Autor: Franz Zeller

Starkregen doppelt so häufig

Die Welt ist nicht schwarz-weiß, obwohl wir im Zorn oder bei anderen starken Emotionen den Blick für Farben manchmal verlieren. Dasselbe gilt bei der Betrachtung außergewöhnlicher Wetterereignisse wie den Überflutungen vor knapp zwei Wochen. Nicht alles ist der Erderhitzung geschuldet. Aber ein Teil der massiven Regenfälle geht sehr wohl auf ihr Konto.  

Um etwas Licht und Gerechtigkeit in die Betrachtung solcher Extremwetter zu bringen, gibt es die Attributionsforschung. Sie dividiert sozusagen auseinander, was Wetter ist und was Klima.

Noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen 1940 hat es in Zentraleuropa so viel geregnet wie vom 12. bis zum 16. September. Und bekanntermaßen steigt das Risiko für Extremwetterereignisse mit zunehmenden Temperaturen in der Erdatmosphäre. Wie die World Weather Attribution-Group in einer Studie mit Daten aus Österreich nun zeigt, hat sich die Wahrscheinlichkeit etwa für Starkregen im Vergleich zur vorindustriellen Zeit verdoppelt. Die Niederschläge waren um zumindest sieben Prozent intensiver, als sie es vor der Industrialisierung gewesen wären. Aber je nachdem, welche Daten man betrachtet, könnte der Abstand zur Zeit vor dem massiven CO2-Ausstoß sogar 20 Prozent betragen.

„Das deckt sich sehr gut mit der in Österreich beobachteten statistisch signifikanten Zunahme der größten gemessenen fünftägigen Niederschlagssummen in den Bundesländern Niederösterreich und Wien um rund 20 Prozent seit 1961“, so Koautor Klaus Haslinger von GeoSphere Austria.

Etwas radikaler formuliert das Forschungskonsortium Climameter, ein von der Europäischen Union und der französischen Forschungsorganisation CNRS finanziertes Projekt, seine Schlüsse: „Wir führen die starken Niederschläge, die zu den Überschwemmungen in Mitteleuropa führten, größtenteils auf den vom Menschen verursachten Klimawandel zurück, während die natürliche Klimavariabilität wahrscheinlich eine untergeordnete Rolle spielte.“

Ausgelöst hat die Überflutungen nicht zuletzt eine sogenannte Vb-Wetterlage. Dabei trifft kalte Polarluft über den Alpen auf warme Luft aus Südeuropa, die dann hier abregnet. Diese Wetterlagen sind selten, führen aber zu starkem Regen in Mitteleuropa. Ihre Häufigkeit hat nicht zugenommen.

Unklar ist, wie stark die hohen Temperaturen des Mittelmeers zum Extremregen beigetragen haben. Mit jedem Grad mehr kann die Luft um 7 Prozent mehr Feuchtigkeit aufnehmen. Sie wird also bei steigender Wärme zu einem immer besseren Wassertransporter, was die großen Regenmengen in Mitteleuropa begünstigt haben dürfte.

Mit weiter zunehmenden Temperaturen werden auch die Risiken für Extremereignisse weiter steigen, was die prominente Attributionsforscherin Friederike Otto schließen lässt: „Der Klimawandel ist eine existenzielle Bedrohung, insbesondere für die ärmeren Teile der Gesellschaft, und alle Europäer müssen wissen, dass die Bekämpfung des Klimawandels ihr Leben sehr viel besser machen wird.“

https://science.orf.at/stories/3226851

Fichten im Stress

Wie Dürre den Wald verändert

Trockenheit und Schädlinge haben zwischen 2018 und 2020 die Wälder stärker verändert als in den 170 Jahren davor. Ein Forschungsteam um den österreichischen Forstwissenschaftler Rupert Seidl untersuchte dazu 120 Waldflächen in Süd- und Mitteldeutschland.  So setzte im untersuchten Zeitraum vor allem die Dürre den Wäldern sehr stark zu und führte auch zu einer Vermehrung des Borkenkäfers.

Rund 36 Prozent der Flächen klassifizierte das Forscherteam dennoch als sehr widerstandsfähig, zwei Drittel hingegen zeigten Veränderungen nach Dürre oder Schädlingsbefall. Einen starken Wandel registrierte das Team auf ungefähr 16 Prozent aller untersuchten Waldflächen.

Die stärksten Umwälzungen und damit die geringste Widerstandsfähigkeit fanden die Forschenden in Fichtenwäldern. Aber auch Buchenwälder leiden unter der Klimaveränderung. Beide Baumarten werden in Zukunft von widerstandsfähigeren Bäumen ersetzt werden müssen.

Um die Bewaldung Mitteleuropas insgesamt müsse man sich derzeit dennoch wenig Sorgen machen, so die Forscher.

Stressfaktoren verändern Fichtenwälder – science.ORF.at

Botanische Gärten als Rettungsinseln für gefährdete Pflanzen

Österreichweites Artenschutz-Projekt

47 gefährdete Farn- und Blühpflanzen will das „Artenschutzprojekt Botanische Gärten Österreichs“ vor dem Aussterben retten. Dazu gehören etwa Duft-Lauch, Venuskamm, Drachenwurz, Lungen-Enzian oder der Rispen-Ehrenpreis. Die Gärten werden bis Ende 2025 Saatgut der auf der Roten Liste stehenden Pflanzen sammeln, vermehren und in ausgewählten Habitaten wieder aussiedeln.

Artenschutz spielt auch bei der Bewältigung der Klimakrise eine große Rolle. Je gesünder ein Ökosystem ist, umso widerstandsfähiger ist es gegen Veränderungen wie die Erderhitzung.

Projekt soll gefährdete Pflanzen retten – tirol.ORF.at

Einwegpfandsystem ab 2025

Recycling für Aludosen und Plastikflaschen

Ab 2025 gilt in Österreich auch für Aludosen und Plastikflaschen ein Pfandsystem. Inzwischen sei „fast das gesamte Handelsnetz Österreichs“ mit Pfandautomaten ausgerüstet, so der für die Umsetzung zuständige Geschäftsführer der EWP Recycling Pfand Österreich, Simon Parth. Für geschlossene Getränkeverpackungen aus Kunststoff oder Metall mit bis zu drei Litern Inhalt wird das Pfand 25 Cent kosten. Milch und medizinische Produkte sind ausgenommen, ebenso Sirup, weil er nicht als trinkfertig gilt.

Während man an Automaten alle Flaschen und Dosen zurückgeben kann, müssen in Geschäften mit manueller Rückgabe nur jene angenommen werden, die dort auch verkauft werden.

Die EWP erwartet sich einen Umlauf von 2,2 Milliarden Einweg-Flaschen und Dosen pro Jahr.

https://wien.orf.at/stories/3274466

Kurz gemeldet

Mit überdurchschnittlich heftigen Waldbränden und damit einem enormen CO2-Ausstoß hat 2024 Brasilien zu kämpfen. Betroffen sind vor allem das Pantanal und die Amazonasregion.

https://atmosphere.copernicus.eu/south-america-sees-historic-emissions-during-2024-wildfire-season

Viel Widersprüchliches

Der Mensch tut sich schwer mit Statistik. Und deshalb auch mit dem Wort Risiko. Trotzdem werde ich Sie kurz dreimal mit Wahrscheinlichkeiten behelligen müssen, die keine absoluten Antworten liefern, sondern quasi Denkfiguren für unsere Zukunft sind.

So steigt etwa das Risiko für Wetterextreme rasant. Fast drei Viertel der Weltbevölkerung könnten innerhalb der nächsten zwei Jahrzehnte von Starkregen, Hitze oder Dürre betroffen sein. Die Erderwärmung schreitet so rasch voran, dass sich Menschen wie Ökosysteme nicht mehr schnell genug daran anpassen können, sagt eine norwegische Studie. Schaffen wir es wiederum, den Treibhausgasausstoß zu reduzieren, sinkt diese Zahl auf 20 Prozent, das wären dann „nur mehr“ 1,5 Milliarden betroffene Menschen. (Weiter unten werden Sie von auf den ersten Blick widersprüchlichen Emissionszahlen lesen.)

Eine Prognose, die nicht in Stein gemeißelt ist, lieferte jüngst auch das Complexity Science Hub in Wien. Demnach könnten die Verluste des Bruttoinlandsprodukts durch den Klimawandel bis zu 20 Prozent betragen und damit 30mal höher sein als bisher angenommen. Das Forscherteam hat nicht nur die direkten Auswirkungen der Erderhitzung beachtet, sondern auch Schäden, die etwa durch die weltweite Vernetzung der Lieferketten zustande kommen. Isoliert betrachtet, würden die BIP-Verluste durch Wasserstress oder Hitze in Europa weniger als 1 Prozent betragen, weil der Kontinent über eine hohe Anpassungsfähigkeit verfügt. Aber in Südasien sind Verluste bis zu 15% zu erwarten und in Zentralasien bis zu 7%. Durch die Abhängigkeit von der „asiatischen Werkbank“ könnten die Klimawirkungen in Asien und anderen Kontinenten auch bei uns aufschlagen. Dem Modell liegt die Annahme zugrunde, dass sich die globale Mitteltemperatur bis zum Jahr 2100 um 4,5 Grad erwärmt.

Mit einer interessanten Prognose hat heute auch das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung PIK aufhorchen lassen. Als wissenschaftlich allgemein akzeptiert gilt, dass die Erderhitzung arme Länder und arme Bevölkerungsschichten am meisten trifft. Sie tragen die größten wirtschaftlichen Risken durch den Klimawandel. Wie das PIK in einer Nature-Studie zeigt, wächst aber das Risiko für Reiche und reiche Länder am schnellsten. Auch daran ist die weltweite Verflechtung der Lieferketten schuld. Fällt die Lieferung von Mikrochips aus Taiwan aus, steht in Europa die Autoindustrie still.

Der Klimawandel scheint sich zu demokratisieren, oder wie der PIK-Wissenschaftler Anders Levermann meint: „Verbraucher und Verbraucherinnen auf der ganzen Welt werden unabhängig von ihrem Einkommen zunehmend Herausforderungen durch die globale Erwärmung gegenüberstehen – ohne Klimaschutz werden wir diese irgendwann nicht mehr bewältigen können.“

Und das ist immerhin der Regler, mit dem wir an den vorher beschriebenen Risiken „schrauben“ können.

Viel Emissionsreduktion durch wenige Klimaschutz-Entscheidungen

Politischer Maßnahmenmix ist entscheidend

Ein Forscherteam hat 1.500 Klimamaßnahmen in 41 Ländern untersucht und die Effektivität von CO2-Steuern genauso ausgewertet wie von Vorschriften für klimafreundliche Gebäude. Dabei zeigte sich, dass nur wenige politische Interventionen zu großen Effekten führen und es einen Mix von Maßnahmen braucht. So führe etwa ein isoliertes Verbot von Kohlekraftwerken zu keiner merkbaren Emissionsreduktion, wenn es nicht begleitet werde von CO2– und Energiesteuern.

Die 63 Fälle erfolgreicher Klimapolitik haben der Studie zufolge zu Emissions-Rückgängen von durchschnittlich 19 Prozent geführt. In Österreich konnte keine einzige substanzielle Emissionsreduktion im Gebäude-, Strom- oder Industriesektor identifiziert werden, so der an der Studie beteiligte österreichische Klima- und Umweltökonom Moritz Schwarz. Besser ist die Situation im Verkehrssektor. Dort sieht Schwarz klimafreundliche Preisanreize durch Mineralölsteuern und besonders CO2-Steuern. Diese Maßnahmen seien – auch wenn sie zum Teil isoliert umgesetzt wurden – schon sehr wirksam.

https://science.orf.at/stories/3226410

Niedrigste CO2-Emissionen seit 1990

Treibhausgas-Reduktion

Scheinbar im Widerspruch zur vorherigen Studie stehen die jüngsten Emissionsentwicklungen: Die Treibhausgas-Emissionen sind in Österreich 2023 gegenüber dem Jahr zuvor um 6,4 Prozent gesunken. Damit wurden 4,7 Millionen Tonnen CO2 weniger als im Vorjahr emittiert und der niedrigste Ausstoß seit 1990 erreicht. In den vergangenen zwei Jahren sind die Treibhausgas-Emissionen somit um insgesamt 11,9 Prozent gesunken.

Laut Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) ist der Rückgang nur zu einem geringen Teil auf wirtschaftliche Schwankungen oder die mildere Witterung zurückzuführen. Für den Rückgang beim CO2-Ausstoß sei einerseits die Abkehr von Heizöl und Erdgas verantwortlich, andererseits aber auch der Ausbau der Erneuerbaren sowie eine bessere Wärmedämmung von Gebäuden.

Um das Ziel der Klimaneutralität zu erreichen, braucht es auch weiterhin ein jährliches Emissionsminus zwischen 4 und 5 Prozent, so Günther Lichtblau vom Umweltbundesamt.  

Methanemissionen im Rekordtempo

Ausstoß Richtung 3 Grad-Erwärmung

Methan ist über 100 Jahre gerechnet etwa 25mal klimawirksamer als Kohlendioxid. Derzeit liegt seine Konzentration in der Atmosphäre etwa 160 Prozent über dem vorindustriellen Niveau von 1750. Zwar haben sich 158 Länder verpflichtet, ihren Methanausstoß in diesem Jahrzehnt um 30 Prozent zu reduzieren und damit die Erderwärmung um 0,2 Grad zu vermindern. Tatsächlich steigen die Emissionen aber schneller als je zuvor.

Nur die Europäische Union und Australien haben ihren durch Menschen verursachten Methanausstoß in den letzten zwei Jahrzehnten verringert, während die größten Zuwächse aus China und Südostasien kamen.

https://science.orf.at/stories/3226632

Kurz gemeldet

Der Sommer 2024 war weltweit der heißeste seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1979. Er lag 0,69 Grad über dem Mittel der Jahre 1991-2020.

https://orf.at/stories/3368693

Hörtipp
Was heimische Fischzucht nachhaltig macht

Auch unter den Fischen sind nicht alle gleich, zumindest nicht vor dem Gesetz. In Forellenzuchten dürfen bis zu 180 Tiere auf einem Quadratmeter gehalten werden, während ein Zuchtkarpfen in Österreich auf durchschnittlich 15 Quadratmeter Teichfläche residieren darf. Dazu kommt, dass etwa Forellen und Saiblinge wie alle Raubfische mit Fischmehl gefüttert werden müssen, das großteils aus Meeresfischen gewonnen wird. MOMENT – NACHHALTIG LEBEN geht deshalb der Frage nach, worauf man in Sachen Nachhaltigkeit beim Kauf heimischer Fische achten kann und woher Spitzenköche Fisch aus Österreich beziehen.

https://oe1.orf.at/player/20240903/768718

Gesunde Natur, gesunde Wirtschaft

Ökologisierung kann sich lohnen, auch für die Industrie. Das zeigt eine Studie von Cambridge Econometrics im Auftrag des österreichischen Kontext-Instituts. (Seine Leiterin Katharina Rogenhofer war Sprecherin des Klimavolksbegehrens und Mitgründerin von FridaysForFuture.)

Das Studienteam hat zwei Szenarien verglichen: Ökologisierung auf Basis der bis zum Jahr 2022 bereits beschlossenen Maßnahmen und eine ambitioniertere Variante, in der noch mehr auf Dekarbonisierung gesetzt wird.

Wird zusätzlich in Energieeffizienz und Zukunftstechnologien investiert, liegt die Wirtschaftsleistung 2050 um 3.3% über dem Weitermachen-wie-bisher-Szenario. Das entspricht zusätzlichen 250 Milliarden allein für Österreich (gerechnet über den gesamten Zeitraum).

Ein paar wenige Jahre kosten die zusätzlichen Maßnahmen allerdings mehr als sie bringen. Aber schon 2032 „übersteigt die zusätzlich generierte Wirtschaftsleistung erstmals die zusätzlichen Investitionen im Vergleich zum Business-As-Usual-Szenario. Ab hier steigt der Effekt jedoch rasant an: Im Jahr 2040 wird etwa viermal so viel zusätzliche Wirtschaftsleistung generiert, wie zusätzlich investiert wird. Im Jahr 2050 bringt jeder zusätzlich investierte Euro in zukunftsfähige Industriepolitik fünf Euro mehr an Wirtschaftsleistung in der EU.“

Im ambitionierten Szenario sinkt auch die Importabhängigkeit, zusätzlich entstehen 44.000 neue Arbeitsplätze, vor allem im Dienstleistungsbereich und in der technischen Produktion. Machen wir auf Basis der bereits beschlossenen Maßnahmen weiter, gehen die Arbeitsplätze leicht zurück, vor allem auch wegen der sinkenden Bevölkerungszahl.

Die Ökologisierung würden die Bürgerinnen und Bürger laut Studie auch in der Geldbörse spüren: Wenn der Anteil erneuerbarer Energie steigt, sinken Strompreise und Energiebedarf. Demnach würden wir 2050 um 29 Prozent weniger Primärenergie brauchen, und der Strompreis würde um 16 Prozent fallen.

Die Ergebnisse von Cambridge Econometrics bestätigen also einmal mehr die These, dass sich der ökologische Umbau unserer Kohlenstoffwelt lohnt – nicht nur in Sachen Gesundheit und Natur, sondern auch ökonomisch. Und sie widersprechen vehement der oft wiederholten Drohung, eine Ökologisierung von Wirtschaft, Verkehr und Energiesystem sei nur mit großem Verzicht möglich.

Studienzusammenfassung

Wie Straßenbeleuchtung die Artenvielfalt gefährden könnte

Stadtökologie

Bäume und Büsche unter Straßenlampen entwickeln härtere Blätter als solche in freier Natur. Das hat ein chinesisches Forschungsteam jetzt anhand von zwei Baumarten gezeigt, der Japanischen Pagode und der Grünesche. Unter künstlichem Licht investieren die Bäume mehr in die Abwehr von Fressfeinden als in das Wachstum.

Dadurch haben es Insekten in der Stadt weitaus schwerer, zu Nahrung zu kommen. Weniger Insekten wirken sich auf die Nahrungskette aus und bedeuten auch weniger Vögel und andere Kleintiere.

https://science.orf.at/stories/3226105

Warum Ragweed und Co uns Probleme machen

Längere Allergiesaison durch Klimawandel

Noch vor ein paar Jahren schloss man als engagierter Pollenallergiker die Saison mit Augenjucken, rauer Stimme und dickem Hals spätestens im Juli ab. Durch Ragweed und andere Neophyten bleiben die belastenden Symptome jetzt zum Teil bis in den Herbst hinein bestehen. In Wien führen vor allem neue Beifußarten zu einer Verlängerung der Pollensaison. Dadurch muss „mit einer zweiten Blühphase des Beifußes von September bis Oktober gerechnet werden“, wie das Pollenservice mitteilt.

https://science.orf.at/stories/3226094

Tropikalisierung der Adria

Algen und Quallen könnten zunehmen

Die Temperatur der Adria stieg Ende Juli auf bis zu 30 Grad. Biologen warnen jetzt davor, dass sich dadurch auch Quallen verstärkt ausbreiten und es immer häufiger zu Algenplagen kommen könnte. Auch tropische Fische wandern zunehmend ein. So wurde bereits der giftige Silberstreifen-Kugelfisch in der Adria nachgewiesen.

https://science.orf.at/stories/3226020

Kurz gemeldet

Der Juli war der zweitheißeste der Messgeschichte. Er lag um fast 1,5 Grad über dem Durchschnittswert des Monats zwischen 1850 und 1900.

https://orf.at/stories/3365967

Und noch ein „Rekord“: Das Barrier Reef ist so warm wie seit 400 Jahren nicht mehr, mit entsprechenden Auswirkungen auf die Unterwasserwelt.

https://science.orf.at/stories/3226204

Almen: Lebensräume am Limit

Hörtipp

Die Idylle der Almenwelt bröckelt. Immer weniger Menschen wollen sich die langen Arbeitstage und die körperlich anstrengende Arbeit antun.

Gleichzeitig ist die Bewirtschaftung der Almen wichtig für die Biodiversität und den Artenschutz. Denn Rinder und Schafe sorgen dafür, dass die Flächen offen und die Almen erhalten bleiben. Die DIMENSIONEN mit einem wissenschaftlichen Blick in höhere Regionen.

Almen: Lebensräume am Limit, 29.07. | Ö1 | ORF-Radiothek

Was bringt die CO2-Bepreisung?

45 Euro kostet uns eine Tonne CO2 derzeit in Österreich. Wir zahlen die nationale CO2-Steuer, wenn wir tanken oder mit Öl heizen. (Als Ausgleich bekommen die BürgerInnen übrigens einen Klimabonus zwischen 145 und 290 Euro.) 2025 wird der Preis auf 55 Euro pro Tonne steigen. Die Industrie zahlt (im Rahmen des europaweiten Emissionshandelssystems ETS-1) bereits seit 2005 für Emissionen.

Aber nutzt die Bepreisung des Treibhausgases dem Klima auch oder spielt sie nur Geld in die Staatskassen?

Ja, die CO2-Bepreisung wirkt! Das zeigt jetzt eine große Untersuchung des Berliner Mercator Forschungsinstituts (MCC). Die KlimaexpertInnen haben dazu 80 Studien zu Bepreisungssystemen – von China über Australien und Finnland bis hin zu Kanada und den USA – verglichen. Durch die CO2-Bepreisung kam es demnach zu Emissionsrückgängen zwischen 5 und 21 Prozent. Im Schnitt sanken sie um 10,4 Prozent.

„Von der Politik wird ja die Idee, den Treibhausgas-Ausstoß über den Preis zu drosseln, immer wieder in ihrer Wirksamkeit angezweifelt, und man fokussiert sich stattdessen oft übermäßig auf Verbote und Vorschriften. Sicherlich braucht es in der Regel einen Policy-Mix“, meint MCC-Direktor und Mitautor Ottmar Edenhofer.

Einen überdurchschnittlich positiven Effekt haben die Klimaforschenden übrigens für einige chinesische Provinzen nachgewiesen, wo auch niedrige Kosten für CO2-Vermeidung die Umstellung auf eine umweltfreundlichere Energieerzeugung unterstützen. Etwas unter dem Schnitt liegt das europäische ETS-Handelssystem für die Industrie.

Ob der CO2-Preis an eine Steuer oder einen Emissionshandel angebunden ist, spielt nach Meinung des Forschungsteams hingegen eine geringe Rolle. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Kohlenstoff-Bepreisung Treibhausgas-Emissionen effektiv reduzieren kann“, so die AutorInnen.

2023 hat die EU übrigens eine Ausweitung ihres Emissionshandelssystems auf den Seeverkehr und andere Sektoren beschlossen (ETS2). Sie verspricht sich daraus bis 2030 in den Sektoren Gebäude und Straßenverkehr eine Emissionsreduktion um 43 Prozent, verglichen mit dem Jahr 2005. Und auch importierte emissionsintensive Produkte wie Eisen, Stahl, Düngemittel oder Zement sollen über den „CO2-Grenzausgleichsmechanismus“ bei der Einfuhr besteuert werden, um die europäischen Erzeuger vor unfairer Konkurrenz zu schützen und den Treibhausgasausstoß nicht ins Ausland zu verschieben.

Die neue MCC-Studie liefert jedenfalls den Nachweis, dass die europäische Politik – neben anderen Maßnahmen – zu Recht auf das Mittel der CO2-Bepreisung setzt, um die Erderwärmung zu begrenzen.

Erwärmung der Ozeane stoppt

Vorläufiges Ende der Rekordwerte

15 Monate lang hat die Temperatur der Ozeane immer neue Extremwerte erreicht. Dieser Aufwärtstrend scheint nun abzuebben. Zuletzt lag die Oberflächentemperatur nicht mehr über den entsprechenden Vorjahreswerten, wie die Plattform „Climate Reanalyzer“ zeigt.

Dessen ungeachtet liegt die Temperatur noch immer deutlich über dem Durchschnitt der Jahre 1982 bis 2011.  Hauptverantwortlich für den Anstieg sind die Treibhausgase. 90% ihres Erhitzungseffekts nehmen die Ozeane auf.

Es sei aber anzunehmen, dass die globale Meerestemperatur in der zweiten Jahreshälfte eher unterhalb der extremen Rekorde von 2023 bleiben werde, so Helge Gößling vom deutschen Alfred-Wegener-Institut (AWI).

https://science.orf.at/stories/3225786

Hitze und Borkenkäfer

Was dem Wald zusetzt

Die letzten zehn Jahre gab es eine „Dauer-Borkenkäfer-Massenvermehrung, so Gernot Hoch vom Bundesforschungszentrum für Wald (BFW). Und die habe den Wäldern neben der Erhitzung stark zugesetzt.

Auch Pilzerkrankungen nehmen in den Wäldern zu. Darauf geht etwa das seit 2015 stark kursierende Kieferntriebsterben zurück, das zum Beispiel die niederösterreichischen Schwarzkieferwälder schädigt, oder die aus Nordamerika stammende Rußrindenkrankheit am Ahornbaum. Auch das massive Eschentriebsterben 2005 verursacht ein Pilz.

Wegen der Zunahme der Durchschnittstemperatur um rund 2 Grad in den letzten Jahrzehnten sind Wälder ökologisch quasi um 200 bis 300 Meter tiefer gewandert.

Klimawandel & Schädlinge: Umweltveränderungen setzen Wäldern zu – science.ORF.at

Kurz gemeldet

Der Juni 2024 war bereits der 13. Monat in Folge, in dem die weltweite Durchschnittstemperatur einen neuen Rekordwert erreichte.

Klimabericht: Juni weltweit so heiß wie noch nie – science.ORF.at

Hörtipp

Das Einfamilienhaus ist eine begehrte, luxuriöse Wohnform, aber nicht sehr nachhaltig. Zudem wird es immer schwieriger, angesichts einer minimal notwendigen Eigenmittelquote von 20 Prozent ein Haus im Grünen zu bauen. MOMENT hat sich in vier Sendungen auf die Suche gemacht, warum uns das eigene Haus immer noch als ideale Wohnform erscheint und welche ökologischen Kosten es verursacht.

https://oe1.orf.at/nachhaltigleben/soziales

Die Klimakrise ist ungleich verteilt

Viele betrachten das Klima-Thema als „Luxus“-Thema. Und ich setze das Wort hier bewusst unter Anführungszeichen. Denn in gewissem Sinn hat die Erderwärmung tatsächlich etwas mit dem Gegensatz zwischen begütert und finanziell weniger stark zu tun, ohne deshalb eine Luxus-Materie zu sein. Das hat die Klimaforschung im Übrigen längst eingemahnt.

Gestern, Donnerstag, hat das Momentum-Institut die FORESIGHT-Studie “Klimagerechtigkeit in Österreich” präsentiert, die auf der Basis von 1.412 Befragten das Thema ausleuchtet. Demnach empfindet mehr als ein Drittel „die Interessen von wohlhabenden Menschen als zu stark in der Klimapolitik berücksichtigt“. 58 Prozent sehen die Interessen von Menschen mit geringem Einkommen zu sehr vernachlässigt, aber auch Kinder (52 Prozent) und die Mittelschicht (43 Prozent) kämen demnach zu kurz.

Die Bekämpfung der Klimakrise empfinden knapp drei Viertel (72 Prozent) der Befragten als sehr oder ziemlich wichtig, fast ebenso viele finden, dass Politik und Wirtschaft zu wenig zur Lösung beitragen. Je stärker die Befragten finanziell aufgestellt sind, umso wichtiger ist ihnen die Klimakrise.

„Diejenigen, die also tendenziell mehr Emissionen verursachen, sich aber gleichzeitig auch vor der Klimakrise besser schützen können, empfinden die Bekämpfung am relevantesten“, wird Katharina Mader, Chefökonomin am Momentum Institut in der Presseaussendung zitiert. Für sie wäre es daher wichtig, bei Klimaschutzmaßnahmen auch tatsächlich bei den Wohlhabenden anzusetzen.

Hinter vielen Krisenherden in unserer Gesellschaft steckt ein soziales Problem, meist jenes der Ungleichbehandlung wie unfairer Entlohnung oder nicht nachvollziehbarer Vermögensverteilung. Dasselbe gilt für die Klimakrise. Auch sie trifft die weniger Begüterten stärker, weil sie weniger Spielraum haben, etwa ihre hitzebelastete Wohnung aus einer Betoninsel ins Grüne zu verlagern. Deshalb muss die Politik die Erderwärmung möglichst rasch nicht nur als ökonomisches oder atmosphärenphysikalisches Problem anerkennen, sondern im Kern als soziale Frage.

https://orf.at//stories/3361909

Das Klima im Jahr 2080

Interaktive Karte

Wien könnte sich anfühlen wie Mittelitalien und Miami klimatisch zu Saudi-Arabien werden: Das zeigt eine interaktive Karte, die vom US-Umweltforscher Matthew Fitzpatrick erstellt wurde. Er hat für sein weltweites Modell 40.500 Städte und 5.000 Metropolregionen einbezogen. Selbst skandinavische Städte bekommen dann – klimatisch – Mittelmeerflair, wenn die Erderwärmung ungebremst weitergeht.

Etwa weniger drastisch sehen die Veränderungen aus, wenn wir unsere Emissionen reduzieren. Dann gleicht Wien im Jahr 2080 eher der rumänischen Stadt Tormac.

Zeitsprung: Interaktive Karte zeigt regionales Klima im Jahr 2080 – science.ORF.at

Flächenfraß

WWF-Report

Österreich ist das Land der Betonierer. Täglich versiegeln wir rund 12 Hektar Boden. Im Sinne der Nachhaltigkeit dürften es höchstens 2,5 Hektar pro Tag sein, aber das Nachhaltigkeitsziel sei seit 2002 jedes Jahr verfehlt worden, wie der WWF in einem Bericht kritisiert. Besonders beunruhigend ist, dass der Flächenverbrauch viel stärker zugenommen hat als die Bevölkerung.

So haben wir in Österreich bereits ein Sechstel der Fläche verbaut, die landwirtschaftlich genutzt werden könnte, und das in einem Land, das wegen seiner Berge ohnehin relativ wenig Agrarfläche hat. Abgesehen vom Flächenfraß der Siedlungs- und Betriebsflächen hat Österreich auch ein sehr dichtes Straßennetz – um 40% mehr pro Einwohner als die Schweiz oder Deutschland.

Nachhaltigkeit: WWF-Bodenreport bemängelt „Flächenfraß“ – science.ORF.at

Kurz gemeldet

Die Regierung hat sich auf eine CO2-Speicherstrategie geeinigt, auch wenn die Vermeidung von Kohlendioxid im Vordergrund stehen müsse. Noch ist die Speicherung (seit 2011) allerdings verboten.

https://orf.at//stories/3361920

Die Häufigkeit von Waldbränden hat sich seit 2003 verdoppelt, ebenso die Intensität der stärksten Brände.

Häufigkeit von Waldbränden seit 2003 verdoppelt – science.ORF.at

Tipps

Klimaspiel für den Computer

Mit „Climate Survivors“ will der Klimaforscher Jan Steinhauser vom Internationalen Institut für angewandte Systemanalyse in Laxenburg (IIASA) spielerisch Klimafakten vermitteln. Die Gamer müssen darin gegen Klimamonster antreten und versuchen, bis 2100 zu überleben. Derzeit kann man das Spiel in einer Demoversion testen.

https://science.orf.at/stories/3225581

Baumampel

Unsere Wälder verändern sich mit dem Klimawandel. Um zu sehen, welche Bäume in Zukunft an welchem Standort in Österreich gut gedeihen werden, wurde die Baumampel entwickelt. Klickt man etwa in den Salzburger Oberpinzgau, erfährt man, dass Zirbe, Hainbuche und Vogelkirsche es dort ab 2080 schwer haben werden, während Fichte, Lärche, Tanne und Buche weiterhin gut wachsen. Im Wienerwald hingegen haben Fichte und Tanne keine Zukunft mehr.

Hörtipp

GESUND TROTZ KLIMAKRISE

Wenn sich unsere Umwelt ändert, ändern sich auch unsere Krankheiten. Durch die Erwärmung kommen Überträger von Pathogenen zu uns, von denen wir bislang verschont blieben, etwa die Asiatische Tigermücke. Andererseits führt auch die Hitze an sich zu gesundheitlichen Problemen: Man spricht von einer „Hitze-assoziierten Übersterblichkeit“.

Das RADIOKOLLEG zeigt in vier Teilen, welche Herausforderungen die Klimakrise an Gesundheitssystem, Zivilschutz oder den Körper stellt.

https://oe1.orf.at/player/20240617/760451

Starkregen

Die gute Nachricht kam jüngst von der „Global Warming Policy Foundation“. Sie zitierte einen Bericht, wonach seit 2002 die Zahl der Naturkatastrophen sinken würde. Drum: Das mit der Erderwärmung ist Hysterie.

Nun gut: die GWPF ist eine britische Lobbyorganisation, die nicht einmal klarlegen will, von wem sie finanziert wird. Leider ist der Artikel nicht frei verfügbar und deshalb schwer nachzuprüfen, wenn man nicht ein paarhundert Euro auf den Tisch legen will.

Etwas transparenter agiert derzeit die Versicherungswirtschaft. Der Großversicherer „Münchener Rück“ hat schon in den 70er Jahren in einer großen Studie vor den Folgen der Erderwärmung für die Versicherungsbranche gewarnt. Zuletzt etwa lag der weltweite jährliche Schaden aus Naturkatastrophen über der 100 Milliarden Dollar-Marke.

Und auch hierzulande sind die Schäden mittlerweile auf eine Milliarde Euro jährlich gestiegen, wie der Versicherungsverband Österreich (VVO) mitteilte. Starkregenereignisse nehmen zu. Und das spüren viele in der Geldtasche, vom Wohnungsinhaber mit Keller über die Eigenheimbesitzer bis zu den Versicherungsfirmen.

Die Starkregen nehmen u.a. zu, weil warme Luft mehr Feuchtigkeit aufnehmen kann. So werden durch die globale Erwärmung Wolkentürme höher und feuchter. Damit steigt das Risiko für heftige Gewitter mit extremen Niederschlagsmengen. In Österreich können Wolken bereits um 15 Prozent mehr Wasser speichern als früher, was zu einer Zunahme in der Intensität von extremen Niederschlägen führt.

Wie groß die Gefährdung einer Überflutung für jeden Punkt Österreichs ist, lässt sich übrigen mittels der Gefahrenkarte HORA überprüfen. So lassen sich auch fundierter Selbsthilfemaßnahmen setzen, um die Folgen von Überschwemmungen zumindest zu mildern.

Tauender Permafrost doch kein Kippelement

Trotzdem keine Entwarnung

 In Permafrostböden sind große Mengen CO2 aus abgestorbenen Pflanzen gespeichert. Lange Zeit galt die Meinung, dass beim Auftauen des Permafrosts irgendwann eine nicht mehr zu stoppende Kaskade in Gang gesetzt wird, die zu einer großen Abgabe von Kohlendioxid in die Atmosphäre führt. Forschende vom Alfred-Wegener-Institut widerlegen diese Ansicht jetzt. Stattdessen tauen die Permafrostböden im Gleichklang mit der globalen Erwärmung auf.

Das ist aber kein Grund zur Entwarnung, weil jedes Zehntel-Grad an Erwärmung zu einem weiteren CO2-Eintrag in die Atmosphäre und damit einer Verstärkung der Klimakrise führt. Immerhin ist auf der Nordhalbkugel ein Viertel der Landmasse von Permafrostböden bedeckt.

Tauender Permafrost ist kein Kippelement – science.ORF.at

Klimawandel lässt Gelsen mehr Krankheiten übertragen

Dengue und andere Infektionen nehmen zu

Invasive Mücken dringen in Gebiete vor, die sie zuvor nicht besiedeln konnten. So breitet sich etwa Aedes albopictus in den Norden Europas aus. Diese Mückenart kann außer dem Dengue-Fieber auch das Chikungunya- und das Zika-Virus übertragen. Das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) wies sie in mittlerweile 13 Ländern mit selbsterhaltenden Beständen nach.

Im Vorjahr kam es in neun Ländern auch zu insgesamt 713 lokal erworbenen Infektionen mit dem Westnil-Virus. Knapp ein Zehntel davon endete tödlich.

Durch Gelsen übertragene Krankheiten nehmen zu – science.ORF.at

Kurz gemeldet

Der Klimawandel macht das Fliegen gefährlicher, da er zu häufigeren und stärkeren Turbulenzen führt. Besonders gefährlich sind Klarluft-Turbulenzen, die plötzlich und ohne Vorwarnung auftreten. Diese Turbulenzen haben in den letzten Jahrzehnten zugenommen. Deshalb sollten Passagiere während des gesamten Fluges angeschnallt bleiben.

(FM4-Klimanews)

Den weniger Begüterten wird in der Stadt schneller heiß, weil die Hitzebelastung in Städten ungleich verteilt ist. Deshalb leiden Einkommensschwächere besonders unter Hitzewellen. Wie Forschende der Universität Wien fordern, sollen soziale Ungleichheiten bei der Stadtplanung künftig mehr Beachtung finden.

Hitzebelastung in Städten ist ungleich verteilt – science.ORF.at

Spezielle Bakterien sollen Lachgas fressen und damit Emissionen reduzieren. Distickstoffmonoxid treibt die Erderwärmung und entsteht vor allem bei Verbrennungsprozessen und bei der landwirtschaftlichen Düngung. Es gilt hinter Methan und Kohlendioxid als drittwichtigstes Treibhausgas.

Treibhausgase: Lachgasfresser sollen Emissionen senken – science.ORF.at

Tipp

Reptilien und Amphibien zählen

In Österreich gibt es mehr als 2 Millionen Hausgärten, die eine Fläche von fast 2.000 Quadratkilometern einnehmen. Sie beherbergen oft eine bunte Fauna. Eine Reihe von Umweltschutzorganisationen und Universitäten rufen jetzt dazu auf, Sichtungen von Reptilien und Amphibien im Garten auf der Plattform https://www.artenzählen.at zu melden, egal ob Salamander, Frosch oder Eidechse. Das Projekt ist Teil von BIOM Garten und soll die Biodiversität in Österreich dokumentieren.

https://www.artenzählen.at

Hörtipp

Blumen ohne Gift

So schön ein Bund Rosen für das Auge ist, so schlecht kann er für die Umwelt sein. Wie ein Test rund um den Muttertag zeigte, waren alle 16 untersuchten Blumensträuße mit Pestiziden belastet. Vielfach ist die Belastung 1000x höher als bei Lebensmitteln. Andererseits kann man sich auch schlecht erwarten, dass ein Bund Blumen um 3,99 Euro biologisch im Inland produziert wird. Er kommt im Regelfall aus dem Ausland, wo die Umweltstandards vielfach niedriger sind. MOMENT – NACHHALTIG LEBEN zeigt, was Schnittblumen nachhaltig macht – und warum sie es fast nie sind.

https://oe1.orf.at/programm/20240604/765710/Blumen-ohne-Gift

Pflanzen für den „heißen“ Garten

Ich gehöre zu jenen Menschen, die Rasen nicht unbedingt als Non-plus-Ultra der Gartengestaltung empfinden – nicht zuletzt deshalb, weil ich zur Rasenpflege einfach zu faul bin. Auch eine Wiese mit Gänseblümchen tut’s für mich. Aber ich empfinde das Ministück Grün, in dem unser Haus im Wienerwald steht, als Entspannungsoase. Die Aufteilung lautet einfach: Für das Schöne ist die Frau meines Herzens zuständig, für alles, was man essen kann, bin ich es.

Und wie man in den letzten Jahren merkt, wandelt sich der Garten unter den zunehmenden Temperaturen. Heuer waren etwa die Erdbeeren viel früher dran als sonst. Dem Kohlrabi wurde es hingegen im Frühbeet zu heiß (habe übersehen, es zu öffnen) und er sprang auf.

Wie macht man nun seinen Garten klimafit? Darüber hat sich auch meine Kollegin Barbara Reichmann Gedanken gemacht und einige Tipps zusammengestellt.

Während Sträucher wie Felsenbirne, Kornelkirsche oder Mönchspfeffer gut mit Wetterextremen zurechtkommen, gibt es eine Reihe von Pflanzen, die sich als trojanische Pferde erweisen könnten. Der Sommerflieder (viele nennen ihn auch Schmetterlingsstrauch) hält zwar Trockenheit gut aus, ist aber sehr invasiv, büchst aus und überwuchert alles, ebenso wie die kanadische Goldrute. Viele hitzetolerante Pflanzen sind zudem Neophyten, die einheimische Arten verdrängen und damit auch das Ökosystem verändern, indem sie etwa bestimmten Insektenarten die Nahrungsgrundlage entziehen.

Landschaftsplaner wie Björn Schoas von der Umweltberatung in Wien empfehlen, sich umzusehen, was in der Umgebung wild gut gedeiht, und Anleihen daran zu nehmen.

Mit Trockenheit, Sonne und Hitze komm etwa die einheimische Königskerze gut zurecht, aber auch die Bergminze oder die wilde Malve und natürlich sämtliche Steingartenpflanzen wie die Hauswurz oder die Fetthenne.

Gemüsepflanzen kann man in gewissem Sinn sogar zur Bescheidenheit erziehen: Gießt man sie dosiert, bilden sie tiefe Wurzelsysteme aus. Dadurch finden sie auch bei Trockenheit genug Feuchtigkeit, so der Experte.

Übrigens hat Ö1 schon vor vier Jahren Ideen gesammelt, wie man mit der Hitze im Garten umgehen kann. Auch dort findet man Tipps für die Heißzeit im Grünen – für Balkon und Terrasse genauso wie für das Gärtnern auf 1200 Meter Seehöhe.

https://science.orf.at/stories/3225163

https://www.umweltberatung.at/poster-klimawandel-im-garten

https://oe1.orf.at/collection/671243

Wildschweine dringen auf Almen vor

Klimawandel bringt Wildschweine in höhere Lagen und verursacht Probleme für Almbauern

Im Salzburger Lungau richten Wildschweine erhebliche Schäden auf Almen an. Normalerweise bevorzugen die Tiere tiefere Lagen. Durch den Klimawandel gehen sie jetzt auch in die Höhe. Wildschweine graben die Wiesen um, fressen Wurzeln und suchen nach Insekten. Dadurch werden ganze Felder zerstört, was eine aufwändige Renaturierung erforderlich macht.

Trotz ihrer Kälteempfindlichkeit bewegen sich die Tiere im Lungau mittlerweile in Höhen von 1.400 bis 1.800 Metern. Sie bekommen dort zwar weniger Nachwuchs als im Tal, stören aber das ökologische Gefüge. Besonders gefährdet sind die Gelege von Raufußhühnern, Birkwild und Auerwild.

https://salzburg.orf.at/stories/3258709

Klimawandel in der Triaszeit

Neue Erkenntnisse zur „karnischen Krise“

Vor 233 Millionen Jahren führte eine der größten Umweltkatastrophen der Erdgeschichte zu einem Massensterben in den Meeren – die sogenannte „karnische Krise“.

Ein Team des Naturhistorischen Museums Wien hat die Entwicklungen rund um den globalen Klimawandel der Triaszeit aufgedeckt, vor allem durch Funde in der Region Lunz am See (Bezirk Scheibbs). Ausgelöst wurde die Klimakatastrophe durch gewaltige Vulkanausbrüche in Nordamerika. Sie führten zu einem Treibhausklima und monsunartigen Niederschlägen, die wiederum vermehrt Schlamm in den Tethys-Ozean des Erdmittelalters schwemmten und die Meeresökosysteme in Mitleidenschaft zogen. Die karnische Krise dauerte zwei Millionen Jahre.

https://noe.orf.at/stories/3257987

Defizit bei CO2-Entnahmen

Klimaziele in Gefahr: Staaten müssen mehr tun

Um die Klimaziele zu erreichen, wird es nicht nur nötig sein, weniger CO2 in die Atmosphäre zu einzutragen. Wir müssen Kohlendioxid auch aktiv aus der Luft entfernen. Ein Forschungsteam des Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) hat in einer neuen Studie eine erhebliche Lücke bei den geplanten CO2-Entnahmen aus der Atmosphäre aufgezeigt. Diese Lücke gefährdet das Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Die Studie, die in der Fachzeitschrift „Nature Climate Change“ veröffentlicht wurde, zeigt, dass die aktuellen nationalen Pläne bei weitem nicht ausreichen, um die erforderlichen CO2-Reduktionen zu erreichen.

„Die CO2-Entnahmen sind eine zentrale Säule des Klimaschutzes nach 2050“, erklärt William Lamb, einer der Hauptautoren der Studie. Laut den Forschern müssten die jährlichen CO2-Entnahmen bis 2050 auf 5,1 Gigatonnen steigen, um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen. Die aktuellen Pläne der Staaten sehen jedoch nur eine Steigerung auf maximal 1,9 Gigatonnen vor, was eine Lücke von mindestens 3,2 Gigatonnen hinterlässt.

https://www.nature.com/articles/s41558-024-01984-6

Kurz gemeldet

Am Mittwoch wurde der Erdbeobachtungs-Satellit „Earthcare“ erfolgreich gestartet. Er soll in einer Umlaufbahn in der Höhe von rund 400 Kilometern die Wechselwirkung von Wolken, Aerosolen und Sonneneinstrahlung in der Atmosphäre untersuchen und bessere Klimamodelle und Wettervorhersagen möglich machen.

https://science.orf.at/stories/3225212

Hinweis

Wahl-O-Mat

Wer wird mein:e Klimakandidat:in?

Die Scientists for Future haben gemeinsam mit den Grandparents for Future 19 Fragen erarbeitet und an die Kandidat:innen der EU-Wahl gestellt. Die Fragen reichten von Agrarsubventionen über Energieeffizienz, Green Deal und Klimaresilienz bis hin zur

ökologischen Transformation. Drei Kandidat:innen antworteten (Helmut Brandstätter, (NEOs), Andreas Schieder (SPÖ) und Lena Schilling (Grüne)). Von Reinhold Lopatka (ÖVP) und Harald Vilimsky (FPÖ) kam nach Angaben der Scientist for Future keine Reaktion.

Der Wahl-O-Mat soll dabei helfen, Übereinstimmungen mit den jeweiligen KandidatInnen herauszufinden.

https://eu-klimawahl.at

Tipp

Die Edition Ö1 hat eine CD mit dem Titel „Nachhaltig leben. Ideen für einen verantwortungsvollen Lebensstil“ veröffentlicht (auch als Download). Die Beiträge kommen unter anderem aus der Sendung NACHHALTIG LEBEN bzw. MOMENT-NACHHALTIG LEBEN. Sie widmen sich Initiativen und Ideen, die Aufmerksamkeit verdienen, etwa zur nachhaltigen Nutzung von Mode, Gärtnern im Klimawandel oder „terraner“ Mobilität. Dabei folgen die ausgewählten Hörstücke dem Motto: unseren Wohlstand behalten und trotzdem ambitionierten Klimaschutz betreiben. Die zweiwöchig ausgestrahlte Serie NACHHALTIG LEBEN ist auch als Podcast abonnierbar und dauerhaft im Ö1-Dossier Nachhaltig leben zu finden, wo Ö1 seine vielfältigen Sendungen zum Thema „Nachhaltigkeit“ sammelt.

https://oe1.orf.at/artikel/706216/Nachhaltig-leben

Warmes Wasser

Es ist notwendig, „sich so gut wie möglich an die bereits vorhandenen und zukünftig zu erwartenden Auswirkungen anzupassen.“ Das meinte Boku-Klimatologe Herbert Formayer anlässlich der Präsentation der österreichischen Klimabilanz 2023 in dieser Woche. Der von ihm geleitete Klimastatus-Bericht listet denn auch wieder eine Reihe von zweifelhaften Rekorden auf, die allesamt eine Botschaft haben. „Nicht nur das Schadensausmaß, sondern auch das Gefahrenpotenzial für die Bevölkerung steigt an“, wie Formayer es formuliert.

Mai, Juni und Juli 2023 waren von Gewittern mit Starkregen, Sturmböen und Hagel gekennzeichnet. Im August gab es dann im Süden Österreichs viele Schäden durch Überschwemmungen, Hochwasser oder Murenabgänge. In der Steiermark allein kam es dabei zu rund 280 Erdrutschen, um nur einige Beispiele zu nennen.

Dass diese klimatischen und meteorologischen Veränderungen mehr oder weniger subtil auch unsere Gesundheit treffen, dokumentierte ebenfalls in dieser Woche ein neues Papier der EU-Umweltbehörde EEA. Demnach beeinflussen die zahlreichen Extremwetterereignisse unter anderem unser Trinkwasser. So sind die Wassertemperaturen in den großen europäischen Seen im letzten Jahrhundert um 1 – 3 Grad gestiegen. Die geringeren sommerlichen Wassermengen in den Flüssen tragen zusätzlich zu einer Erwärmung bei.

Durch die höheren Temperaturen wachsen auch Krankheitserreger im Trinkwasser schneller. Genau deswegen kam es zum Beispiel bei vielen Bewohnern im Schwedischen Östersund schon vor fünfzehn Jahren zu einer Parasiteninfektion.

Entlang der Meeresküsten wiederum dringt mehr Salz in das Süßwasser ein. Ein höherer Salzgehalt im Trinkwasser erhöht den Blutdruck und damit die Anfälligkeit für Herz-Kreislaufkrankheiten.

Auch Cyanobakterien wachsen in wärmeren Gewässern schneller, ebenso wie Algen. Erstere produzieren gesundheitsschädliche Gifte.

Diese Liste ließe sich noch lange fortsetzen. Selbst wenn wir es schaffen, die Erderhitzung zu bremsen, kommen wir nicht darum herum, uns mit den neuen Gegebenheiten zu arrangieren und etwa in manchen Gegenden Europas das Trinkwasser zu kühlen, um das Wachstum von Krankheitserregern zu verhindern. Uns mit dem Vermeidlichen zu arrangieren, legt auch Herbert Formayer anlässlich der Klimabilanz nahe: „Anpassungsmaßnahmen und Klimaschutz sind nicht nur für die Land- und Forstwirtschaft, die stark von den Wetterextremen betroffen ist, sondern auch für die Versorgungssicherheit der Bevölkerung ein absolutes Muss und dringend notwendig.“

Korallenbleiche dehnt sich aus

60 Prozent der Korallenriffe weltweit betroffen

Die seit Monaten anhaltende Korallenbleiche in vielen Weltregionen hat sich nochmals deutlich ausgeweitet und betrifft nun neun Staaten und Gebiete mehr als im April. Das teilte jüngst die US-Wetterbehörde NOAA mit. Somit ist das für Korallen lebensgefährliche Phänomen inzwischen in 62 Ländern und Territorien zu finden.

An neu betroffenen Gebieten sind u.a. Regionen in Indien und Sri Lanka dazugekommen. Am massivsten ist die durch die Wassererwärmung verursachte Korallenbleiche in Australien und Thailand. In Thailand sind deshalb in der vergangenen Woche die Pling-Insel und das Riff um den Sirinart-Nationalpark der Ferieninsel Phuket für Besucher gesperrt worden.

Unter bestimmten Voraussetzungen können sich Korallen allerdings auch wieder regenerieren.

https://science.orf.at/stories/3225061

Artenvielfalt auf Wiesen schwindet

Europaweite Datenbank

Auf den Wiesen Europas nimmt die Artenvielfalt rasant ab – auch bisher sehr verbreitete Blumen wie die Margeriten werden dort immer seltener. Das zeigt eine neue Datenbank, an der auch österreichische Forscherinnen und Forscher maßgeblich beteiligt waren, wie science.orf.at schreibt.

Es ist vor allem die intensive Bewirtschaftung, die der Biodiversität in unseren Grünräumen schadet. Dabei sind intakte ökologische Systeme ein wichtiger Schutzfaktor gegen die negativen Auswirkungen der Klimaerwärmung.

Am meisten ist der Rückgang der Artenvielfalt in tieferen Lagen wie dem Alpenvorland und in Alpentälern zu spüren. „Selbst Arten wie die Margerite oder der Wiesensalbei, die früher Allerweltsarten waren, sind heute in vielen Regionen nur noch selten zu finden“, sagt der am Aufbau der Datenbank beteiligte Biodiversitätsforscher Franz Essl. Auch viele Orchideenarten sind am Schwinden. Vor allem die Überdüngung entzieht vielen Pflanzen die Lebensgrundlage, während ungedüngte Magerwiesen durch Artenvielfalt bestechen.

https://science.orf.at/stories/3224972

Kurz gemeldet

Petition für das EU-Renaturierungsgesetz

80% der Lebensräume in Europa befinden sich in einem ökologisch schlechten Zustand. Die EU hat deshalb ein Renaturierungsgesetz angedacht, zu dem aber noch die nötige Mehrheit fehlt. Österreich etwa stimmt dem Vorschlag nicht zu, weil sich die Landeshauptleute dagegen ausgesprochen haben. Eine Petition für die Zustimmung zum EU-Entwurf ist nun unter https://www.renaturierungsgesetz.at/ zu finden. Sie wird u.a. von Kabarettisten wie Josef Hader, Schauspielerinnen, Biobäuerinnen und Menschen aus vielen anderen Berufssparten unterstützt.

Hörtipp

Wildbienen versus Honigbiene

Wenn wir von Bienen sprechen, sind wir meist auf die Honigbiene fixiert. In Österreich leben aber auch etwa 700 Wildbienenarten – Sandbienen, Mauerbienen, Hummeln. Sie sind mindestens ebenso wichtige Bestäuber wie die Honigbienen und sammeln Pollen und Nektar nicht als Dienstleistung für den Menschen, sondern um die eigene Brut zu versorgen. Im Gegensatz zu den Honigbienen sind die Wildbienen sehr gefährdet. Sie leiden unter der intensiven Landwirtschaft, dem Verlust von Lebensraum und Nahrungsquellen, der Bodenversiegelung und dem Klimawandel. Wie sehr das Nutztier Honigbiene ein Konkurrent der Wildbienen ist, wird in Imkerei und Naturschutz intensiv diskutiert. Die DIMENSIONEN fragen nach, ob es eine Koexistenz zwischen Wildbienen und Honig gibt. https://oe1.orf.at/programm/20240514#757348/Wildbienen-versus-Honigbiene

Klimafummeln

Die 1,5 Grad-Erwärmung kommt schneller auf uns zu als gedacht. 1,3 Grad waren es bereits im Vorjahr, verglichen mit der Zeit vor Beginn der Industrialisierung. Der Wille zur Reduktion von fossilen Energieträgern ist dennoch enden wollend. Deshalb rufen viele nach alternativen (komplizierteren) Methoden, um uns vor CO2 und Hitze zu schützen. Eine davon nennt sich Geoengineering. Die Idee: Wir bringen einen chemischen Sonnenschirm in der Atmosphäre aus. Dazu fliegen wir auf eine Höhe von etwa 10 Kilometern und versprühen Schwefelpartikel, die den Planeten dann beschatten. Dass das prinzipiell funktioniert, hat uns die Natur bewiesen – durch Vulkanausbrüche. Beim Ausbruch des Pinatubo 1991 sank die globale Temperatur um 0,5 Grad.

Im Vergleich zum recht einfachen Konzept der Reduktion von Treibhausgasen nimmt sich Geoengineering wie eine hochartistische Schlangenfrau aus, die sich ihre Beine über die Schulter legt und noch unter den Achseln durchfädelt, um sie doppelt zu verknoten. Darüber hinaus besteht die Gefahr, dass die Gewinne aus den Emissionen von Klimagasen wie auch schon in der Vergangenheit privatisiert werden, die Reparaturmaßnahmen aber auf Kosten der Allgemeinheit gehen.

Dessen ungeachtet sind viele WissenschafterInnen wie etwa Blaž Gasparini von der Universität Wien der Ansicht, dass man Geoengineering zumindest erforschen müsse, um mehr über Risiken und Nebenwirkungen zu erfahren. Mehr Aerosole in der Luft könnten etwa die Ozonschicht schädigen, wie Gasparini in einem Interview im Ö1-JOURNAL meinte.

Auch der in Harvard arbeitende deutsche Chemiker Frank Keutsch plädiert dafür, Geoengineering auf die wissenschaftliche Agenda zu setzen und klare Rahmenbedingungen für Zulassung und Anwendung zu entwickeln.

Ich halte es inzwischen für nicht mehr ausgeschlossen, dass bis 2050 Maßnahmen in diese Richtung ergriffen werden. Und das ist ehrlich gesagt erschreckend. Ich vergleiche diese Methoden des Geoengineering gerne mit starken Schmerzmitteln, Opiaten etwa. Es gibt Situationen, da ist es nötig, sie zu nehmen, weil es nicht anders geht. Gleichzeitig braucht man aber meist noch einen stärkeren Eingriff, eine Operation zum Beispiel. Bei der Modifikation der Sonnenstrahlung ist es ähnlich. Sie kann die Maßnahmen, die ergriffen werden müssen, nicht ersetzen, nur kurzfristig die Schmerzen lindern“, betont Keutsch gegenüber science.orf.at.

Enthusiasmus klingt anders. Aber Realismus kann sich genau so anhören. Lassen wir die Chance zu vergleichsweise einfachen Lösungen aus – nämlich die Atmosphäre zuerst einmal gar nicht mit Treibhausgasen anzureichern, dann müssen wir wohl oder übel den Schritt zur großtechnischen CO2-Entfernung aus der Luft bzw. zur chemischen Abschattung machen, um Schlimmeres zu vermeiden. Ein Ausstieg aus der Klimafummelei der letzten 150 Jahre ist das nicht, sondern ihre Fortsetzung.

Klimaänderung braucht Waldumbau

Weniger Bäume klimaresistent als gedacht

In Österreich sind im Schnitt zwölf Baumarten je Quadratkilometer klimatisch fit für das 21. Jahrhundert. Bei stabilem Klima wären es 18 gewesen, wie eine neue Studie unter Beteiligung der Universität Wien zeigt. Im europäischen Durchschnitt sind sogar nur neun Baumarten je Quadratkilometer der globalen Erwärmung gewachsen. Das stellt auch den Waldumbau vor schwierige Herausforderungen. Je nach Gebiet gibt es kaum genügend Baumarten, um etwa die vom Borkenkäfer ruinierten Flächen nachhaltig aufzuforsten. „Bäume, die heute gepflanzt werden, müssen sowohl unter den aktuellen Bedingungen, als auch unter zukünftig deutlich wärmeren Bedingungen zurecht kommen“, wie Johannes Wessely von der Uni Wien in einer Aussendung schreibt.

Das Forschungsteam plädiert für bunt gemischte Wälder mit mindestens drei Baumarten und sehr unterschiedlichen Eigenschaften. In tiefen Lagen seien dies etwa Stieleiche, Winterlinde und Hainbuche. Im Westen Frankreichs und auf der Iberischen Halbinsel tue man sich hingegen schwer, noch ausreichend Bäume zu finden, die bis zum Ende des 21. Jahrhunderts durchhalten können.

https://science.orf.at/stories/3224785

Klimaveränderung wird Haupttreiber für Artensterben

Weniger Biodiversität durch steigende Temperaturen

Früher waren Veränderungen in der Landnutzung der Haupttreiber für das Artensterben – in Zukunft wird es der Klimawandel sein. Das legen neue Modellrechnungen nahe. So werde es zu weltweiten Biodiversitätsrückgängen zwischen knapp unter einem bis fünf Prozent pro Jahrzehnt kommen. Gelingt es, die Erderwärmung auf zwei Prozent zu begrenzen (einem Ziel, von dem wir derzeit noch weit entfernt sind), fällt das Artensterben um 40 bis 74 Prozent niedriger aus als bei einem Szenario ohne Maßnahmen zur Reduktion der Treibhausgasemissionen.

https://science.orf.at/stories/3224747

Kurz gemeldet

Rund 170 Wissenschafterinnen und Wissenschafter fordern in einem Brief an die Landeshauptleute, dass Österreich dem EU-Renaturierungsgesetz zustimmt. Das Gesetz soll mehr Wälder, Moore und Flüsse schützen und der Klima- und Biodiversitätskrise begegnen. Die Bundesländer blockieren bisher die Zustimmung Österreichs in der EU.

https://science.orf.at/stories/3224795

Asien war laut der Weltmeteorologie-Organisation WMO im vergangenen Jahr die von klimabedingten Gefahren am stärksten betroffene Region weltweit. 2023 seien in Asien 79 wetterbedingte Katastrophen im Zusammenhang mit hydro-meteorologischen Ereignissen gemeldet worden, teilte die UNO-Behörde mit. Mehr als 80 Prozent davon waren Überschwemmungen und Stürme. Allein dabei seien mehr als 2.000 Menschen ums Leben gekommen.

Quelle: APA/ AFP

Tipp

Fotowettbewerb zu Klimaschutz

„Individuelle Beiträge zum Umweltschutz in der Europäischen Union würdigen:“ Das ist das Ziel des Fotowettbewerbs, den der Europäische Klimapakt – er ist Teil des Green Deal – ins Leben gerufen hat. Bis Ende Juni können alle interessierten Bürgerinnen und Bürger Fotos einreichen, die ihr eigenes Engagement für den Klimaschutz illustrieren oder auch nur dokumentieren, wie sich etwa ihre Kommune für Klimadinge engagiert.

https://climate-pact.europa.eu/get-involved/capture-your-climate-action-enter-our-photo-competition_en?prefLang=de

Hörtipp

Uganda erstickt im Plastikmüll

Wie kann die weltweite Plastikproduktion eingedämmt werden? Darüber diskutieren ab 23. April Vertreterinnen und Vertreter aus mehr als 175 Staaten in Kanada. Das UNO-Umweltprogramm UNEP will ein verbindliches Abkommen erreichen, doch einige Industrieländer und Ölproduzenten blockieren. Für Uganda und andere afrikanische Länder geht es ums Überleben: Der Victoriasee ist mit Plastik verschmutzt, das Trinkwasser und die Fischerei sind bedroht, wie das JOURNAL PANORAMA dokumentiert hat.

DI | 23 04 2024 – oe1.ORF.at

Was kostet die Klimaerwärmung?

2023 lagen die weltweiten Durchschnittstemperaturen um 1,3 Grad Celsius über jenen der vorindustriellen Zeit. In der Arktis waren es 3,3 Grad und in Europa 2,3 Grad mehr. Vor kurzem hat der Europäische Klimawandeldienst Kopernikus gemeinsam mit der Weltorganisation für Meteorologie diese Zahlen im Bericht über den europäischen Stand des Klimas 2023 veröffentlicht. Dazu eine detaillierte Auflistung all jener Phänomene, die mit der Klimaerwärmung zunehmen: Dürre ebenso wie Starkregen, Waldbrände und

Überflutungen, Hitzewellen. Auch die Auswirkungen des Klimawandels auf die menschliche Gesundheit hat der Bericht dokumentiert.

Aber wie ist dem am effektivsten entgegenzusteuern? Eine Reduktion der Treibhausgase scheint vielfach teuer. Die entsprechenden Maßnahmen sind allerdings weitaus billiger als gar nicht zu handeln. Das macht eine Studie in der Fachzeitschrift Nature deutlich, die im letzten Newsletter bereits angesprochen wurde. Die DIMENSIONEN haben darüber mit einem der drei Studienautoren, dem Physiker und Leiter der Abteilung für Komplexitätsforschung am Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung, Anders Levermann, gesprochen.

Klimakosten, Emissionen, Kamele, Kontinente, 25.04. | Ö1 | ORF-Radiothek

Es könnte teuer werden!

Die Erderwärmung ist nicht nur ein physikalisches Geschehen. Sie verändert auch unser Zusammenleben, unsere Landwirtschaft, unsere Natur – und unsere Brieftasche. Wie sehr die steigenden Temperaturen den kollektiven Kontostand unserer Gesellschaft treffen werden, zeigt die neueste Studie des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung PIK. Demnach schrumpfen die Einkommen in den nächsten 25 Jahren weltweit um 19 Prozent, verglichen mit einer Welt ohne Klimaerwärmung. Für Österreich prognostiziert das Wissenschafterteam einen Einkommensverlust von 12 Prozent. Dabei hat das PIK für unser Land auch ein Ost-Westgefälle identifiziert: Das Burgenland und Wien verlieren mit rund 16 Prozent mehr als etwa Tirol mit 8 Prozent.

Laut PIK liegt das daran, dass sich die flacheren Regionen im Osten Österreichs stärker erwärmen bzw. schon erwärmt haben. Weiter steigende Temperaturen wirken sich überproportional stark auf Ernteerträge und die Arbeitsproduktivität aus. Dazu kommen noch direkte Kosten für Klimaschäden wie Dürren oder Überschwemmungen.

Diese Verluste sind im Übrigen durch die Trägheit der Klimaentwicklung kaum mehr vermeidbar. Umso nötiger ist es, die Emissionen so einzudämmen, dass sie zumindest in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts nicht mehr steigen. Ansonsten könnten wir bis zu 60% unseres Einkommens verlieren, wie das PIK meint.

Spannend ist allerdings ein anderer Schluss aus den Berechnungen der Potsdamer: Die Kosten für die Reduktion der Treibhausgase betragen nur ein Sechstel der Kosten für die Schäden (das sind global 35 Billionen Euro)! „Es kostet uns viel weniger, das Klima zu schützen, als dies nicht zu tun“, so Studienleiterin Leonie Wenz.

Dies führt auch die irreführende Verzichtsdebatte ad absurdum, mit der Teile der Industrie oder Agrarlobbyisten warnen, dass Klimaschutz an einen Verlust von Wohlstand gebunden sei, weil wir unsere Gewohnheiten ändern müssen. Das Gegenteil ist der Fall. Eine nachhaltigere Ernährung oder nachhaltigere Fortbewegung wird im Gegenteil unseren Wohlstand sichern, abgesehen davon, dass wir damit gesünder leben und sicherer und bequemer unterwegs sind, um nur zwei Beispiele zu nennen, wie wir von einer Änderung unseres Lebensstils profitieren können.

Der Klimawandel wird Arm und Reich treffen – aber Erstere weitaus mehr. Das zeigt sich auch daran, dass die Einkommensverluste für die Südhalbkugel auf 30% geschätzt werden.

https://science.orf.at/stories/3224629

Frühe Blüte wird normal

Kulturpflanzen

Die Marille in der Wachau hat heuer zwei bis drei Wochen früher geblüht als üblich. Auch Raps oder Birne waren sehr früh dran mit der Blüte. Das ist allerdings nicht mehr ungewöhnlich. Aufgrund der steigenden Temperaturen verschiebt sich die Blütezeit schon seit Jahren nach vorne – mit Problemen für die Landwirtschaft. Einerseits können Spätfröste großen Schaden anrichten, andererseits entwickeln sich dadurch auch Schädlinge wie Rüben- und Rapsstängelrüssler schneller.

Dafür wird nun die Pflanzung neuer Kulturpflanzen möglich, etwa Honigmelonen in Schladming.

Kulturpflanzen: Frühe Blüte als neue Normalität – news.ORF.at

Klimaklage erfolgreich

EGMR verurteilt die Schweiz

Klimaschutz ist ein Menschenrecht. Das hat der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) nun bestätigt. Dem war eine Klage von Schweizer Seniorinnen und Senioren vorangegangen, wonach die Schweiz nicht genug gegen den Klimawandel unternehme. Viele betrachten das Urteil als historisch und sehen darin einen möglichen Wendepunkt im Kampf gegen die Erderwärmung, da es Regierungen zu einer ehrgeizigeren Klimapolitik zwingen könnte.

Klimaklagen: EGMR verurteilt Schweiz – news.ORF.at

https://religion.orf.at/stories/3224627

Manifest für Insekten

Kein Mensch ohne die Sechsbeiner

Ein „Manifest für Insekten“ hat die Biologin Dominique Zimmermann vom Naturhistorischen Museum in Wien mit dem Künstler Edgar Honetschläger verfasst. „Ohne Insekten gibt es keine Menschen“, so Zimmermann in ihrem Buch „Insektengeflüster“.

Wissenschaftlich beschrieben sind rund eine Million Insektenarten, Schätzungen gehen aber von fünf bis sieben Millionen Arten weltweit aus.

Speziell an Land würden die Insekten nicht nur hinsichtlich ihrer Artenzahl, sondern auch durch ihre Biomasse alle anderen tierischen Organismen übertreffen. Allein die Termiten zusammen wiegen so viel wie die Menschen. Insekten würden „unser System ’schmeißen‘. Sie sind nicht unsere ‚Mitbewohner‘, sie sind die Mehrheit“, so Zimmermann.

(Quelle: APA – Austria Presse Agentur)

Kurz gemeldet

Für eine Rückkehr der Wälder in die Städte plädiert Viktor Bruckmann von der ÖAW. Ein Baum spende nicht nur Schatten, sondern verdunste auch Wasser, was wiederum die Umgebungstemperatur senkt. Auch die Biodiversität profitiert von einem Wald in der Stadt.

EGU24: Wälder auch für Städte wichtig – science.ORF.at

Am 7. April hat Österreich alle natürlichen Ressourcen verbraucht, die die Erde innerhalb eines Jahres auf der Fläche unseres Landes erneuern kann. Verantwortlich für den hohen Ressourcenverbrauch sind in Österreich vor allem Bauindustrie und Verkehrsbereich.

Österreich: Natürliche Ressourcen der Erde verbraucht – science.ORF.at

Hitzewellen könnten in Europa zukünftig noch viel extremer, länger und intensiver ausfallen, als bisher vermutet. Das sagen ForscherInnen auf der derzeit in Wien stattfindenden Konferenz der European Geoscience Union.

Klimaerwärmung: Europa drohen extreme Hitzewellen – science.ORF.at

Zahl der Woche

Durch Waldbrände wurden 2023 in der EU 20 Millionen Tonnen CO2 emittiert. Das entspricht einem Drittel der Treibhausgasemissionen durch Europas Flugverkehr.

(Quelle: JRC – Joint Research Center der EU)

Tipp

Planet Matters-Frühlingsputz

Vor zwei Jahren hat der 23jährige Felix Krainer Planet Matters ins Leben gerufen –  eine Social-Media-Initiative zur kollektiven Müllsammelaktion. Zusammen mit seiner TikTok-Community, die nach eigenen Angaben über 3 Millionen Mitglieder zählt, reinigt er öffentliche Plätze, Strände, Gewässer und Grünflächen von Plastik und anderen Abfällen und postet davon unterhaltsame Kurzvideos. Bis 30. April tourt Planet Matters nun durch Österreich, um mit Hilfe von Freiwilligen achtlos weggeworfenen Müll zu sammeln.  

Hörtipps

Was werden wir morgen essen?

Während die einen auf Fleisch aus dem Labor hoffen oder sich vegan ernähren, betrachten andere Schweinefleisch um 5 Euro pro Kilo als Menschenrecht. Letzteres ist für die Erdernährung Gift. Denn die Fleischproduktion verschlingt insgesamt viel Ackerfläche und ist energetisch nicht sehr effektiv, deshalb auch ressourcenintensiv. Aber Ernährung hat auch viel mit Gewohnheit und Emotion zu tun. Das JOURNAL PANORAMA erkundet, wohin sich unsere Ernährung vor allem unter dem Eindruck der Klimakrise entwickeln könnte.

https://oe1.orf.at/player/20240417/755950

Nachhaltig reisen

Klimaschonend, sozialverträglich und naturfreundlich zu reisen, ist nicht aufwändig, wenn man ein paar Grundregeln beachtet. Die Touristikerin Anna Kodek, die auch einen Newsletter und Blog für nachhaltigen Tourismus schreibt, empfiehlt in NACHHALTIG LEBEN zum Beispiel, „langsamer, länger und näher zu verreisen.“ Und wenn es eine Fernreise wird, sollte man sie als Kostbarkeit betrachten.

https://oe1.orf.at/player/20240412/755704