Autor: Franz Zeller

Elektroschrott

Newsletter #105

5.4.2024

Unsere Welt steht unter Strom. Das merkt man auch an der Zunahme des Elektroschrotts.

Zwischen 2010 und 2022 hat sich die Menge des jährlich anfallenden Elektroabfalls verdoppelt, von 34 auf 62 Milliarden Kilogramm. Das zeigt der Global E-Waste Monitor, den die UN-Organisationen ITU und UNITAR vor kurzem veröffentlicht haben. Die Gründe für die starke Zunahme sehen die Autorinnen und Autoren unter anderem im technologischen Fortschritt, dem gestiegenen Konsum, den kurzen Lebenszyklen der Geräte und den eingeschränkten Möglichkeiten, kaputte Elektrogeräte zu reparieren.

Aus Europa gibt es eine gute und eine schlechte Nachricht: Unser Kontinent verursacht jährlich pro Kopf die größte Menge Elektroschrott, hat mit 42 Prozent aber auch die höchste Quote beim offiziell gesammelten und recycelten Elektromaterial. Global gesehen wurden im Jahr 2022 gerade einmal knapp 22 Prozent ordnungsgemäß gesammelt und aufgearbeitet.

Probleme macht auch das Design der Geräte, die vielfach nicht zum Reparieren ausgelegt sind. Sie sind verklebt und können so meist nicht geöffnet werden. Würde man sie reparaturfreundlicher verschrauben, wären die Herstellungskosten (minimal) höher.

Je kleiner die Geräte, umso wahrscheinlicher landen sie im Müll. Das geht von Elektrozigaretten bis hin zu Kinderspielzeug, in dem man eine Batterie gar nicht vermuten würde.

Vielfach gelangt der nicht recycelte Elektroschrott aus dem Hausmüll in die Umwelt. 2022 waren das rund 14 Millionen Tonnen. „Das größte Problem weltweit und in allen Ländern ist der Eintrag von Elektroschrott in Siedlungsabfälle, die deponiert oder verbrannt werden“, meint auch Christoph Helbig, Professor für Ökologische Ressourcentechnologie in Bayreuth. Um den Elektroschrott zu reduzieren, plädiert er für eine längere Nutzungsdauer und eine größtmögliche Miniaturisierung der Geräte, weil dadurch auch der Primär-Rohstoffbedarf sinkt.

Magnus Fröhling, Professor für Circular Economy an der TU München, schlägt gegenüber dem Science Media Center vor, Anreize für die Rückgabe von Elektrogeräten zu schaffen, zum Beispiel durch ein Pfandsystem.

Zu glauben, wir könnten mit der zunehmenden Digitalisierung aus der Elektronik aussteigen, ist natürlich illusorisch. Aber wie man sieht, gibt es zumindest Mittel und Wege, verantwortungsvoll damit umzugehen.

Elektroschrott: Recycling kommt Produktion nicht hinterher – science.ORF.at

Klimaerwärmung schadet Immunsystem

Warum steigende Temperaturen krank machen

Erderwärmung, Luftverschmutzung und der Rückgang der Artenvielfalt verstärken Asthma, Allergien und Krebs. Das zeigt eine neue Studie, die in der Zeitschrift „Frontiers in Science“ veröffentlich wurde. Probleme machen vor allem die schnellen Veränderungen in der Umwelt, weil das Immunsystem für Anpassungen Zeit braucht. Deshalb ist es von den rasant steigenden Temperaturen überfordert.

„Der Klimawandel stellt eine existenzielle Bedrohung für die Gesundheit von Menschen, Tieren und für das gesamte Ökosystem dar“, so das Forschungsteam. Klimaschutz, zu dem ebenso die Erhaltung der Artenvielfalt gehört, bedeutet so auch Schutz vor Krankheiten.

https://science.orf.at/stories/3224423

Feldwespen brauchen durch Klimawandel mehr Energie

Steigende Lebenshaltungskosten für Insekten

Wenn die Temperaturen steigen, brauchen Insekten paradoxerweise mehr Energie. Das zeigen Biologinnen und Biologen der Universität Graz am Beispiel von Feldwespen der Gattung Polistes. Im Winter leben die Königinnen von den im Herbst angelegten Reserven. Nehmen aber die Außentemperaturen zu, erhöht sich ihr Stoffwechsel. So erschöpfen sich ihre Energiereserven frühzeitig.

Die Grazer um Erstautor Anton Stabentheiner haben die zunehmenden „Lebenshaltungskosten“ auch quantifiziert. So führte ein Temperaturanstieg von zwei Grad Celsius zu einem um 26 bis 33 Prozent höheren Energiebedarf nur für die Überwinterung. Für den Sommer rechnen die Biologen mit einer Steigerung von 12 bis 24 Prozent.

https://link.springer.com/article/10.1007/s00360-024-01540-w

Invasion tropischer Arten im Mittelmeer

Tiere wandern aus Atlantik und Indopazifik ein

Fast die Hälfte der Mittelmeer-Arten gibt es nur in diesem Meer. Nun wird diese einzigarte Tierwelt aber durch einwandernde Arten bedroht. Sie kommen einerseits aus dem Indopazifik über den Suezkanal in das Mittelmeer, andererseits gelangen sie entlang der nordwestafrikanischen Küste nach Norden, weil sich auch dort das Wasser erwärmt.

Bei einem fast ungebremsten Klimawandel mit 2,6 bis 4,8 Grad Erwärmung würde sich das Mittelmeer bis 2100 überhaupt in ein tropisches Meer verwandeln.

https://science.orf.at/stories/3224367

Kurz gemeldet

Österreichs CO2-Emissionen sind 2023 gegenüber dem Vorjahr um 5,3 Prozent gesunken, wie das Umweltbundesamt kürzlich in einer vorläufigen Prognose bekannt gab. Absolut wäre das der niedrigste Wert seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1990.

https://orf.at//stories/3352883

 Tipps

100 Tage Klima Biennale

Heute, am 5. April, startet in Wien abends die 100tägige Klima Biennale. Topos.orf.at bezeichnet sie als Party für eine bessere Welt, mit Wissenschaft, Aktivismus und Kunst. Da wird etwa eine Lachs-Farm als Soundinstallation hörbar gemacht, andernorts hat ein Bagger Betonstücke aus einer versiegelten Fläche gerissen, damit in den Löchern wieder Sträucher wachsen können. Zum Ausstellungsprogramm kommen Vorträge und Diskussionen mit Wissenschafterinnen und Wissenschaftern aus aller Welt. Ö1 wird die Klima Biennale mit einem eigenen Podcast namens „Wer rettet die Welt“ begleiten.

Die Klima Biennale ist über zahlreiche Orte in ganz Wien verteilt. Die Festivalzentrale befindet sich im Kunst Haus Wien, das Festivalareal an der Adresse Nordwestbahnstraße 16.

https://www.biennale.wien/programm

Preis: Bildung für nachhaltige Entwicklung

Das Bundesministerium für Klimaschutz und das Forum Umweltbildung suchen im Rahmen des UNESCO-Programms „Aktionsrahmen Bildung 2030“ nach Projekten, die sich mit ökologischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Aspekten einer nachhaltigen Entwicklung auseinandersetzen und sich für die 17 Nachhaltigkeitsziele engagieren. Bis 1. Mai 2024 können Interessierte ihre Ideen in den Kategorien „Kooperieren“, „Mobilisieren“ und „Transformieren“ einreichen.

BNE-Auszeichnung – Forum Umweltbildung

Hörtipp

Mit dem Zug durch Europa

Die Bahn gehört zu den komfortabelsten Reisemöglichkeiten, die es für Normalsterbliche gibt: Man wird chauffiert, hat Beinfreiheit, kann jederzeit aufstehen und wird am Platz bedient, anders als in Auto oder Flugzeug. Aber viel mehr als letztgenannte Verkehrsmittel scheitert das Bahnfahren oft an innereuropäischen Grenzen. Ein vierteiliges RADIOKOLLEG zeigt u.a., welche Aufgaben die Eisenbahn noch zu erledigen hat, bis wir bequem quer durch Europa reisen können.

https://oe1.orf.at/programm/20240318#752822/Mit-dem-Zug-durch-Europa-1

Hinten nach

„Milderung, Schadensbegrenzung, Abschwächung“: So etwa könnte man die deutsche Bedeutung des Wortes „mitigation“ umschreiben, das immer wieder im Umfeld von Strategien zur Bewältigung des Klimawandels fällt. Dieses Wort enthält ein gerüttelt Maß an Desillusionierung, vermittelt es doch, dass wir die Erderwärmung in absehbarer Zeit nicht mehr zurückschrauben können. Stattdessen müssen wir mit den Folgen umgehen lernen, uns anpassen, den Schaden begrenzen.

Wie ein in dieser Woche veröffentlichtes Papier der EU zeigt, hat sich Europa noch nicht ausreichend auf die laufenden und kommenden Veränderungen eingestellt. Und dies, obwohl Europa jener Kontinent ist, der sich weltweit derzeit am schnellsten erwärmt.

Extreme Hitze, Dürre, Waldbrände und Überschwemmungen, wie wir sie in den letzten Jahren erlebt haben, werden sich in Europa selbst in den optimistischen Szenarien der globalen Erwärmung verschlimmern und die Lebensbedingungen auf dem gesamten Kontinent beeinträchtigen, schreibt die Europäische Umweltagentur (EUA) in ihrer ersten Klimarisikobewertung und warnt vor „katastrophalen“ Folgen.

Die europäischen Strategien und Anpassungsmaßnahmen würden nicht mit den sich rasant verschärfenden Risiken Schritt halten, so die EUA. Das trifft selbst Bereiche, die jetzt noch nicht akut sind. Denn viele Maßnahmen zur Stärkung der Klimaresilienz brauchen viel Zeit. Verstreicht sie ungenutzt, sind wir irgendwann zu spät dran.

„Unsere neue Analyse zeigt, dass Europa mit dringenden Klimarisiken konfrontiert ist, die sich schneller entwickeln als unsere gesellschaftliche Vorsorge“, bringt die Direktorin der Umweltagentur, Leena Ylä-Mononen, die europäische Zögerlichkeit auf den Punkt.

Südeuropa etwa ist durch mehrere Klimarisiken gefährdet, durch Waldbrände gleichermaßen wie durch die Auswirkungen von Hitze und Wasserknappheit auf die Landwirtschaft. Auch die Arbeit im Freien und die menschliche Gesundheit leiden durch die Erderwärmung. „Überschwemmungen, Erosion und das Eindringen von Salzwasser bedrohen tief gelegene Küstenregionen Europas, darunter viele dicht besiedelte Städte.“

Allein in Griechenland reduzierten Waldbrände im Jahr 2023 die landwirtschaftliche Produktion um 15 Prozent. Mehr als 40 Milliarden Euro betrugen laut EU-Kommission die Schäden der Überflutungen 2021 in Deutschland und Belgien. Seit 1980 belaufen sich die Schäden der Klimaerwärmung in Europa auf 650 Milliarden Euro. Und die Umweltbehörde prognostiziert: 1.000 Milliarden Euro pro Jahr wird uns die Erderhitzung in Zukunft kosten, weil Ernten und Böden verloren gehen, weil sich Krankheiten ausbreiten, die man bisher nur von Fernreisen kannte, weil Steuereinnahmen sinken oder immer mehr und größere Schäden zu beseitigen sind. 

Als Reaktion auf die Warnungen der EUA hat die EU-Kommission diese Woche einen Klimaaktionsplan präsentiert, dessen zentrale Maßnahmen hier nachzulesen sind.

Acht von 36 Klimarisiken beurteilt die Umweltagentur als „besonders dringlich“: Es gehe darum, „Ökosysteme zu erhalten, die Menschen vor Hitze zu schützen, Menschen und Infrastruktur vor Überschwemmungen und Waldbränden zu schützen und die Tragfähigkeit europäischer Solidaritätsmechanismen, beispielsweise des Solidaritätsfonds der Europäischen Union, zu sichern.“

Als ökologisch besonders bedroht gelten Meeres- und Küstenökosysteme. Aber auch an Land gilt: Intakte Ökosysteme sind effektive Puffer für Auswirkungen des Klimawandels. Verlieren sie diese Fähigkeit, besteht die Gefahr von Kaskadeneffekten auf Bereiche wie Ernährung, Gesundheit, Infrastruktur und Wirtschaft.

Insofern zahlt es sich aus, noch genauer auf den Erhalt von Ökosystemen zu schauen und all jene, die bereits gelitten haben, zu reparieren – so wie es die EU kürzlich mit dem Nature Restoration Law angeregt hat.

Um es ohne Blümchenromantik zu formulieren: Die Natur braucht uns nicht. Wir brauchen die Natur.

Schnellere Reduktion von Methanemissionen im Energiesektor notwendig

Methan I

Zum Schutz des Klimas müsse die Freisetzung von Methan bei der Öl- und Gasförderung deutlich sinken, warnt die Internationale Energieagentur (IEA) diese Woche.

Laut einem neuen Bericht der IEA seien 2023 knapp 120 Millionen Tonnen Methan bei der Förderung der beiden fossilen Energieträger freigesetzt worden – eine leichte Steigerung gegenüber dem Vorjahr. Dazu kamen rund zehn Millionen Tonnen Methan aus Bioenergiequellen wie der Nutzung von Biomasse. Die Hauptverursacher sind die USA, Russland und China.

Methan ist für fast ein Drittel des globalen Temperaturanstiegs seit der Industriellen Revolution verantwortlich und der Energiesektor die zweitgrößte Emissionsquelle aus menschlichen Aktivitäten.

Obwohl sich Methan in der Atmosphäre schneller verflüchtigt als Kohlendioxid, trägt es während seiner kurzen Lebensdauer viel stärker zur Erderwärmung bei. Daher sei die Senkung der Methanemissionen eine der besten Möglichkeiten, die globale Erwärmung zu begrenzen und die Luftqualität kurzfristig zu verbessern, so die IEA. Um die Klimaziele zu erreichen, ist bis 2030 eine Senkung des Methanausstoßes um 75 Prozent nötig.

Hielten sich die Staaten an ihre Zusagen auf der Weltklimakonferenz in Dubai im Dezember 2023, würde allein dies den Methanausstoß bis 2030 halbieren. Zudem sind Maßnahmen zur Reduktion von Methanemissionen kostengünstig oder sogar gewinnbringend, da sie den Verlust von wertvollem Erdgas vermeiden.

news.ORF.at

Weltweiter Methanausstoß höher als angenommen

Methan II

Bei der Förderung von Öl und Gas tritt etwa durch Lecks in den Leitungen deutlich mehr Methan ungenutzt in die Atmosphäre aus als bisher angenommen. Das legt eine neue Nature-Studie nahe. Eine Analyse von sechs Förderregionen in den USA zeigt, dass dort fast drei Prozent des geförderten Methans entweichen, dreimal mehr als die US-Regierung derzeit berücksichtigt.

Methan ist über 20 Jahre betrachtet rund 80-mal klimawirksamer als Kohlendioxid, bleibt allerdings nur 10 Jahre in der Atmosphäre. Obwohl Methan-Emissionen nur etwa drei Prozent des anthropogenen Treibhausgas-Ausstoßes ausmachen, haben sie bereits 0,5 Grad zur durchschnittlichen Erderwärmung beigetragen. „Geminderte Methan-Emissionen würden also vergleichsweise schnell klimawirksam. Etwa 40 Prozent der menschenverursachten Methan-Emissionen entstehen in der Energiewirtschaft“, wie das deutsche Science Media Center (SMC) schreibt. Zudem sind nur wenige der untersuchten Förderanlagen für die Hälfte der Methanemissionen verantwortlich, was effektive Gegenmaßnahmen erleichtern könnte. Den finanziellen Verlust für die fördernden Unternehmen schätzen die Forschenden auf über eine Milliarde US-Dollar, so das SMC.

Home | Science Media Center Germany

Wärmerekorde in den Weltmeeren

Seit einem Jahr nur mehr Höchstwerte

Bereits seit rund einem Jahr liegt die mittlere Oberflächentemperatur des Nordatlantiks an jedem einzelnen Tag auf dem höchsten Tagesstand seit Messbeginn vor rund 40 Jahren – meistens sogar mit einem großen Abstand zum bisherigen Tagesrekord. Das zeigen Daten der Plattform Climate Reanalyzer.

Die Tagesrekorde des Nordatlantiks begannen am 7. März 2023, in den Weltmeeren insgesamt starteten sie am 14. März.

„Wenn man sich anguckt, wie die Temperaturentwicklung in den Ozeanen der anderen 40 Jahre war, kann man sehen, dass die derzeitige Erwärmung wirklich weit außerhalb der natürlichen Schwankungen liegt“, sagt Anders Levermann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK).

Das Great Barrier Reef etwa erlebt durch die hohen Wassertemperaturen gerade seine fünfte Korallenbleiche innerhalb von acht Jahren.

Die Plattform Climate Reanalyzer wird von der University of Maine betrieben, die Daten stammen unter anderem von Satellitenmessungen.

(Zum Teil wörtlich übernommen von science.orf.at)

https://science.orf.at/stories/3223939

Kurz gemeldet

Auf der indonesischen Insel Sulawesi ist es Forschenden gelungen, ein abgestorbenes Korallenriff innerhalb von nur 4 Jahren zu revitalisieren. Besonders die hohen Wassertemperaturen setzen den Korallen zu, wie etwa jetzt vor der Küste Australiens.

https://science.orf.at/stories/3223936

Die Arktis könnte im September, dem Höhepunkt des arktischen Sommers, in den nächsten Jahren eisfrei werden. Seit Beginn von Satellitenmessungen des Packeises im Jahr 1978 ist seine Fläche im Schnitt um 78.000 Quadratkilometer pro Jahr geschrumpft.

https://science.orf.at/stories/3223990

Tipps

Klima Biennale Wien

Vom 5. April bis zum 14. Juli findet die erste Klima Biennale Wien statt, ein interdisziplinäres Festival, das Kunst, Design, Architektur und Wissenschaft zum Thema Klimawandel verbindet. Mit mehr als 60 Partnern wird die ganze Stadt zur Bühne für kreative Lösungen und gesellschaftlichen Dialog.  100 Tage lang machen sich die unterschiedlichsten Disziplinen auf die Suche nach einer nachhaltig-lebenswerten Zukunft und beschäftigen sich gleichzeitig mit den gesellschaftlichen Auswirkungen des Klimawandels.

Die Biennale Zentrale ist im KunstHausWien untergebracht, das gerade nachhaltig saniert wurde. Bespielt werden aber auch der Projektraum Garage mit modularen Werkstätten, Repair-Cafés und Workshops oder ein Areal am Nordwestbahnhof.

Klima Biennale Wien

Ausstellung: Klima.Wissen.Handeln

Eine neue Dauerausstellung im Technischen Museum in Wien versucht die Verbindung von Klimakrise und anderen großen Umweltthemen aufzuzeigen. Mittels vieler Beispiele aus dem Alltag führt sie vor, wie die Erderwärmung mit der Biodiversität, Wassermangel oder Entwaldung zusammenspielt. Dabei fehlt es auch nicht an positiven Maßnahmen wie etwa der gelungenen Reduktion ozonschädigender Substanzen durch die Weltgemeinschaft.

Zwei Medienstationen in Kooperation mit der ESA und Ars Electronica Solutions zeigen mit Aufnahmen von Erdbeobachtungssatelliten schrumpfende Seen, schmelzende Gletscher und die zunehmende Bodenversiegelung. 

Ein Highlight der Ausstellung ist der immersive und interaktive Erlebnisraum „The Future Simulator“. Die BesucherInnen können dort durch ihr Abstimmungsverhalten die Zukunft beeinflussen und sehen unmittelbar, wie sich ihre Entscheidungen auf unser Leben in den kommenden Jahren auswirken.

https://www.technischesmuseum.at/ausstellung/klima_wissen_handeln

Hörtipp

Natur aus dem Rhythmus

Wenn die Hasel blüht, beginnt für die Biologie der Vorfrühling. Doch viele solcher Ereignisse verschieben sich durch die globale Erhitzung. Heute liegt der durchschnittliche Blühbeginn der Hasel in Mitteleuropa einen ganzen Monat vor dem Durchschnitt der letzten 200 Jahre. Manche Organismen wie allergene Pflanze kommen gut mit der Verschiebung zurecht, andererseits gerät durch Spätfröste und Ähnliches das austarierte Verhältnis zwischen Blühphasen und Bestäubern oder zwischen Jägern und Beutetieren aus dem Gleichgewicht. Die DIMENSIONEN haben nachgefragt, wie sich der Rhythmus der Natur verändert.

https://oe1.orf.at/programm/20240306#752287/Natur-aus-dem-Rhythmus

Und wieder ein Schritt

Rund 80 Prozent der Lebensräume in der EU befinden sich in einem schlechten ökologischen Zustand. Das betrifft etwa 38 Prozent der Fischpopulationen. Jede zehnte Bienen- und Schmetterlingsart ist vom Aussterben bedroht, und die Zahl der Ackervogelarten ist seit 1990 um 36 Prozent zurückgegangen, wie Guy Pe’er vom Helmholtz-Zentrum schreibt.

Die EU hat diese Woche mit einem Nature Restoration Law reagiert. Demnach sollen bis 2030 mindestens 30 Prozent der Lebensräume und 30 Prozent der Arten in der EU in einem guten ökologischen Zustand sein. Das Gesetz ist Teil des Green Deal, mit dem die EU bis 2050 klimaneutral werden will.

Als Ziel schreibt das Nature Restoration Law fest, bis 2030 Renaturierungsmaßnahmen für mindestens 20 Prozent aller geschädigten Land- und Meeresflächen in der EU einzuleiten. Wie, das obliegt den einzelnen EU-Staaten. Diese Renaturierungsmaßnahmen sind auch für den Klimaschutz wichtig, denn gesunde Lebensräume sind stabiler gegenüber klimatischen Veränderungen.

Wie immer bei großen demokratischen Verhandlungen ist das Nature Restoration Law ein Kompromiss. Für Österreich stimmten die SPÖ, Grüne und NEOS zu, die Mehrheit der ÖVP und FPÖ dagegen. Vor allem die Europäische Volkspartei (EVP), zu der auch die ÖVP gehört, machte Stimmung gegen das ursprüngliche Vorhaben, weil man strenge Auflagen für die Landwirtschaft befürchtete. Entsprechend enthält der letzte Kompromissvorschlag zahlreiche Ausnahmen für sie. „Tatsächlich ist die intensive Landwirtschaft eine der Hauptursachen für den Verlust der biologischen Vielfalt in Europa und ein Treiber für den Klimawandel und die Verschlechterung der Bodenqualität“, so Ökologe Pe‘er.

Nun muss noch der Rat der Mitgliedsstaaten dem Kompromiss zustimmen. Das wird voraussichtlich im März passieren.

NGOs wie Greenpeace, WWF und Global 2000 begrüßten das Nature Restoration Law. Für den WWF ist es, trotz aller Abstriche, „ein wichtiger Meilenstein“. Insofern ist das Glas für die Wieder-Erschaffung gesunder Lebensräume zumindest halbvoll.

Wie Österreich seine Klimaziele erreichen kann

Vorschläge zum effektiven Klimaschutz

Bis 2030 sollte Österreich seinen Treibhausgasausstoß um 48 Prozent senken. Mit den im Nationalen Energie- und Klimaplan vorgeschlagenen Maßnahmen bringen wir es gerade einmal auf 35 Prozent. Deshalb hat ein Team des Climate Change Center Austria eine Reihe von Maßnahmen bewertet, um das Ziel doch noch zu erreichen.

Dazu gehört etwa die Einführung von Temporeduktionen (die in der Bevölkerung allerdings sehr unpopulär sind). Tempo 100 auf Autobahnen oder 80 auf Freilandstraßen würde nicht nur den Treibhausgasausstoß senken, sondern auch die Zahl der Verkehrstoten um 28 Prozent verringern.

Sehr wirksam wäre auch ein verstärkter Ausbau der Stromerzeugung durch Sonnen- und Windenergie sowie eine Dekarbonisierung der Fernwärme (durch Vermeidung von Gas).

In der Müllverbrennung könnte man das entstehende CO2 „einfangen“ und speichern. Im Bauwesen ließen sich Emissionen reduzieren, indem mehr Materialien recycelt werden.

Für die Land- und Forstwirtschaft empfiehlt das Team aus 55 Forschenden die Ausweitung der Biolandwirtschaft sowie die Reduktion von Lebensmittelabfällen. Auch der Umstieg auf mehr pflanzliche und weniger tierische Ernährung würde den Ausstoß von klimarelevanten Gasen deutlich verringern.

https://science.orf.at/stories/3223854/

Der Klimawandel beschert uns neue Zeckenarten

Interaktive Karte geplant

Durch den rekordverdächtig warmen Winter sind bereits die ersten Zecken unterwegs. Zu den unangenehmen Insekten gesellen sich auch neue Arten wie die Riesenzecke, die mit Zugvögeln zu uns gekommen ist. Forschende warnen, dass die Riesenzecke bakterielle Erkrankungen übertragen und das Virus hinter dem Krim-Kongo-Hämorrhagischen-Fieber transportieren kann. Bislang sind diese Krankheitserreger erst in Italien und in Frankreich gefunden worden, nicht in Zecken in Österreich.

War man früher zumindest in höheren Lagen vor Zecken geschützt, gibt es mittlerweile kaum mehr zeckenfreie Gebiete in Österreich. Mit einem Citizen Science Projekt, in dem Hobbyforschende ihre Beobachtungen melden, will die Agentur für Ernährungssicherheit AGES jetzt eine Zeckenkarte erstellen. Sie soll etwa zeigen, welche Gebiete aktuell von einer Zeckenplage betroffen sind.

https://science.orf.at/stories/3223748/

Kurz gemeldet

Die globale Erwärmung verändert den Tropenregen. Es kommt inden Tropen zu einer verstärkten Zusammenballung von Wolken, sie regnen länger ab und bringen lokal mehr Wasser. Deshalb steigt in feucht-heißen Gebieten die Zahl der extremen Wolkenbrüche, während dieses Wasser andernorts fehlt und Trockengebiete größer werden.

https://science.orf.at/stories/3223773/

Hörtipps

Gas aus Molln

Zehn Jahre lang soll das Gas unter dem oberösterreichischen Ort Molln reichen. Das sagen zumindest die Prognosen. Während sich Land und Gemeinde wirtschaftliche Vorteile und eine höhere Versorgungssicherheit mit Erdgas erhoffen, befürchten Umwelt- und Naturschützer einen Raubbau an der Natur. Die DIMENSIONEN zeigen in einer Reportage, welche Interessen nahe dem Nationalpark Kalkalpen aufeinandertreffen.

https://oe1.orf.at/player/20240226/750380

Anspruch und Wirklichkeit im Gütertransport

Bis 2030 sollen 30 Prozent der Güter in der EU auf der Schiene transportiert werden, 2040 dann 40 Prozent. Derzeit sind es aber gerade einmal 15 Prozent, während der LKW-Anteil fünfmal so hoch ist. In Staaten wie Russland, Kanada, den USA, China oder

Australien hat sich der Gütertransport auf der Schiene längst etabliert. Unser Kontinent scheint durch seine zahlreichen nationalen Grenzen beim klima- und energieschonenden Frachttransport behindert. Warum es in Europa so schwer ist, den Gütertransport auf die Schiene zu verlagern, zeigt SALDO.

https://oe1.orf.at/player/20240229/751991/1709227501300

Könnte kippen

Ich bin zu meinem eigenen Erstaunen ein ziemlich großer Optimist (geworden). Deshalb glaube ich auch, dass dieser Planet sehr viel aushält und Menschen selbst riesige Veränderungen bewältigen können. Manchmal wird man aber dann doch daran erinnert, wie labil vermeintlich stabile Zustände sein können.

Diese Woche war viel von Kipppunkten die Rede – in Bezug auf den Amazonas genauso wie – noch etwas spektakulärer – punkto Golfstrom. Er ist als Teil der atlantischen Umwälzströmung auch ein Teil der europäischen Wettermaschine. Kommt diese Umwälzströmung zum Stillstand, kühlen Mittel- und Nordeuropa dramatisch ab. Für Wien wurde eine Senkung der Durchschnittstemperatur um 4 Grad prognostiziert.

Die Umwälzströmung transportiert warmes, salzhaltiges Wasser Richtung Arktis und salzärmeres, kaltes Wasser am Boden des Atlantiks zurück Richtung Äquator. Ohne Golfstrom verliert Europa sein gemäßigtes Klima, mit Winterstürmen in Großbritannien oder Hitzewellen in Südeuropa. Durch die globale Erwärmung hat sich die Umwälzströmung bereits verlangsamt. Simulationen von niederländischen ForscherInnen haben nun gezeigt, dass diese „Wärmepumpe“ schon in den nächsten Jahren zum Stillstand kommen könnte. Sie bestätigen damit eine (umstrittene) Studie aus dem Vorjahr. Mehr dazu auch im Hörtipp am Ende des Newsletters.

Ähnliches prognostizieren WissenschafterInnen in einer Nature-Veröffentlichung auch für das Amazonas-System. Es dient nicht zuletzt als massiver Kohlenstoff-Speicher. Verliert der Amazonas-Regenwald diese Funktion, emittiert er große Mengen an gespeichertem CO2 und heizt die Erderwärmung zusätzlich an. Nach neuesten Berechnungen könnte er schon 2050 kippen.

Aber noch heißt es vorsichtig „könnte“. Und damit bleibt uns Zeit, unsere „fossile Gier“ mit all ihren Folgen zu drosseln und gar nicht erst an die unumkehrbaren Kipppunkte zu rühren.

EU: Große Renaturierungen geplant

„Verordnung zur Wiederherstellung der Natur“

Um stark in Mitleidenschaft gezogene Lebensräume zu restaurieren, will die EU unter anderem 25.000 Flusskilometer bis 2030 in einen frei fließenden Zustand zurückversetzen. Im November hat der Umweltausschuss dem Gesetzestext zugestimmt, ein formeller Beschluss soll in den nächsten Wochen fallen.

Für Österreich sieht Thomas Hein von der BOKU in Wien einen sehr hohen „Bedarf, die Flüsse zu renaturieren. Mehr als die Hälfte davon sind in keinem guten Zustand.“ Sie sind vielfach von ihren Auen getrennt, weshalb mehr als die Hälfte der Fischarten einen hohen oder sehr hohen Gefährdungsstatus aufweisen.

Insgesamt schreiben Hein und Kollegen, dass die Wiederherstellung von zusätzlichen 25.000 Kilometern frei fließender Flüsse allein nicht ausreichen werde, um den Rückgang der Artenvielfalt von Süßwasser-Lebewesen in Europa aufzuhalten. Sie fordern, dass sich die Renaturierung auf Gebiete konzentrieren solle, „in denen die Wiederherstellung die größten positiven Effekte für die Ökologie, Biodiversität und Ökosystemleistungen hat.“

Flüsse: Forscher fordern konkrete Pläne für Renaturierung – science.ORF.at

Knappes Trinkwasser durch Verschmutzung

Stickstoffdünger und Verstädterung

Speziell Mitteleuropa kennt kaum Wassermangel. Die Alpen sind ein schier unerschöpflich wirkender Wasserlieferant. Aber die Menge an Wasser täuscht darüber hinweg, dass das tatsächlich verfügbare Trinkwasser durch Verschmutzung zunehmend reduziert wird. Speziell landwirtschaftlicher Dünger und die zunehmende Verstädterung beschädigen das Trinkwasser. In einer Analyse von 10.000 Wassereinzugsgebieten haben Forschende der Universität Wageningen gezeigt, dass die Zahl der Gebiete mit Wassermangel von 984 im Jahr 2010 bis zum Jahr 2050 auf 2.517 steigen wird. Im schlimmsten Fall könnten Mitte des Jahrhunderts 3 Milliarden Menschen von Trinkwasserknappheit betroffen sein.

Ressourcen: Wasserverschmutzung führt zu Knappheit – science.ORF.at

Wandernde Tierarten in Gefahr

Lebensbedrohliche Barrieren für Gnu, Seidenhai oder Kiebitz

Bei 44% der wandernden Tierarten – dazu gehört der Monarchfalter genauso wie die Saiga-Antilope – nimmt der Bestand ab. Das zeigt ein neuer UNO-Bericht anlässlich der UNO-Konferenz zum Schutz wandernder Arten in Samarkand. Ein Fünftel der untersuchten Tierarten sind vom Aussterben bedroht. Als Grund nennt der Bericht die übermäßige Ausbeutung durch Jagd und Fischerei, die Zerstörung von Lebensräumen und auch die fortschreitenden Auswirkungen der Klimakrise. Außerdem versperren Straßen, Bauwerke oder der Schiffsverkehr zunehmend die lebensnotwendigen Wanderrouten der Tiere, sodass sie nicht mehr an ihre Fortpflanzungs- und Futterplätze kommen. Vor allem Fische – darunter auch mehr als die Hälfte der im Mittelmeer vorkommenden Hai- und Rochenarten – sind bedroht, u.a. durch Fangnetze und Plastikmüll.

UNO-Bericht: Wandernde Tierarten zunehmend in Gefahr – science.ORF.at

Tipps

Klima-Jugenddelegierte für die COP29 und COP30 gesucht!

Wer zwischen 18 und 26 Jahre alt ist und für Klimapolitik brennt, kann sich für die Teilnahme bei den nächsten 2 UN-Klimakonferenzen bewerben und so die österreichische Jugend vertreten.

Die UN-Jugenddelegierten nehmen gemeinsam mit der österreichischen Delegation an der COP29 in Baku in Aserbaidschan von 11. bis 24. November 2024 und an der COP30 in Brasilien von 10. bis zum 21. November 2025 teil. Ihre Aufgabe ist es, vor Ort die Stimme der Jugend zu vertreten und die Geschehnisse kritisch zu verfolgen.

Gutes Basiswissen bei Klimaschutz und/oder Klimapolitik schadet nicht für die Bewerbung (bis 26.2.2024).

Kurz gemeldet

Aufgrund des schrumpfenden Meereises in der Arktis sind Eisbären zunehmend vom Hungertod bedroht. Sie können sich nicht an längere eisfreie Sommer anpassen, wie eine Studie an 20 Eisbären zeigt.

Eisbären von Hungertod bedroht – science.ORF.at

Nicht nur Lärm oder künstliches Licht setzt Insekten zu, sondern auch die Luftverschmutzung. Sie verändert den Duft von Blüten, deshalb finden etwa Schmetterlinge nicht mehr zu ihren Pflanzen – und bestäuben sie deshalb auch nicht mehr.

Bestäubung: Schadstoffe verändern Blütenduft – science.ORF.at

Hörtipps

Was passiert, wenn die atlantische Umwälzströmung zum Stillstand kommt

Versiegt die atlantische Wärmepumpe, kühlt Nordeuropa um 15 Grad ab, unsere mitteleuropäischen Winter werden um 5 – 8 Grad kälter. Das sind nur zwei Beispiele der dramatischen Folgen für Europa, wenn der Wettermotor im Atlantik stehen bleibt. In den DIMENSIONEN erklärt der Klimawissenschaftler Douglas Maraun vom Wegener Center für Klima und globalen Wandel der Universität Graz u.a., wie es dazu kommt, dass sich Ozeanströmungen so drastisch verändern oder warum sich dadurch auch der westafrikanische Monsun verschieben würde.

Affenhumor, Mondbesitz, Abkühlung, Neutrinos, 15.02. | Ö1 | ORF-Radiothek

Kontroverses Geoengineering. Menschliche Eingriffe in die Erdatmosphäre.

Um die Gesundheit des Planeten angesichts der Klimakrise zu stärken, bräuchte es eine Abkehr von liebgewordenen Gewohnheiten. Dazu gehört etwa das Verbrennen fossiler Energieträger, wie wir das in den meisten Autos tun. Aber Verhaltensänderungen gehören für Menschen mitunter zum schwierigsten, was wiederum die Fieberkurve der Erde weiter nach oben treibt.
Manche WissenschaftlerInnen arbeiten daher an einem Plan B – die gezielte Beeinflussung der Atmosphäre im planetaren Maßstab, um die Erde künstlich abzukühlen. Konkret wird vor allem daran gedacht, Schwefel-Aerosole in die Stratosphäre einzubringen. Sie wirken wie ein Sonnenschirm und könnten den Globus kühlen. Das weiß man aus der Beobachtung der Folgen großer Vulkanausbrüche. Aber solche Methoden des Geoengineering sind nicht ohne Risiko, wie der Klimaphysiker Blaz Gasparini in VOM LEBEN DER NATUR erzählt.

Vom Leben der Natur – oe1.ORF.at

Wohlfahrtsgewinne durch weniger Treibhausgase

Ich muss Sie wieder mit dem Wort “Utopie” behelligen. Ein Freund, der an einer FH unterrichtet, fragte seine StudentInnen nach Zukunftsvisionen. Es kamen aber nur Dystopien – also negative Zukunftsbilder. Das ist menschlich verständlich, da wir immer mehr Angst vor Verlust haben als Mut für Neues. Aber: Zukunft entwickelt man besser mit einem positiven Bild als mit einer Abwehrhaltung. Oder um es ganz einfach zu sagen: Wir brauchen Utopien momentan wie ein Stück Brot.

Solche Utopien hat diese Woche eine Studie im Auftrag von Mutter Erde präsentiert. Darin haben WissenschafterInnen des Wegener Center der Uni Graz und der WU Wien drei Wege zu “netto null” Treibhausgasemissionen auf ihre volkswirtschaftlichen Auswirkungen hin analysiert.

Österreich strebt ja laut Regierungsprogramm bis 2040 Klimaneutralität an. Wir können zum Beispiel weitermachen wie bisher, uns aber auf “saubere” Energie konzentrieren, die wir international einkaufen, ohne unseren Verbrauch zu reduzieren. Dazu brauchen wir weder Verhaltensänderungen noch soziale Innovationen (Zero Basis-Szenario).

Wir können aber auch unseren Ressourcen- und Energieverbrauch drastisch reduzieren. Das würde vor allem die Industrie fordern, die viel mehr als bisher auf Kreislaufwirtschaft setzen müsste. Es würde zum Beispiel bedeuten, unsere Erneuerbaren so auszubauen, dass wir uns ab 2030 ohne Abhängigkeit vom Ausland mit grünem Strom versorgen können.

Braucht das erste Szenario 317 Terawattstunden Gesamtenergie pro Jahr, benötigen wir im zweiten – Zero Transition genannten – Szenario nur 192 Terawattstunden.

Die Kreislaufwirtschaft ist weitaus arbeitsintensiver, sodass bei Zero Transition auch die Arbeitslosigkeit deutlich geringer ist als bei Zero Basis: Sie liegt nach dem Modell bei etwa 1,8 Prozent statt bei 5,4 im energieintensiven Szenario. Auch die Löhne steigen durch den höheren Arbeitskräftebedarf.

Am ambitioniertesten ist die Vision Just Transition – also “gerechter Übergang”: Hier kommt auch noch der Faktor der sozialen Gerechtigkeit dazu, indem etwa eine luxus-fokussierte CO2-Steuer eingeführt wird, da ja Begüterte weitaus mehr Treibhausgase emittieren als Menschen mit geringem finanziellem Spielraum. Diese luxusorientiere CO2-Bepreisung würde Flugreisen genauso treffen wie emissionsintensive Autos. Gleichzeitig rechnet Just Transition mit einer Reduktion der wöchentlichen Arbeitszeit um 1,2 Stunden und mit mehr Car-Sharing, wodurch zum Beispiel in der Stadt der Bedarf an Parkplätzen zurück geht.

Durch die Arbeitszeitverkürzung sinkt zwar das BIP um 0,5 – 1 Prozent, aber die Arbeitslosigkeit reduziert sich um 1 – 2 Prozent.

“Die Studie zeigt sehr deutlich, dass sich eine dekarbonisierte und defossilisierte Wirtschaft und Wohlfahrtsgewinne nicht ausschließen, bei kluger Gestaltung einander vielmehr bedingen”, schließen die AutorInnen in ihrer Zusammenfassung. Abgesehen von Emissionsreduktionen kommt es auch zu positiven Wertschöpfungseffekten, vor allem durch die Umstellung auf materialsparende Produktionsformen.

Es gibt also viel zu gewinnen, selbst wenn Veränderungen immer Angst machen. Aber das Ziel ist formuliert. Und der Weg auch.

Mutter Erde – Studie

Österreich plant massiven Ausbau des Schienennetzes

26 Milliarden für Bahnverkehr und Klimaschutz

Die ÖBB und das Klimaministerium haben kürzlich das „Zielnetz 2040“ präsentiert, das die Bahninfrastruktur in Österreich deutlich verbessern soll. Bahnfahren soll so noch attraktiver werden und die CO2-Emissionen im Verkehrssektor reduzieren. Die 67 geplanten Projekte umfassen unter anderem eine Verkürzung der Fahrzeit zwischen Wien und München auf 2,5 Stunden, eine bessere Anbindung des Flughafens Wien an das Schienennetz und eine schnellere Verbindung von Graz nach Maribor. Die Gesamtkosten für den Ausbau belaufen sich auf 26 Mrd. Euro.

So wird zum Beispiel die Fahrtzeit von Innsbruck nach München auf 65 Minuten und von Wien nach Budapest via Flughafen auf zwei Stunden reduziert werden. Auch der ländliche Raum soll vom Ausbau profitieren, etwa das Gasteinertal und die Ostrampe der Arlbergbahn. Im öffentlichen Nahverkehr sollen vor allem die Takte dichter werden.

https://orf.at/#/stories/3346783/

872 Milliarden Euro Kosten durch Meeresspiegelanstieg

Szenario 2100

Schäden durch den Anstieg des Meeresspiegels könnten die Wirtschaften der EU und des Vereinigten Königreichs bis Ende des Jahrhunderts insgesamt bis zu 872 Milliarden Euro kosten, wie aus einer Modellierungsstudie hervorgeht. Die AutorInnen untersuchten dafür 271 europäische Regionen bis 2100 unter der Annahme, dass wenig bis gar nichts gegen die Erderwärmung getan wird (Szenario hoher Emissionen SSP5-RCP8.5).

Die Modellierung zeigte regionale Unterschiede in den wirtschaftlichen Auswirkungen des Meeresspiegelanstiegs. Die Mehrheit der wirtschaftlichen Verluste – bis zu 21% des regionalen Bruttoinlandsprodukts (BIP) bis 2100 – konzentrierte sich in Küstenregionen wie Venetien und der Emilia-Romagna in Italien und Zachodniopomorskie in Polen. Auch Regionen um die Ostsee, die belgische Küste, Westfrankreich und Griechenland sind gefährdet, hohe wirtschaftliche Verlust zu erleiden. Binnenregionen – etwa in Deutschland, Österreich und Ungarn – könnten bis 2100 hingegen wirtschaftliche Gewinne von bis zu 1% des regionalen BIP erzielen, u.a. durch eine Verlagerung der landwirtschaftlichen Produktion.

Baumarten stärker bedroht als bisher angenommen

Biodiversitätsverlust im Atlantischen Regenwald

Eine in Science veröffentlichte Studie zeigt, dass Baumarten stärker gefährdet sind als bisher angenommen, insbesondere im Atlantischen Regenwald. Die Forschenden fanden heraus, dass 82% der endemischen und 65% aller dort vorkommenden Baumarten vom Aussterben bedroht sind. Allein der Habitatverlust in tropischen Wäldern gefährdet 35-43% aller Baumarten. Bisher galten – alle Ökosysteme zusammengenommen – nur 30 Prozent aller Baumarten als bedroht.

Der atlantische Regenwald erstreckte sich einst über die gesamte Ostküste Brasiliens sowie kleine Teile Argentiniens und Paraguays. Er zählt zu den globalen Biodiversitätshotspots und beherbergt mehr als 15.000 Pflanzenarten.

Tipps

Klimajugendrat

Im Klimajugendrat können junge Menschen aus ganz Österreich mit PolitikerInnen aller im Nationalrat vertretenen Parteien über Klimapolitik diskutieren. Der nächste Klimajugendrat für Menschen zwischen 14 und 30 findet vom 9. bis 11. April 2024 im Parlament in Wien statt. Die Teilnahme ist kostenlos und die Anreise, Unterkunft und Verpflegung werden bei Bedarf übernommen.

https://bjv.at/klimajugendrat24/

Kostenlose Expedition: Girls on Ice

Girls* on Ice Austria bietet eine kostenlose Expedition für junge Frauen zwischen 15 und 17 Jahren, die die vergletscherten Berge Tirols erkunden wollen. Unter der Leitung von ErdwissenschaftlerInnen, KünstlerInnen und Bergführerinnen erfahren sie dabei Details über Gletscher, alpine Landschaftsformen, Wetter, Klima und Klimawandel. Ziel ist es, Interesse an den Naturwissenschaften zu wecken, Geschlechterrollen zu hinterfragen und das Vertrauen in die eigenen physischen Fähigkeiten zu stärken. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Interessierte können sich bis 16. Februar bewerben.

www.inspiringgirls.org/goi-austria

Kurz gemeldet

Im Jahr 2025 werden die Erneuerbaren erstmals mehr Strom produzieren als Kohlekraftwerke, so ein OECD-Report. Ihr Anteil an der Stromproduktion steigt von 30% im Jahr 2023 auf 37% im Jahr 2026.

https://www.iea.org/reports/electricity-2024/executive-summary

Hörtipps

Sauber bis zum Ursprung – die gesetzliche Überwachung von Europas Lieferketten

Die EU will noch heuer ein Lieferkettengesetz beschließen, das Unternehmen verpflichtet, Menschenrechte und Umweltschutz in ihren globalen Produktionsstätten zu respektieren, um etwa Kinderarbeit zu vermeiden. Das Gesetz soll bis 2026 in Kraft treten und könnte weitreichende Folgen für die Wirtschaft und die Gesellschaft haben. NGOs loben die EU für ihren Vorstoß, während Industrieverbände den hohen bürokratischen Aufwand beklagen, wie das JOURNAL PANORAMA dokumentiert.

https://oe1.orf.at/player/20240122/746684

Was bringt das LNG-Terminal Rügen?

Just in Zeiten, in denen allerorts vom Ausstieg aus den fossilen Energieträgern geredet wird, plant Deutschland den Bau des größten Flüssiggas – Terminals Europas. Unmittelbar vor der Ostseeinsel Rügen soll ein „schwimmendes“ Terminal aus zwei Schiffen von Erdgastankern mit LNG (Liquified Natural Gas) aus aller Welt beliefert werden. WissenschaftlerInnen sehen dadurch die Energiewende gefährdet, die Bundesregierung wiederum argumentiert, das Bauprojekt sei für die Energieversorgung Deutschlands unerlässlich. Die betroffene Bevölkerung Rügens reagiert mit Widerstand, wie die DIMENSIONEN in einer Reportage zeigen.

https://oe1.orf.at/player/20240124/746800

Heiß – kalt

Die Klimanachrichten der letzten Wochen sind glücklicherweise nicht nur schlecht. Vielleicht ist nur unser Blick schon zu sehr auf das Negative gerichtet. So ist Österreichs Treibhausgas-Ausstoß von 2021 auf 2022 um 5,8 Prozent gesunken, wie das Umweltbundesamt UBA jüngst bekannt gab. Und dies, obwohl die Wirtschaft nach der Pandemie wieder wuchs. Dabei gingen die Klimagase in ALLEN heiklen Bereichen zurück, im Gebäudebereich ebenso wie im Verkehr, in der Landwirtschaft, der Abfallwirtschaft und der Industrie.

Auch bei den CO2-Emissionsstandards von Schwerfahrzeugen tut sich einiges. Gestern, Donnerstag, hat sich die EU auf neue Ziele für schwere Nutzfahrzeuge geeinigt: Bis 2030 sollen die Flotten 45 Prozent weniger Treibhausgase ausstoßen als 2019. Bis 2035 sollen es 65 Prozent sein und bis 2040 dann 90 Prozent. Für innerstädtische Busse gilt bei Neuanschaffungen, dass sie ab 2035 ganz emissionsfrei sein müssen.

Einen positiven Rekord kann der Windkraftausbau in der EU im Vorjahr vorweisen: Noch nie wurden innerhalb eines Jahres so viele Windräder gebaut. Wie der Windindustrieverband WindEurope vor wenigen Tagen mitteilte, entstanden 14 Gigawatt Leistung an Land, 3 Gigawatt Leistung auf See. Dies entspricht der Stromerzeugung von 17 durchschnittlichen Kernkraftwerken. Die meisten Windräder baute Deutschland, gefolgt von den Niederlanden und Schweden.

Dessen ungeachtet war 2023 das wärmste Jahr der Messgeschichte. Mit einer globalen Erwärmung von 1,45 Grad (WMO-Daten) kratzten wir im Vorjahr schon knapp an der 1,5 Grad-Schwelle. 2024 könnten wir diesen Wert erstmals überschreiten.  Und die Internationale Energieagentur (IEA) bemängelte, dass das bisherige Tempo beim Ausbau erneuerbarer Energien nicht ausreicht, um die auf der Weltklimakonferenz (COP28) gesteckten Emissionsreduktionsziele zu erreichen. Dazu sei es nötig, die Kapazitäten der Erneuerbaren bis 2030 zu verdreifachen.

Immerhin legte der Ausbau 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 50 Prozent zu, drei Viertel des Wachstums entfielen auf Photovoltaik. Am meisten engagierte sich dafür China. Es installierte so viele Photovoltaikanlagen wie die gesamte Welt im Jahr 2022.

Heiß-kalt, so präsentieren sich uns Klimageschichte und Klimapolitik momentan. Aber immerhin gibt es eine Vielzahl von Projekten, die mich glauben lassen, dass die Ökologisierung unserer Wirtschaft und unseres Energiesystems trotz aller Rückschläge und Bremsmanöver in wechselndem Tempo voranschreitet.

Rechnungshof kritisiert Niederösterreichs Umgang mit Wasser

Wasserspiele 1

Der Grundwasserspiegel in Teilen von Niederösterreich sinkt. Davon zeugen auch Bilder vieler Seen im südöstlichen Niederösterreich, deren Wasserspiegel dramatisch zurück ging.

Gleichzeitig steigt vor allem aufgrund der Landwirtschaft der Wasserbedarf, denn 44 Prozent des österreichischen Pflanzenbaus passieren in Niederösterreich.

„Obwohl Teile des Bundeslandes zu den trockensten Gebieten Österreichs zählen, stieg die Zahl der Betriebe, die ihre Flächen bewässern, in den letzten Jahren von 2.200 auf 3.000. Laut Rechnungshof sei ein weiterer Anstieg zu erwarten.“

Pro Hektar und Jahr werden bis zu 2.000 Kubikmeter Wasser benötigt. Solche Wassermengen können jedoch nur in Gebieten mit intaktem Grundwasservorkommen entnommen werden. Der Rechnungshof kritisiert in diesem Zusammenhang die lange Bewilligungsdauer sowie die unzureichende Begrenzung und Kontrolle der Wasserentnahmen. Er bemängelt auch, dass dem Land Niederösterreich laut RH ein Überblick über die bewilligten und tatsächlichen Wasserentnahmen fehle.

https://noe.orf.at/stories/3240239/

Mehr Niederschläge zu Jahresbeginn, mehr Wasserreserven

Wasserspiele 2

Durch die vielen Niederschläge Anfang des Jahres haben sich die Grundwasserreserven wieder etwa aufgefüllt. Wie Daten des Hydrografischen Dienstes zeigen, befinden sich österreichweit rund zwei Drittel aller Grundwasserkörper derzeit auf einem hohen oder sehr hohen Niveau, etwa zehn Prozent der Grundwasserstände sind niedrig oder sehr niedrig. Das betrifft vor allem den regenarmen Osten Österreichs.

Trotz der leicht positiven Entwicklung könne die gesamte Bodenwasser- und Grundwassersituation im Moment nicht als gut bezeichnet werden, sowohl Dürre- als auch Starkregenereignisse führten zu erheblichen Folgeschäden bei vielen Nutzungen, wie das deutsche Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) meint.

Alfred Blaschke vom Institut für Wasserbau und Ingenieurhydrologie an der Technischen Universität (TU) Wien fordert ein regionales Wassermanagement, vor allem in den trockenen Gebieten. Durch die höheren Temperaturen nimmt im Sommer auch die Verdunstung und damit der Wasserverlust zu.

Nach Regen: Jahresbeginn bringt Grundwasserpolster – news.ORF.at

Eine Milliarde Schäden durch Unwetter

Zu wenig Prävention

Sturm, Hagel und Überschwemmungen auf der einen sowie Trockenheit auf der anderen Seite haben 2023 „enorme Schäden“ verursacht, wie es in einer Aussendung des Verbandes der Versicherungsunternehmen (VVO), des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV) und der GeoSphere Austria hieß. Die Kosten: rund eine Milliarde Euro.

Fast 200-mal hat die GeoSphere Austria die höchste Warnstufe für eine Gemeinde ausgerufen. Trotzdem mangle es an Vorbereitungen für mögliche Katastrophenfälle.

https://orf.at/stories/3346040/

Tipp

Die Edition Ö1 hat vor kurzem eine CD mit dem Titel „Nachhaltig leben. Ideen für einen verantwortungsvollen Lebensstil“ veröffentlicht (sie ist auch als Download erhältlich). Die Beiträge kommen unter anderem aus der Sendung NACHHALTIG LEBEN bzw. MOMENT-NACHHALTIG LEBEN. Sie widmen sich Initiativen und Ideen, die unsere Zukunft besser machen können, etwa zur nachhaltigen Nutzung von Mode, Gärtnern im Klimawandel oder „terraner“ Mobilität. Dabei folgen die ausgewählten Hörstücke dem Motto: unseren Wohlstand behalten und trotzdem ambitionierten Klimaschutz betreiben.

https://oe1.orf.at/artikel/706216/Nachhaltig-leben

Wann beginnt das Mensch-Zeitalter?

Hörtipp

Seit einigen tausend Jahren prägt der Mensch diesen Planeten, aber seit wann hat er ihn so verändert, dass man vom Anthropozän sprechen kann? Darüber macht sich die „Anthropocene Working Group“ Gedanken. Und alles deutet darauf hin, dass der Beginn dieses „Zeitalter des Menschen“ heuer noch mit Anfang der 1950er Jahre festgelegt werden wird.

Die Datierung hat eine wissenschaftliche Debatte ausgelöst, vor allem in der Geologie. Handelt es sich beim Anthropozän wirklich um einen neuen Abschnitt auf der geologischen Zeitskala oder ist die Bezeichnung vielmehr eine klimapolitische Stellungnahme? Darüber diskutiert in den DIMENSIONEN Juliane Nagiller mit dem Geologen Michael Wagreich und dem Geochemiker Christian Köberl.

dimensionen.diskussionen, 18.01. | Ö1 | ORF-Radiothek

Mut zur Utopie

Die Versuchung war groß. Auf die Schnelle als Überraschung mit der Liebsten nach Mailand, um 19 Euro pro Flug. Kurz bin ich tatsächlich unentschlossen vor dem Angebot gesessen. Ich habe dann nicht gebucht, weil mir das schlechte Gewissen so einschoss wie sonst nur Schamesröte.

Es wird nun wohl eine gemütliche Zugfahrt werden, irgendwann in den nächsten zwei Jahren, luxuriös im Schlafwagen und viel teurer. Aber auch wenn ich weiß, dass wir die Sache mit dem Klima nicht individuell im Wohnzimmer hinkriegen, sondern wir unseren Umgang mit der fossilen Energie primär politisch regeln müssen: Ganz können wir die Verantwortung auch nicht von uns schieben.

Die Gerüchteküche im Vorfeld der COP28 in Dubai (sie hat gestern begonnen) stärkt zwar nicht unbedingt das Vertrauen in große Lösungen: Da wird berichtet, dass sich die Ölkonzerne aus den Vereinigten Arabischen Emiraten am Rande der Klimakonferenz mit mehr als einem Dutzend Staaten treffen, um neue Öl-Deals einzufädeln. Und dass ausgerechnet der Chef des staatlichen Ölkonzerns ADNOC als Präsident der COP28 vorsitzt, macht auch keinen schlanken Fuß.

Aber es gibt auch gute Nachrichten. Waren wir 2015 noch auf dem Weg zu einer globalen Erwärmung von 3,5 Grad, sind es jetzt „nur mehr“ 2,5 bis 3 Grad, wobei jedes Zehntelgrad weniger zählt. Obwohl die Emissionen von Treibhausgasen Rekordwerte erreicht haben, hat sich die Zunahme des Ausstoßes verlangsamt. Demnach sinken die Emissionen eventuell schon ab dem nächsten Jahr.

Die Internationale Energieagentur IEA hatte vor dem Pariser Abkommen zur Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad noch prognostiziert, dass der CO2-Ausstoß des Energiesektors 2030 43 Gigatonnen erreichen werde. Nunmehr liegt die Prognose um 20 Prozent niedriger.

Auch Photovoltaik und Windenergie werden ihren Teil zur Dekarbonisierung beitragen: Laut IEA liefern sie 2030 bereits 15 Prozent des weltweiten Strombedarfs und damit viel mehr, als die Energieagentur 2015 noch vorausberechnet hatte.

Auch China – der weltweit größte CO2-Verursacher und allzeit ein beliebtes Argument, wenn es darum geht, das eigene Nichtstun reinzuwaschen – ist auf einem guten Weg. Es hat allein heuer mehr Photovoltaik installiert als die USA insgesamt betreiben. Das sagen Daten des finnischen Forschungsinstituts für Energie und saubere Luft (CREA). So könnte auch Chinas Treibhausgas-Ausstoß im nächsten Jahr bereits sinken. Die Erneuerbaren werden dann im Reich der Mitte mehr Energie liefern als Industrie und Verkehr benötigen.

Ohne positive Visionen, vulgo Utopien, schaffen wir die Energiewende nicht und auch nicht das große Vorhaben, die Erderwärmung auf 1,5 Grad einzudämmen. Oder wie die deutsche Klimawissenschaftlerin Friederike Otto vom Londoner Imperial College über dieses Ziel sagt: „Es ist in Reichweite, wenn wir es in Reichweite halten wollen.“

CO2-Speicherung als Ablenkungsmanöver?

Wie Kohlenstoff-Abscheidung den Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen bremsen könnte

Die EU hat sich längst für einen verpflichtenden Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen ausgesprochen. Staaten wie die Vereinigten Arabischen Emirate setzen dagegen darauf, die Erneuerbaren parallel einzusetzen und weiterhin unvermindert Öl und Gas zu verbrennen – Energiequellen, auf denen die Länder im Nahen Osten ja zuhauf sitzen und die den dortigen Reichtum finanzieren.

Dabei soll die Speicherung von Emissionen eine zentrale Rolle spielen, wie auch bei der COP28 diskutiert wird. Damit würden etwa fossile Kraftwerke CO2 aus dem Verbrennungsprozess wieder einfangen und lagern – eine durchaus umstrittene Strategie. Viele befürchten, dass der Einsatz von CO2-Abscheidung missbraucht wird, um den nötigen Fortschritt zu blockieren und die Lebensdauer eines überkommenen Energie- und Businessmodells zu verlängern.

https://orf.at/stories/3339404/

Gericht verpflichtet zu mehr Klimaschutzmaßnahmen

Deutschland

Die deutsche Bundesregierung muss zusätzliche Sofortmaßnahmen beschließen, um schädliche Klimagase aus Verkehr und Gebäuden zu vermeiden. Das hat das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg am 30. November aufgrund von Klagen der Deutschen Umwelthilfe und des Umweltverbands BUND entschieden.

Die Verbände waren vor Gericht gezogen, weil aus ihrer Sicht die zuständigen Ministerien nicht ausreichend gehandelt hatten, als die zulässige Menge von Treibhausgasen in den beiden Bereichen überschritten wurde. Das deutsche Klimaschutzgesetz sieht für solche Fälle Sofortmaßnahmen vor.

(APA)

Zweifelhaftes Schweinefleisch

Tierwohl

Über 90 Prozent des Schweinefleisches erfüllen keine Tierwohlkriterien. Das sagt Greenpeace auf Basis eines Marktchecks. Demnach werden diese Schweine nur auf Basis minimaler gesetzlicher Standards gehalten, in Massentierhaltung und ohne Auslauf ins Freie. Die Fütterung mit Gentechnik-Soja aus Südamerika wiederum trägt zur Zerstörung von Regenwäldern bei.  

Nur 6,5 Prozent des Schweinefleisches entspricht Tierwohl-Kriterien. 5 Prozent der Schweine steht in herkömmlicher Tierhaltung etwas mehr Fläche pro Tier zur Verfügung, aus biologischer Tierhaltung stammen nur rund 1,5 Prozent.

Greenpeace fordert eine bessere Kennzeichnung der Haltungsbedingungen.

Tipp

Die Edition Ö1 hat vor kurzem eine CD mit dem Titel „Nachhaltig leben. Ideen für einen verantwortungsvollen Lebensstil“ veröffentlicht (auch als Download). Die Beiträge kommen unter anderem aus der Sendung NACHHALTIG LEBEN bzw. MOMENT-NACHHALTIG LEBEN. Sie widmen sich Initiativen und Ideen, die Aufmerksamkeit verdienen, etwa zur nachhaltigen Nutzung von Mode, Gärtnern im Klimawandel oder „terraner“ Mobilität. Dabei folgen die ausgewählten Hörstücke dem Motto: unseren Wohlstand behalten und trotzdem ambitionierten Klimaschutz betreiben.

https://oe1.orf.at/artikel/706216/Nachhaltig-leben

Lesenswert

Windkraft ist ein sehr emotionales Thema. Deshalb gleitet die Diskussion oft innerhalb kürzester Zeit in faktenlose Niederungen ab. Da wird der Anblick eines Windrades schnell zu einer Tragödie griechischen Ausmaßes, so wie im Mythos von Medusa, deren Aussehen die tapfersten Krieger zu Stein erstarren ließ. Eine ähnliche argumentative Versteinerung hat auch der Schriftsteller Robert Menasse erlebt, als er sich gegen Windräder im Waldviertel aussprach. Viel lesenswerter ist die Replik von Johannes Schmidt, Professor für Energie- und Ressourcenökonomie an der Wiener Boku, weil sie auch alle Widersprüche im Umgang mit Windenergie auf den Punkt bringt.

https://www.diepresse.com/17850540/menasse-kann-schreiben-windkraft-kann-er-nicht

Kurz gemeldet

Die globale Durchschnittstemperatur hat am 17. November erstmals die 2 Grad-Grenze überschritten. Sie lag 2,06 Grad über den saisonal üblichen Durchschnittstemperaturen der Jahre 1850 bis 1900, wie der Copernicus Climate Change Service der EU berichtet hat.

https://science.orf.at/stories/3222221/

2023 ist das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen. Seit April verzeichnet auch die Meeresoberflächentemperatur monatlich neue Höchstwerte.

Klimaerwärmung: WMO: 2023 sprengt Klimarekorde – science.ORF.at

Bahn und Bier

Vielleicht wiederhole ich mich. Aber ich bin ein begeisterter Bahnfahrer, nicht zuletzt deshalb, weil ich Autofahren vielfach als reine Zeitverschwendung empfinde. Mitunter gehöre ich sogar zu jenen, denen es von Wien nach Linz schon zu schnell geht. Kaum hat man seinen Laptop aufgeklappt, muss man schon wieder aussteigen. 1 Stunde 16 Minuten dauert die Fahrt im Railjet im Regelfall. Ich kenne sogar einen Menschen, der seine wissenschaftlichen Arbeiten fast ausschließlich im Zug schreibt und dafür bereits nach Vorarlberg und retour fahren muss, weil es auf der Bahn immer schneller geht.

Gut, wir reden jetzt von Hauptstrecken zwischen Österreichs Mini-Metropolen, und nicht von Nebenstrecken, wo die Bahnfahrenden meist wenig verwöhnt werden.

Ich bekenne mich auch zum multimodalen Verkehr: Öffentlich in eine Stadt, mit einem Leihwagen zu einer schwer erreichbaren Ortschaft mit schlechter Anbindung. Manchmal macht es in urbanen Zentren auch Sinn, sich für zwei Kilometer schnell ein Rad auszuleihen, wo dies so unkompliziert geht wie in Wien.

Angesichts meines Faibles für die Bahn freue ich mich umso mehr, dass der ÖBB-Rahmenplan 2024 bis 2029 Investitionen in der Höhe von 21,1 Mrd. Euro vorsieht. Das Geld fließt nicht nur in Hauptverkehrsachsen und Großprojekte wie den Koralmtunnel, den Semmering- und Brenner Basistunnel, sondern auch in Verbesserungen auf weniger frequentierten Strecken. Dazu gehört etwa der zweigleisige Ausbau zwischen Nettingsdorf und Rohr auf der oberösterreichischen Pyhrnstrecke oder des Abschnitts Werndorf – Spielfeld in der Steiermark sowie der Ausbau Herzogenburg – St. Pölten, um nur einige wenige Beispiele zu nennen.

Die Ansprüche des erwähnten Wissenschafters an die Bahn gehen übrigens noch ein Stück weiter. Er sucht sich seine Strecken quer durch Europa vor allem danach aus, ob es im Speisewagen Fassbier gibt. (Und wie Bier und Klimawandel zusammenhängen, lesen Sie weiter unten.)

PS Ich habe diesen Oktober mit seiner untypischen Wärme unglaublich genossen. Er war der wärmste seit Beginn der 257-jährigen Messgeschichte. Jede Verlängerung des Sommers ist mir willkommen. In Wien war es so warm wie zu dieser Zeit normalerweise in Triest, schreibt der ORF-Meteorologe Daniel Schrott in seiner Analyse.

Gleichwohl hat der Wärmerekord einen schalen Beigeschmack. Wir werden ihn wohl mit meteorologischen Ausschlägen auf der anderen Seite büßen müssen, mit extremen Niederschlägen, Dürren oder Winden. So fegte am 20. Oktober ein Föhnsturm mit fast 200 km/h über den Patscherkofel. Nicht alles an diesem Super-Oktober ist dem Klimawandel anzulasten. Aber natürlich ist die Luft, die von außen nach Österreich einströmt, wärmer und damit energiereicher, als sie es ohne Treibhausgase wäre. Insofern steckt in jedem Wetterereignis die Erderhitzung unausweichlich drin.  

CO2: Weltklimarat zu optimistisch

Weniger Spielraum als prognostiziert

Während viele dem Weltklimarat IPCC vorwerfen, alarmistisch zu agieren, werfen ihm andere vor, die Geschwindigkeit der Erderhitzung zu unterschätzen. Nach neuesten Daten dürften Letztere Recht haben: Laut einer in Nature Climate Change veröffentlichten Studie verbleibt der Menschheit bis zum Überschreiten des Pariser 1,5 Grad-Ziels ein deutlich geringeres CO2-Budget als bisher angenommen. Demnach werden wir auf Basis der Treibhausgas-Emissionen von 2022 bereits in 6 Jahren die 1,5 Grad-Grenze erreichen. Benjamin Sanderson vom Centre for International Climate and Environmental Research in Oslo nannte die Studie „für politische Entscheidungsträger eine unangenehme Lektüre.“

https://science.orf.at/stories/3221920/

Bier leidet unter Klimawandel

Hopfen verändert sich

Bei einer globalen Erwärmung von 1,4 Grad sinken die Erträge von Hopfen. Vor allem verändert sich der Gehalt an Alphasäuren, die für die Bittere des Bieres verantwortlich und vor allem in IPAs in höherem Ausmaß erwünscht sind. Ein Großteil der europäischen Hopfenanbaugebiete liegt in Deutschland und Tschechien, aber auch Österreich kultiviert auf 250 Hektar Hopfen, vor allem im Mühl- und Waldviertel sowie in der Südsteiermark.

In den Gebieten nördlich der Donau sinkt der Ertrag laut Prognose der Tschechischen Akademie der Wissenschaften in Brünn um sechs bis acht Prozent im Vergleich der Zeiträume 1989-2018 und 2021-2050. Der Alphasäuregehalt werde dort im Schnitt zwischen 22 und 24 Prozent zurückgehen. Noch höhere Einbußen sind für die Hopfenanbaugebiete in der Südsteiermark und Slowenien zu erwarten.

(APA, https://www.nature.com/articles/s41467-023-41474-5)

Stabiler als gedacht: der Grönländische Eisschild

Eismasse schmilzt ab 1,7 Grad Erwärmung

Selbst wenn die globale Durchschnittstemperatur bis zum Jahr 2100 auf bis zu 6,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau steigt, könnte eine anschließende Abkühlung innerhalb weniger Jahrhunderte verhindern, dass der Eisschild vollständig zusammenbricht und der Meeresspiegel dramatisch ansteigt, so das Potsdam Institut für Klimafolgenforschung PIK in einer Aussendung. Langfristig gesehen liegt die kritische Temperaturschwelle für ein nahezu vollständiges Abschmelzen des grönländischen Eisschildes zwischen 1,7 und 2,3 Grad Celsius globaler Erwärmung, so das PIK.

Kurz gemeldet

Datencenter sind Energiefresser. Vor allem die Kühlung verschlingt viele Ressourcen. Chinesische Forscher schlagen nun vor, die Prozessoren durch technische Fortschritte zunehmend bei höheren Temperaturen arbeiten zu lassen und die Umgebungsluft als Kühlmittel zu nutzen, um damit Energie zu sparen. Viele Prozessoren tolerieren bereits eine Temperatur von 30 Grad, während Rechenzentren normalerweise noch auf 20-25 Grad temperiert werden.

https://science.orf.at/stories/3221748/

Wirbellose und ein neues Naturverständnis

Es war nur ein kurzer Satz, den ich vom Küchentisch hörte. Dort hat die Frau meines Herzens meist ihren Heimarbeitsplatz. „Wir brauchen eine neue Beziehung zu unserer Umwelt“, sagte eine Dame in einem UNIVERSUM-Trailer sinngemäß auf Englisch. Es war Jane Goodall, die prominente Verhaltensforscherin, die sich vor allem um Primaten in Ostafrika sehr verdient gemacht hat.

Nun bin ich bei allem sehr vorsichtig bis allergisch, was auch nur irgendwie esoterisch und naturverklärend klingt. Aber Goodall hat einfach Recht. Unsere Umwelt verträgt ohnehin eine Menge an menschlichen Tollereien, an Nutzung ihrer materiellen wie immateriellen Ressourcen. Schön langsam scheinen wir damit allerdings an Grenzen zu kommen. Das verdeutlichen nicht nur die alarmierenden Berichte über das Überschreiten planetarer Grenzen, etwa bei der Grundwasserausbeutung. Das zeigen uns auch Berichte darüber, wie unser Lebensumfeld fragiler wird – sei es, weil Starkregen Teile unserer Infrastruktur wegschwemmt oder das auftauende Eis in der alpinen Höhe Berge zerbröseln und in großen Brocken auf uns niederpasseln lässt.

Wenn wir uns bei der Analyse unserer Lebensumwelt nur auf ein paar ikonische Organismen konzentrieren, auf Bienen, Nashörner oder den umwelt-PR-technisch viel strapazierten Buckelwal, dann verlieren wir den Blick für die Bedrohung des Ganzen.

Erst diese Woche las ich vom Wert der Regenwürmer: Ohne sie wäre die gesamte Getreideproduktion um 6,5 Prozent niedriger, das sind rund 130 Millionen Tonnen Weizen, Mais, Gerste und Reis pro Jahr.

In einer Gesellschaft, die sich darauf verständigt hat, Werte zu einem Großteil als „Geldwerte“ zu verstehen, mag so eine Quantifizierung durchaus Sinn machen. Nüchtern betrachtet setzen derlei Umrechnungen unserer Umwelt in Geld aber natürlich den Nutzungs- bzw. Ausbeutungsgedanken fort.

Damit sie mich nicht missverstehen: Ich freue mich in meinem kleinen Wienerwald-Garten auch über jeden Regenwurm im Hochbeet, den die gefräßigen Amseln nicht weg snacken. Aber es ist eine Frage des Blickwinkels auf die Natur. Will ich mit ihr – ohne Blümchenromantik – gut leben? Oder will ich sie gnadenlos ausnehmen, bis sie nicht mehr kann?

Wenn wir diese Fragen im Sinne eines nachhaltigen Umgangs mit unserer Umwelt beantworten, ändert sich nicht nur die Art, wie wir uns als Menschen in diesem Gefüge sehen, dann ändern sich auch die Entscheidungen, die wir treffen.

Wie der Rückgang der Wirbellosen der Natur schadet

Reduzierte Ökosystemdienstleistungen

Die wirbellosen Tiere machen rund 75 Prozent aller bekannten Arten aus. Zu ihnen zählen Würmer ebenso wie Insekten oder Schnecken. Und sie bilden das Fundament von Ökosystemen. Durch ihren Rückgang in den vergangenen Jahren haben eine Reihe von Ökosystemdienstleistungen gelitten. Das betrifft sowohl die natürliche Schädlingsbekämpfung als auch die Zersetzung organischer Stoffe. So erhöht sich beispielsweise der Blattlausbefall, wenn die Populationen der Wirbellosen zurückgehen, wie eine neue Studie in Current Biology zeigt.

Schuld am Rückgang sind vor allem die zunehmende Urbanisierung, aber auch der verstärkte Einsatz von Chemikalien etwa in der industriellen Landwirtschaft.

(Danke für den Studien-Hinweis an Arno Aschauer)

https://www.idiv.de/de/news/news_single_view/5188.html

Bioinvasoren

Gebietsfremde Arten oft von eigenem Kontinent

Bei eingewanderten Arten denken viele an Pflanzen wie den Staudenknöterich oder Tiere wie das Grauhörnchen, die aus Amerika kommend dem heimischen roten Eichhörnchen Konkurrenz macht. Tatsächlich stammen viele „neue“ Arten aber vom eigenen Kontinent. Besonders deutlich wird das bei den Pflanzen, die sich durch die Klimaerwärmung immer mehr Richtung Norden ausbreiten. Das belegt eine Studie unter Beteiligung der Universität Wien. Demnach kommt mehr als die Hälfte (57%) der gebietsfremden Pflanzenarten in Europa und Nordamerika ursprünglich vom eigenen Kontinent.

Problematisch sind diese Bioinvasoren deshalb, weil sie etablierte Ökosysteme aus dem Gleichgewicht bringen können. Aus dem ökologischen Schaden durch den Verlust der heimischen Artenvielfalt resultiert ein immenser wirtschaftlicher Schaden. Der Weltbiodiversitätsrat schätzt ihn in seinem aktuellen Bericht auf 370 Milliarden Euro jährlich.

Der neue EU-Klimakommissar will Kerosin besteuern

Verkehrswende

Gestern wurde der neue Klimakommissar, Wopke Hoekstra, auch vom europäischen Parlament bestätigt. In seiner Anhörung sprach er sich für eine Besteuerung von Kerosin aus, das bisher im Gegensatz zu Benzin und Diesel von Abgaben befreit ist. Zusätzlich wolle er sich dafür einsetzen, Subventionen für fossile Treibstoffe zu beenden.

Hoekstra steht aber auch unter scharfer Beobachtung, weil er früher für den Ölkonzern Shell und die Unternehmensberatung McKinsey gearbeitet hat.

https://orf.at//stories/3333298/

Veränderung der Niederschläge stresst Bäume

Dürre und wenig Obst

Der warme Herbst ist nicht allein an wenig Obst oder dürren Bäumen schuld. Auch der kühle Frühling hat die Pflanzenwelt durcheinandergebracht. Da es im Sommer allerdings viel geregnet hat, dürften die Bäume den Herbst gut überstehen, sagt der Leiter des Instituts für Waldbau an der Boku, Hubert Hasenauer. Sorge macht ihm allerdings eine Veränderung der Niederschlagsmuster: Die Regenfälle verschieben sich Richtung Herbst, die Bäume brauchen jedoch vor allem im Frühjahr und Sommer Feuchtigkeit. Verlagert sich der Regen nach hinten, leidet das Wachstum.

https://science.orf.at/stories/3221542/

Viel Leben trotz totem Holz

Hörtipp 1

Die Klimaerwärmung hat auch die Wälder erfasst. Die Fichte verliert ihren Status als „Brotbaum“ der Holzbauern. Es gibt aber auch Forstwirte, die in der Waldbewirtschaftung völlig umdenken und auf Vielfalt setzen, um den Wald fit zu machen für die

Veränderungen durch den Klimawandel. Andere nutzen den Wald als heilsame Erfahrung oder bringen Kindern dort die Vorgänge in der Natur näher.

MOMENT – NACHHALTIG LEBEN hat zwei Menschen begleitet, die Wald besitzen und sorgsam bewirtschaften.

https://oe1.orf.at/nachhaltigleben

Englands Wasserprobleme

Hörtipp 2

Im Sommer 2022 wurden 8 von 14 Regionen in Großbritannien zu Trockenregionen erklärt. Gleichzeitig können englische Weinbauern nun Reben kultivieren, die man früher eher in der Champagne angesiedelt hätte. Die mit dem Klimawandel einhergehenden Extreme machen aber den Weinbau trotzdem zu einer schwierigen Aufgabe.

Zudem hat Großbritannien seit der Privatisierung der Wasserversorgung mit großen Versorgungsproblemen zu kämpfen. Etwa ein Fünftel des Wassers geht verloren, weil das Wasserleitungsnetz nicht ausreichend erneuert wurde.

Das JOURNAL PANORAMA zeichnet nach, wie schlecht die Insel mit Wasser umgeht.

https://oe1.orf.at/nachhaltigleben

Von Luft und Wasser

In diesem Sommer wurde mir die Bedeutung von Wasser so richtig bewusst. Auslöser war eine Reise durch den Westen der USA. „Ekelig“ ist fast eine Beschönigung für das Wasser, das vom Bundesstaat Washington bis Arizona in den meisten Fällen aus der Leitung kam. Manchmal hatte es eine klaren Chlorgeschmack, als würde man aus einem Pool trinken, ein andermal glich es einem Brausegetränk. Kaum einmal erinnerte es an das Wasser, das wir in Österreich fast überall gewöhnt sind. Nicht nur die Kinder waren fassungslos.

Und trotzdem weigere ich mich, Wasser als Luxusgut zu betrachten: Für mich gibt es kaum ein kommunaleres Gut als dieses ursprünglichste aller Lebensmittel. Wasser gehört dem Planeten, Wasser gehört uns allen. Es ist kein Luxus, sondern ein Grundrecht.

Umso verwunderlicher ist es, wie unser Wasser in manchen Weltgegenden beschädigt wurde – von der Industrie gleichermaßen wie von den Pestiziden der industriellen Landwirtschaft oder dem Verkehr. Nur all zu schnell erscheint es einem selbstverständlich, dass man Wasser nur mehr im Supermarkt erstehen kann. Aber das ist die Pervertierung einer Allmende, eines Gemeinguts, das mehr oder weniger unser Leben ausmacht.

Wie wenig nachhaltig der Umgang mit Wasser sein kann, zeigte sich auf unserer großen Familienreise auch an einem anderen Beispiel. Seit fast hundert Jahren staut der Hoover Dam an der Grenze zwischen Nevada und Arizona den Colorado River zum Lake Mead auf. Die unfassbaren Wassermassen hinter dem Staudamm haben Städte wie Las Vegas oder Los Angeles erst möglich gemacht.

Seit einigen Jahrzehnten aber sinkt dieser Wasserspeicher für den US-Westen beständig. Städte und Landwirtschaft entnehmen weitaus mehr als zufließt. Bedingt durch die Erderwärmung ist auch die Speisung durch den Colorado River weniger geworden. Und so ist der Wasserspiegel des Lake Mead in den letzten 25 Jahren um unfassbare 50 Meter gesunken. Ein dickes weißes Felsband unter grauen Gesteinsschichten zeigt, wo vor kurzem noch Wasser war, als hätte die Natur uns ein Abzeichen für besondere Verdienste um unseren ruinösen Umgang mit Ressourcen verleihen wollen.

Ähnlich wie mit dem Wasser verhält es sich mit der Luft. Auch sie gehört uns allen und verlangt einen nachhaltigen Umgang. Mehr davon gleich im ersten Beitrag dieses Newsletters.

Luft ist Lebenserwartung

Feinstaub verkürzt Leben um fünf Jahre

Abgesehen von inneren genetischen Faktoren hat die Luft den größten äußeren Einfluss auf die weltweite Lebenserwartung. Das zeigt der neue Air Quality Life-Index der University of Chicago. Würde überall der empfohlene Feinstaub-Grenzwert der Weltgesundheitsorganisation (WHO) eingehalten, könnte die durchschnittliche Lebenszeit global um 2,3 Jahre pro Person steigen.

Am schlimmsten ist die Situation in Ostasien, wo die schlechte Luft die Lebenserwartung um durchschnittlich fünf Jahre pro Person verkürzt.

Die Luftverschmutzung wirkt sich auf die Lebenserwartung ähnlich hoch aus wie das Rauchen und mehr als dreimal so stark wie Alkoholkonsum und verschmutztes Wasser.

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Hitzestress für Kühe und Korallen

Heißer Sommer

Auch wenn man es ob seiner Launenhaftigkeit manchmal nicht merkte: dieser Sommer war laut GeoSphere Austria der sechstwärmste der österreichischen Messgeschichte; und auch global gehört er zu den wärmsten.

Das spüren auch Nutztiere wie die Kühe. Sie leiden unter Hitzestress, der in den nächsten Jahren noch zunehmen wird. Er könnte bei mehr als einer Milliarde Tiere laut einer Studie der Universität von KwaZulu-Natal in Südafrika bis zum Ende des Jahrhunderts zu negativen Folgen für Fruchtbarkeit, Milchproduktion und Lebenserwartung führen.

Sollte der Ausstoß der klimaschädlichen Treibhausgase weiter steigen, könnte die Belastung der Tiere bis zum Jahr 2100 vor allem in Brasilien, dem südlichen Afrika, Nordindien, Nordaustralien und Mittelamerika zu einem ganzjährigen Problem werden, so die Studie.

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Heißer wird es auch in den Ozeanen. Seit März sind sie so warm wie noch nie, mit Folgen für das marine Leben: Am sichtbarsten ist die Erwärmung bei den ausbleichenden Korallenriffen. Im Atlantik sind momentan die Riffe in der Karibik und im Golf von Mexiko am meisten davon betroffen. Auch für viele Riffe im Indischen und Pazifischen Ozean erwarten sich die Ökologen in den nächsten Monaten, dass sie ausbleichen werden.

Die Bleiche beginnt bei 32 Grad, so Christian Wild von der Universität Bremen. Kühlt das Wasser relativ schnell wieder ab, lässt sich der Prozess aber auch umkehren und die Korallen überleben.

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Waldschutzprojekte überschätzt

CO2-Kompensation hält nicht, was sie verspricht

Was schon lange Zeit gemunkelt wird, bestätigt nun eine Studie in Science: Die CO2-Wirksamkeit von Emissionszertifikaten aus Waldschutzprojekten wird offenbar deutlich überschätzt. Rund 70 Prozent der untersuchten Zertifikate reduzieren keine Emissionen. Sich von „Klimasünden“ durch das Pflanzen von Bäumen freizukaufen, funktioniert nicht besonders gut. Der Markt für derlei Projekte ist allerdings riesig und wird auf bis zu 2 Milliarden Dollar geschätzt.

Große Emittenten wollen sich über den Kauf von Zertifikaten, die etwa Aufforstungen in Südamerika belegen, von ihrem CO2-Ausstoß freikaufen. Wie die Studie in Science zeigt, gaben die Projekte dreimal mehr verhinderte Emissionen an, als sie tatsächlich reduzieren konnten.

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Geoengineering: Rettung oder Risiko?

Hörtipp

So mancher träumt von einem Sonnenschirm für die Erde, in Form von Schwefelpartikeln, die unseren Planeten beschatten. Andere wollen CO2 aus der Atmosphäre ziehen und tief in der Erde speichern. Umstritten sind derlei Maßnahmen zur technischen Bewältigung der Klimakrise allemal. Das liegt einerseits an ihren zum Teil größenwahnsinnigen Visionen, zum anderen am Verdacht, sie würden nur dazu dienen, die fossile Wirtschaft zu verlängern. Gleichzeitig könnten sie ein Teil im Maßnahmenmix gegen die Erderhitzung werden, da es immer wahrscheinlicher scheint, dass wir das 1,5 Grad-Ziel von Paris nicht mehr erreichen und trotzdem die Erwärmung des Planeten so niedrig wie möglich halten sollen.

Welche Rolle Geoengineering spielen könnte, hat diese Woche das JOURNAL PANORAMA beleuchtet.

https://oe1.orf.at/programm/20230831#730358/Geoengineering-Rettung-oder-unverantwortbares-Risiko