Fromme Wünsche!
(aus: Ö1-GEHÖRT, Dezember 2016)
Vielleicht täusche ich mich ja. Aber ich habe den Eindruck, dass die Vorweihnachtspenetranz von Jahr zu Jahr früher beginnt. Im August wird man schon mit Lebkuchen belästigt, im September mit Adventkalendern, und im Oktober öffnen die Punschhütten. Und jetzt die Neujahrspenetranz: Der Mensch möge doch gefälligst gute Vorsätze fassen.
Vergiss es, sagt die Liebste ganz pragmatisch, ich brauche keine neuen Vorsätze, sondern neue Absätze! Gut, sie hat es so nicht gesagt, aber hätte sie nicht gewusst, dass ich das sofort in meiner Kolumne verwende, hätte sie es als nicht bekennende Schuhfetischistin sicher so ausgedrückt.
Ich lasse das jetzt auch mit den Vorsätzen. Stattdessen habe ich Wünsche. Passt ja auch zu Weihnachten. Seitdem ich die Geburtstagsgeschenke von Bruder Christian einfach nicht mehr finde, wünsche ich mir ein Google für den Haushalt. Googlehouse muss dann wissen, wo ich das vermaledeite asiatische Kochbuch samt dem Eierschalensollbruchhersteller deponiert habe. Ein zweites Mal bestellen ist stillos.
Implantiert hat mir diese Idee der Opa. Der wollte uns vor Jahren – er war damals 96 – Dias aus seiner Jugend zeigen. Als er dann mit den Magazinen voller Bergbilder aus dem Keller gekommen ist, meinte er stolz: „Ich habe nicht gedacht, dass ich die ohne Google finde.“
Das fehlende Googlehouse für vergessliche Redakteure und andere bedrohte Spezies hat immerhin dazu geführt, dass ich beim analog-staubigen Suchen wieder auf Aquarelle eines Linzer Künstlers gestoßen bin, die ich völlig vergessen hatte. Morgen suche ich die Parmesanreibe aus Metall. Vielleicht finde ich dann die Geschenke.
Verabschiedet habe ich mich auch von der kurz gehegten Idee, mir einen Schrittzähler anzuschaffen oder schenken zu lassen, der mich via Handy warnt, wenn ich mich zu wenig bewege. Auch das hat mit der Verwandtschaft zu tun, die man sich ja nicht aussuchen kann. Die Tante Kathi hat Gewichtsprobleme vom Onkel Hans weiland immer ganz praktisch geregelt. Wenn er eine sehr große Portion gegessen hat, hat sie ihm am nächsten Tag einfach eine Hose hingelegt, die eine Nummer kleiner war als alle anderen. Dann hat der Onkel Hans ob des einschnürenden Hosenbundes gefastet. Ich hab jetzt alle meine Hosen, ganz analog, mit einer geheimen Markierung versehen, damit mir das nicht auch passiert.
Einen Roboter für die Gfraster!
(aus: Ö1-GEHÖRT, November 2016)
Jüngst fuhr die Familie scheinbar einträchtig zum Sportplatz. Die Buben wollten kicken, wir Tennis spielen. „Dafür, dass ihr so alt seid, seid ihr eigentlich eh recht sportlich“, meinte der 7jährige einfühlsam. „Wir sind auch ganz fit“, sagte ich. „Hast du da nicht i und e verwechselt?“, fragte Schittlauchlocke wie aus der Pistole geschossen.
Ist ein Sickerwitz, trug sich aber genauso zu. Da wünschte ich mir kurz, eine Maschine würde an unserer Statt die Kindererziehung übernehmen. Ich erinnerte ich mich an einen Artikel, den ich jüngst gelesen hatte. Über iPal, einen Roboter, der Kinder stundenlang ohne Erwachsene beschäftigt und sie irgendwie erzieht.
Der humanoide iPal ist rund einen Meter groß, kann Schere-Stein-Papier spielen, singen und tanzen und sogar auf Fragen Antworten geben, etwa wenn die Kinder wissen wollen, warum die Sonne heiß ist. Und er ist sicher nie beleidigt, wenn eines von den Gfrastern auf seinen Body-Mass-Index anspielt. Dazu ist iPal mit Sicherheit zu blöd und emotional zu blind.
Und das ist wohl auch seine größte Schwäche. Irgendwie gruselt mich bei dem Gedanken, dass eine Maschine zur emotionalen Leitfigur unserer Kinder wird. Mit Geräten wie Tablets aufwachsen: okay. Sie bleiben Geräte, mehr oder minder attraktives Spielzeug, die keine Empathie vortäuschen. Aber ein menschlich anmutender Spiel- und Erziehungsgefährte wie iPal gibt vor, ein Partner zu sein, ein Erzieher und Aufpasser.
Lernen besteht nicht primär aus analytischem Zuhören, sondern aus Nachahmen. Das ist ja auch das Teuflische an der Erziehung. Man kann hundertmal etwas gut gemeint sagen, aber das geht durch das eine Kinderohr rein und das andere raus, wenn man es nicht alltäglich vorlebt. Umso schlimmer, wenn ein stumpfer Roboter zur Leitfigur wird. Und das nur deshalb, weil die institutionalisierte Kindererziehung, von der Betreuung im Kindergarten bis zum Ende des Volksschulalters, schäbig remuneriert und völlig unterschätzt wird.
Jetzt wünscht sich der Kleine einen Hamster. Dabei füttert er nicht mal seine Schildkröten. Ich werde mal nachschauen, ob es einen Roboterhamster gibt. Da ist es mir dann auch wurscht, wenn das Ding nachts aus dem Rad fällt. Oder vielleicht gibt es einen Roboter, der Löwenzahn für die Schildkröten pflückt. Den würden wir echt brauchen.
Schon ein bisschen mulmig!
(aus: Ö1-GEHÖRT, Oktober 2016)
Es ist ein Anblick, der unter die Haut geht: Auf offener Bühne lässt sich die Studentin Elsa einen Funkchip in den Handrücken implantieren, der in Zukunft ihre Kredit- und Kundenkarten, ihre Schlüssel und auch die Geldbörse ersetzt. So geschehen beim Pioneers-Festival in diesem Frühjahr in Wien. Die Injektionsnadel wirkte überdimensional wie von einem Klistier und betonte noch, dass die Verwandlung des Menschen in einen Cyborg eine große Sache ist. Cyborgs, das sind Mischwesen aus Mensch und Maschine, die langsam Realität werden.
Ich musste schlucken. Ganz tief innen. Nicht nur, weil die Großaufnahme der Implantation im doppelten Sinn ekelhaft faszinierend war. Auch, weil sich hier Fragen auftun, die noch sehr weit von Antworten entfernt sind, etwa: Wie transhuman wollen wir werden?
Es gehört zum menschlichen Projekt, sich mithilfe von Werkzeugen von der Natur zu emanzipieren. Das momentan mächtigste Instrument scheint das Smartphone zu sein, das uns bei der Orientierung hilft, bei Wissensfragen oder in der weltweiten Kommunikation. Und natürlich wird die Entwicklung nicht beim Hosentaschencomputer stehen bleiben. Es ist absehbar, dass die Gerätschaften in den Körper wandern. Ob das Ziel wirklich darin bestehen muss, dass wir unser Weltwissen letztendlich auf einer Maschine abspeichern und somit virtuell weiterleben, wie sich das der Transhumanismus-Exeget Ray Kurzweil vorstellt, sei dahingestellt.
Was die Antwort auf die Frage, wie weit wir mit transhumanen Entwicklungen gehen sollen, so schwierig macht, sind die vorderhand plausiblen Beispiele: Der querschnittsgelähmte Juliano Pinto kickte den ersten Ball der WM 2014. Möglich machte dies ein Exoskelett, das Pinto mit seinen Gehirnströmen steuerte. Der Berliner Enno Park hat sich einen Vibrationswecker in seinen Oberarm implantieren lassen, der mit seinem Handy gekoppelt ist. Der Wirtschaftsinformatiker ist wegen einer Masernerkrankung fast taub und hört den Wecker nicht. Das Surren in seinem Oberarm weckt ihn auf, damit er rechtzeitig zur Arbeit kommt.
Die Verwandlung in eine Maschine schreitet jedenfalls voran: Anfang Oktober findet in Zürich der erste Cybathlon statt. Dabei messen sich Menschen mit körperlichen Behinderungen und ausgestattet mit Assistenzsystemen etwa in der Bewältigung von Parcours oder treten in Fahrradrennen gegeneinander an, während ihre Muskeln elektrisch stimuliert werden.
Und irgendwann werden wir wohl mit einem Augenersatz leben, der uns auch in der Nacht perfekt sehen lässt. Keine Fiktion. Ehrlich. Es wird schon daran gearbeitet.
Brauch.Ich.Nicht!
(aus: Ö1-GEHÖRT, August 2016)
„The Internet Is For Porn“, hieß es im Broadwaymusical “Avenue Q”. Mag sein, dass die virtuelle Fleischlichkeit den Datenstrom anschwellen lässt, aber ich finde: Das Internet ist für viele vor allem zur Zerstreuung da.
Selbige findet man zum Beispiel unter #internetofshit auf Twitter. Dort stellen die techniksensiblen Autoren, die anonym bleiben wollen, halblustige Gerätschaften für die Zukunft vor oder machen sich über den Vernetzungswahn lustig. Eines meiner Highlights: der „gesellige Schuh“. In seiner Sohle steckt ein kleiner Computer, der sich mit dem Smartphone verbindet. Auf den ersten Blick scheint das Ding wie geschaffen für die Urlaubszeit, denn über eine App kann man einstellen, wann man von Telefon und Internet nicht gestört werden will, und vor allem, in wessen Gesellschaft: zum Beispiel, wenn man Freunde oder Angehörige trifft.
Auf den zweiten Blick weiß ich trotz aller Hitech-Schuster nicht, wozu ich dazu einen Schuh mit Mikrochip und Funkantenne brauche – zumal gerade im Sommerurlaub, der sich für digitales Fasten anbietet. Und dann hole ich mir vernetzte Schweißfüße, weil die Dinger in einer Ledermanschette mit blauer Sohle stecken. Schalten Sie doch das Handy ab und gehen Sie barfuß, wenn Sie dem Datenstrom zumindest temporär entsagen wollen. Ist billiger und gesünder.
Zum Urlaub gehört auch der Entspannungsfaktor Wein. Wie wär’s mit der Touch-Screen-Weinflasche, wie sie von einer kalifornischen Firma erfunden worden ist? Während man beim Gläschen sitzt und statt in den Sonnenuntergang auf den Flaschenbildschirm starrt, kann man sich auf der Weinflasche bereits die Rezensionen der nächsten Bouteillen ansehen. Nachgefüllt wird das önologische WiFi-Monstrum dann so wie ein Drucker oder eine Kapselkaffeemaschine, mit Patronen. Da verwundert es auch nicht, dass die Entwickler immerhin den dezenten Hinweis angebracht haben, dass man den Wein so wie bei einer normalen Flasche durch Kippen eingießt.
Und natürlich brauchen Sie im Sommer viel Wasser. Ihr Körper ist sicher zu blöd, das von selbst zu erkennen. Glauben zumindest die Erfinder der „Hidrate Spark Smart Water Bottle“. Diese Wasserflasche meldet an Ihr Handy, wieviel Wasser Sie trinken. Und wenn Sie einmal darauf vergessen, zeigt sie durch ein dezentes Aufglühen an, dass Sie jetzt gefälligst mal einen Schluck nehmen sollten.
Nicht zu Unrecht hat ein Nutzer ein Softwareupdate gefordert. Damit die App einem dann auch meldet, wann es Zeit zum Pinkeln ist.
„Achtung, Auto, Gas!“
(aus: Ö1-GEHÖRT, Juli 2016)
„Ich gebe das Steuer doch nicht aus der Hand!“ So denken vier von fünf deutschen Bürgerinnen und Bürgern, wenn es um autonome Autos geht. Noch sind die Roboterautos nicht serienreif, aber ab 2020 wollen die großen Marken hochautonome Wägen bauen, frühestens 2025 könnte es vollautonome Autos geben.
Mich schreckt diese Vision nicht. Im Gegenteil. Ich lebe in einem Bezirk, in dem man das Landesverdienstkreuz in Blech bekommt, wenn der Blinkerhebel auch nur leichte Gebrauchsspuren aufweist. Darüber hinaus erlebe ich beim täglichen Pendeln, dass der größte Risikofaktor im Straßenverkehr noch immer die Psyche der Fahrer ist. Oder, wie es früher mal hieß: Was nutzt der Tiger im Tank, wenn ein Esel am Steuer sitzt?
Außerdem gehöre ich zu den Menschen, die dem Wort „Fahrspaß“ nichts abgewinnen können. Selbstfahren ist verlorene Zeit, weshalb ich gern den Zug benütze. Vor Jahren gestand ich einem BMW-Sounddesigner, nicht gern Auto zu fahren. Ich vermeinte die bayrische Sonne kurz dunkler werden zu sehen, während das Gesicht des Ingenieurs bleich wurde – so unverständlich war mein Outing für ihn. Autonome Fahrzeuge bedeuten eine Änderung der Fortbewegungsphilosophie. Nicht der Weg ist das Ziel, sondern das Ziel ist das Ziel. Deshalb heißt es auch so.
Aber natürlich ist vieles auf dem Weg zum Auto, das gleichzeitig Chauffeur ist, noch ungeklärt. Wer haftet bei Unfällen? Mit dem Finger auf einen – ohnehin unbekannten – Algorithmus zu deuten und ein Computerprogramm schuldig zu sprechen, wird nicht ausreichen. Den Nicht-Fahrer in die Pflicht zu nehmen, er sei eigentlich verantwortlich für das Verhalten seines Fahrzeugs, wird so auch nicht funktionieren, weil dann die Technologie erst recht überflüssig würde.
Erst jüngst gestand Google ein, ein Auto aus seiner autonomen Flotte habe in Kalifornien einen Unfall mit einem leichten Blechschaden verursacht. Interessanterweise schätzte der Mit-Fahrer die Situation ähnlich falsch ein wie der Computer. In vielen Bereichen sind die Maschinen allerdings schon besser: Sie halten Abstand und drängeln nicht, sie respektieren Geschwindigkeitsbeschränkungen oder nehmen Rücksicht auf schlechte Sicht- und Fahrbahnverhältnisse.
Und wer trotzdem noch meint, er müsse selbst ans Steuer: Verhaltensoriginelle Forscher vom Canadian Automated Vehicles Centre glauben, „dass es eine Menge mehr Sex im Auto geben wird, sobald die Computer das Fahren übernehmen“.
Ihr autoverliebten Männer, das wäre doch eine Chance!
Seid still!
(aus: Ö1-GEHÖRT, Juni 2016)
Immer öfter taucht zuletzt das bedrohliche Wort „Strandfigur“ in Artikeln und Medienberichten auf. Damit sind keine Sandmännchen gemeint, die Kinder am Meer bauen, sondern die Idealfigur für’s halbnackte Baden. Ich hab meiner Familie deshalb vorgeschlagen, wir sollten lieber Urlaub in den Bergen machen.
Das kam gar nicht gut an.
Jetzt sind da also ein paar Fitness-Apps auf dem Handy, die sich „ 7-Minuten-Workout“ und ähnlich nennen. Das sind vielleicht aufdringliche Dinger. Dauernd schicken sie mir Mails, dass ich endlich mit dem Trainieren anfangen soll. Oder auf dem Display springt ein Feld auf, das mir mahnend mitteilt, es sei Zeit, endlich mit der ersten Übung zu beginnen. Permanent rufen einem die Personal Coaches in Gestalt von Smartphones etwas aus der Hosentasche zu.
Und ich dachte, es reicht, wenn man sich die Apps nur runterlädt. Der Mann an sich führt sein Leben ja gern automatisationsunterstützt. Wenn Computer schon miteinander reden, warum machen sie nicht auch diese stupiden Übungen für uns? Und außerdem: So ein Sixpack schaut ohnehin sehr penetrant aus. Also, an anderen Menschen.
„Du warst schon eine Woche nicht mehr joggen“, nervt jetzt das Laufprogramm. Dabei fällt die GPS-Ortung im Wald eh immer aus. Von den 6 Kilometern, die ich ab und an so renne, zeigt mir die App dann ohnehin nur 5 an.
Die derzeit aktivste App ist mein innerer Schweinehund. Ich gebe es zu. Der wirft mir im Viertelstundentakt Argumente aus, warum das mit den Fitness-Apps sowieso nichts bringt. Zum Beispiel, weil sich die Apps nicht um Rücken- oder Gelenksprobleme kümmern. Sagen zumindest die Tester der Zeitschrift Computerbild. Gut, ich hab keine derartigen Probleme. Außerdem überfordern die Fitness-Coaches am Smartphone Anfänger. Schade, Anfänger bin ich auch nicht.
Und die Privatsphäre. Martin hat mir am Wochenende erzählt, dass er in seiner App unabsichtlich eine Art Direktübertragung seines jüngsten Laufes auf Facebook aktiviert hat. Erst als er aus seinem Kopfhörer Anfeuerungsrufe von FB-Freunden vernahm, bemerkte er den Fehler. Da war es aber schon zu spät. Um nicht als Weichei dazustehen, zog er mit dem Tempo an und lief auch weiter als geplant.
Jetzt kann er kaum gehen, weil ihn ein massiver Muskelkater an jeder Bewegung hindert.
Siehst du, so kann es einem ergehen, wenn man nicht aufpasst, sagt der innere Schweinehund.
Und der Waschbär sagt: Mein Bauch ist auch schön. Oder hast du schon mal ein schönes Waschbrett gesehen?
Okay, morgen fange ich mit dem Trainieren an.
Kleine Couchpotatoes
(aus: Ö1-GEHÖRT, Mai 2016)
Es war eine Schlagzeile, die man als Vater nicht übersehen kann: „Kinder verbringen weniger Zeit im Freien als Häftlinge“. Zuerst gefunden in der Krone, dann im englischen Express. Schuld sind die vermaledeiten digitalen Medien. In der englischen Umfrage wollte immerhin jedes dritte Kind gar nicht mehr raus, weil es sich nicht vom Computer in seinen vielen Aggregatzuständen trennen mochte.
So richtig betroffen fühlte ich mich nicht, hatten meine Jungs doch gerade erst ein Tannenbaummassaker angerichtet und im Winter mit dem Astschneider 43 Tannenbäumchen das Leben verkürzt. Weil sie eben draußen im Wald spielten, durchaus expressiv und selbständig. So weit, so gut, danke Haushaltsversicherung.
Aber ein Thema ist die Medienzeit auch bei uns. Ein ständiges, weil die Online-Spiele Clash of Clans und Agar.io doch einiges an Lebenszeit von Schnittlauchlocke und seinem Bruder beanspruchen. Wir haben daher die digitale Spielzeit beschränkt, auf drei Stunden von Freitag bis Sonntag, während der Woche darf das Tablet als Infomedium und Musikplayer dienen. Aber natürlich ist es ein ständiger Kampf. Und vor allem gehen wir als Eltern nicht immer mit gutem Beispiel voran. Vielleicht sind wir auch deshalb so knausrig mit der Digitalzeit.
Die deutsche Medienberatungsseite schau-hin.info etwa empfiehlt für Kinder bis 5 eine halbe Stunde Bildschirmzeit pro Tag, im Alter zwischen 6 und 9 maximal eine Stunde und ab 10 Jahren rund 9 Stunden pro Woche. Dieses Zeitbudget können sich die Kinder, sobald sie dazu in der Lage sind, selbst einteilen. Wichtig sei auf jeden Fall, eine Vereinbarung mit den Kindern zu treffen und Regeln aufzustellen, auch was ihr Surfverhalten und die besuchten Webseiten betrifft.
Tablet, Smartphone und Co. sind heute unverzichtbarer Lebensbestandteil – sie sind Werkzeug, Medium und Unterhaltungsinstrument. Sie als Teufelszeug zu verdammen, hieße, den Kindern ein 70er Jahre-Leben aufzuzwingen, obwohl sie im 21. Jahrhundert funktionieren müssen.
Umgekehrt treibt die bedingungslose Umarmung der Digitaltechnologie manchmal auch seltsame Blüten, wie uns Lockenkopf kürzlich erzählt hat. Marina, die Mutter eines Schulkollegen, lässt ihren Buben erst dann außer Haus, wenn er in Clash of Clans genügend Zaubertrank erspielt hat. Vorher gibt’s keine Frischluft für den kleinen Bildschirmkrieger.
Damit es bei uns nicht so weit kommt, opfere ich gern auch ein paar Tannenbäumchen.
Eine Ruptur ist nichts Schönes
(aus: Ö1-GEHÖRT, April 2016)
Bei Technikenthusiasten gehört es zum guten Ton, Innovationen reflexartig zu umarmen. Kulturpessimisten lehnen Neuerungen ebenso automatisiert ab. Und so sind der 3D-Druck für daheim, Transportdrohnen, autonome Autos, Cloudcomputing oder die Vernetzung des Alltags einmal supergut, und im andern Fall superpfui. Damit geben beide Gruppen die Chance aus der Hand, den Fortschritt zu steuern.
Gehört 2016/04Mich persönlich beschäftigt gerade der Jubel über die sogenannten „disruptiven Technologien“ – das sind Entwicklungen wie die oben beschriebenen, die das Zeug haben, Geschäftsmodelle umzukrempeln bzw. zu ersetzen und unser Leben revolutionsartig zu ändern. Ob sie das wirklich können, ist noch nicht bewiesen, aber viel Aufhebens wird darum auf jeden Fall gemacht.
Was mich zuerst einmal stutzig macht: Es ist ein rein auf wirtschaftlichen Erfolg getrimmter Begriff, an der Harvard Business School erfunden vom Ökonomen Clayton Christensen. Die Frage, was diese disruptiven Technologien mit uns machen, wird nicht gestellt. Am Beispiel des Cloudcomputings: Natürlich ist es bequem, alle seine Dokumente und Fotos via Datenwolke immer und überall verfügbar zu haben, solange es Strom und eine Verbindung ins Netz gibt. Aber gleichzeitig hat die Bequemlichkeit einen Preis: Die Zentralisierung macht es nicht nur Geheimdiensten möglich, komfortabel auf Dokumente des Privat und Geschäftslebens zuzugreifen (das ist ja der Job solcher Organisationen), sondern auch Kriminellen, sobald sie sich illegal Zugang verschaffen.
Noch viel mehr beunruhigt mich allerdings die soziale Disruption, die etwa von Services wie dem alternativen Fahrdienst Uber ausgeht – diese Taxialternative ist nur möglich durch mobiles Internet und die Datenwolke. Über das Handy werden Fahrten unkompliziert vermittelt und vollautomatisch abgerechnet. In manchen Städten sitzen allerdings keine konzessionierten Chauffeure hinter dem Steuer, sondern Privatpersonen, die sich Geld dazu verdienen. Das hat Vorteile, höhlt aber auch durchaus sinnvolle Standards wie etwa eine kollektivvertragliche Bezahlung aus. Wo internationale Konzerne wie Uber Steuern zahlen, ist eine weitere Frage, die für unsere Gesellschaft nicht ganz unerheblich ist.
„Wir wollen neue ökonomische Modelle nicht umbringen, aber sie sollen nicht nur nehmen, sondern auch geben“, pochte die EU-Transportkommissarin Violeta Bulc vor kurzem in Brüssel auf sozialverträgliches Benehmen in der new economy. „Disruptiv“ hat schließlich dieselben lateinischen Wurzeln wie „Ruptur“ – medizinisch: der Durchbruch. Angenehm ist sowas nie.
Vergiss es!
(aus: Ö1-GEHÖRT, März 2016)
Es muss jetzt zwei Jahrzehnte her sein, da verlor ich in Verona ein Auto. Sie haben richtig gelesen: ich „verlor“ es – in dem Sinne, dass ich es abends nicht mehr wiederfand. Beim Einparken noch prägte ich mir die Straßennamen mit Eselsbrücken ein – ich stellte das Auto in der Septemberstraße ab (merke: Monat), in der Querstraße herrschte Krieg („Artilleriestraße“, dachte ich, als ich abends mit Hilfe des Stadtplans zurückfinden wollte).
Doch siehe da: nicht nur das Auto war weg, auch die ganze Reihe Parkuhren in der Straße. Es brauchte dann mehr als drei Stunden und drei Carabinieri mit Humor und Alfa Romeos, bis wir die Karre wiederfanden. Zu meiner Entlastung sei gesagt: Italienische Straßen sind ziemlich kriegerisch benamst (die richtige Nebenstraße war die Isonzostraße, und im Monat hatte ich mich geirrt: es war der November gewesen).
Das war eines der wenige Male, dass mir das Vergessen echte Probleme bereitete. Sonst bin ich mittlerweile ein Fan davon. Vor allem angesichts der Tatsache, dass wir in einem Apparat namens Internet leben, der nichts mehr vergisst.
Wollen Sie wirklich ewig an kleine und große Entgleisungen der Vergangenheit erinnert werden? Wollen Sie ewig das Foto finden, auf dem Sie mit roten Augen jemandem zugeprostet haben, bei dem Sie heute die Straßenseite wechseln? Wollen Sie ewig auf Zeugnisse eines schriftlichen Zornesausbruchs im Jahre Schnee stoßen?
Ich nicht. Das Vergessen ist die einzige Chance uns weiterzuentwickeln. Es ist das Distanzstück zwischen denen, die wir waren, und jenen, die wir sein wollen. Oft unauslöschliche und unauslöschbare Momentaufnahmen unserer Existenz nehmen uns diese Chance. Sie sind quasi die Schatten der Existenz, die nie mehr verschwinden und sich am Boden der Zeit einbrennen, während in der vordigitalen Ära unser Schatten immer mit uns mitwanderte – so wie wir das von einem Spaziergang in der Natur kennen. Und dieser klassische Körperschatten: das ist die Erinnerung, die wir sowieso in uns tragen, samt der ganzen Scham, die manchmal damit einhergeht. Aber das petrifizierte Gedächtnis des Netzes ist eine Pein.
Ähnlich ist es mit den Datenspuren, die wir allerorts hinterlassen. Auch da geht es nicht primär darum, ob wir etwas zu verbergen haben. Sie hindern uns vielmehr daran, uns Optionen für die Zukunft offenzuhalten, wie der Technikkritiker Evgeny Morozow meint.
Wir müssen ja nicht unbedingt ein Auto verlieren. Aber zumindest können wir uns überlegen, welche Fotos und Daten wir der Speichermaschine Internet für die Ewigkeit überlassen wollen.
Sternzeit 24-12
(aus: Ö1-GEHÖRT, Februar 2016)
Weihnachten begann technologisch sehr entspannt, entgleiste dann aber ein wenig.
Die Strategiespiele unter dem Christbaum stießen in der ganzen Familie auf Begeisterung. Sogar der Vater meiner Kinder setzte sich jeden Tag an den Spieltisch. Weihnachten war anfangs fast so idyllisch-fad wie bei den Kindern aus Bullerbü.
Damit die Liebste und ich endlich mal ausschlafen konnten, erhielten die Kinder ein tägliches Morgenkontingent für die Tablet-Computer. Es war tatsächlich bis halb neun mucksmäuschenstill. Eines Morgens fand ich Schnittlauchlocke am Sofa sitzend, während er Siri beschimpfte. Siri ist wie eine Spracherkennungssoftware am Tablet, die sich hin und wieder als persönliche Assistentin geriert und dann zum Beispiel Tipps gibt. Die Buben provozieren Siri immer wieder mit dem Auftrag, eine Zahl durch 0 zu dividieren. Aber zumindest darauf fällt Siri nicht herein und hat eine wunderbare Erklärung, warum eine Division durch 0 nicht möglich ist. Trotzdem hatte Siri es sich mit dem Kleinen vertan und er beschimpfte sie als „dumme Gurke“, worauf sie nur devot antwortete: „Ja, ich weiß“. Natürlich verbot ich ihm, Siri zu demütigen.
„Natürlich?“ Ich meine, Schnittlauchlocke hatte nur eine dumpfe Maschine sprachlich etwas gröber angefasst. Darf man eine Spracherkennungssoftware beschimpfen? Ich habe keine Antwort darauf.
Dann kam der Techno-Krippen-Overkill. Der Große sagte, er habe ein neues Fach in der vierten Klasse Volksschule. Sexualkunde. Und wir dürften mal raten, wer das unterrichte. Die Frau Reli.
Sowas gibt’s wahrscheinlich nur in Niederösterreich, dass die Religionslehrerin auch die Sexualerziehung macht. Lockenkopf konnte sich vor Lachen kaum halten. Wenn die Sexualerziehung säkularisiert wird, dann verweltlichen wir aus Protest die Weihnachtskrippe. Gesagt, getan. Irgendjemand, wahrscheinlich der Vater meiner Kinder, kam auf die Idee, eine computergestützte Star Wars-Krippe zu bauen. Die zwei Roboter R2D2 und C3PO boten sich als Hirten an, Darth Vader trottete als schwarzer Caspar daher. Yoda wollten wir als Jesuskind installieren, er passte aber wegen seiner Ohren nicht in die Krippe.
Wann immer sich jemand der Krippe näherte, ging ein blaues Licht über dem interstellaren Moos an, und nach ein paar Sekunden schwang sich der schwarze Stern von Bethlehem (aus dem 3D-Drucker) über die Szenerie.
Und niemand fand die Krippe hässlich. Echt nicht. Vielleicht hätten wir auch Siri noch fragen sollen.
Sambotik! Oder die Tücken der Spracherkennung.
(aus: Ö1-GEHÖRT, Jänner 2016)
Die Spracherkennung ist manchmal nicht auf der Höhe. Auch die menschliche nicht.
Die Geschichte begab sich so: Unsere Freunde und Nachbarn, Maria und Hans, verstehen „sozial“ nicht als Lippenbekenntnis: sie sind es wirklich. Und haben im August eine Frau aus Bagdad und ihre drei Kinder, 2-18 Jahre alt, aufgenommen, weil in ihrem Haus eine Wohnung leer stand. Zusammen mit Thomas, Stefica und Liesl versuchten wir uns bei der Betreuung nützlich zu machen, aber sprachlich war es schwierig. Vor allem Moam zeigte sich ziemlich fremdsprachenresistent. Ihren Namen merkten wir uns, indem wir an die süßen Plombenzieher dachten.
Die Mühen der kommunikativen Ebene versuchten wir mit dem Smartphone und der Google Übersetzer-App zu überwinden. Du sprichst einfach in die App, die deinen Text brav auf Deutsch tippt und dann sogar arabisch in Wort und Text ausgibt.
Ehrlich gesagt, hat man keinerlei Möglichkeiten zu kontrollieren, ob die Übersetzungsmaschine auch das tut, was sie soll, oder ob sie Moam ab und an beleidigt oder sie am Schmäh gehalten hat. Vom Verhalten her wirkte es glücklicherweise nicht so. Als die Liebste krank war, hat Moam ihr täglich Suppe gekocht. Kulinarisch klappte die Verständigung also von Anfang an. Nicht so sprachlich: Wenn Moam in die App sprach, kamen Übersetzungen heraus, die an jene verhaltensorigineller Italiener erinnern. Wir scheiterten aber nicht am berühmten Neigturm zu Pisa oder an durchgebrannten Garnelen, die in Moams Leben momentan keine große Rolle spielen, sondern über Monate hinweg am Wort Sambotik. Immer wieder deutete die kleine Frau mit der Hand in die Gegend und sprach von ihren Söhnen:Loai Sambotik oder Mustafa Sambotik!
Google kannte das Wort einfach nicht. Ging es um einen speziellen Kochtopf? Ist Sambotik eine Krankheit? Die Übersetzungsmaschine ließ uns einfach hängen. Wir recherchierten im Netz. Ohne Ergebnis. Ist Sambotik eine Gemüserarität aus Bagdad? Wir wussten es nicht. Bis vor einer Woche.
Nach drei Monaten Sprachkurs bescherten uns die Buben ein Heureka-Erlebnis, als sie Moams Sambotik endlich übersetzten und aus dem Wienerwald gen Westen deuteten: Sambotik ist St. Pölten. Hurra. So haben wir uns über die niederösterreichische Landeshauptstadt überhaupt noch nie gefreut.
Also, liebes Google, nimm das bitte in deine Übersetzungsmaschine auf, dass St. Pölten für Araber unaussprechlich ist.
Ich muss an dieser Stelle gleich noch einmal Abbitte leisten: Moam heißt in Wirklichkeit Wiam, wie wir erst nach Wochen begriffen haben. Und da helfen Gummizuckerl beim Merken überhaupt nicht mehr.
No sex, please! Ich bin ein Roboter.
(aus: Ö1-GEHÖRT, Dezember 2015)
Pepper hat ein echtes Problem mit seinem Sexualleben. Seine japanischen Hersteller haben dem niedlichen Roboter nämlich Sex verboten. Oder besser umgekehrt: die Firma SoftBank untersagt den Pepper-Käufern in ihren AGBs jedwede sexuelle Handlung an und mit der Maschine. Nicht einmal die Stimme dürfen die Robo-Besitzer ihren Fantasien entsprechend verändern.
Warum denn das?
Gut, vielleicht sind meine maschinellen Liebesvisionen etwas zu konservativ. Und vielleicht bin ich zu europazentriert. In unserem Kontinent verbinden wir mit Robotern meist Ungemach, aus der Kontrolle geratene Terminatoren, die die Welt wegen schlechter Programmierung plattwalzen. Die Japaner hingegen haben eine Historie positiver Technikbewertung. Deshalb nutzen sie schon lange soziale Roboter, um etwa alte Menschen zu betreuen – oder zumindest zu bespaßen. Pepper zum Beispiel wird seit Anfang 2015 als Empfangsrobo eingesetzt oder als Kundenberater in Banken.
Zudem häufen sich Forderungen nach Rechten für Roboter – nicht zuletzt deshalb, weil Menschen beim Umgang mit humanoiden Robotern ähnliche Emotionen erleben können wie im Umgang mit Mitmenschen – und zwar von Überlegenheitsgefühlen beim Quälen (ich würde lieber von Beschädigen reden) bis hin zu Mitleid, wenn dem Roboter Gewalt angetan wird. Roboterrechte sind also Menschenschutz über die Bande.
Aber ich werde den Verdacht nicht los, dass Pepper – er wurde im Übrigen ursprünglich von der französischen Firma Aldebaran entwickelt – mit den Herstelleranweisungen ein menschenähnlicher Status zugeschrieben werden soll, den er nicht hat. Auch wenn seine Erzeuger behaupten, Pepper könne Emotionen deuten.
Künstliche Intelligenz ist nach wie vor ein „work in progress“. Und eine gute Behauptung, wenn es gilt, Forschungsgelder einzutreiben. Bei einer Ausstellung europäischer Exzellenzprojekte habe ich kürzlich gesehen, wo die Maschinenintelligenz tatsächlich steht. Da gelang es einem Roboter nicht einmal, ohne fremde Hilfe eine Kaffeetasse autonom von einer Tischplatte aufzuheben.
Insofern neige ich dazu, Kiichi Ishikawas Faux Pas als lässliche Sünde zu bezeichnen. Der Japaner ließ seinen Frust über das schlechte menschliche Kundenservice in einem Handyshop an Pepper aus. Und verhaute den Roboter anständig, wohl auch beeinträchtigt durch etwas zu viel Reiswein. Wenigstens hatte er keinen Sex mit Pepper.
Damit zeigt sich eines: Zumindest als Watschenmann taugen Roboter schon allemal.
In den Keller damit!
(aus: Ö1-GEHÖRT, November 2015)
Nicht Simmering gegen Kapfenberg, sondern digital gegen analog: das ist Brutalität. Also zumindest in unserem Haushalt.
Vor einigen Wochen habe ich via Kickstarter einen kleinen 3D-Drucker erstanden – ein niedliches Ding. Der männliche Teil der Familie (wir sind drei mit XY-Chromosomen) stellte das Gerät, scharf beäugt von der Liebsten, sofort im Wohnzimmer neben dem Notebook auf und nahm es in Betrieb. Wir machten dann
einfach das, was Weltmächte mit neuen Technologien immer machen: Wir entschieden uns in der ersten Phase für die militärische Nutzung, will heißen: Wir druckten zu Versuchswecken mal Waffen, und zwar durchscheinend grüne Schwerter für Lego-Manderl. Als wir das Wunderding endlich im Griff hatten, starteten wir natürlich die zivile Produktion und entwickelten den Prototypen eines Tomatenbohrers.
Sie fragen, wozu man einen Tomatenbohrer braucht? Die Grillsaison war eben voll in Gang, getrieben auch von den lebensfreundlichen Temperaturen des Sommers. Und gegrillte Tomaten, in die man ein Stück Blauschimmelkäse versenkt, sind gleichermaßen einfach zuzubereiten wie köstlich. Das gilt im Übrigen auch für’s immer schicker werdende Wintergrillen, nur dass man ab Dezember bis Ende März aus Nachhaltigkeitsgründen keine Tomaten mehr kaufen sollte.
Da platzte der Liebsten aber sowas von der Kragen! Obwohl sie Tomaten mit Blauschimmelkäse liebt. Wir sollen das Ding sofort in den Keller räumen, meinte sie. Das braucht zu viel Platz und zerstört überhaupt die ganze dekorativ-museale Anlage des Wohnzimmers. Sie sagte das zwar nicht, aber meinte es so.
Mein Gegenargument: Der 3D-Drucker braucht genau soviel Platz wie 3 Paar Schuhe der Größe 38. Das sind 5 Prozent des weiblichen Schuhbestandes im Haus. Ich verlange ja auch nicht, dass die in den Keller verräumt werden. Wir stimmten also ab. Dass sie die Abstimmung 3:1 gegen die Deportation des Druckers verlor, nahm die Liebste allerdings nicht zur Kenntnis.
Jetzt drucken wir also im Keller, wie die hitech-affinen Grottenolme. Und den Tomatenbohrer verweigert die Mutter meiner Kinder auch. Nur weil man dazu halt mit dem Akkubohrer in der Küche hantieren müsste. In Echt: So wird es keinen häuslichen Fortschritt geben, wenn Innovationen entlang der Gendergrenze einfach ins Untergeschoß abgeschoben werden.