste Volkswirtschaft der Welt, mit einem doppelt so hohen Bruttoinlandsprodukt wie alle Länder zusammengenommen. Diese Quantifizierung hat zweifellos einen hochabsurden Beigeschmack, aber wer Leben gern über den Kontostand bemisst, findet in diesen Zahlen genug Gründe, die Gratisleistungen der Natur zu erhalten.

Österreich bekleckert sich in Sachen Biodiversitäts- und Artenschutz ja nicht gerade mit Ruhm. In vielen europäischen Rankings liegt es entgegen dem gern kolportierten Image als Öko-Musterland weit hinten. Nur mehr rund 7 Prozent der Staatsfläche gelten als weitgehend frei von menschlichen Eingriffen. Viele Ziele im Artenschutz sind unverbindlich oder zwischen Bund und Ländern nicht koordiniert. Naturzerstörung wird sogar noch subventioniert. Das haben zuletzt Zahlen des WIFO gezeigt: Demnach fördert Österreich umweltschädliche Investitionen mit rund 6 Milliarden Euro pro Jahr.

Der Schutz der Arten und der Lebensräume ist ein Querschnittsthema, das in alle politische Bereiche Einzug halten muss: von der Raumplanung über die Finanz- und Verkehrspolitik oder die Energiewirtschaft bis hin zum Tourismus. Und zwar länger als nur einen Tag.

Ihr

Franz Zeller

PS Erwähnenswert wären auch der heutige Klimastreik oder die Klima-Klage, die Michaela Krömer im Namen von 12 Kindern kürzlich eingebracht hat. Aber über die heutige Protestaktion wird ohnehin aktuell intensiv berichtet, sodass wir mit dem Newsletter zu spät dran wären, und mit Klimaklagen werden wir uns in einer der nächsten Ausgaben des Ö1 Klima-Newsletters beschäftigen.

Wie sich der Klimawandel selbst verstärkt

Gefährliche Rückkopplungsschleifen

Schmilzt das Meereis, wird die Oberfläche dunkler und nimmt mehr Wärme auf. Dadurch schrumpft das verbleibende Meereis noch schneller. Dieser Rückkopplungsturbo ist eine der bekanntesten Feedback-Schleifen im Klimageschehen. Insgesamt 41 derartige Mechanismen hat ein Forschungsteam nun publiziert.

Es gibt auch Rückkopplungsschleifen, die dämpfend wirken. Bei einer Temperaturerhöhung nehmen Pflanzen zum Beispiel mehr CO2 auf und arbeiten damit dem Treibhauseffekt entgegen. Aber 27 der 41 aufgelisteten Phänomene wirken eindeutig destabilisierend auf das Klima. Dazu gehört etwa die massenhafte Ausbreitung von Schädlingen, die Bäume daran hindern, CO2 aufzunehmen.

Unklar ist, wann diese Rückkopplungen in eine ausweglose Spirale führen und das Klima unumkehrbar zum Kippen bringen.

Auf einer eigenen Seite präsentiert das Team der University of Oregon auch eine Reihe von Animationen, die zum Beispiel den Zusammenhang zwischen Waldbränden und dem Abschmelzen des Permafrosts verdeutlichen.

https://science.orf.at/stories/3217731/

Mehr Klimakompetenz im Gesundheitssektor gefordert

Offener Brief

Mit der Erderhitzung werden u.a. Infektionskrankheiten, Atemwegserkrankungen und Herz-Kreislauf-Probleme zunehmen. Der Klimawandel stellt also auch das Gesundheitssystem vor große Herausforderungen. Aus diesem Grund fordern 30 Organisationen in einem offenen Brief an die zuständigen Ministerien, für mehr Klimakompetenz im Gesundheitssektor zu sorgen. Dazu gehört neben vielen weiteren Maßnahmen, mehr „community nurses“ für die Gemeindearbeit und „disaster nurses“ (Katastrophenkrankenschwestern und -pfleger) auszubilden.

https://science.orf.at/stories/3217904/

Geschichte des Mülls

Tipp

Müll aus allen Zeiten präsentiert momentan eine interessante Online-Ausstellung namens throwaway-history.eu. Das Naturhistorische Museum Wien beteiligt sich an der Aktion des Europäischen Hauses der Geschichte mit einer Dokumentation weggeworfener Waffen aus der Bronzezeit, die im niederösterreichischen Wöllersdorf gefunden wurden.

Statistiken über weggeworfene Lebensmittel findet man auf der Seite ebenso wie das Porträt einer italienischen Künstler:innengruppe, die aus Schrott Kunst macht.

Kurz gemeldet

Der heurige Winter war der sechstwärmste der 256jährigen Messgeschichte, wie Geosphere Austria meldet. In den Niederungen lag die Temperatur um 2,8 Grad über dem Mittel der Jahre 1961 – 1990, auf den Bergen um 2,3 Grad.

https://www.zamg.ac.at/cms/de/klima/news/sehr-milder-winter-1

Die Eisbedeckung in der Antarktis ist so gering wie nie zuvor. Mit einer Fläche von 2 Millionen km2 hat sie am 19. Februar ein Rekordminimum erreicht.

https://science.orf.at/stories/3217930/

Alles über Gas

Hörtipp 1

Ein Viertel der österreichischen Haushalte ist auf Gas angewiesen, die Industrie sowieso. Zuletzt waren die Preissteigerungen bei Gas einer der Haupttreiber der Inflation. Was natürlich zur Frage führt, woher wir in Zukunft unsere Energie nehmen, wenn Russland seine Lieferungen einstellt oder Gas einfach nicht mehr leistbar ist.

Mit Themen wie diesen beschäftigt sich die mehrteilige Serie „Alles über Gas“ im RADIOKOLLEG, das die Preisbildung an der Gasbörse ebenso beleuchtet wie die Versorgung mit LNG (Liquefied Natural Gas) oder die wirtschaftlichen und ökologischen Kosten von Fracking.

In der Woche vom 6.-9. März geht erfährt man im RADIOKOLLEG (Mo-Do, 9.05 Uhr) „Alles über Strom“.

Nachzuhören sind Sendungen wie diese im Ö1-Dossier „Nachhaltig leben“.

Wertvoller Müll

Hörtipp 2

Je nach Betrachtungsweise ist Müll entweder ein lästiges Überbleibsel oder eine Ressource. De facto gibt es viele Gründe, warum wir Abfälle und Reststoffe nicht achtlos wegwerfen, sondern getrennt sammeln sollen. Sie sind wertvolle Rohstoffe und können in den Produktionskreislauf zurückkehren. Was im Kunststoff-Abfall steckt oder wie Metalle, Papiere, Textilien und andere Stoffe aufbereitet werden, dokumentiert ein vierteiliges RADIOKOLLEG.

Wertvoller Müll – Rohstoffquelle der Zukunft – oe1.ORF.at

Erde unter Naturschutz

Einige Tage lang wirkte die COP15 in Kanada so belanglos wie ein 30jähriges Matura-Treffen. Am Montag dieser Woche einigten sich die 196 Staaten in Montreal dann doch auf eine Abschlusserklärung. Bis 2030 sollen mindestens 30% der Land- und Meeresflächen unter Schutz gestellt werden. Bislang sind es nur 17 Prozent des Landes und sieben Prozent der Meere.

Zu den 23 im Abschlussdokument vereinbarten Zielen zählt auch, umweltschädliche Subventionen jährlich um 500 Milliarden Dollar zu verringern und das Geld teilweise in Naturschutz zu stecken. Auch die Einführungsrate invasiver Arten sowie das Gesamtrisiko durch Pestizide und gefährliche Chemikalien sollen halbiert werden, wie das Science Media Center schreibt.

Die Montreal-Vereinbarung löst die Aichi-Ziele von 2010 ab. Von den damals in Nagoya vereinbarten 20 Biodiversitäts-Zielen wurde bis heute kein einziges vollständig erfüllt.

Der Wiener Ökologe Franz Essl bewertete die COP15 „vorsichtig positiv“. Bei der Umsetzung der Ziele werden aber vor allem die Länder des globalen Südens Hilfe – und das heißt auch finanzielle Unterstützung – brauchen. Denn gerade in diesen Ländern ist ein Großteil der Biodiversität konzentriert, so Essl. 20 Milliarden Dollar sollen die betroffenen Länder bis 2025 von den Industriestaaten jährlich erhalten. Die Summe liegt deutlich unter den Forderungen der Empfängerstaaten. 

Umweltschutzorganisationen beurteilten die Ergebnisse von Montreal sehr unterschiedlich. Greenpeace nannte das Abschlussdokument einen „faulen Kompromiss“. Der WWF bezeichnete die Abschlusserklärung als „lückenhaftes, aber in wesentlichen Punkten brauchbares Abkommen.“ Der Erfolg stehe und falle „mit dem politischen Willen, dieses Abkommen lückenlos umzusetzen sowie die nötige Finanzierung sicherzustellen“, so der WWF. Denn Sanktionsmechanismen für die Nicht-Umsetzung gibt es keine.

Österreich hat gerade erst seine nationale Biodiversitätsstrategie beschlossen. Dazu gehört etwa, 35 Prozent der Landwirtschaft bis 2030 biologisch zu betreiben und die Rote Liste der gefährdeten Arten um ein Drittel zu reduzieren. Auch das Montreal-Ziel, 30 Prozent der Landfläche unter Schutz zu stellen, ist darin enthalten.

Wie der Weltklimarat IPCC bereits mehrmals in seinen Berichten betont hat, sind Klima- und Artenschutz eng aneinander gebunden. Eine intakte Natur schützt uns auch vor einigen unangenehmen Folgen der Erderhitzung.

Allein die Renaturierung und der Schutz von Wäldern, Mooren oder Mangroven an den Küsten könnten ein Drittel der Treibhausgasreduktion bringen, die wir brauchen, um die Erderwärmung auf zumindest zwei Grad zu begrenzen.

Zumindest eines scheint nicht umstritten: dass wir von einem ökologisch möglichst intakten Planeten alle profitieren.

In diesem Sinne verabschiede ich mich für heuer und wünsche Ihnen mit diesem Newsletter, dem bereits 69.ten, eine schöne Weihnachtszeit und alles Gute für 2023.

https://orf.at/stories/3298302/

https://science.orf.at/stories/3216671/

Österreich investiert Milliarden klimaschädlich

WIFO-Bericht

4 bis 5,7 Milliarden Euro pro Jahr gibt Österreich für klimaschädliche Förderungen aus. Das hat das Wirtschaftsforschungsinstitut WIFO für die Regierung erhoben. Der allergrößte Teil, rund 61 Prozent, fließt in den Verkehr. Dazu gehören etwa das Dieselprivileg oder die Pendlerpauschale bis hin zu Steuerbefreiungen für Mietwagen oder Taxis.

38 Prozent oder 1,6 Milliarden gehen in Steuerbefreiungen von fossilen Energieträgern für Energieerzeuger, mit rund 28 Millionen werden klimaschädliche Aktivitäten in der Landwirtschaft gefördert.

Schon 2016 lag die Summe bei 4,7 Milliarden Euro, seitdem habe sich wenig geändert, so Kritiker der klima-kontrapoduktiven Förderungen.

https://orf.at/stories/3298566/

Erderhitzung verändert See-Eis

Warme Winter

Auch wenn wir im Dezember Temperaturen unter Null hatten: Die relativ hohen Temperaturen lassen ein anderes Eis entstehen als starke Kälte. Friert ein See bei extremen Minusgraden, entsteht schwarzes Eis. Es ist spiegelglatt, durchsichtig und sehr stabil. Bei höheren Temperaturen gefriert das Wasser zu weißem Eis. Es ist matt und brüchiger. So soll schwarzes Eis zehnmal tragfähiger sein als weißes.

Forscher:innen der schwedischen Universität Uppsala haben im Winter 2021 auf 31 Seen in verschiedenen Ländern das Eis analysiert und festgestellt, dass sich immer mehr weißes Eis bildet. So starben im Februar 2021 zehn Menschen, weil sie auf schwedischen Seen einbrachen – so viel wie nie zuvor.

Am niederösterreichischen Lunzer See gab es zwischen 1905 und 1915 durchschnittlich 100 Eistage pro Winter, in den letzten zehn Jahren waren es im Schnitt nur mehr 35 Eistage.

https://science.orf.at/stories/3216550/

Tipp

Zu Weihnachten fallen zehn Prozent mehr Abfall an als während des Jahres. Das hat die Wiener MA48 im Jahr 2019 erhoben. Nicht nur die Papier- und Kartonabfälle werden mehr, auch die Lebensmittelabfälle steigen während der Feiertage dramatisch an. Wie man sie vermeiden oder reduzieren kann, dazu hat die Wiener BOKU Tipps zusammengestellt.

Tschechien in der Mobilitäts-Revolution

Hörtipp

Tschechien gehört mit der Slowakei zu den größten Autoherstellern Europas, gemessen an der Einwohnerzahl. Davon zeugen nicht nur die vielen Autozüge, die täglich über die Westbahnstrecke Richtung Deutschland rollen. Tschechien konzentriert sich nach wie vor auf die Herstellung von Verbrennungsmotoren und droht damit den Anschluss an die Elektromobilität zu verlieren. Es gibt zwar erste Anzeichen für eine Änderung dieser Produktions-Philosophie, die Hürden dazu scheinen aber auch von politischer Seite nicht unerheblich, wie das JOURNAL PANORAMA diese Woche dokumentiert.

https://oe1.orf.at/player/20221220/702334

Empört euch – aber nicht infantil

#65

Empörung kann so groß werden, dass sie einem manchmal den Blick verstellt. Was schlussendlich zu kurzsichtigen Analysen führt. Das ist momentan auch im Umgang mit den musealen Schüttaktionen von Klima-Aktivist:innen zu beobachten. Deshalb lesen Sie heute in der Einleitung zum Ö1 Klima-Newsletter ein Pro und Contra zu den umstrittenen Aktionen, die mit dem Öl-Film auf Klimts „Tod und Leben“ im Leopold-Museum am Dienstag dieser Woche auch unser Land erreicht haben.

Gemälde wie jenes von Klimt sind zwar meist in Privatbesitz, aber dürfen durchaus als Gemeingut bezeichnet werden. Sie gehören in ihrer Essenz allen Menschen.

Viele Regionen dieser Erde sind ebenfalls Privateigentum. Aber auch die Amazonasregion und seine Insekten sind Gemeingut. Sie garantieren dem gesamten Globus Lebensqualität.

Erstaunlicherweise kocht die Empörung bei der Beschädigung eines 180 mal 200 Zentimeter großen Gemäldes weitaus stärker auf als bei der Beschädigung des Planeten. Im Fall der Kunst funktioniert der Rechtsstaat blendend: Jene, die das durch Glas geschützte Bild mit einer ölartigen Flüssigkeit beschmiert haben, werden wegen Sachbeschädigung zur Verantwortung gezogen. Im Fall der nachhaltigen Beschädigung des Planeten gibt es wenige Gesetze mit derart klaren Konsequenzen wie im Fall der Verunstaltung des Klimt-Exponats.

(Den ruinösen Umgang mit unseren Lebensräumen anzuzweifeln, gilt nicht: 99 Prozent der Wissenschafter:innen sind sich diesbezüglich einig. Und: Wissenschaft ist ein Denk- und Lösungsfindungssystem, keine Glaubensfrage.)

Diesen Widerspruch thematisieren auch viele auf Twitter: „Man kann das befremdlich und ungesittet finden. Aber die wahre Unsitte ist es, unsere Lebensgrundlage zu zerstören und dann junge Menschen anzugreifen, die verzweifelt dagegen protestieren. Das kann doch nicht unser Ernst sein“, schreibt etwa der junge Mati Randow, der als Schüler:innenvertreter mit seinen intelligenten Analysen bekannt wurde. (Ähnliches wird wohl für die Uni-Besetzung in Wien gelten.)

Ich mag mich nicht auf die Frage einlassen, warum die Ressentiments gegen (temporäre) Kunstverschandelung weitaus größer sind als gegen die Zerstörung des Planeten; es mag ein Rock’n Roll-Phänomen sein – ähnlich wie die Stockkonservativen in den 50er Jahren die neue Musik der Jungen samt ihrer Mode ablehnten, lehnen sie jetzt die Welt-Analysen der Jungen ab. Aber die Wahrheit ist mit Sicherheit weitaus komplexer.

Wir sollten darüber hinaus zur Kenntnis nehmen, dass es den Vertreter:innen der Letzten Generation nicht um die Beschädigung der Kunstwerke geht. Einer der Klima-Aktivist:innen aus dem Leopold-Museum schreibt fast flehentlich: „Ich bin wirklich sehr sorgfältig vorgegangen um wirklich nichts zu beschädigen. Bitte lasst uns mit unserer Lebensgrundlage ab jetzt auch so sorgfältig umgehen.“

Aber mindestens ebenso wichtig scheint mir die Frage, ob diese Aktionen geeignet sind, mehr positive Aufmerksamkeit für die Klimakrise zu generieren. Und da lautet die Antwortet nach allen verfügbaren Daten: nein! Die Pennsylvania State University dokumentierte nach einer Reihe von Straßenblockaden, Kunst- und Klebeaktionen (natürlich in den USA) die Reaktionen der Bevölkerung. 46% lehnen die „gewaltfreien, disruptiven Klima-Proteste“ ab. Bei vielen “reduzieren sie sogar die Unterstützung für die Lösung der Klimakrise“. Wie infantil diese Reaktion auch sein mag – sie scheint Tatsache zu sein und steht den Zielen der Klimarettungs-Bewegung diametral gegenüber, denn nur bei 13% der Bevölkerung führen die Aktionen zu einer erhöhten Aufmerksamkeit für die Erderhitzung. Ähnliche Zahlen gibt es aus Österreich, erhoben vom Nachrichtenmagazin profil. Demnach liegt die Ablehnung derartiger Proteste hierzulande bei über 50%.

Insofern muss man dem verständnisvollen Direktor des Leopold-Museums, Hans-Peter Wipplinger, Recht geben: „Die Anliegen von Klimaaktivist*innen wie jenen der Letzten Generation sind berechtigt, aber der Angriff auf Kunstwerke ist definitiv die falsche Richtung, um das angepeilte Ziel, die Verhinderung des prognostizierten Klimakollaps, zu verfolgen.“

Ähnliche Analysen gibt es übrigens von vielen Menschen, die die Dringlichkeit der Klimakrise erkannt haben.

Dessen ungeachtet möge die Empörung sich dorthin richten, wo sie ihre Berechtigung hat: auf die Zerstörung dieses Planeten und nicht auf verzweifelte punktuelle Protestaktionen von verzweifelten und mit der Sorge um uns alle angetriebenen Menschen.

Wenig Vertrauen in Klimapolitik

Studie von „Mutter Erde“

Interesse ja, aber wenig Vertrauen in die Politik: so kann man das Verhältnis der Östereicher:innen zur Klimakrise zusammenfassen. Wie die ORF-Initiative „Mutter Erde“ in einer Klimastudie festgestellt hat, sind zwar viele Menschen bereit, sich klimafreundlicher zu verhalten. Der Politik trauen sie allerdings immer weniger zu, die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen.

Im Vergleich zum Jahr 2020 mit 60 Prozent sehen in diesem Jahr 68 Prozent der Österreicher:innen die heimische Klimapolitik skeptisch. Entsprechend ins Negative haben sich auch die Zukunftserwartungen verändert: Blickten 2020 noch sieben von zehn Personen positiv in die Zukunft, sind es jetzt nur mehr vier.

Gut informiert über den Klimawandel fühlen sich nach eigenen Angaben nur 15 Prozent der Österreicher:innen.

„Mutter Erde“: Vertrauen in Klimapolitik nimmt ab – science.ORF.at

Keine Stockerlplätze im Klimaschutz

Österreich unterdurchschnittlich

Wie im letzten Jahr haben Germanwatch und das NewClimate Institute in ihrer Klimaschutz-Rangliste erneut keine ersten Plätze vergeben, weil auch die besten Staaten nicht genug gegen die Erderhitzung tun. Ganz oben rangiert wie 2021 Dänemark. Danach kommen Schweden und Chile. Österreich als Low Performer konnte sich von Platz 36 auf Platz 32 verbessern und liegt damit im unteren Mittelfeld, weit hinter Indien oder Marokko.

China ist im Ranking auf „sehr schlecht“ abgestürzt.

Klimaschutz-Rangliste: Dänemark vorne, Österreich auf Platz 32 – science.ORF.at

Artenschutz: mangelhaft

Aufholbedarf bei Biodiversitätsmaßnahmen für Österreich

Zum dritten Mal hat der österreichische Biodiversitätsrat bewertet, wie Österreichs Politik beim Thema Artenschutz und beim Verlust biologischer Vielfalt agiert. Die Ergebnisse sind ernüchternd. In 14 von 19 Punkten sei laut dem 27köpfigen Gremium Stillstand eingekehrt. Eine Biodiversitätsstrategie lasse nach wie vor auf sich warten. Es sei auch nicht gelungen, biodiversitätsfördernder Landnutzung und grüner Infrastruktur mehr Raum zu geben.

Die Biodiversitätsstrategie-2030 der EU sieht den Schutz von 30 Prozent des Landes und von 10 Prozent der terrestrischen Flächen vor. Bis jetzt habe Österreich dieses Ziel nur mangelhaft umgesetzt, so der Biodiversitätsrat.

Im Dezember sollen in Montreal von der Weltpolitik konkrete Ziele zum globalen Artenschutz beschlossen werden.

https://orf.at//stories/3294044/

Kurz gemeldet:

Bis heute Mittag (Freitag, 1200 Uhr) hat die COP27 in Sharm El-Sheik kein Abschlussdokument zustande gebracht. Beobachter:innen befürchten bereits einen Rückschritt hinter die Ziele von Paris 2015.

Klimakonferenz: Kritik an vagem Abschlussentwurf – news.ORF.at

Auf der Artenschutzkonferenz CITES in Panama wurden zum ersten Mal 60 Haiarten unter Schutz gestellt.

news.ORF.at

Gutes Leben im Tiny House

Hörtipp

Überdimensioniert zu bauen, gehört am Land oft zum guten Ton. Das verschlingt vielfach unnötig Geld und Ressourcen, von Energie bis hin zum Landverbrauch. Ein Gegentrend sind Mini-Gebäude, sogenannte „Tiny Houses“. Die Sendung PRAXIS porträtiert eine dreiköpfige Familie aus dem oberösterreichischen Reichraming, die auf 15 Quadratmetern Grundfläche in ihrem selbst gebauten Mini-Haus lebt.

https://oe1.orf.at/nachhaltigleben/soziales