Mir fehlt in dieser Woche ein Arbeitstag – wegen dem Feiertag und einer zusätzlich Radio-Produktion. Und eigentlich habe ich mich schon mit dem Gedanken getragen, diesen Newsletter auszulassen. Aber dann prasselten in dieser Woche so viele versteckte Handlungsappelle auf mich ein, dass ich jetzt in aller Eile noch ein paar Klimanews zusammenfassen möchte. Jede Woche, in der wir die Dringlichkeit der Klimakrise ignorieren, ist eine verlorene Woche. Ich verzichte also auf Vollständigkeit.
Via dem schon öfter erwähnten Politologen Reinhard Steurer bin ich zum Beispiel auf Twitter (@ReiSteurer) auf die Präsentation der französischen Wettermoderatorin Sylvain Perdigon gestoßen. Sie hat 2014 eine Wettervorhersage für August 2050 gestaltet. Die Frankreich-Karte zeigte damals im Osten 42 Grad, selbst Bordeaux in Atlantiknähe hatte sich auf 40 Grad erhitzt. Perdigons Prognosen werden allerdings schon jetzt, 28 Jahre früher, wahr.
Bilder aus Kansas wiederum zeigen eine hunderte Meter lange Kamerafahrt, entlang tausender Rinderkadaver. Sie sind in der jüngsten Hitzewelle im Mittleren Westen verendet.
Und zwischen den Zeilen merkt man immer öfter, dass auch viele Wissenschafter:innen nicht mehr daran glauben, wir könnten das 1,5 Grad-Ziel noch annähernd schaffen.
Das alles ist mehr als beunruhigend. Deshalb dieser ungewöhnlich kurze Zwischenruf.
Wasserrationierung in Po-Ebene
Dürre
Der Po hat mit der schlimmsten Dürre seit 70 Jahren zu kämpfen. Der Wasserspiegel liegt drei Meter unter dem langjährigen Durchschnitt. Fehlende Niederschläge, eine hohe Bevölkerungsdichte und die große Wasserentnahme der Landwirtschaft machen dem Fluss schwer zu schaffen. Die Produktion von Gemüse und Obst dürfte um 30-40 Prozent zurückgehen, der Ertrag aus Getreide um Soja bis zu 50 Prozent.
Mit dem Wassermangel ist auch die Stromerzeugung aus Wasserkraft zum Erliegen gekommen. 125 Gemeinden müssen zudem ihr Trinkwasser rationieren.
Dürre in Italien: Po auf Rekordtief der letzten 70 Jahre – news.ORF.at
Dürre: 125 Gemeinden am Fluss Po vor Wasserrationierung – news.ORF.at
Grönlands Gletscherschmelze beschleunigt sich
Meeresspiegel
Tausende kleine Gletscher im Norden Grönlands schmelzen schneller als erwartet. Über die letzten zwei Jahrzehnte hat der Eisverlust mit der sich erwärmenden Arktis um 50% zugenommen. Die dänischen Wissenschafter:innen haben sich bei ihren Untersuchungen auf die 20.300 kleineren Gletscher konzentriert. Sie machen zwar nur etwa 4 Prozent der Eismasse aus, tragen aber mit 11 Prozent zum grönländischen Gletscherverlust bei. Im Vergleich zu 2003 hat sich der Verlust vervierfacht, weil die kleineren Gletscher noch viel sensibler auf die Erderwärmung reagieren als große Eismassen.
Melting accelerates for thousands of Greenland’s northern glaciers – AGU Newsroom
Diesmal zwei Hörtipps, jeweils mit Überlegungen zum Leben mit der Klimakrise
PUNKT EINS thematisierte mit Birgit Bednar-Friedl vom Grazer Wegener Center for Climate and Global Change Strategien zum Umgang mit der Erderhitzung. Die Ökonomin ist Spezialistin für Klimawandelfolgen und Anpassung – passend zu den ungewöhnlich hohen Juni-Temperaturen.
Es wird heiß, 14.06. | Ö1 | ORF-Radiothek
Der Meteorologe Mojif Latib wiederum erläuterte in KONTEXT, was wir der Klimakrise noch entgegensetzen können. Er hat das im Herder Verlag erschienene Buch „Countdown“ geschrieben.
„Countdown“ | Countdown zur Klimakatastrophe, 17.06. | Ö1 | ORF-Radiothek