Die Klimakrise ist ungleich verteilt

Viele betrachten das Klima-Thema als „Luxus“-Thema. Und ich setze das Wort hier bewusst unter Anführungszeichen. Denn in gewissem Sinn hat die Erderwärmung tatsächlich etwas mit dem Gegensatz zwischen begütert und finanziell weniger stark zu tun, ohne deshalb eine Luxus-Materie zu sein. Das hat die Klimaforschung im Übrigen längst eingemahnt.

Gestern, Donnerstag, hat das Momentum-Institut die FORESIGHT-Studie “Klimagerechtigkeit in Österreich” präsentiert, die auf der Basis von 1.412 Befragten das Thema ausleuchtet. Demnach empfindet mehr als ein Drittel „die Interessen von wohlhabenden Menschen als zu stark in der Klimapolitik berücksichtigt“. 58 Prozent sehen die Interessen von Menschen mit geringem Einkommen zu sehr vernachlässigt, aber auch Kinder (52 Prozent) und die Mittelschicht (43 Prozent) kämen demnach zu kurz.

Die Bekämpfung der Klimakrise empfinden knapp drei Viertel (72 Prozent) der Befragten als sehr oder ziemlich wichtig, fast ebenso viele finden, dass Politik und Wirtschaft zu wenig zur Lösung beitragen. Je stärker die Befragten finanziell aufgestellt sind, umso wichtiger ist ihnen die Klimakrise.

„Diejenigen, die also tendenziell mehr Emissionen verursachen, sich aber gleichzeitig auch vor der Klimakrise besser schützen können, empfinden die Bekämpfung am relevantesten“, wird Katharina Mader, Chefökonomin am Momentum Institut in der Presseaussendung zitiert. Für sie wäre es daher wichtig, bei Klimaschutzmaßnahmen auch tatsächlich bei den Wohlhabenden anzusetzen.

Hinter vielen Krisenherden in unserer Gesellschaft steckt ein soziales Problem, meist jenes der Ungleichbehandlung wie unfairer Entlohnung oder nicht nachvollziehbarer Vermögensverteilung. Dasselbe gilt für die Klimakrise. Auch sie trifft die weniger Begüterten stärker, weil sie weniger Spielraum haben, etwa ihre hitzebelastete Wohnung aus einer Betoninsel ins Grüne zu verlagern. Deshalb muss die Politik die Erderwärmung möglichst rasch nicht nur als ökonomisches oder atmosphärenphysikalisches Problem anerkennen, sondern im Kern als soziale Frage.

https://orf.at//stories/3361909

Das Klima im Jahr 2080

Interaktive Karte

Wien könnte sich anfühlen wie Mittelitalien und Miami klimatisch zu Saudi-Arabien werden: Das zeigt eine interaktive Karte, die vom US-Umweltforscher Matthew Fitzpatrick erstellt wurde. Er hat für sein weltweites Modell 40.500 Städte und 5.000 Metropolregionen einbezogen. Selbst skandinavische Städte bekommen dann – klimatisch – Mittelmeerflair, wenn die Erderwärmung ungebremst weitergeht.

Etwa weniger drastisch sehen die Veränderungen aus, wenn wir unsere Emissionen reduzieren. Dann gleicht Wien im Jahr 2080 eher der rumänischen Stadt Tormac.

Zeitsprung: Interaktive Karte zeigt regionales Klima im Jahr 2080 – science.ORF.at

Flächenfraß

WWF-Report

Österreich ist das Land der Betonierer. Täglich versiegeln wir rund 12 Hektar Boden. Im Sinne der Nachhaltigkeit dürften es höchstens 2,5 Hektar pro Tag sein, aber das Nachhaltigkeitsziel sei seit 2002 jedes Jahr verfehlt worden, wie der WWF in einem Bericht kritisiert. Besonders beunruhigend ist, dass der Flächenverbrauch viel stärker zugenommen hat als die Bevölkerung.

So haben wir in Österreich bereits ein Sechstel der Fläche verbaut, die landwirtschaftlich genutzt werden könnte, und das in einem Land, das wegen seiner Berge ohnehin relativ wenig Agrarfläche hat. Abgesehen vom Flächenfraß der Siedlungs- und Betriebsflächen hat Österreich auch ein sehr dichtes Straßennetz – um 40% mehr pro Einwohner als die Schweiz oder Deutschland.

Nachhaltigkeit: WWF-Bodenreport bemängelt „Flächenfraß“ – science.ORF.at

Kurz gemeldet

Die Regierung hat sich auf eine CO2-Speicherstrategie geeinigt, auch wenn die Vermeidung von Kohlendioxid im Vordergrund stehen müsse. Noch ist die Speicherung (seit 2011) allerdings verboten.

https://orf.at//stories/3361920

Die Häufigkeit von Waldbränden hat sich seit 2003 verdoppelt, ebenso die Intensität der stärksten Brände.

Häufigkeit von Waldbränden seit 2003 verdoppelt – science.ORF.at

Tipps

Klimaspiel für den Computer

Mit „Climate Survivors“ will der Klimaforscher Jan Steinhauser vom Internationalen Institut für angewandte Systemanalyse in Laxenburg (IIASA) spielerisch Klimafakten vermitteln. Die Gamer müssen darin gegen Klimamonster antreten und versuchen, bis 2100 zu überleben. Derzeit kann man das Spiel in einer Demoversion testen.

https://science.orf.at/stories/3225581

Baumampel

Unsere Wälder verändern sich mit dem Klimawandel. Um zu sehen, welche Bäume in Zukunft an welchem Standort in Österreich gut gedeihen werden, wurde die Baumampel entwickelt. Klickt man etwa in den Salzburger Oberpinzgau, erfährt man, dass Zirbe, Hainbuche und Vogelkirsche es dort ab 2080 schwer haben werden, während Fichte, Lärche, Tanne und Buche weiterhin gut wachsen. Im Wienerwald hingegen haben Fichte und Tanne keine Zukunft mehr.

Hörtipp

GESUND TROTZ KLIMAKRISE

Wenn sich unsere Umwelt ändert, ändern sich auch unsere Krankheiten. Durch die Erwärmung kommen Überträger von Pathogenen zu uns, von denen wir bislang verschont blieben, etwa die Asiatische Tigermücke. Andererseits führt auch die Hitze an sich zu gesundheitlichen Problemen: Man spricht von einer „Hitze-assoziierten Übersterblichkeit“.

Das RADIOKOLLEG zeigt in vier Teilen, welche Herausforderungen die Klimakrise an Gesundheitssystem, Zivilschutz oder den Körper stellt.

https://oe1.orf.at/player/20240617/760451

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