Autor: Franz Zeller

Bahn und Bier

Vielleicht wiederhole ich mich. Aber ich bin ein begeisterter Bahnfahrer, nicht zuletzt deshalb, weil ich Autofahren vielfach als reine Zeitverschwendung empfinde. Mitunter gehöre ich sogar zu jenen, denen es von Wien nach Linz schon zu schnell geht. Kaum hat man seinen Laptop aufgeklappt, muss man schon wieder aussteigen. 1 Stunde 16 Minuten dauert die Fahrt im Railjet im Regelfall. Ich kenne sogar einen Menschen, der seine wissenschaftlichen Arbeiten fast ausschließlich im Zug schreibt und dafür bereits nach Vorarlberg und retour fahren muss, weil es auf der Bahn immer schneller geht.

Gut, wir reden jetzt von Hauptstrecken zwischen Österreichs Mini-Metropolen, und nicht von Nebenstrecken, wo die Bahnfahrenden meist wenig verwöhnt werden.

Ich bekenne mich auch zum multimodalen Verkehr: Öffentlich in eine Stadt, mit einem Leihwagen zu einer schwer erreichbaren Ortschaft mit schlechter Anbindung. Manchmal macht es in urbanen Zentren auch Sinn, sich für zwei Kilometer schnell ein Rad auszuleihen, wo dies so unkompliziert geht wie in Wien.

Angesichts meines Faibles für die Bahn freue ich mich umso mehr, dass der ÖBB-Rahmenplan 2024 bis 2029 Investitionen in der Höhe von 21,1 Mrd. Euro vorsieht. Das Geld fließt nicht nur in Hauptverkehrsachsen und Großprojekte wie den Koralmtunnel, den Semmering- und Brenner Basistunnel, sondern auch in Verbesserungen auf weniger frequentierten Strecken. Dazu gehört etwa der zweigleisige Ausbau zwischen Nettingsdorf und Rohr auf der oberösterreichischen Pyhrnstrecke oder des Abschnitts Werndorf – Spielfeld in der Steiermark sowie der Ausbau Herzogenburg – St. Pölten, um nur einige wenige Beispiele zu nennen.

Die Ansprüche des erwähnten Wissenschafters an die Bahn gehen übrigens noch ein Stück weiter. Er sucht sich seine Strecken quer durch Europa vor allem danach aus, ob es im Speisewagen Fassbier gibt. (Und wie Bier und Klimawandel zusammenhängen, lesen Sie weiter unten.)

PS Ich habe diesen Oktober mit seiner untypischen Wärme unglaublich genossen. Er war der wärmste seit Beginn der 257-jährigen Messgeschichte. Jede Verlängerung des Sommers ist mir willkommen. In Wien war es so warm wie zu dieser Zeit normalerweise in Triest, schreibt der ORF-Meteorologe Daniel Schrott in seiner Analyse.

Gleichwohl hat der Wärmerekord einen schalen Beigeschmack. Wir werden ihn wohl mit meteorologischen Ausschlägen auf der anderen Seite büßen müssen, mit extremen Niederschlägen, Dürren oder Winden. So fegte am 20. Oktober ein Föhnsturm mit fast 200 km/h über den Patscherkofel. Nicht alles an diesem Super-Oktober ist dem Klimawandel anzulasten. Aber natürlich ist die Luft, die von außen nach Österreich einströmt, wärmer und damit energiereicher, als sie es ohne Treibhausgase wäre. Insofern steckt in jedem Wetterereignis die Erderhitzung unausweichlich drin.  

CO2: Weltklimarat zu optimistisch

Weniger Spielraum als prognostiziert

Während viele dem Weltklimarat IPCC vorwerfen, alarmistisch zu agieren, werfen ihm andere vor, die Geschwindigkeit der Erderhitzung zu unterschätzen. Nach neuesten Daten dürften Letztere Recht haben: Laut einer in Nature Climate Change veröffentlichten Studie verbleibt der Menschheit bis zum Überschreiten des Pariser 1,5 Grad-Ziels ein deutlich geringeres CO2-Budget als bisher angenommen. Demnach werden wir auf Basis der Treibhausgas-Emissionen von 2022 bereits in 6 Jahren die 1,5 Grad-Grenze erreichen. Benjamin Sanderson vom Centre for International Climate and Environmental Research in Oslo nannte die Studie „für politische Entscheidungsträger eine unangenehme Lektüre.“

https://science.orf.at/stories/3221920/

Bier leidet unter Klimawandel

Hopfen verändert sich

Bei einer globalen Erwärmung von 1,4 Grad sinken die Erträge von Hopfen. Vor allem verändert sich der Gehalt an Alphasäuren, die für die Bittere des Bieres verantwortlich und vor allem in IPAs in höherem Ausmaß erwünscht sind. Ein Großteil der europäischen Hopfenanbaugebiete liegt in Deutschland und Tschechien, aber auch Österreich kultiviert auf 250 Hektar Hopfen, vor allem im Mühl- und Waldviertel sowie in der Südsteiermark.

In den Gebieten nördlich der Donau sinkt der Ertrag laut Prognose der Tschechischen Akademie der Wissenschaften in Brünn um sechs bis acht Prozent im Vergleich der Zeiträume 1989-2018 und 2021-2050. Der Alphasäuregehalt werde dort im Schnitt zwischen 22 und 24 Prozent zurückgehen. Noch höhere Einbußen sind für die Hopfenanbaugebiete in der Südsteiermark und Slowenien zu erwarten.

(APA, https://www.nature.com/articles/s41467-023-41474-5)

Stabiler als gedacht: der Grönländische Eisschild

Eismasse schmilzt ab 1,7 Grad Erwärmung

Selbst wenn die globale Durchschnittstemperatur bis zum Jahr 2100 auf bis zu 6,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau steigt, könnte eine anschließende Abkühlung innerhalb weniger Jahrhunderte verhindern, dass der Eisschild vollständig zusammenbricht und der Meeresspiegel dramatisch ansteigt, so das Potsdam Institut für Klimafolgenforschung PIK in einer Aussendung. Langfristig gesehen liegt die kritische Temperaturschwelle für ein nahezu vollständiges Abschmelzen des grönländischen Eisschildes zwischen 1,7 und 2,3 Grad Celsius globaler Erwärmung, so das PIK.

Kurz gemeldet

Datencenter sind Energiefresser. Vor allem die Kühlung verschlingt viele Ressourcen. Chinesische Forscher schlagen nun vor, die Prozessoren durch technische Fortschritte zunehmend bei höheren Temperaturen arbeiten zu lassen und die Umgebungsluft als Kühlmittel zu nutzen, um damit Energie zu sparen. Viele Prozessoren tolerieren bereits eine Temperatur von 30 Grad, während Rechenzentren normalerweise noch auf 20-25 Grad temperiert werden.

https://science.orf.at/stories/3221748/

Wirbellose und ein neues Naturverständnis

Es war nur ein kurzer Satz, den ich vom Küchentisch hörte. Dort hat die Frau meines Herzens meist ihren Heimarbeitsplatz. „Wir brauchen eine neue Beziehung zu unserer Umwelt“, sagte eine Dame in einem UNIVERSUM-Trailer sinngemäß auf Englisch. Es war Jane Goodall, die prominente Verhaltensforscherin, die sich vor allem um Primaten in Ostafrika sehr verdient gemacht hat.

Nun bin ich bei allem sehr vorsichtig bis allergisch, was auch nur irgendwie esoterisch und naturverklärend klingt. Aber Goodall hat einfach Recht. Unsere Umwelt verträgt ohnehin eine Menge an menschlichen Tollereien, an Nutzung ihrer materiellen wie immateriellen Ressourcen. Schön langsam scheinen wir damit allerdings an Grenzen zu kommen. Das verdeutlichen nicht nur die alarmierenden Berichte über das Überschreiten planetarer Grenzen, etwa bei der Grundwasserausbeutung. Das zeigen uns auch Berichte darüber, wie unser Lebensumfeld fragiler wird – sei es, weil Starkregen Teile unserer Infrastruktur wegschwemmt oder das auftauende Eis in der alpinen Höhe Berge zerbröseln und in großen Brocken auf uns niederpasseln lässt.

Wenn wir uns bei der Analyse unserer Lebensumwelt nur auf ein paar ikonische Organismen konzentrieren, auf Bienen, Nashörner oder den umwelt-PR-technisch viel strapazierten Buckelwal, dann verlieren wir den Blick für die Bedrohung des Ganzen.

Erst diese Woche las ich vom Wert der Regenwürmer: Ohne sie wäre die gesamte Getreideproduktion um 6,5 Prozent niedriger, das sind rund 130 Millionen Tonnen Weizen, Mais, Gerste und Reis pro Jahr.

In einer Gesellschaft, die sich darauf verständigt hat, Werte zu einem Großteil als „Geldwerte“ zu verstehen, mag so eine Quantifizierung durchaus Sinn machen. Nüchtern betrachtet setzen derlei Umrechnungen unserer Umwelt in Geld aber natürlich den Nutzungs- bzw. Ausbeutungsgedanken fort.

Damit sie mich nicht missverstehen: Ich freue mich in meinem kleinen Wienerwald-Garten auch über jeden Regenwurm im Hochbeet, den die gefräßigen Amseln nicht weg snacken. Aber es ist eine Frage des Blickwinkels auf die Natur. Will ich mit ihr – ohne Blümchenromantik – gut leben? Oder will ich sie gnadenlos ausnehmen, bis sie nicht mehr kann?

Wenn wir diese Fragen im Sinne eines nachhaltigen Umgangs mit unserer Umwelt beantworten, ändert sich nicht nur die Art, wie wir uns als Menschen in diesem Gefüge sehen, dann ändern sich auch die Entscheidungen, die wir treffen.

Wie der Rückgang der Wirbellosen der Natur schadet

Reduzierte Ökosystemdienstleistungen

Die wirbellosen Tiere machen rund 75 Prozent aller bekannten Arten aus. Zu ihnen zählen Würmer ebenso wie Insekten oder Schnecken. Und sie bilden das Fundament von Ökosystemen. Durch ihren Rückgang in den vergangenen Jahren haben eine Reihe von Ökosystemdienstleistungen gelitten. Das betrifft sowohl die natürliche Schädlingsbekämpfung als auch die Zersetzung organischer Stoffe. So erhöht sich beispielsweise der Blattlausbefall, wenn die Populationen der Wirbellosen zurückgehen, wie eine neue Studie in Current Biology zeigt.

Schuld am Rückgang sind vor allem die zunehmende Urbanisierung, aber auch der verstärkte Einsatz von Chemikalien etwa in der industriellen Landwirtschaft.

(Danke für den Studien-Hinweis an Arno Aschauer)

https://www.idiv.de/de/news/news_single_view/5188.html

Bioinvasoren

Gebietsfremde Arten oft von eigenem Kontinent

Bei eingewanderten Arten denken viele an Pflanzen wie den Staudenknöterich oder Tiere wie das Grauhörnchen, die aus Amerika kommend dem heimischen roten Eichhörnchen Konkurrenz macht. Tatsächlich stammen viele „neue“ Arten aber vom eigenen Kontinent. Besonders deutlich wird das bei den Pflanzen, die sich durch die Klimaerwärmung immer mehr Richtung Norden ausbreiten. Das belegt eine Studie unter Beteiligung der Universität Wien. Demnach kommt mehr als die Hälfte (57%) der gebietsfremden Pflanzenarten in Europa und Nordamerika ursprünglich vom eigenen Kontinent.

Problematisch sind diese Bioinvasoren deshalb, weil sie etablierte Ökosysteme aus dem Gleichgewicht bringen können. Aus dem ökologischen Schaden durch den Verlust der heimischen Artenvielfalt resultiert ein immenser wirtschaftlicher Schaden. Der Weltbiodiversitätsrat schätzt ihn in seinem aktuellen Bericht auf 370 Milliarden Euro jährlich.

Der neue EU-Klimakommissar will Kerosin besteuern

Verkehrswende

Gestern wurde der neue Klimakommissar, Wopke Hoekstra, auch vom europäischen Parlament bestätigt. In seiner Anhörung sprach er sich für eine Besteuerung von Kerosin aus, das bisher im Gegensatz zu Benzin und Diesel von Abgaben befreit ist. Zusätzlich wolle er sich dafür einsetzen, Subventionen für fossile Treibstoffe zu beenden.

Hoekstra steht aber auch unter scharfer Beobachtung, weil er früher für den Ölkonzern Shell und die Unternehmensberatung McKinsey gearbeitet hat.

https://orf.at//stories/3333298/

Veränderung der Niederschläge stresst Bäume

Dürre und wenig Obst

Der warme Herbst ist nicht allein an wenig Obst oder dürren Bäumen schuld. Auch der kühle Frühling hat die Pflanzenwelt durcheinandergebracht. Da es im Sommer allerdings viel geregnet hat, dürften die Bäume den Herbst gut überstehen, sagt der Leiter des Instituts für Waldbau an der Boku, Hubert Hasenauer. Sorge macht ihm allerdings eine Veränderung der Niederschlagsmuster: Die Regenfälle verschieben sich Richtung Herbst, die Bäume brauchen jedoch vor allem im Frühjahr und Sommer Feuchtigkeit. Verlagert sich der Regen nach hinten, leidet das Wachstum.

https://science.orf.at/stories/3221542/

Viel Leben trotz totem Holz

Hörtipp 1

Die Klimaerwärmung hat auch die Wälder erfasst. Die Fichte verliert ihren Status als „Brotbaum“ der Holzbauern. Es gibt aber auch Forstwirte, die in der Waldbewirtschaftung völlig umdenken und auf Vielfalt setzen, um den Wald fit zu machen für die

Veränderungen durch den Klimawandel. Andere nutzen den Wald als heilsame Erfahrung oder bringen Kindern dort die Vorgänge in der Natur näher.

MOMENT – NACHHALTIG LEBEN hat zwei Menschen begleitet, die Wald besitzen und sorgsam bewirtschaften.

https://oe1.orf.at/nachhaltigleben

Englands Wasserprobleme

Hörtipp 2

Im Sommer 2022 wurden 8 von 14 Regionen in Großbritannien zu Trockenregionen erklärt. Gleichzeitig können englische Weinbauern nun Reben kultivieren, die man früher eher in der Champagne angesiedelt hätte. Die mit dem Klimawandel einhergehenden Extreme machen aber den Weinbau trotzdem zu einer schwierigen Aufgabe.

Zudem hat Großbritannien seit der Privatisierung der Wasserversorgung mit großen Versorgungsproblemen zu kämpfen. Etwa ein Fünftel des Wassers geht verloren, weil das Wasserleitungsnetz nicht ausreichend erneuert wurde.

Das JOURNAL PANORAMA zeichnet nach, wie schlecht die Insel mit Wasser umgeht.

https://oe1.orf.at/nachhaltigleben

Von Luft und Wasser

In diesem Sommer wurde mir die Bedeutung von Wasser so richtig bewusst. Auslöser war eine Reise durch den Westen der USA. „Ekelig“ ist fast eine Beschönigung für das Wasser, das vom Bundesstaat Washington bis Arizona in den meisten Fällen aus der Leitung kam. Manchmal hatte es eine klaren Chlorgeschmack, als würde man aus einem Pool trinken, ein andermal glich es einem Brausegetränk. Kaum einmal erinnerte es an das Wasser, das wir in Österreich fast überall gewöhnt sind. Nicht nur die Kinder waren fassungslos.

Und trotzdem weigere ich mich, Wasser als Luxusgut zu betrachten: Für mich gibt es kaum ein kommunaleres Gut als dieses ursprünglichste aller Lebensmittel. Wasser gehört dem Planeten, Wasser gehört uns allen. Es ist kein Luxus, sondern ein Grundrecht.

Umso verwunderlicher ist es, wie unser Wasser in manchen Weltgegenden beschädigt wurde – von der Industrie gleichermaßen wie von den Pestiziden der industriellen Landwirtschaft oder dem Verkehr. Nur all zu schnell erscheint es einem selbstverständlich, dass man Wasser nur mehr im Supermarkt erstehen kann. Aber das ist die Pervertierung einer Allmende, eines Gemeinguts, das mehr oder weniger unser Leben ausmacht.

Wie wenig nachhaltig der Umgang mit Wasser sein kann, zeigte sich auf unserer großen Familienreise auch an einem anderen Beispiel. Seit fast hundert Jahren staut der Hoover Dam an der Grenze zwischen Nevada und Arizona den Colorado River zum Lake Mead auf. Die unfassbaren Wassermassen hinter dem Staudamm haben Städte wie Las Vegas oder Los Angeles erst möglich gemacht.

Seit einigen Jahrzehnten aber sinkt dieser Wasserspeicher für den US-Westen beständig. Städte und Landwirtschaft entnehmen weitaus mehr als zufließt. Bedingt durch die Erderwärmung ist auch die Speisung durch den Colorado River weniger geworden. Und so ist der Wasserspiegel des Lake Mead in den letzten 25 Jahren um unfassbare 50 Meter gesunken. Ein dickes weißes Felsband unter grauen Gesteinsschichten zeigt, wo vor kurzem noch Wasser war, als hätte die Natur uns ein Abzeichen für besondere Verdienste um unseren ruinösen Umgang mit Ressourcen verleihen wollen.

Ähnlich wie mit dem Wasser verhält es sich mit der Luft. Auch sie gehört uns allen und verlangt einen nachhaltigen Umgang. Mehr davon gleich im ersten Beitrag dieses Newsletters.

Luft ist Lebenserwartung

Feinstaub verkürzt Leben um fünf Jahre

Abgesehen von inneren genetischen Faktoren hat die Luft den größten äußeren Einfluss auf die weltweite Lebenserwartung. Das zeigt der neue Air Quality Life-Index der University of Chicago. Würde überall der empfohlene Feinstaub-Grenzwert der Weltgesundheitsorganisation (WHO) eingehalten, könnte die durchschnittliche Lebenszeit global um 2,3 Jahre pro Person steigen.

Am schlimmsten ist die Situation in Ostasien, wo die schlechte Luft die Lebenserwartung um durchschnittlich fünf Jahre pro Person verkürzt.

Die Luftverschmutzung wirkt sich auf die Lebenserwartung ähnlich hoch aus wie das Rauchen und mehr als dreimal so stark wie Alkoholkonsum und verschmutztes Wasser.

https://science.orf.at/stories/3220978/

Hitzestress für Kühe und Korallen

Heißer Sommer

Auch wenn man es ob seiner Launenhaftigkeit manchmal nicht merkte: dieser Sommer war laut GeoSphere Austria der sechstwärmste der österreichischen Messgeschichte; und auch global gehört er zu den wärmsten.

Das spüren auch Nutztiere wie die Kühe. Sie leiden unter Hitzestress, der in den nächsten Jahren noch zunehmen wird. Er könnte bei mehr als einer Milliarde Tiere laut einer Studie der Universität von KwaZulu-Natal in Südafrika bis zum Ende des Jahrhunderts zu negativen Folgen für Fruchtbarkeit, Milchproduktion und Lebenserwartung führen.

Sollte der Ausstoß der klimaschädlichen Treibhausgase weiter steigen, könnte die Belastung der Tiere bis zum Jahr 2100 vor allem in Brasilien, dem südlichen Afrika, Nordindien, Nordaustralien und Mittelamerika zu einem ganzjährigen Problem werden, so die Studie.

https://science.orf.at/stories/3220931/

Heißer wird es auch in den Ozeanen. Seit März sind sie so warm wie noch nie, mit Folgen für das marine Leben: Am sichtbarsten ist die Erwärmung bei den ausbleichenden Korallenriffen. Im Atlantik sind momentan die Riffe in der Karibik und im Golf von Mexiko am meisten davon betroffen. Auch für viele Riffe im Indischen und Pazifischen Ozean erwarten sich die Ökologen in den nächsten Monaten, dass sie ausbleichen werden.

Die Bleiche beginnt bei 32 Grad, so Christian Wild von der Universität Bremen. Kühlt das Wasser relativ schnell wieder ab, lässt sich der Prozess aber auch umkehren und die Korallen überleben.

https://science.orf.at/stories/3220981/

https://science.orf.at/stories/3220927/

Waldschutzprojekte überschätzt

CO2-Kompensation hält nicht, was sie verspricht

Was schon lange Zeit gemunkelt wird, bestätigt nun eine Studie in Science: Die CO2-Wirksamkeit von Emissionszertifikaten aus Waldschutzprojekten wird offenbar deutlich überschätzt. Rund 70 Prozent der untersuchten Zertifikate reduzieren keine Emissionen. Sich von „Klimasünden“ durch das Pflanzen von Bäumen freizukaufen, funktioniert nicht besonders gut. Der Markt für derlei Projekte ist allerdings riesig und wird auf bis zu 2 Milliarden Dollar geschätzt.

Große Emittenten wollen sich über den Kauf von Zertifikaten, die etwa Aufforstungen in Südamerika belegen, von ihrem CO2-Ausstoß freikaufen. Wie die Studie in Science zeigt, gaben die Projekte dreimal mehr verhinderte Emissionen an, als sie tatsächlich reduzieren konnten.

https://science.orf.at/stories/3220924/

Geoengineering: Rettung oder Risiko?

Hörtipp

So mancher träumt von einem Sonnenschirm für die Erde, in Form von Schwefelpartikeln, die unseren Planeten beschatten. Andere wollen CO2 aus der Atmosphäre ziehen und tief in der Erde speichern. Umstritten sind derlei Maßnahmen zur technischen Bewältigung der Klimakrise allemal. Das liegt einerseits an ihren zum Teil größenwahnsinnigen Visionen, zum anderen am Verdacht, sie würden nur dazu dienen, die fossile Wirtschaft zu verlängern. Gleichzeitig könnten sie ein Teil im Maßnahmenmix gegen die Erderhitzung werden, da es immer wahrscheinlicher scheint, dass wir das 1,5 Grad-Ziel von Paris nicht mehr erreichen und trotzdem die Erwärmung des Planeten so niedrig wie möglich halten sollen.

Welche Rolle Geoengineering spielen könnte, hat diese Woche das JOURNAL PANORAMA beleuchtet.

https://oe1.orf.at/programm/20230831#730358/Geoengineering-Rettung-oder-unverantwortbares-Risiko

Gefährliches Agrar-Lobbying

Wir essen in der Familie zwar hin und wieder Fleisch, aber in Summe doch sehr dosiert. Und ich weiß von jedem Stück, das im Gefrierschrank schlummert, wo es herkommt, egal ob Rind, Huhn oder Schwein. In manchen Zeiten erfuhr ich sogar, ohne es zu wollen, den Namen des Tieres. Das ist natürlich ein absoluter Luxus, sich aus bekannten Quellen ernähren und den kleinen Erzeugerinnen und Erzeugern vertrauen zu können. Auf ihren Biohöfen versuchen sie nachhaltig mit ihren Flächen und der Natur insgesamt umzugehen.

Am anderen Ende steht eine Landwirtschaft, deren oberstes Ziel Menge ist – ohne Rücksicht auf etwaige Kollateralschäden in der Umwelt. Diese Art Bewirtschaftung kennt Österreich eigentlich gar nicht. Im internationalen Vergleich ist hierzulande selbst die „große“ Landwirtschaft noch recht kleinräumig. In Ungarn, Polen, Frankreich oder Deutschland geht es in der Agrarproduktion um ganz andere Größenordnungen.

Und die mächtigste Vertretung und Lobbyorganisation der europäischen Landwirtschaft, Copa-Cogeca, vertritt fast ausschließlich diese Form der industriellen Bewirtschaftung. Das zeigt eine große Recherche der in Brüssel erscheinenden Wochenzeitung Politico.

Copa-Cogeca formuliert selbst so manchen Antrag von Parlamentariern, um seine Interessen umzusetzen und ist in Fragen der europäischen Agrarpolitik der erste Ansprechpartner von GD AGRI, der in der EU für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung zuständigen Generaldirektion. Copa-Cogeca vertrete vor allem eine Art Landwirtschaft, und zwar die der ganz großen Betriebe, wird der österreichische grüne EU-Abgeordnete Thomas Waitz von Politico zitiert.  

Die britische Denkfabrik Influence Map hat Copa-Cogeca als eine der am meisten engagierten und “feindlichen” Organisationen identifiziert, wenn es darum geht, gegen Biodiversitätspolitiken zu lobbyieren.

Auch gegen Maßnahmen des Green Deal lobbyiert Copa-Cogeca mit seinen ausgezeichneten Verbindungen in die europäischen Entscheidungszentralen sehr erfolgreich. Der Green Deal sieht vor, die EU bis 2050 klimaneutral zu machen. Und die Landwirtschaft wird derzeit für rund 11 Prozent aller Treibhausgas-Emissionen in der EU verantwortlich gemacht. „Copa und die EU-Institutionen arbeiteten Hand in Hand”, formulierte es der ehemalige Generalsekretär von Copa-Cogeca in seinem Buch “Europäisches Lobbying”.

Einige nationale Landwirtschafts-Interessensverbände haben Copa-Cogeca bereits den Rücken gekehrt, weil sie sich nicht vertreten fühlen, etwa die tschechische Vereinigung der Kleinbauern. Und dass sich Kleinbauernverbände wie La Via Campesina von Copa-Cogeca distanzieren, überrascht auch nicht.

Die Lobbyorganisation gibt vor, 22 Millionen Menschen in der EU zu vertreten, die allesamt in der Landwirtschaft und der angeschlossenen Verarbeitung tätig sind. Aber das kann nicht einmal der Generalsekretär von Copa-Cogeca belegen.

Das Problem ist nicht, dass Großagrarier ihre Interessen vertreten. Das Problem ist, dass angesichts ihrer institutionellen Übermacht andere, wichtige und zukunftsträchtige Stimmen untergehen.

Mehr Extremregen in der Höhe

Erderwärmung

Durch die zunehmende Erderwärmung steigt laut einer Studie von US-Forschern das Risiko für extreme Regenfälle in höher gelegenen Regionen. Mit jedem Grad Celsius, um das sich der Planet erwärmt, fällt in Lagen über 2.000 Metern bis zu 15 Prozent mehr Regen. Das geht aus einem Artikel in der Zeitschrift „Nature“ hervor. Diese Steigerung ist doppelt so hoch wie jene, die für das Flachland erwartet wird. (APA)

Mehr Starkregen als Schnee in Höhenlagen – science.ORF.at

Klima- und Energieziele gefährdet

Europäischer Rechnungshof

Mehr Anstrengungen gegen die Klimakrise und für die Energiewende fordert der Europäische Rechnungshof. Bis 2030 will die EU ihre Treibhausgasemissionen mit dem Programm „Fit für 55“ um 55 Prozent gegenüber 1990 senken.

„Insgesamt hat der Hof bisher wenige Hinweise darauf gefunden, dass zur Verwirklichung der ambitionierten EU-Ziele für 2030 ausreichende Maßnahmen getroffen werden“, schreiben die Prüfer in ihrem Bericht.

Europäischer RH sieht Klima- und Energieziele in Gefahr – news.ORF.at

Besserer Schutz der Hochsee

UN-Abkommen

Das diese Woche beschlossene internationale Hochseeschutzabkommen sieht erstmals Schutzgebiete außerhalb der ausschließlichen Wirtschaftszonen einzelner Länder vor. Das betrifft 60 Prozent der Meeresgebiete. Bisher galten nur für etwa ein Prozent dieser Meeresgebiete unterschiedliche Schutzregeln.

Wichtiges UNO-Hochseeschutzabkommen beschlossen – news.ORF.at

Kurz gemeldet

Die von Saudi-Arabien geplante Modellstadt „The Line“ ist alles andere als ein ökologisches Vorzeigeprojekt, sind Wiener Komplexitätsforscher überzeugt. „The Line“ ist für neun Millionen Einwohner entworfen worden und soll sich in gerader Linie über rund 170 Kilometer erstrecken.

Saudische „Öko-Stadt“ wenig effizient

TIPPS

ERKLÄRVIDEO WASSERSTOFF

Wasserstoff hat viele Farben: Man spricht über grünen, grauen, blauen oder rosa Wasserstoff. Chemisch sind die verschiedenen Varianten gleich. Was sie unterscheidet, ist allerdings die Herstellung – und genau dort entscheidet sich, ob Wasserstoff umweltfreundlich oder erst wieder eine CO2-Schleuder ist.

So wird grauer Wasserstoff zum Beispiel aus Erdgas hergestellt. Und läuft damit dem Gedanken eines klimaneutralen Brennstoffes völlig entgegen. Ein kurzes Video und ein Dossier der Heinrich-Böll-Stiftung erklären die verschiedenen Produktionsweisen und den Handel mit Wasserstoff.

Hörtipps

Waldgärten

Der Klimawandel verändert auch unsere Gärten. Vielen Pflanzen wird es zu heiß. Eine mögliche Lösung: ein Waldgarten. Er simuliert das Ökosystem einer Lichtung oder eines Waldrandes. Bäume und Sträucher schützen kleinere Pflanzen vor Sonne und Hitze. WISSEN AKTUELL hat aufgezeichnet, welche Vorteile Waldgärten bieten.

https://science.orf.at/stories/3219020/

Energiewende in Deutschland

Deutschland möchte schon 2045 klimaneutral sein, fünf Jahre vor dem Zieldatum der EU. Obwohl das Land über weniger Wasserkraft als Österreich verfügt, kommt bereits jetzt rund die Hälfte des Stroms aus erneuerbaren Quellen. Gleichzeitig hat der Ukraine-Krieg dazu geführt, dass Braunkohlekraftwerke einen neuen Schub erlebt haben und neue Flüssiggas-Terminals entstanden. Das JOURNAL PANORAMA dokumentiert, wie Deutschland seine Energieversorgung umstellt.

https://oe1.orf.at/player/20230626/723213

Den Verkehr de-karbonisieren

„Trotz einiger Fortschritte werden die Verkehrsemissionen in den kommenden Jahren nicht schnell genug sinken, um die internationalen Klimaziele zu erreichen.“ Das schreibt das Internationale Transportforum ITF in seinem jüngsten, zweijährlich erscheinenden Outlook.

Schon jetzt ist der Verkehr für rund 23 Prozent der energiebedingten Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. Machen wir so weiter wie bisher, geht es vor allem auch wegen der zunehmenden Nachfrage noch weiter in die falsche Richtung. So wird auf Basis der gegenwärtigen Entwicklung der Personenverkehr bis 2050 um 79 Prozent zunehmen, der Güterverkehr wird sich in etwa verdoppeln.

Das ITF hat aber auch ein Szenario durchgerechnet, in dem die Politik erhöhte Anstrengungen (high ambitions) unternimmt, den Verkehr zu dekarbonisieren und Verkehrsnachfrage und Emissionen zu entkoppeln. Ein großer Hebel liegt im städtischen Bereich. Bei ehrgeizigen Zielen könnte der Anteil des motorisierten Individualverkehrs dort von 49 Prozent im Jahr 2019 auf 36 Prozent im Jahr 2050 sinken.

Auch in ländlichen Regionen lassen sich Emissionen vermeiden: vor allem durch den Ausbau des Schienenverkehrs. Allerdings werden am Land auch 2050 noch die Hälfte der (regionalen) Fahrten mit dem PKW zurückgelegt, egal mit welchem Antrieb, prognostiziert das ITF.

Quer über alle Verkehrsträger empfiehlt das Transportforum ein stärkere Nachfragesteuerung der Politik im Verkehr: durch Straßenbenutzungsgebühren, die Einschränkung des motorisierten Individualverkehrs (auch durch alternative Angebote und gute Öffis) oder die Förderung des multimodalen Verkehrs (z.B. Nutzung von Schiene und Wasserwegen für Liefertransporte). Auch die Befreiung des Luft- und Seeverkehrs von der Mineralölsteuer läuft einer Dekarbonisierung entgegen und sollte abgeschafft werden. Da dort eine Elektrifizierung des Antriebs am schwierigsten möglich ist, setzt das ITF bei Flugzeug und Schiff auf (teurere) klimaneutrale Kraftstoffe.

In der Stadt ist es am leichtesten, Emissionen zu vermeiden. „Flächendeckende öffentliche Verkehrsnetze sind ein entscheidender Faktor für eine zugängliche und erschwingliche städtische Mobilität“, schreibt das ITF in seiner Prognose. Damit werden auch soziale Schieflagen ausgeglichen, damit sich im Jahr 2050 nicht mehr nur Begüterte Mobilität leisten können. Eine Kombination vieler ambitionierter Maßnahmen „kann die CO2-Emissionen in urbanen Gebieten bis 2050 im Vergleich zu 2019 um mehr als 78 Prozent senken“.

Entscheidend werde auch sein, in der Verkehrsplanung umzudenken: Bisher wird Infrastruktur (etwa eine neue Straße) als Reaktion auf die prognostizierte Nachfrage gebaut. Das ITF empfiehlt stattdessen den „Decide and Provide“-Ansatz: Gebaut wird nach Maßgabe von Zielen (etwa Emissionsvermeidung).

Das ambitionierte Szenario des Internationalen Transportforums wäre übrigens nicht teurer als ein „weiter wie bisher“: Der Gesamtbedarf an Investitionen in die Kerninfrastruktur wie Straßen, Schienen und Flughäfen ist mit ehrgeizigen Maßnahmen 5 Prozent niedriger als bei „business as usual“.

https://www.itf-oecd.org/sites/default/files/repositories/itf-transport-outlook-2023-summary-de.pdf

Klimafreundlicherer Verkehr ohne Wohlstandsverlust

Wie Großstädte Emissionen einsparen können

Wie man Metropolen mit klimafreundlichem Verkehr versorgen kann, ohne die Bevölkerung zu überfordern: Das zeigt auch eine vom Berliner Mercator Institut mitverfasste neue Studie für 120 Städte weltweit. Sie beherbergen 525 Millionen Menschen auf fünf Kontinenten. Maßgeschneiderte Klimapolitik im Verkehr kann die Treibhausgas-Emissionen in 15 Jahren um 22 Prozent verringern, ohne dass die Lebensqualität darunter leidet, so das Ergebnis der Studie. Macht man in der städtischen Politik weiter wie bisher, sinkt der Treibhausgas-Ausstoß nur um 3 Prozent.

https://www.mcc-berlin.net/news/meldungen/meldungen-detail/article/in-15-jahren-weltweit-ein-fuenftel-weniger-klimagase-im-stadtverkehr.html

Wetterkapriolen im Sommer

EU-Warnung

Die EU-Umweltagentur EEA warnt vor klimabedingten Wetterkapriolen im Sommer in Europa. Es hat ein neues Webportal zu Wetterextremen vorgestellt, das vergangene Hitzewellen, Dürren, Überschwemmungen und Waldbrände untersucht.

In der Online-Übersicht mit dem Titel „Extremes Sommerwetter in einem sich verändernden Klima: Ist Europa vorbereitet?“ will die EEA detailliert zeigen, wie sich Wetterextreme zunehmend auf die Bevölkerungen, Volkswirtschaften und die Natur in Europa auswirken.

https://science.orf.at/stories/3219786/

Arktis schon in 2030ern eisfrei

Schmelze

Das Eis in der Arktis schmilzt schneller, als bisherige Prognosen nahelegen. Der arktische Ozean könnte schon in wenigen Jahren zumindest in den Sommermonaten eisfrei sein, wie eine aktuelle Studie zeigt. Selbst eine Reduktion der Treibhausgasemissionen kann das nicht mehr verhindern. Verglichen mit anderen Erdregionen erwärmt sich die Arktis viermal so schnell. In den letzten drei Jahrzehnten gingen so im Sommer drei Viertel des arktischen Packeises verloren. Auch wenn das Eis in den Wintermonaten in der Regel wieder zurückkehrt, befürchtet das Forschungsteam negative Auswirkungen auf die Ökosysteme der Arktis.

https://science.orf.at/stories/3219668/

Kurz gemeldet

Das Winterhalbjahr 2022/2023 war überdurchschnittlich warm. Das zeigen die Daten von GeoSphere Austria, dem Deutschen Wetterdienst und MeteoSchweiz. Vor allem nördlich des Hauptkamms fehlte der Schnee. Die Schneedecke erholte sich erst Anfang des Frühjahrs.

https://oesterreich.orf.at/stories/3211549/

Und hitzig geht es weiter: Die Temperaturen über allen eisfreien Ozeanen waren im Mai höher denn je seit Beginn der Aufzeichnungen. Das belegen Daten des europäischen Copernicus Klimawandeldienstes.

https://climate.copernicus.eu/

TIPPS

Treibhauspost

Klimatrends, die Hoffnung machen: Diesem Thema haben sich die zwei Macher des Newsletters „Treibhauspost“ verschrieben. Die Berliner Autoren Manuel Kronenberg und Julien Gupta folgen mit ihren Artikeln konstruktiven Ansätzen zur Bewältigung der Erderhitzung, vergessen dabei aber auch nicht, die Ursachen und Verursacher der Klimakrise zu benennen. Die Problematik einer nach stetem Wachstum gierenden Wirtschaft sprechen sie ebenso an wie die Chancen, die sich aus einer fleischärmeren und damit klimafreundlicheren Ernährung ergeben. Die Veröffentlichungen der „Treibhauspost“ sind auch komfortabel nachzulesen.

Der Newsletter erscheint in unregelmäßigen Abständen und ist gratis abonnierbar.

Energiewende. Wettlauf mit der Zeit.

Eine neue Sonderausstellung zu Klimakrise und Energiewende zeigt das Technische Museum Wien seit dieser Woche. Auf fünf Ebenen dokumentiert es, warum wir eine Energiewende brauchen, damit unser Planet lebenswert bleibt, an welchen Stellschrauben wir drehen können und wie eine klimafreundliche Welt in 30 Jahren aussehen könnte, wenn wir heute die richtigen Weichen stellen.

https://www.technischesmuseum.at/ausstellung/energiewende

Die Blumenwiese im Wandel

TOPOS

Unsere Wiesen haben sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. So manche Fläche gleicht tatsächlich dem sprichwörtlichen „Grünland“, weil fast alle Blumen verschwunden sind. Vor allem auf überdüngten Wiesen geht die Artenvielfalt zurück. Hochleistungsgräser dominieren heute fast 90 Prozent der Wiesenflächen.

Wie es um unsere Wiesen steht und wie sie aussehen könnten, dokumentiert TOPOS in Film und Text.

https://topos.orf.at/Artenvielfalt_Blumenwiese100

Eiweißwende

Manchmal zahlt es sich aus, auch ein Massenmail genauer zu lesen. So flatterte mir jüngst eine Einladung zum Soja-Weltkongress in Wien (18. – 23. Juni) ins Postfach. Da ich hin und wieder mit den prima Eiweißlieferanten koche (es schadet nicht, die Sojaschnitzel mit einem intensiven geschmacklichen Umfeld zu „boosten“), zog mich der Betreff an.

Offenbar wurde die Bohne zum ersten Mal vor 150 Jahren, anlässlich der Weltausstellung, in Wien präsentiert. Eineinhalb Jahrhunderte später klaffen Angebot und Bedarf in Europa eklatant auseinander: Nur ein Prozent der EU-Ackerfläche gehört dem Sojaanbau. Deshalb müssen wir 34 Millionen Tonnen Soja importieren, wie die Universität für Bodenkultur in ihrer Aussendung schreibt.

Gleichzeitig wird Soja als Ersatz für die klimaschädliche Fleischproduktion immer beliebter. Umso notwendiger ist es, die Bohne auch regional zu kultivieren, statt sie aus fernen Weltgegenden heranzuschiffen.

In der rauen Ernährungswirklichkeit wird der Großteil der weltweiten Sojabohnen-Ernte an Tiere verfüttert. Aufgrund unseres Fleischhungers hat sich die weltweite Sojaproduktion in den letzten 60 Jahren mehr als verzehnfacht (laut WWF von 27 Mio. Tonnen auf 360 Mio. Tonnen). Allein für den Bedarf Europas hat Brasilien zuletzt jedes Jahr Regenwald im Flächenausmaß Berlins gerodet. Im Jahr 2020 etwa brauchte die europäische Landwirtschaft 30 Millionen Tonnen Sojaschrot in der Tiermast.

Dass die Fleischproduktion energetisch ein Verlustgeschäft ist, ist längst bekannt. Ein Kilogramm Fleisch verschlingt ein Vielfaches an Getreide oder Soja.

Die Wissenschaft spricht deshalb schon von der Eiweißwende, die wir zur Bewältigung der Klimakrise ebenso brauchen wie zum Wohle unserer Gesundheit, der weniger Fleischkonsum nur nützt. Und das bedeutet auch, unsere Ackerflächen nicht mehr vorwiegend der Erzeugung von Tierfutter zu widmen, sondern der direkten und abwechslungsreichen pflanzlichen Nahrungsmittelproduktion.

Österreich gehört übrigens zu den größten Soja-Produzenten der EU. Und mehr als ein Drittel des Sojas hierzulande werden biologisch angebaut.

Klimafreundlichere Kühe

Fleischproduktion

Kühe liefern nicht nur Fleisch, sondern auch Methan. Und das ist kurzfristig um ein Vielfaches klimaschädlicher als CO2, je nach Rechnung bis zu 80mal. Die Wissenschaft sucht deshalb nach Verfahren, den Methanausstoß der Rinder zu reduzieren Dazu gehört die Züchtung klimafreundlicherer Kühe. So ist die Methanproduktion im Verhältnis zur Milchproduktion in den letzten Jahren bereits deutlich gesunken, wie Daten der BOKU zeigen. Hoffnungen setzt man aber auch in Futtermittelzusätze wie Rotalgen oder Zitronengras.

So werden Kühe klimafreundlicher – science.ORF.at

11,3 Hektar täglich verbaut

Bodenreport 2023

Seit dem Jahr 2000 wurde in Österreich dreimal die Fläche Wiens verbaut. Das zeigt der neue Bodenreport des WWF. Am meisten verbraucht mit 3,1 Hektar täglich die Steiermark. Selbst in Gemeinden mit sinkender Bevölkerungszahl wir die Siedlungsfläche ausgeweitet, weil Wohn- und Gewerbegebiete an den Ortsrändern entstehen. Beunruhigend ist laut WWF die Tatsache, dass die Bodenversiegelung zugenommen hat. Der Versiegelungsgrad stieg in den letzten Jahren von 40 auf 60 Prozent.

„Bodenreport 2023“: Seit 2000 dreimal die Fläche Wiens verbaut – science.ORF.at

Sieben von acht „Erdgrenzen“ überschritten

Generationengerechtigkeit

Ein Forschungsteam um Johan Rockström vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung PIK hat die Idee der planetaren Grenzen weiterentwickelt und gefragt, durch welche Veränderungen zukünftige Generationen unter Druck geraten könnten. Dazu gehören etwa die Zerstörung von Naturflächen, die Luftverschmutzung, das Schwinden von Wasserreserven oder der exzessive Einsatz von Düngern in der Landwirtschaft. Laut den Berechnungen des Teams sind sieben von acht Grenzen, die künftigen Generationen ein sicheres und gerechtes Leben ermöglichen sollen, bereits überschritten.

Sicheres und gerechtes Leben: Sieben von acht Grenzen überschritten – science.ORF.at

Kurz gemeldet

Für ein sofortiges europaweites Verbot der Installation neuer Erdgasheizungen spricht sich die Dachorganisation der europäischen Wissenschaftsakademien in einem Bericht aus.

Wissenschaftsakademien für Verbot von Gasheizungen – science.ORF.at

Durch die zunehmenden Dürren nimmt der Regenwald weniger CO2 auf, was in bisherigen Klimamodellen zu wenig berücksichtigt wird.

Regenwald nimmt wegen Dürren weniger CO2 auf – science.ORF.at

TIPP

Breitengrade

Spannende Klimageschichten aus aller Welt, erzählt von lokalen AutorInnen: Das bietet der kostenlose Newsletter Breitengrade aus dem DATUM-Verlag. Die jungen Macherinnen des monatlich erscheinenden Newsletters wollen die Klimakrise als gemeinsame Krise der reichen Länder im Norden und der ärmeren Länder im globalen Süden zeigen und sammeln dafür Reportagen aus entlegensten Weltgegenden.

In einer der jüngsten Ausgaben war etwa zu lesen, warum Chile als einziges Land der Welt auch Pilze in die Umweltgesetzgebung miteinbezieht. Ergänzt werden derlei Reportagen von anderen Kontinenten durch lokale Geschichten im Magazin DATUM, die Newsletter-Abonnentinnen gratis lesen können (z.B. No fungi, no future von Katharina Brunner).

Um erzählen zu können, wie das Wandelröschen als invasives Kraut Indiens Artenvielfalt bedroht, arbeiten die Autorinnen von Breitengrade mit JournalistInnen aus aller Welt zusammen.

Geht doch!

Es spricht ja nichts gegen positive Nachrichten. Im Gegenteil: Wir sehnen uns danach „wie nach einem Bissen Brot“, um meinen Kollegen Joseph zu zitieren. Und so eine positive Nachricht ist die Entwicklung des Klimatickets in Österreich. Bis Ende des Vorjahres haben es 208.000 Menschen in Anspruch genommen. Auch Greenpeace beurteilt die Initiative von Umweltministerin Leonore Gewessler als Erfolgsgeschichte. Bei einem Europa-Ranking für Klimatickets und Leistbarkeit des öffentlichen Verkehrs setzt die NGO Österreich auf den dritten Platz unter insgesamt 30 europäischen Ländern. Im Verkehr entsteht immerhin ein Drittel aller klimaschädlichen Gase. Wer auf den öffentlichen Verkehr setzt, reduziert die Emissionen.

Greenpeace regt auch an, die Klimaticket-Preise für besonders einkommensschwache Haushalte zu reduzieren, attestiert Österreich aber einen vergleichsweise günstigen öffentlichen Verkehr.

Sehr beeindruckend sind auch die ersten Bilder von Europas modernstem Wettersatelliten. Meteosat Third Generation – Imager 1 (MTG-I1) startete im Dezember und liefert nun Bilder von bislang unerreichter Genauigkeit. Details wie Wolkenwirbel über den kanarischen Inseln, schneebedeckte Alpengipfel und Sedimente im Meer vor der Küste Italiens seien auf Bildern der Vorgänger-Modelle nicht zu sehen gewesen, so EUMETSAT. Auch Wolkenformationen in großer Höhe sind nun viel besser aufgelöst. Damit können die Wetterdienste sich schnell entwickelnde schwere Wetterereignisse präziser überwachen. Außerdem bekommen sie bessere Daten für ihre Vorhersagen und können Prognosen für kleinere Flächen erstellen. Zudem kann MTG-I1 Nebel und Waldbrände automatisch erkennen, wird allerdings jetzt einmal ein Jahr lang erprobt.

Und um wieder auf den Boden zurückzukehren: Die ARA hat eine erste positive Bilanz über die gemeinsame Sammlung von Metall- und Plastikverpackungsmüll gezogen. Sie werden ja seit Anfang des Jahres in einigen Bundesländern zusammen in die gelbe Tonne bzw. den gelben Sack geworfen. In Wien, Niederösterreich, Salzburg und Kärnten verzeichneten die Abfallsammler im ersten Quartal 2023 im Durchschnitt ein Sammelplus von 17 Prozent. „Jede richtig gesammelte Verpackung ist für den Umwelt- und Ressourcenschutz unerlässlich, ein wichtiger Beitrag für die Klimaziele und ein wertvoller Sekundärstoff für die österreichische Wirtschaft“, wie ARA-Vorstandssprecher Harald Hauke meinte.

Klingt doch gut.

Wasserstoff-Auto für Wiener Müllsammler

Verkehrswende

Wien testet seit ein paar Tagen das erste mit Wasserstoff betriebene Müllsammelfahrzeug. Es ersetzt einen Diesellastwagen und wird mit grünem Wasserstoff betankt, den die MA48 mit Strom aus einer eigenen Photovoltaikanlage herstellt. Schwere Nutzfahrzeuge sind schwieriger mit dem viel effizienteren Elektroantrieb zu betreiben als PKWs und Kleinlastwagen. Der Test soll auch zeigen, ob Wasserstoff tatsächlich ausreichend Vorteile gegenüber einem reinen Elektromobil hat.

https://wien.orf.at/stories/3205889/

Bodenstrategie für Österreich

Forderung und Klage

11,3 Hektar Boden werden in Österreich derzeit pro Tag verbraucht – viel zu viel für einen nachhaltigen Umgang mit dieser wichtigen Ressource. Deshalb fordern 175 Wissenschafter und Wissenschafterinnen von Landwirtschaftsminister Totschnig, endlich die seit November vorliegende Bodenstrategie zu beschließen.

EU-Vorgaben sehen bis 2050 einen Netto-0-Bodenverbrauch vor. Die österreichische Bundesregierung hat sich das Ziel gesetzt, in einem ersten Schritt den Bodenverbrauch bis 2030 auf 2,5 ha pro Tag zu senken.

Die österreichische NGO AllRise hat diese Woche wegen des Bodenverbrauchs in Österreich eine Staatshaftungsklage gegen die Republik einbracht. Ein gesunder Boden ist wesentlich, um Folgen der Klimaerhitzung abzumildern. „Wir glauben, dass der Kampf gegen die Klimakrise zu einem Gutteil auf den Gerichtshöfen stattfinden wird, weil wir einfach klare Entscheidungen brauchen und die Politik diese nicht liefert“, so der Initiator der Klage, Johannes Wesemann von AllRise.

https://orf.at/stories/3315000/

Hitze-Prognosen

Wo in Zukunft hohe Temperaturen zu erwarten sind

Hitzewellen wie jüngst in Spanien werden mit der Erderwärmung zunehmen. Ein Team hat nun modelliert, wo solche Extremereignisse in Zukunft verstärkt zu erwarten sind und dabei 8 Regionen identifiziert: Zentraleuropa (Deutschland, Niederlande, Belgien), China (Peking, Hebei, Tianjin), Australien (Queensland), das nordwestliche Argentinien, den Osten Russlands, Mittelamerika (Guatemala, El Salvador, Honduras, Nicaragua, Costa Rica, and Panama), Papuaneuguinea und Afghanistan. Weniger entwickelte Länder und Regionen wie Afghanistan, Papua-Neuguinea und Mittelamerika werden allerdings stärker unter den Hitzewellen leiden als Zentraleuropa und manche Gebiete in China.

https://science.orf.at/stories/3218953/

Kurz gemeldet

Vögel bekommen weltweit zunehmend weniger Nachwuchs. Während bei 57% der untersuchten Arten die Zahl der Jungvögel sank, stieg sie bei 43% an.

https://science.orf.at/stories/3219058/

Um 80% gesunken ist der Bestand des Braunkehlchens, der auch als „Wiesenspatz“ bezeichnet wird. Um auf den Rückgang hinzuweisen, hat Birdlife das Braunkehlchen zum Vogel des Jahres erklärt.

https://birdlife.at/page/vogel-des-jahres

Die Konzentration von Kohlendioxid und Methan hat am Sonnblick im April 2023 den höchsten Wert seit Messbeginn erreicht. Kohlendioxid und Methan gelten als die stärksten Antriebe des menschengemachten Klimawandels.

https://www.sonnblick.net/de/daten/zeitreihen/messung-co2/

Kein Brot für die Tonne

Hörtipp

In Österreich werden jährlich über 200.000 Tonnen Brot und Gebäck weggeworfen. In Haushalten gehört Brot – neben Obst und Gemüse – zu jenen Lebensmitteln, die am häufigsten im Müll landen. Etwa ein Viertel des Abfalls kommt direkt aus Bäckereien. Aber auch altes Brot lässt sich noch vielfach verwenden, und sehr viele Bäcker nutzen diese Möglichkeit, um mit ihren Erzeugnissen ressourcenschonend umzugehen. Brot lässt sich einerseits wieder verbacken, andererseits sammeln etwa die „Brotpilot:innen“ in Wien Brot vom Vortag und geben es an soziale Initiativen weiter.

MOMENT-NACHHALTIG LEBEN dokumentiert, wie vielseitig sich altes Brot verwerten lässt.

https://oe1.orf.at/nachhaltigleben/soziales

Erhaltet die Artenvielfalt

Wenn ich in neue Gegenden komme, knie ich mich irgendwann auf den Boden. Der Grund ist nicht ein blasphemisches Spiel mit der bekannten Papst-Geste. Ich schaue gerne nach, was da kreucht und fleucht. Krabbelt da kein Insekt mehr herum, weiß man sehr schnell, was es für die Artenvielfalt geschlagen hat.

Letzten Sommer in Andalusien: Im idyllischen Hinterland bei Ronda liege ich am Wasser und lege das Buch beiseite, um den Boden nach sichtbarem Leben abzusuchen. Das Grasland entpuppt sich als Todeszone. Bei einem Ausflug sind wir gefühlte 20 Kilometer nur durch Olivenhaine gefahren, die ganze Hügellandschaften bedecken, danach fast ebenso weit durch Getreidefelder. Die Monokulturen mit entsprechendem Pestizideinsatz haben auf Teufel-komm-raus die Mikrofauna beschädigt, um nicht zu sagen ruiniert. Dass das Wasser aus der Leitung selbst in den Bergen nicht mehr trinkbar ist, versteht sich von selbst.

Vor ein paar Tagen sitze ich mit einem Biologen an einem Tisch. „Die industrielle Landwirtschaft ist der größte Biodiversitätskiller“, sagt er resignierend und schüttelt den Kopf über die romantisierenden Bilder des Agrarlebens.

Man muss auch nicht nach Andalusien fahren, um den Biodiversitätsverlust mit eigenen Augen zu sehen. Es reicht, in Österreich die Haustür zu öffnen. Diese Woche hat ein Team von Wissenschafterinnen und Wissenschaftern Beispiele aus unseren Lebensräumen präsentiert. 37% der 3.462 heimischen Farn- und Blütenpflanzen stehen auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten. Von den 707 Wildbienenarten ist rund die Hälfte bedroht, 37 Arten sind bereits in den letzten Jahren ausgestorben. Die kleine, schwarze Sandbiene Andrena nasuta lebt von den Pollen der blaublühenden Ochsenzunge. Letztere geht in vielen Regionen zurück. Die Sandbiene findet deshalb kein Futter mehr und ist selbst vom Aussterben bedroht, wie Barbara Reichmann im Mittagsjournal dokumentierte.

Wo exzessiv gedüngt, gemäht und gespritzt wird, leidet die Artenvielfalt (und wie oftmals erwähnt, ist eine intakte Natur auch gegen die Folgen der Klimaerwärmung resistenter). Den höchsten Anteil an ausgestorbenen Arten haben deshalb die bewirtschafteten Äcker.

Auch an Gewässern schwindet die Vielfalt von Flora und Fauna, einerseits wegen Uferverbauungen, der Erwärmung der Flüsse, aber auch wegen Neophyten – das sind eingewanderte Arten. Letztere verursachen darüber hinaus Kosten, die jene von Naturkatastrophen wie Überschwemmungen und Erdbeben bei weitem übertreffen. Das hat eine Studie unter Mitarbeit von Franz Essl, dem Wissenschafter des Jahres, gezeigt.

Weiteren Druck erzeugt die chemische Verschmutzung. Sie stürzt die Lebewelt des Planeten zusammen mit der Klimaerwärmung und der schrumpfenden Artenvielfalt in eine „Dreifachkrise“, wie Wiener Ökologen ebenfalls diese Woche erklärten.

Die Forderung der Biologinnen und Biologen ist relativ eindeutig: Die EU-Vorschläge zur Pestizidreduktion müssten auch von Österreich unterstützt werden. Und es solle (finanzielle) Anreizsysteme für die Landwirtschaft geben, auf nachhaltige Produktionsmethoden umzusteigen.

Zugutekommen würde das allen, Menschen, Tieren und Pflanzen.

EU weitet Emissionshandelssystem aus

Große Mehrheit für Reform

Künftig werden auch Flugverkehr, Schifffahrt, Straßenverkehr und Gebäude in den Emissionshandel miteinbezogen. Bislang (seit 2005) zahlten nur Teile der Energiewirtschaft und die energieintensive Industrie für ihren Treibhausgas-Ausstoß. Da Endverbraucher beim Heizen und im Straßenverkehr mit deutlich höheren Kosten rechnen müssen, wird ein milliardenschwerer Klimasozialfonds eingerichtet, um Menschen mit niedrigen Einkommen zu entlasten. Ab 2026 sollen dafür europaweit 86,7 Milliarden Euro zur Verfügung stehen.

Die Zahl der jährlich ausgegebenen Emissionszertifikate soll kontinuierlich reduziert werden, damit steigt gleichzeitig der Preis für den Treibhausgas-Ausstoß. 

Über einen CO2-Grenzausgleich sollen auch ausländische Emittenten zur Kasse gebeten werden, die ihre Waren in die EU einführen.

https://orf.at/stories/3313012/

Kurz gemeldet

2022 erlebte Europa den wärmsten jemals gemessenen Sommer. Die Temperaturen lagen rund 1,4 Grad über dem Mittel der Jahre 1991 – 2020, wie der Bericht „European State of the Climate“ zeigt. „Das Klima, das uns erwartet, wird sehr, sehr anders sein als das Klima, in dem wir aufgewachsen sind“, sagte dazu Copernicus-Direktor Carlo Buontempo.

https://science.orf.at/stories/3218847/

Der Stickstoffeintrag in die Ozeane hat sich seit 1970 fast verdoppelt. Er führt zu einer Überdüngung der Meere, verstärktem Algenwachstum und Sauerstoffnot, aber auch zu einer Übersauerung. Der Großteil des Stickstoffs kommt aus der Landwirtschaft. Rund 38% des Stickstoff-Düngereinsatzes sind unnötig und führen zu keiner Ertragssteigerung.

https://science.orf.at/stories/3218830/

Die Atmosphäre erwärmt sich viermal so stark wie im Zeitraum 1960-2000, berichten Grazer Klimaforscher. Der daraus entstehende Energieüberschuss im Erdsystem befeuert Wetter- und Klimaextreme.

https://science.orf.at/stories/3218795/

Service

Wer sich für Bildung in Sachen nachhaltiger Entwicklung engagiert, kann sein Projekt für die BNE-Auszeichnung 2023 einreichen. Das Forum Umweltbildung zeichnet damit im Rahmen des UNESCO-Programms „Aktionsrahmen Bildung 2030“ gemeinsam mit dem Bundesministerium für Klimaschutz Initiativen aus den Bereichen „Kooperieren“, „Mobilisieren“ und „Transformieren“ aus.

Schimmelndes Erbe

Hörtipp

Dass die Klimaerwärmung sogar unser kulturelles Erbe bedroht, dokumentieren diese Woche die DIMENSIONEN. Pilze, Flechten und andere Schädlinge vermehren sich durch die steigenden Temperaturen nicht nur im Wald besser als unter kühleren Bedingungen. Auch in Archiven und Bibliotheken gedeihen sie prächtig und greifen dort Schafs- und Rinderpergament ebenso an wie Papier. Die Speicher brauchen deshalb mehr Energie, weil intensiver getrocknet und gekühlt werden muss.

https://oe1.orf.at/programm/20230419#716258/Schimmelndes-Erbe

Ablenkungsmanöver

Nun hat sich die EU also zu einem halbherzigen Kompromiss durchgerungen. Ab 2035 sind Neuzulassungen von Autos verboten, die mit Diesel oder Benzin fahren. Verbrennungsmotoren sind allerdings weiter erlaubt, wenn sie mit E-Fuels fahren. So nennt man Treibstoffe, die aus Wasserstoff und Kohlendioxid hergestellt werden. Idealerweise kommt der Wasserstoff aus erneuerbarem Strom – und nicht wie derzeit vorwiegend aus Erdgas.

Klingt gut, ist aber eine veritable Nebelgranate der Verbrenner- und Fossillobby, die uns den Blick auf die nackten Energietatsachen verstellen und die alte Fahrzeugtechnik ad infinitum verlängern soll.

Um mit einem E-Fuel-Auto einen Kilometer zu fahren, braucht es bis zu zehn Mal mehr Strom als für ein rein elektrisch angetriebenes Auto. Das heißt, man kann mit derselben Energiemenge zehn Elektroautos betreiben, wie das Umweltbundesamt in einem Bericht dokumentiert hat.

Ein Vertreter der eFuel Alliance Österreich meinte im Ö1-Mittagsjournal, man könne den synthetischen Kraftstoff ja beispielsweise aus Patagonien importieren. Dort gebe es genug ungenutzten Wind für grünen Strom und grünen Wasserstoff.

Auch die Ökonomin Sigrid Stagl bezweifelt die Sinnhaftigkeit dieser Vision. E-Fuels seien eine Ablenkung, um die dringend nötige Klimapolitik zu verzögern. „Eine Technologie zu favorisieren, die ineffizienter ist, ist angesichts der Tatsache, dass es zu wenig grünen Strom gibt, nicht der richtige Weg“, so Stagl ebenfalls im Mittagsjournal.

Zweifellos werden E-Fuels ihre Berechtigung haben: dort, wo sie nicht einfach durch den effizienteren Strom ersetzt werden können, etwa für Flugzeuge, Schiffe oder für die Industrie.

Der Korrektheit halber weise ich noch einmal darauf hin, dass auch Elektroautos nicht der Weisheit letzter Schluss in Sachen Mobilität sind. Auch sie verschlingen Ressourcen und Gemeinschaftsfläche. Und der öffentliche Verkehr ist in jedem Fall weitaus ökologischer als ein Privatauto. Trotzdem sind E-Autos in Sachen Individualverkehr umweltfreundlicher als Verbrenner.

Letztendlich könnte uns beim umstrittenen Thema E-Fuels der Markt helfen (vorausgesetzt, die unökonomische Produktion wird nicht gestützt): Ein Liter E-Fuel kostete 2020 – also noch vor der Explosion der Strompreise – 4,50 Euro. Optimistische Prognosen sprachen damals davon, dass der Preis bis 2030 auf 2,30 Euro sinken würde. Das ist noch immer weitaus mehr als Benzin und Diesel derzeit kosten.

Vielleicht werden E-Fuels also zu einem Statussymbol für die Begüterten. Denn welcher Mensch bei gutem Verstand und beschränkter Geldtasche wird an der Tankstelle stehen und für seine E-Fuel-Füllung achtmal mehr zahlen wollen als daneben der Fahrer eines E-Autos?

Möglichkeiten und Grenzen der E-Autos

Elektromobilität

Von der Produktion bis zur Entsorgung brauchen Elektroautos im Vergleich zu Fahrzeugen mit einem Verbrennungsmotor im optimalen Fall nur ein Achtel der Ressourcen. Darauf wies das Umweltbundesamt kürzlich bei einem Pressegespräch hin.

Ganz unbedenklich sind allerdings auch E-Autos nicht. Sie benötigen selten Rohstoffe wie Lithium, Kobalt und Mangan. Steigt der weltweite Autobestand von derzeit 1,25 Milliarden Fahrzeugen bis 2050 auf prognostizierte 2,3 Milliarden Fahrzeuge, wird die Nachfrage nach Lithium beispielsweise auf das 56fache steigen. Um diesen Ressourcenhunger zu bremsen, sollte etwa vermehrt Carsharing in unsere Mobilität einziehen. Auch ein besseres Recycling von Akkus könnte den Rohstoffbedarf reduzieren.

Österreich soll bis 2040 klimaneutral werden. Die vielen Verbrennungsmotoren im Verkehr machen es aber fast unmöglich, dieses Ziel zu erreichen, so das Umweltbundesamt.

https://science.orf.at/stories/3218433/

Rangliste der Klimasünder

Studie

Die Gase Kohlendioxid (CO2), Methan (CH4) und Distickstoffoxid (N2O) haben seit der vorindustriellen Zeit den größten Teil der Klimaerwärmung verursacht. Das hat ein Forschungsteam der University of East Anglia berechnet.

Umgelegt auf emittierende Staaten trug die USA damit seit 1850 mit 0,28 Grad und fast einem Fünftel der Gesamtemissionen zur Erderhitzung bei. Der Anteil von China liegt bei 0,2 Grad, dahinter kommen Russland mit 0,1 Grad Celsius sowie Brasilien und Indien mit jeweils 0,08 Grad.

https://science.orf.at/stories/3218453/

Grönland-Eisschild auf halbem Weg zum Kipppunkt

Rasante Schmelze

Zwischen 2003 und 2016 hat das grönländische Eisschild 255 Milliarden Tonnen an Masse verloren. Ein Forschungsteam des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung PIK hat nun zwei Kipppunkte identifiziert, die zu unumkehrbaren Verlusten führen. Wenn wir 1.000 Gigatonnen CO2 emittiert haben, schmilzt der südliche Teil des Gletschers, ohne Möglichkeit, die Schmelze zu stoppen. Die Hälfte dieses Emissionsweges habe die Menschheit bereits zurückgelegt, so der Klimaforscher Dennis Höning vom PIK.

Bei 2.500 Gigatonnen Kohlendioxid in der Atmosphäre wird das grönländische Eisschild unumkehrbar verschwinden und zu einem Anstieg des Meeresspiegels von 7 Metern führen.

https://agupubs.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1029/2022GL101827

Kurz gemeldet

Die Klimabelastung durch Privatjets nimmt zu. Vor allem Kurzstreckenflüge führen zu drastischen Treibhausgasemissionen. Österreich zählte 2022 rund 15.000 Privatjetflüge.

https://science.orf.at/stories/3218467/

Österreich betoniert seine Flächen zu

Hörtipp

Österreich geht mit seinen Flächen sehr verschwenderisch um, um nicht zu sagen fahrlässig: 11,5 Hektar werden hierzulande pro Tag versiegelt. Damit ist das Land europäischer Spitzenreiter in der Bodenvernichtung und weit weg von den 2,5 Hektar, die die Regierung in einem wirkungslosen Lippenbekenntnis als Ziel ausgegeben hat.

Versiegelte Böden beschädigen die Biodiversität, behindern das Versickern von Niederschlägen und führen zu Überschwemmungen.

Dass ein anderer Umgang mit dem Boden viele Vorteile hat, zeigen Positivbeispiele, die das JOURNAL PANORAMA gesammelt hat.

https://oe1.orf.at/nachhaltigleben/oekologie

Frühling

Die Forsythienblüte leitet den Erstfrühling ein. Im Vollfrühling brechen dann die Knospen von Apfel und Flieder auf. So poetisch beschreibt GeoSphere Austria, die ehemalige Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik, die Etappen des Frühlings unter dem Blickwinkel der Vegetation.

Tatsächlich kommen die ersten Blüten heuer um circa eine Woche früher als im 30 Jahres-Schnitt „und mehr als zwei Wochen vor dem Durchschnitt im Zeitraum 1961-1990, der von der Klimaerwärmung noch nicht so stark betroffen war“, so Helfried Scheifinger von GeoSphere. Im Grunde kein Problem für die Landwirtschaft und Gärten, wenn nicht der Frost die Blüten noch vom Baum wirft.

Über die App www.naturkalender.at sammelt der Klima- und Wetterdienst übrigens Naturbeobachtungen. Mit dem kostenlosen Programm kann man auch vergleichen, wo die eigene Region in ihrer Entwicklung über das Jahr gerade steht. Zusätzlich fließen die Beobachtungen in Forschungsprojekte ein.

Technik und Naturbewusstsein müssen sich nicht ausschließen, im Gegenteil. Seit ich die App „Birdnet“ benutze, die Vogelstimmen bestimmt, sehe und höre ich die Umgebung meiner Wohnung ganz anders.

Auch das Shoppen via Handy und Computer wird zunehmend rehabilitiert. Erst vor kurzem hat eine Studie gezeigt, dass die gebündelte Auslieferung von Paketen die Treibhausgas-Emissionen im Vergleich zum Einkauf mit längerem Anfahrtsweg um rund die Hälfte senken kann. Die Studie im Auftrag der Post wird übrigens durch Untersuchungen aus Deutschland bestätigt. All zu häufige Retouren fressen die bessere Öko-Bilanz allerdings wieder auf.

Da hilft es wohl, etwas Abstand zu Fast Fashion zu halten, seine Kleidergrößen nicht in kurzer Zeit drastisch zu verändern und nicht schon mit dem Vorsatz zu bestellen, dass man ohnehin einen Großteil der Ware wieder retournieren wird.

Ihr

Franz Zeller

https://help.orf.at/stories/3209922/

40.000 Arten in der weltgrößten Saatgutbank

Millennium Seed Bank

Mehr als 2,4 Milliarden Pflanzensamen lagert die Millennium Seed Bank in der südostenglischen Grafschaft Sussex. Das Projekt unter der Leitung des Kew Instituts ist auf die Konservierung von Wildpflanzenarten spezialisiert. Im Saatguttresor auf Spitzbergen lagern hingegen Getreide- und Nutzpflanzensamen.

Mit den Samen einer Orchidee und eines Affenbrotbaums hat die Millennium Seed Bank nun die 40.000 Arten-Grenze überschritten. 40% aller Pflanzenarten weltweit gelten als vom Aussterben bedroht.

https://science.orf.at/stories/3218108/

Weniger arbeiten muss nicht klimafreundlich sein

Zwischen Arbeitsdruck und Konsumwahn

Eine Reduktion der Arbeitszeit kann helfen, Emissionen zu reduzieren. Geschäftsreisen fallen weg, und der Energiebedarf für Kühlen, Heizen und Computerbetrieb im Büro reduziert sich. Eine schwedische Studie zeigte 2015, dass jedes Prozent weniger Arbeitszeit 0,8% Schadstoffe pro Haushalt einspart. Denn Menschen unter Zeitdruck tendieren zu schnellen, oft klimafeindlichen Lösungen: Es wird weniger repariert, stattdessen Neues gekauft, lieber ein Taxi genommen als ein Weg gesundheits- und lebensqualitätsfördernd zu Fuß zurückgelegt.

Andererseits führt mehr Freizeit nicht automatisch zu einem klimafreundlichen Leben. Bei gleich viel Geld und mehr Freizeit würden Menschen ihr Konsumverhalten möglicherweise ausdehnen und mehr Flugreisen unternehmen, meint der Wiener Soziologe Dominik Klaus.

Es gehe vielmehr um einen generellen Wertewandel.

https://science.orf.at/stories/3218077/

Gewinn durch Energiekrise

Nature-Studie

Eine Untersuchung unter Mitwirkung des Berliner Klimaforschungsinstituts MCC zeigt, dass die Energiekrise nicht zwingend zu Wohlstandsverlust und Einbrüchen in der Wirtschaftsleistung führen muss. Je nach politischer Ausgestaltung könnten Klima UND Wirtschaft davon profitieren, etwa durch verpflichtende Effizienzmaßnahmen. Es gebe „durchaus die Chance, den Europäischen Green Deal und den Weg hin zur Klimaneutralität zu beschleunigen“, so Ottmar Edenhofer, Direktor des Mercator Research Instituts.

https://www.mcc-berlin.net/news/meldungen/meldungen-detail/article/die-energiekrise-koennte-fuer-klima-und-wirtschaft-doppelt-guenstig-ausgehen.html

Kurz gemeldet

An sieben von zehn Tagen übersteigt die Feinstaubbelastung weltweit den Grenzwert. Während die Konzentration in Europa sinkt, ist sie in China, Südostasien und Nordafrika besonders hoch. Die kleinen Partikel, vorwiegend aus der Verbrennung wie etwa aus dem Straßenverkehr, dringen in die Lunge ein und können sogar bis ins Herz gelangen. Allein in der EU sollen im Jahr 2020 240.000 Menschen vorzeitig an der Belastung durch Feinstaub gestorben sein.

https://science.orf.at/stories/3218150/

Auch wenn Batterien nicht mehr für den Einsatz im Auto taugen, können sie noch ein Jahrzehnt genutzt werden. Diese Eigenschaft machen sich jetzt Firmen zunutze, die die ausgedienten Akkus zusammenschalten und als Großspeicher etwa für Solarparks verwenden.

https://orf.at/stories/3307026/

Tipp

Dass man auch Veranstaltungen nachhaltig auslegen kann, das zeigt unter anderem die Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Am 20. März führt sie im Schlosstheater Schönbrunn in Wien mit Studierenden Joseph Haydns „Die Schöpfung“ als FairAnstaltung auf. Begleitet wird die „nachhaltige Schöpfung“ von einer Ausstellung, die sich der umweltverträglichen Zukunftsgestaltung widmet.

https://www.mdw.ac.at/veranstaltung/?v=2812847&g=55871

Mobilitätsgerechtigkeit

Hörtipp

Manche Gegenden sind sehr gut mit dem Öffentlichen Verkehr erreichbar, in anderen

Regionen wie der Südsteiermark, dem Südburgenland oder dem Waldviertel ist der „Transport für alle“ nur in Resten vorhanden. Das wirft in mehrerlei Hinsicht Fragen nach der Gerechtigkeit auf: Während etwa Menschen im Speckgürtel, der ohnehin von meist Gutverdienenden bewohnt wird, auf ein Auto verzichten können, müssen Bewohner entlegener Gegenden sehr viel vom Familienbudget für die Mobilität, namentlich ein eigenes Auto, ausgeben. Sie sind damit bei ohnehin mäßigem Einkommen auch noch zu einer un-ökologischen Fortbewegung gezwungen. Die DIMENSIONEN erkunden die Mobilitätspolitik unter dem Gesichtspunkt der sozialen Gerechtigkeit.

https://oe1.orf.at/artikel/701358/Mobilitaetsgerechtigkeit