Autor: Franz Zeller

Geschummelt

Einen Teil unseres Lebens können wir uns nur leisten, weil wir nicht auf die wahren Kosten schauen und andere die Zeche berappen. Das trifft den motorisierten Verkehr und Flugreisen ebenso wie einen speziellen Zweig des Fischfangs, die Schleppnetz-Fischerei. Deren wahre (ökologische wie ökonomische) Kosten hat nun eine Studie rund um ein National Geographic Forschungsteam zu beziffern versucht und ist dabei zu horrenden Zahlen gekommen.

Bei der Schleppnetzfischerei kratzen Netze, die teilweise so groß sind, dass sie sieben Jumbo-Jets aufnehmen könnten, über den Meeresboden und nehmen fast alles an Leben mit, was ihnen in den Weg kommt. Bis zu 75 Prozent des Fangs sind Beifang, also Fische, die unerwünscht sind im Netz.

Die Schleppnetzfischerei schafft einerseits Arbeitsplätze und versorgt uns mit Proteinen. Diesen positiven Wert beziffert die Studie für Europa jährlich mit 1,1 Milliarden Euro. Andererseits verursacht sie hohe ökologische Schäden, etwa weil durch die Beschädigung des Meeresbodens CO2 frei und die Biodiversität enorm in Mitleidenschaft gezogen wird. Dieser Schaden könnte bis zu 11 Milliarden Euro betragen. Ein krasses Missverhältnis.

Besonders bemerkenswert ist, dass 60% aller europäischen Meeresschutzgebiete mit Schleppnetzen befischt werden. Das führt am Beispiel Norwegens dazu, dass die Biodiversität außerhalb der Schutzgebiete teilweise höher ist als innerhalb. „Die Schleppnetzfischerei in Europa zerstört das Meeresleben in mehr als der Hälfte der Gebiete, die eigentlich gesetzlich geschützt sein sollten. Die Schleppnetzfischerei in Meeresschutzgebieten ist nicht nur eine ökologische Beschädigung, sondern auch ein wirtschaftliches Versagen“, kommentiert Enric Sala, National Geographic Explorer in Residence und einer der Autoren der Studie.

Besonders pikant dabei: Europäische Länder wie Norwegen, Dänemark, Schweden, Großbritannien und Italien fördern die Schleppnetzfischerei mit rund 1,3 Milliarden Euro jährlich – klassische klimaschädliche Subventionen, die sich nicht um die gesellschaftlichen Gesamtkosten scheren. Laut einer Nature-Studie könnten die Kohlendioxid-Emissionen aus der Schleppnetzfischerei so hoch sein wie jene aus dem Flugverkehr.

Würde man die Schleppnetzfischerei nur in den europäischen Meeresschutzgebieten stoppen, würde sich die Öffentlichkeit Milliardenkosten ersparen. Aber es sind Kosten, die unsichtbar bleiben. Und deshalb kostet der Kabeljau am Teller weitaus mehr als auf dem Rechnungszettel steht.  

https://science.orf.at/stories/3229455

Gebirge als Wasserspeicher

Weltwasserbericht

Gebirge und Hochgebirge sind essenzielle Quellen und Speicher für Süßwasser sowie entscheidend für die Ernährungs- und Energiesicherheit von über drei Milliarden Menschen. Das betont der kürzlich erschienene Weltwasserbericht der UNO. Besonders Gletscher sind in Dürreperioden wichtig, da sie Wasser speichern und über das Jahr verteilt liefern. Bei Dürre etwa schmelzen sie stärker und versorgen trockene Gebiete mit Wasser. Forschende plädieren angesichts des Klimawandels für Anpassungsstrategien wie künstliche Stauseen und einen umsichtigeren Umgang mit Wasserressourcen.

https://science.orf.at/stories/3229411

Pasterze schmilzt

Gletscherschwund

Pro Jahr verliert die Pasterze am Fuß des Großglockners bis zu zwei Meter Eisdicke. Laut Geosphere Austria könnte sie daher bald den Status des größten Gletschers Österreichs einbüßen. Bis 2050 wird der untere Teil – die Gletscherzunge – wohl verschwinden.

2025 wurde von der UNO zum Internationalen Jahr zur Erhaltung der Gletscher erklärt. Der Filmemacher Harry Putz hat über das Sterben der Gletscher in den Alpen einen Film gedreht.REQUIEM IN WEISS stellt anhand von 14 Gletschern in Österreich, Deutschland, Italien und der Schweiz die Frage: Wie wollen wir unsere Gletscher verabschieden.  

REQUIEM IN WEISS – FREILUFTDOKU

https://science.orf.at/stories/3229387

Textilkonsum in der EU auf Rekordniveau

Umweltbelastung durch steigenden Verbrauch

Menschen in der EU verbrauchten im Jahr 2022 durchschnittlich 19 Kilogramm Textilien, darunter acht Kilogramm Kleidung, vier Kilogramm Schuhe und sieben Kilogramm Haushaltstextilien. Das ist mehr als in den Vorjahren, wie die Europäische Umweltagentur (EEA) berichtet.

Der hohe Textilkonsum belastet die Umwelt und das Klima durch den Verbrauch von Materialien, Wasser und Landfläche sowie durch Emissionen, Chemikalien und Mikroplastik. Der Bericht fordert Politik, Industrie und Verbraucher auf, zu langlebigeren und recycelbaren Textilien überzugehen, um die Umweltbelastung zu reduzieren und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit der EU zu stärken.

Im Jahr 2022 wurden in der EU rund 6,94 Millionen Tonnen Textilmüll erzeugt, wobei 85 Prozent der Textilabfälle nicht getrennt gesammelt wurden. Ab dem 1. Januar 2025 müssen Textilien gemäß einer EU-Richtlinie zumindest getrennt vom restlichen Müll entsorgt werden. Nachhaltige Recyclingkonzepte fehlen allerdings noch.

https://orf.at//stories/3388640

Kurz gemeldet

Österreich hat den „Overshoot Day“ bereits am 29. März erreicht und damit seine natürlichen Ressourcen neun Tage früher als im Vorjahr aufgebraucht. Berechnet wird er von der Umweltschutzorganisation Global Footprint Network. Damit liegt Österreich beim Ressourcenverbrauch wieder ganz vorne. Negativer Spitzenreiter ist Katar, das schon am 6. Februar seinen Overshoot Day erlebt hat.

https://orf.at//stories/3388975

Ein neues Batterieforschungszentrum hat am 1. April in Graz seinen Betrieb aufgenommen. „Battery4Life“ forscht an innovativen Batterietechnologien für Elektrofahrzeuge mit dem Ziel, Batterien effizienter und nachhaltiger zu machen.

https://steiermark.orf.at/stories/3299278

Das Verschwinden der Weißen Haie hat schwerwiegende Folgen für das Ökosystem der Meere. Das zeigen Daten aus einer Atlantik-Bucht vor Südafrika. Der Verlust der Raubtiere beeinflusst das gesamte Nahrungsnetz negativ und schädigt viele Tiere, von Robben bis zu kleineren Haiarten und Fischen.

https://science.orf.at/stories/3229552/

Grüner Stahl

Stabilität, vor allem bei großen Bauten, hat manchmal auch ihren ökologischen Preis. So trägt die Stahlindustrie zwischen 7 und 9 Prozent zum globalen Treibhausgas-Ausstoß bei. Um Erz in Stahl zu verwandeln, braucht es viel Energie aus Koks und Erdgas. Und beim Transformationsprozess entsteht noch extra CO2.

Viele Stahlunternehmen arbeiten aber bereits an klimafreundlicheren Produktionsprozessen. So entsteht derzeit in Nordschweden das erste Werk, das den begehrten Baustoff in großindustriellem Maßstab ausschließlich aus erneuerbaren Energien erzeugen möchte. 2026 soll der Betrieb des Startups Stegra in der Stadt Boden starten.

Der für den Umwandlungsprozess des Erzes nötige Wasserstoff soll durch Elektrolyse aus erneuerbaren Stromquellen erzeugt werden. Schon im nächsten Jahr will Stegra damit 2,5 Millionen Tonnen Stahl erzeugen, später 4,5 Millionen Tonnen pro Jahr.

Wie t3n.de berichtet, ist Stegra davon überzeugt, den Stahl auf Grund der erneuerbaren Energien zum gleichen Preis herstellen zu können wie in der konventionellen, fossilen Erzeugung. Trotzdem wird es für den grünen Stahl um 20 – 30 Prozent mehr verlangen, um die 4.5 Milliarden Dollar für den Bau des Werkes hereinzuspielen.

Einige Kunden wie zum Beispiel Automobilhersteller, die ihre Treibhausgasemissionen reduzieren und im Marketing auf Umweltfreundlichkeit setzen wollen, sind offenbar bereit, den Aufschlag zu zahlen.

Gegen ausländische Billig-Stahlanbieter werden auch Regeln  der Europäischen Union helfen: Die EU hat über den Carbon Border Adjustment Mechanism festgelegt, dass die Klimaemissionen von importiertem Stahl und anderen Rohstoffen gemeldet werden müssen. Ab 2026 müssen die Lieferanten dann Abgaben zahlen, die sich am Treibhausgas-Ausstoß der Materialien orientieren. Was den grünen Stahl aus der EU indirekt verbilligt.

Wie ein deutscher Bericht aus dem Mai 2024 prognostiziert, würde eine großflächige Umstellung auf grüne Stahlherstellung dessen Preis bis 2030 zwar um maximal 42 Prozent verteuern, 2045 wäre er aber bereits um 28 Prozent günstiger als konventionell hergestellter.

Auch die heimische voestalpine ist längst dabei, an einer klimafreundlicheren Stahlerzeugung zu arbeiten.

Als einer der größten CO2-Emittenten in Österreich plant der Konzern bis 2027 zwei seiner fünf Hochöfen durch mit Strom betriebene Elektrolichtbogenöfen zu ersetzen. 1,5 Milliarden wird die Umstellung kosten. Damit sollen ab 2027 bis zu 2,5 Mio. Tonnen CO2-reduzierter Stahl produziert werden. Der Strom dafür soll so weit wie möglich aus erneuerbaren Quellen kommen.

Wasserstoff wird vielfach noch aus fossilen Rohstoffen hergestellt. Die Produktion aus Erneuerbaren verlangt viel Energie, verliert man doch bei der Erzeugung von Wasserstoff durch Elektrolyse selbst im optimalen Fall mindestens 20 Prozent, im Regelfall jedoch 40 – 60 Prozent.

Wir werden uns deshalb überlegen müssen, wofür wir den „teuren“ Energieträger Wasserstoff in Zukunft verwenden wollen. Ihn in PKWs zu verbrennen, während die Industrie für ihre Wettbewerbsfähigkeit darauf angewiesen ist, ist möglicherweise nicht sehr sinnvoll.

https://t3n.de/news/emissionsfreier-stahl-das-weltweit-erste-werk-entsteht-in-schweden-im-industriellen-massstab-1666416

Keine Abschwächung der Atlantikzirkulation

Europas Wettermotor stabil

Eine Studie der Universität Bern und der Woods Hole Oceanographic Institution zeigt, dass sich die Ozeanzirkulation im Nordatlantik, einschließlich des Golfstroms, in den letzten 60 Jahren nicht abgeschwächt hat. Diese Ergebnisse widersprechen bisherigen Annahmen und relativieren frühere Studien, die eine Abschwächung nahelegten.

Die atlantische Umwälzströmung ist unter anderem für das relativ milde Klima in Europa verantwortlich. Bricht sie zusammen, sinken die Durchschnittstemperaturen um mehr als 10 Grad, so die Berechnungen.

Die Forscher nutzten einen neuen methodischen Ansatz mit 24 Erdsystemmodellen und Beobachtungen des Wärmeflusses zwischen Ozean und Atmosphäre. Das Forschungsteam zweifelt allerdings nicht daran, dass der Klimawandel die Umwälzströmung schwächen wird, unsicher ist aber, wie stark.

https://mediarelations.unibe.ch/medienmitteilungen/2025/medienmitteilungen_2025/atlantikzirkulation_seit_jahrzehnten_stabil/index_ger.html

Trockenperioden werden noch trockener

Versteckte Megadürren

Eine Studie mit österreichischer Beteiligung zeigt, dass Megadürren in den letzten 40 Jahren häufiger, länger und intensiver geworden sind. Diese Dürren verursachen erhebliche Vegetationsschäden und betreffen immer größere Landflächen. Besonders betroffen sind Regionen wie das östliche Kongobecken und die Amazonasregion, aber auch in Österreich traten fünf der zehn größten Trockenheitsereignisse erst jüngst, zwischen 2007 und 2018 auf. Einige Dürren in tropischen und borealen Wäldern sind laut Studie weniger sichtbar sind, da diese Regionen länger auf Wasserreserven zurückgreifen können. 

Versteckte „Megadürren“ nehmen zu – science.ORF.at

Kurz gemeldet

Der durch die Erderwärmung tauende Permafrost setzt nicht nur Treibhausgase frei, die die Erhitzung weiter antreiben. Der Prozess bedroht auch die 3 Millionen auf Permafrost lebenden Menschen, weil die Infrastruktur leidet, Verkehrs- und Versorgungswege unterbrochen werden oder sich die Wasserqualität verschlechtert.

https://science.orf.at/stories/3228469

Die Weltwetterorganisation (WMO) hat 2025 zum „Internationalen Jahr zur Erhaltung der Gletscher“ erklärt. Weltweit gibt es rund 275.000 Gletscher. Pro Jahr trägt die Gletscherschmelze einen Millimeter zum Anstieg des Meeresspiegels bei. 

https://science.orf.at/stories/3228538

Die intensive Landwirtschaft dezimiert die Schmetterlingsvielfalt. Das zeigt eine neue Studie aus Salzburg, die auf Daten von 1990 bis 2022 zurückgreift. Neben dem Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden hat auch der Verlust von Lebensräumen zu einem dramatischen Artenverlust in niederen Lagen geführt.

Dramatischer Artenschwund bei Schmetterlingen – salzburg.ORF.at

Mikroplastikemissionen aus dem Straßenverkehr können das Klima beeinflussen, wie eine Studie der Universität Wien zeigt. Der Abrieb von Autoreifen, Straßenmarkierungen, Asphalt und Bremsbelägen trägt u.a. zur Bildung von Wolken und Eiskristallen bei.

https://science.orf.at/stories/3228766

Es ist was es ist

Berichte über Klimaphänomene lesen sich vielfach wie eine pausenlose Rekordjagd. Deshalb scheuen sich viele von uns schon, Höchsttemperaturen und andere Maximalphänomene als Rekorde zu benennen, sind doch Rekorde normalerweise positiv belegt.

Dessen ungeachtet ist das zu Ende gehende 2024 auf dem besten Weg, das heißeste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen zu werden. (Ähnliches kann man von fast allen Jahren der jüngeren Vergangenheit sagen.)

Viel wichtiger erscheint mir, von den magischen Durchschnittszahlen der Erderwärmung (laut Daten des EU-Klimadienstes Copernicus liegen wir heuer weltweit im Schnitt 1.3 Grad über dem vorindustriellen Niveau) auf die lokalen Auswirkungen der Erhitzung zu schauen. Und die sind regional ganz unterschiedlich, wie jetzt auch eine Veröffentlichung zeigt, die mit Hilfe des IIASA in Laxenburg entstanden ist.

In Regionen wie Zentralchina, Japan, Korea, der Arabischen Halbinsel, Ostaustralien und Teilen Südamerikas sowie der Arktis nimmt die Hitze deutlich schneller zu als die Durchschnittstemperaturen. Das zeigt sich an Hitzewellen, die nun viel häufiger auftreten als in der Vergangenheit.

Das „intensivste und konsistenteste Signal“ erhielt das Forschungsteam aus Nordeuropa. Dort führte eine Reihe von Hitzewellen 2022 zu rund 60.000 Todesfällen und 2023 zu 47.000 Todesfällen. Auch Deutschland, Frankreich, Großbritannien und die Niederlande waren von der Hitze betroffen, ebenso wie Österreich, Frankreich, Ungarn, Slowenien, Norwegen und Schweden, wo neue Höchsttemperaturen gemessen wurden.

Beachtlich ist, dass die Temperaturen in diesen Regionen schneller steigen als die Prognosen der Wissenschaft vorhergesagt haben. Der Vorwurf des Alarmismus, den man Forscherinnen und Forschern gern macht, geht also ins Leere. Eher müsste man Teilen der Wissenschaft in diesem Zusammenhang Verharmlosung vorwerfen.

Umgekehrt gibt es allerdings auch Regionen, die sich viel langsamer erwärmen als von den Modellen vorhergesagt. Dazu gehören weite Gebiete im Norden der USA und im Süden Kanadas, das Innere Südamerikas, ein Großteil Sibiriens, Nordafrika und Nordaustralien.

Unklar ist, was die lokalen Veränderungen antreibt oder bremst. Klar sind für den Hauptautor der Studie, Kai Kornhuber vom IIASA, jedoch die Konsequenzen: „Aufgrund ihres beispiellosen Charakters sind diese Hitzewellen in der Regel mit sehr schweren gesundheitlichen Auswirkungen verbunden und können verheerende Folgen für Landwirtschaft, Vegetation und Infrastruktur haben. Wir sind nicht darauf vorbereitet, und wir können uns möglicherweise nicht schnell genug anpassen.“

2025, geht es nach der Prognose des UK-Met Office weiter aufwärts mit den Temperaturen, obwohl El Niño nächstes Jahr eigentlich einen kühlenden Effekt haben sollte.

Es gibt allerdings auch Gründe, einen kühlen Kopf und Hoffnung zu bewahren. Der WWF zum Beispiel sammelt seit einiger Zeit bewusst „good news“ rund um Klima und Artenschutz. Lassen Sie sich auch von diesen positiven Projekten, etwa zur Wiederansiedlung des Störs in der Donau, Tigern in Bangladesch oder der Renaturierung von Seitenarmen der Drau  inspirieren.

Geosphere Austria: 2024 bisher wärmstes Jahr in Österreich – science.ORF.at

Bergsommer lieferte Temperaturrekorde – tirol.ORF.at

Dürres Ergebnis

UNO-Konferenz ohne verpflichtende Maßnahmen gegen Wüstenbildung

285 Milliarden Dollar: So hoch ist der Schaden, den durch Umweltzerstörung verursachte Dürren laut UNO pro Jahr auf unserem Planeten verursachen.

Dennoch endete die jüngste UNO-Konferenz zur Wüstenbildung in Saudi Arabien ohne verpflichtende Übereinkunft. Vor allem afrikanische Länder hatten auf ein verbindliches Protokoll gehofft.

Eine große Hürde bildet das Einstimmigkeitsprinzip, bei dem jeder Beschluss von allen 197 Vertragsstaaten genehmigt werden muss. Blockaden beim Klimaschutz verschärfen die Dürren zusätzlich, da längere und härtere Trockenperioden fruchtbare Böden austrocknen lassen.

Ein grüner Hoffnungsschimmer zeigt sich in der Sahelzone mit der „Großen Grünen Wand“. Da ist ein von Menschen gepflanzter Grüngürtel, der sich quer durch die Sahara erstreckt und einer weiteren Ausbreitung der Wüste entgegenwirken soll. Bis 2030 sollen dadurch 100 Millionen Hektar Böden wieder fruchtbar gemacht und 250 Millionen Tonnen CO2 aufgenommen werden. Die Österreichische Entwicklungszusammenarbeit unterstützt das Projekt seit 2020 mit rund 4,5 Millionen Euro.

https://orf.at/stories/3378981

Raschere Erderwärmung als prognostiziert

Neue Berechnungen mit Künstlicher Intelligenz

Europa droht bis 2060 eine Temperaturerhöhung von mindestens drei Grad im Vergleich zu vorindustriellen Werten, wenn der Treibhausgasausstoß weiter steigt. Das zeigt die KI-gestützte Analyse eines Forscherteams. Die Prognosen mit Hilfe Künstlicher Intelligenz sehen eine raschere Erwärmung als bisher angenommen.

Europa erwärmt sich schneller als der globale Durchschnitt: 2023 war es am Kontinent bereits 2,3 Grad wärmer, während der globale Durchschnitt bei 1,48 Grad lag. Bis 2060 könnten 26 von 34 weltweit untersuchten Regionen, darunter vier in Europa, die Drei-Grad-Grenze überschreiten.

https://orf.at//stories/3378597

Kurz gemeldet

Das Klimaschutzministerium hat den endgültigen Nationalen Energie- und Klimaplan (NEKP) an die EU-Kommission übermittelt. Er ähnelt stark der Version, die bereits im August verschickt wurde, und hat zum Ziel, die Emissionen um 46-48 Prozent zu senken.

https://orf.at/stories/3379463

Laut Weltnaturschutzunion (IUCN) sind 50% der Mangrovenwälder in schlechtem Zustand und 20% stark gefährdet. Im Haus des Meeres in Wien gelang erstmals eine Nachzucht von Mangroven, die auf die Bedeutung und Bedrohung der einzigartigen Wälder aufmerksam machen sollen.

Einzigartige Ökosysteme: Hälfte der Mangrovenwälder in Gefahr – science.ORF.at

Über Jahrtausende hat die arktische Tundra Kohlenstoffdioxid im gefrorenen Boden und in Bäumen gespeichert. Nun gibt sie einem Bericht zufolge mehr CO2 in die Atmosphäre ab, als sie aufnimmt. 

US-Klimabehörde: „Dramatische Veränderungen“ in Arktis – science.ORF.at

Hörtipp:

Lithium aus der Andenregion

Lithium-Batterien sind das neue Öl, prophezeite Elon Musk 2022, als die Preise für das Metall in die Höhe schossen. Lithium ist entscheidend für die grüne Transition und perfekt für langlebige Batterien von E-Autos.

Über die Hälfte der weltweiten Lithiumvorkommen werden im „Lithiumdreieck“ vermutet: dem Norden Chiles, Argentiniens und dem Süden Boliviens.

Argentiniens Präsident Javier Milei erlaubt ausländischen Unternehmen den Zugang zu Lithium, während Bolivien auf Verstaatlichung setzt. Chiles Regierung unter Gabriel Boric verfolgt einen Mittelweg über öffentlich-private Partnerschaften, die das ganze Land am „weißen Gold“ teilhaben lassen wollen.

In vier Teilen beleuchtet das RADIOKOLLEG die Hintergründe des Lithiumabbaus im Länderdreieck.

Lithium aus der Andenregion (1), 09.12. | Ö1 | ORF-Radiothek

Wohin?

Was ist klimafreundlicher Beton? Immerhin darauf konnte man sich bei der COP29 in Baku mittlerweile einigen. Aber ansonsten hat der Klimagipfel bis Freitagfrüh sehr wenige Ergebnisse gebracht.

Diese „Conference of the Parties“ entwickelt sich immer mehr zu einer jährlichen Traditionsveranstaltung, in der auf der einen Seite Politikerinnen wie Leonore Gewessler in Kurzreden vehement „neue und ehrgeizige“ nationale Klimaziele fordern, und auf der anderen Seite 1.800 Lobbyisten für das fossile Weiterwirtschaften verbindliche Abmachungen so weit wie möglich verhindern.

Der Gastgeber, der aserbaidschanische Staatschef Aliyev pries Öl und Gas als ein „Geschenk Gottes“, womöglich in völliger Unkenntnis, dass sich Geschenke auch wandeln und zum Danaer Geschenk werden können. So ganz erschließt sich den fernen Beobachtern auch die Logik hinter den Austragungsstätten nicht: Dass just in einer Zeit der eskalierenden Hitze hintereinander zwei Staaten zum Austragungsort werden (im Vorjahr waren es die Vereinigten Arabischen Emirate mit Dubai), die ihr Budget mit fossiler Energie befeuern, ist mehr als fragwürdig.

Im neuesten Klimaschutzindex (CCPI) liegen denn auch die VAE zusammen mit Saudi-Arabien und dem Iran auf den letzten Plätzen. Weil es keinem der 63 untersuchten Länder gelungen ist, mit seinen Maßnahmen auf den 1,5 Grad-Pfad einzuschwenken, blieben die ersten drei Plätze erneut leer. Vorbildliche Staaten gibt es dennoch: Ganz oben steht Dänemark. Mit seiner Klimapolitik und der Förderung der erneuerbaren Energien konnte es seine Emissionen seit 1990 halbieren. Daneben haben auch Norwegen und Schweden bei den Erneuerbaren mit Sehr Gut abgeschnitten.

Österreich rückte im Ranking immerhin 9 Plätze vor, von Platz 32 auf Rang 23. Der große Sprung ist klimapolitischen Maßnahmen zu verdanken wie etwa den Subventionen im Gebäudebereich oder dem Klimaticket im Verkehrssektor. Verbindliche Sektorenziele fehlen hierzulande allerdings. Sie sind 2020 ausgelaufen und wurden nicht neu definiert. Auch sind die Emissionen seit 1990 nicht wesentlich gesunken. Dazu stagnieren wir bei den Erneuerbaren, allerdings auf hohem Niveau.

In Baku fordern die Entwicklungsländer in der Zwischenzeit, die Industrieländer mögen ausreichend Hilfsgelder für die Bekämpfung der Klimakrise locker machen, wo sie sie doch verursacht hätten. Der Bedarf an externen Hilfen beträgt laut einer unabhängigen UN-Expertengruppe bis 2030 rund eine Billion US-Dollar pro Jahr, bis 2025 sollen es sogar 1,3 Billionen sein – 10 bis 13-mal mehr, als bisher an Klimahilfe fließt.

Gegen Mittag wurde von der aserbaidschanischen Präsidentschaft der Konferenz ein Vorschlag vorgelegt, wie sehr sich die Industriestaaten mit Zahlungen an der Bekämpfung der Klimakrise gerade gegenüber ärmeren, leidtragenden Staaten beteiligen sollen. Demnach sollen sie ihre jährlichen Zahlungen für Klimaschutz und Anpassung an Klimafolgen bis 2035 auf 250 Milliarden Dollar erhöhen, wie die APA berichtet. Bisher haben sich die Industriestaaten zur Zahlung von jährlich 100 Milliarden Dollar verpflichtet. Aber Rechtskraft hat dieser Vorschlag bis Redaktionsschluss noch nicht.

CO2-Ausstoß: Effektivität von Kohlenstoffgutschriften in Frage gestellt

Studie zeigt geringe tatsächliche Emissionsreduktion

Unternehmen können ihren CO2-Ausstoß durch Prozessoptimierung oder den Kauf von Kohlenstoffgutschriften verringern. Diese Gutschriften gibt es über Klimaschutzprojekte. Eine neue Metastudie im Journal Nature Communications zeigt jedoch, dass nur etwa 16 Prozent der Emissionen aus diesen Gutschriften tatsächlich vermieden werden. Die Analyse von 65 Studien zu verschiedenen Klimaschutzprojekten, darunter Forstprojekte und effiziente Kochöfen, deckt fast eine Milliarde Tonnen CO2-Äquivalent ab.

Die Studie betont die Notwendigkeit grundlegender Reformen der Anrechnungsmechanismen, um die Effektivität der Kohlenstoffgutschriften zu erhöhen. Besonders bei Forstprojekten sind die tatsächlichen Emissionsreduktionen oft geringer als angegeben.

Die Ergebnisse der Studie belegen die vielfach mangelnde Wirksamkeit des Marktes für Emissionsgutschriften, was auch bei der aktuellen Weltklimakonferenz in Baku thematisiert wird.

https://www.nature.com/articles/s41467-023-41467-8

Mehr Flüge im Privatjet

Emissionen gestiegen

Die CO2-Emissionen aus Privatjets sind weltweit zwischen 2019 und 2023 um 46 Prozent angestiegen. Im Jahr 2023 machten sie mit 15,6 Megatonnen einen Anteil von etwa 1,8 Prozent der Emissionen des kommerziellen globalen Flugverkehrs aus. Zum Vergleich: Österreich emittierte im Vorjahr 68,2 Megatonnen Kohlendioxid.

Knapp die Hälfte der Flüge sind laut der Nature-Studie kürzer als 500 Kilometer, wie das Science Media Center berichtet. Herunter gebrochen auf Österreich entstanden durch Privatjets (Kleinstflugzeuge nicht eingerechnet) Emissionen in der Höhe von 0,05 Megatonnen, das sind 50.000 Tonnen Kohlendioxid.

Klimaerwärmung: CO2-Ausstoß durch Privatjets steigt stark an – science.ORF.at

Tipp:

Ausstellung „Connected Earth“

Alles auf der Erde ist miteinander verbunden. „Jedes Lebewesen und jede Pflanze ist Teil eines riesigen, noch weitgehend unerforschten Netzwerks, das unseren Planeten durchzieht und alle Prozesse beeinflusst“, wie das Ars Electronica Center schreibt.

Diese Vernetzung zu veranschaulichen und gleichzeitig auf die Verwundbarkeit unserer Ökosysteme hinzuweisen, hat sich die die neue Ausstellung im Ars Electronica Center vorgenommen. In Kunstinstallationen, Datenvisualisierungen und interaktiven Stationen beleuchtet „Connected Earth“ die komplexen Wechselwirkungen zwischen Natur, menschlicher Infrastruktur, Klimawandel und Energiewende. Die Ausstellung ist in Zusammenarbeit mit dem Klima- und Energiefonds Österreich entstanden.

Hörtipp:

Der Wald im Klimawandel

Sonja Bettel reist in ihrer JOURNAL PANORAMA – Reportage von Osttirol bis zum Wienerwald und zeigt, wie der Klimawandel den Wald verändert.

Lange Trockenperioden und Hitze, gefolgt von Extremregen, Nassschnee und Stürmen, setzen den Bäumen erheblich zu. Die massenhafte Vermehrung von Schädlingen wie dem Borkenkäfer verschärft die Situation zusätzlich. In einigen Regionen sind dadurch große Kahlflächen entstanden, die das Risiko von Bodenerosion, Muren, Steinschlägen und Lawinen erhöhen.

Der Wald im Klimawandel, 14.11. | Ö1 | ORF-Radiothek

Unsere Insekten

Sie sind die Mehrheit, die Insekten. Und immer wieder haben Sie an dieser Stelle gehört, dass es der größten Tiergruppe nicht besonders gut geht. Ich persönlich habe mir bereits vor Jahren angewöhnt, wo immer ich in der Fremde hinkomme, zuerst einmal am Boden zu schauen, was da „kreucht und fleucht“. Im malerischen Andalusien etwa, am Rande unfassbar großer Olivenhaine – sprich: am Rande einer pestizidschweren Monokultur – war kein Käfer mehr zu finden, egal welches Blatt man umdrehte oder welche Grasbüschel man auf die Seite schob.

Pestizide und andere Chemikalien schädigen die Insektenwelt auch dann, wenn sie nicht tödlich sind. Das zeigt diese Woche eine Studie, die gestern, Donnerstag, in Science veröffentlicht wurde. Das deutsche Science Media Center (SMC) hat die Ergebnisse vorab zusammengefasst. Über 1.000 Chemikalien haben die Forschenden untersucht und sie in drei Dosierungen an Fruchtfliegen (Drosophila) verfüttert. 57 Prozent der Substanzen veränderten das Verhalten der Larven, darunter 382 Nicht-Insektizide.

Das Wissenschafts-Team testete 49 der am häufigsten genutzten Pestizide auch auf ihre Wirkung bei höheren Temperaturen, um zu erfahren, wie der fortschreitende Klimawandel ihre Effektivität beeinflusst. Eine Erhöhung um 2 Grad auf 27 Grad Celsius zeigte demnach keinen Effekt, bei einem Anstieg um 4 Grad hingegen sahen die Forschenden „eine ausgeprägte Wirkung”, wie das SMC schreibt.

Dass sich mehr als die Hälfte der Fruchtfliegen-Larven anders bewegte oder den Körper zusammenzog, könnte laut Forschenden ein Zeichen für Stress durch die Chemikalien sein. Der würde zum Beispiel die Entwicklung negativ beeinflussen und das Überleben der Population gefährden.

Das Team wiederholte das Experiment auch an Larven der Anopheles-Mücke und des Distelfalters – mit ähnlichen Effekten. Der Schluss aus der Expositionsstudie: Bei der Bewertung von Pestiziden müssten in Zukunft mehr Kriterien als nur ihre Tödlichkeit berücksichtigt werden.

Insekten knabbern zweifellos Nutzpflanzen an, sie haben aber auch eine wichtige Rolle als Nahrungsquelle, Bestäuber und Zersetzer von organischem Material. Momentan gehen wir mit ihnen wie mit Feinden um. Aber ein gesundes Ökosystem braucht auch die Artenvielfalt, damit es robust ist gegen Veränderungen wie etwa die Erderhitzung.

Pilze als Lebensadern

Biodiversitätskonferenz der Vereinten Nationen

Am Montag hat in Kolumbien die Biodiversitätskonferenz der UNO begonnen. Sie beschäftigt sich unter anderem mit dem rechtlichen Status der Natur. Chile und Großbritannien wollen sich auf der Konferenz für die Anerkennung von Pilzen als eigenständigem Lebensreich aussprechen. Ohne dem weit verzweigten Myzel in unseren Böden würde es kein Leben geben, wie wir es kennen. Pilze spielen auch eine entscheidende Rolle bei der Bodensanierung. Sie binden ein Drittel des Kohlenstoffs aus fossilen Emissionen und bauen Kunststoffe und schädliche Chemikalien ab.

Ohne Pilze würden die meisten Pflanzen nicht außerhalb des Wassers leben können, so Pilzforschende.

Bier, Brot oder Käse gäbe es ohne die Kraft der Pilze auch nicht.

https://orf.at/stories/3373089

Schädlicher Klimaschutz

Wenn die Umwelt unter Maßnahmen gegen die Erderwärmung leidet

Undurchdachte Klimaschutzmaßnahmen wirken sich manchmal negativ auf die Artenvielfalt aus. So seien etwa in Großbritannien in Feuchtgebieten viele Bäume gepflanzt worden, um CO2 zu binden. Dadurch trockneten die Gebiete allerdings aus und setzten CO2 frei. Dadurch entstanden zusätzliche Emissionen.

Eine Düngung für Mikroplankton wiederum kann zwar das Wachstum der Kleinstlebewesen fördern und damit auch zu einer erhöhten Speicherung von Kohlenstoff beitragen, es kann aber auch Fischbestände beschädigen und Planktonarten begünstigen, die Treibhaugase ausstoßen.

„Maßnahmen zur Abschwächung des Klimawandels müssen nach ihren globalen Vorteilen und Risiken bewertet werden und nicht nur nach ihrer CO2-Bilanz“, wie bereits 2022 die französische Forschungsstiftung für Biodiversität erklärt hat.

https://science.orf.at/stories/3227210

„Perverse Subventionen“

Fachleute fordern Stopp

Der österreichische Staat und die Bundesländer fördern klimaschädliche Technologien mit fünf bis zehn Milliarden Euro jährlich. Das kritisierten ExpertInnen wie die Ökonomin Sigrid Stagl am Montag bei einer Online-Pressekonferenz des WWF. Gleichzeitig forderte sie von der nächsten Bundesregierung einen Stopp dieser „perversen Subventionen“. So werden Förderungen bezeichnet, die der Gesellschaft und der Wirtschaft schaden. Stattdessen solle das Geld für Energiesparmaßnahmen und den Ausbau von erneuerbaren Energien aufgewendet werden.

Als Vorbild nannte Stagl China. „China ist weltweit führend bei den Investitionen in erneuerbare Energien und produziert bereits 60 Prozent der weltweiten Kapazitäten in diesem Bereich.“ Die Pro-Kopf-Emissionen in China seien dadurch „mittlerweile vergleichbar mit denen in Österreich“, wie die Ökonomin erklärte.

Quelle: APA

Kurz gemeldet

Die Erderhitzung begünstigt Waldbrände. Zwischen 2003 und 2019 sind laut Modellrechnung rund 16 Prozent mehr Wald abgebrannt als in der vorindustriellen Zeit.

https://science.orf.at/stories/3227235

Europas Wasserversorgung steht vor ernsthaften Herausforderungen, so die EU-Umweltagentur EEA.  Nur 37 Prozent der „Oberflächenwasserkörper“ – also Seen oder Flüsse – sind in einem guten Zustand. Die größte Belastung geht von der Landwirtschaft aus.

https://science.orf.at/stories/3227152

Starkregen doppelt so häufig

Die Welt ist nicht schwarz-weiß, obwohl wir im Zorn oder bei anderen starken Emotionen den Blick für Farben manchmal verlieren. Dasselbe gilt bei der Betrachtung außergewöhnlicher Wetterereignisse wie den Überflutungen vor knapp zwei Wochen. Nicht alles ist der Erderhitzung geschuldet. Aber ein Teil der massiven Regenfälle geht sehr wohl auf ihr Konto.  

Um etwas Licht und Gerechtigkeit in die Betrachtung solcher Extremwetter zu bringen, gibt es die Attributionsforschung. Sie dividiert sozusagen auseinander, was Wetter ist und was Klima.

Noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen 1940 hat es in Zentraleuropa so viel geregnet wie vom 12. bis zum 16. September. Und bekanntermaßen steigt das Risiko für Extremwetterereignisse mit zunehmenden Temperaturen in der Erdatmosphäre. Wie die World Weather Attribution-Group in einer Studie mit Daten aus Österreich nun zeigt, hat sich die Wahrscheinlichkeit etwa für Starkregen im Vergleich zur vorindustriellen Zeit verdoppelt. Die Niederschläge waren um zumindest sieben Prozent intensiver, als sie es vor der Industrialisierung gewesen wären. Aber je nachdem, welche Daten man betrachtet, könnte der Abstand zur Zeit vor dem massiven CO2-Ausstoß sogar 20 Prozent betragen.

„Das deckt sich sehr gut mit der in Österreich beobachteten statistisch signifikanten Zunahme der größten gemessenen fünftägigen Niederschlagssummen in den Bundesländern Niederösterreich und Wien um rund 20 Prozent seit 1961“, so Koautor Klaus Haslinger von GeoSphere Austria.

Etwas radikaler formuliert das Forschungskonsortium Climameter, ein von der Europäischen Union und der französischen Forschungsorganisation CNRS finanziertes Projekt, seine Schlüsse: „Wir führen die starken Niederschläge, die zu den Überschwemmungen in Mitteleuropa führten, größtenteils auf den vom Menschen verursachten Klimawandel zurück, während die natürliche Klimavariabilität wahrscheinlich eine untergeordnete Rolle spielte.“

Ausgelöst hat die Überflutungen nicht zuletzt eine sogenannte Vb-Wetterlage. Dabei trifft kalte Polarluft über den Alpen auf warme Luft aus Südeuropa, die dann hier abregnet. Diese Wetterlagen sind selten, führen aber zu starkem Regen in Mitteleuropa. Ihre Häufigkeit hat nicht zugenommen.

Unklar ist, wie stark die hohen Temperaturen des Mittelmeers zum Extremregen beigetragen haben. Mit jedem Grad mehr kann die Luft um 7 Prozent mehr Feuchtigkeit aufnehmen. Sie wird also bei steigender Wärme zu einem immer besseren Wassertransporter, was die großen Regenmengen in Mitteleuropa begünstigt haben dürfte.

Mit weiter zunehmenden Temperaturen werden auch die Risiken für Extremereignisse weiter steigen, was die prominente Attributionsforscherin Friederike Otto schließen lässt: „Der Klimawandel ist eine existenzielle Bedrohung, insbesondere für die ärmeren Teile der Gesellschaft, und alle Europäer müssen wissen, dass die Bekämpfung des Klimawandels ihr Leben sehr viel besser machen wird.“

https://science.orf.at/stories/3226851

Fichten im Stress

Wie Dürre den Wald verändert

Trockenheit und Schädlinge haben zwischen 2018 und 2020 die Wälder stärker verändert als in den 170 Jahren davor. Ein Forschungsteam um den österreichischen Forstwissenschaftler Rupert Seidl untersuchte dazu 120 Waldflächen in Süd- und Mitteldeutschland.  So setzte im untersuchten Zeitraum vor allem die Dürre den Wäldern sehr stark zu und führte auch zu einer Vermehrung des Borkenkäfers.

Rund 36 Prozent der Flächen klassifizierte das Forscherteam dennoch als sehr widerstandsfähig, zwei Drittel hingegen zeigten Veränderungen nach Dürre oder Schädlingsbefall. Einen starken Wandel registrierte das Team auf ungefähr 16 Prozent aller untersuchten Waldflächen.

Die stärksten Umwälzungen und damit die geringste Widerstandsfähigkeit fanden die Forschenden in Fichtenwäldern. Aber auch Buchenwälder leiden unter der Klimaveränderung. Beide Baumarten werden in Zukunft von widerstandsfähigeren Bäumen ersetzt werden müssen.

Um die Bewaldung Mitteleuropas insgesamt müsse man sich derzeit dennoch wenig Sorgen machen, so die Forscher.

Stressfaktoren verändern Fichtenwälder – science.ORF.at

Botanische Gärten als Rettungsinseln für gefährdete Pflanzen

Österreichweites Artenschutz-Projekt

47 gefährdete Farn- und Blühpflanzen will das „Artenschutzprojekt Botanische Gärten Österreichs“ vor dem Aussterben retten. Dazu gehören etwa Duft-Lauch, Venuskamm, Drachenwurz, Lungen-Enzian oder der Rispen-Ehrenpreis. Die Gärten werden bis Ende 2025 Saatgut der auf der Roten Liste stehenden Pflanzen sammeln, vermehren und in ausgewählten Habitaten wieder aussiedeln.

Artenschutz spielt auch bei der Bewältigung der Klimakrise eine große Rolle. Je gesünder ein Ökosystem ist, umso widerstandsfähiger ist es gegen Veränderungen wie die Erderhitzung.

Projekt soll gefährdete Pflanzen retten – tirol.ORF.at

Einwegpfandsystem ab 2025

Recycling für Aludosen und Plastikflaschen

Ab 2025 gilt in Österreich auch für Aludosen und Plastikflaschen ein Pfandsystem. Inzwischen sei „fast das gesamte Handelsnetz Österreichs“ mit Pfandautomaten ausgerüstet, so der für die Umsetzung zuständige Geschäftsführer der EWP Recycling Pfand Österreich, Simon Parth. Für geschlossene Getränkeverpackungen aus Kunststoff oder Metall mit bis zu drei Litern Inhalt wird das Pfand 25 Cent kosten. Milch und medizinische Produkte sind ausgenommen, ebenso Sirup, weil er nicht als trinkfertig gilt.

Während man an Automaten alle Flaschen und Dosen zurückgeben kann, müssen in Geschäften mit manueller Rückgabe nur jene angenommen werden, die dort auch verkauft werden.

Die EWP erwartet sich einen Umlauf von 2,2 Milliarden Einweg-Flaschen und Dosen pro Jahr.

https://wien.orf.at/stories/3274466

Kurz gemeldet

Mit überdurchschnittlich heftigen Waldbränden und damit einem enormen CO2-Ausstoß hat 2024 Brasilien zu kämpfen. Betroffen sind vor allem das Pantanal und die Amazonasregion.

https://atmosphere.copernicus.eu/south-america-sees-historic-emissions-during-2024-wildfire-season

Viel Widersprüchliches

Der Mensch tut sich schwer mit Statistik. Und deshalb auch mit dem Wort Risiko. Trotzdem werde ich Sie kurz dreimal mit Wahrscheinlichkeiten behelligen müssen, die keine absoluten Antworten liefern, sondern quasi Denkfiguren für unsere Zukunft sind.

So steigt etwa das Risiko für Wetterextreme rasant. Fast drei Viertel der Weltbevölkerung könnten innerhalb der nächsten zwei Jahrzehnte von Starkregen, Hitze oder Dürre betroffen sein. Die Erderwärmung schreitet so rasch voran, dass sich Menschen wie Ökosysteme nicht mehr schnell genug daran anpassen können, sagt eine norwegische Studie. Schaffen wir es wiederum, den Treibhausgasausstoß zu reduzieren, sinkt diese Zahl auf 20 Prozent, das wären dann „nur mehr“ 1,5 Milliarden betroffene Menschen. (Weiter unten werden Sie von auf den ersten Blick widersprüchlichen Emissionszahlen lesen.)

Eine Prognose, die nicht in Stein gemeißelt ist, lieferte jüngst auch das Complexity Science Hub in Wien. Demnach könnten die Verluste des Bruttoinlandsprodukts durch den Klimawandel bis zu 20 Prozent betragen und damit 30mal höher sein als bisher angenommen. Das Forscherteam hat nicht nur die direkten Auswirkungen der Erderhitzung beachtet, sondern auch Schäden, die etwa durch die weltweite Vernetzung der Lieferketten zustande kommen. Isoliert betrachtet, würden die BIP-Verluste durch Wasserstress oder Hitze in Europa weniger als 1 Prozent betragen, weil der Kontinent über eine hohe Anpassungsfähigkeit verfügt. Aber in Südasien sind Verluste bis zu 15% zu erwarten und in Zentralasien bis zu 7%. Durch die Abhängigkeit von der „asiatischen Werkbank“ könnten die Klimawirkungen in Asien und anderen Kontinenten auch bei uns aufschlagen. Dem Modell liegt die Annahme zugrunde, dass sich die globale Mitteltemperatur bis zum Jahr 2100 um 4,5 Grad erwärmt.

Mit einer interessanten Prognose hat heute auch das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung PIK aufhorchen lassen. Als wissenschaftlich allgemein akzeptiert gilt, dass die Erderhitzung arme Länder und arme Bevölkerungsschichten am meisten trifft. Sie tragen die größten wirtschaftlichen Risken durch den Klimawandel. Wie das PIK in einer Nature-Studie zeigt, wächst aber das Risiko für Reiche und reiche Länder am schnellsten. Auch daran ist die weltweite Verflechtung der Lieferketten schuld. Fällt die Lieferung von Mikrochips aus Taiwan aus, steht in Europa die Autoindustrie still.

Der Klimawandel scheint sich zu demokratisieren, oder wie der PIK-Wissenschaftler Anders Levermann meint: „Verbraucher und Verbraucherinnen auf der ganzen Welt werden unabhängig von ihrem Einkommen zunehmend Herausforderungen durch die globale Erwärmung gegenüberstehen – ohne Klimaschutz werden wir diese irgendwann nicht mehr bewältigen können.“

Und das ist immerhin der Regler, mit dem wir an den vorher beschriebenen Risiken „schrauben“ können.

Viel Emissionsreduktion durch wenige Klimaschutz-Entscheidungen

Politischer Maßnahmenmix ist entscheidend

Ein Forscherteam hat 1.500 Klimamaßnahmen in 41 Ländern untersucht und die Effektivität von CO2-Steuern genauso ausgewertet wie von Vorschriften für klimafreundliche Gebäude. Dabei zeigte sich, dass nur wenige politische Interventionen zu großen Effekten führen und es einen Mix von Maßnahmen braucht. So führe etwa ein isoliertes Verbot von Kohlekraftwerken zu keiner merkbaren Emissionsreduktion, wenn es nicht begleitet werde von CO2– und Energiesteuern.

Die 63 Fälle erfolgreicher Klimapolitik haben der Studie zufolge zu Emissions-Rückgängen von durchschnittlich 19 Prozent geführt. In Österreich konnte keine einzige substanzielle Emissionsreduktion im Gebäude-, Strom- oder Industriesektor identifiziert werden, so der an der Studie beteiligte österreichische Klima- und Umweltökonom Moritz Schwarz. Besser ist die Situation im Verkehrssektor. Dort sieht Schwarz klimafreundliche Preisanreize durch Mineralölsteuern und besonders CO2-Steuern. Diese Maßnahmen seien – auch wenn sie zum Teil isoliert umgesetzt wurden – schon sehr wirksam.

https://science.orf.at/stories/3226410

Niedrigste CO2-Emissionen seit 1990

Treibhausgas-Reduktion

Scheinbar im Widerspruch zur vorherigen Studie stehen die jüngsten Emissionsentwicklungen: Die Treibhausgas-Emissionen sind in Österreich 2023 gegenüber dem Jahr zuvor um 6,4 Prozent gesunken. Damit wurden 4,7 Millionen Tonnen CO2 weniger als im Vorjahr emittiert und der niedrigste Ausstoß seit 1990 erreicht. In den vergangenen zwei Jahren sind die Treibhausgas-Emissionen somit um insgesamt 11,9 Prozent gesunken.

Laut Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) ist der Rückgang nur zu einem geringen Teil auf wirtschaftliche Schwankungen oder die mildere Witterung zurückzuführen. Für den Rückgang beim CO2-Ausstoß sei einerseits die Abkehr von Heizöl und Erdgas verantwortlich, andererseits aber auch der Ausbau der Erneuerbaren sowie eine bessere Wärmedämmung von Gebäuden.

Um das Ziel der Klimaneutralität zu erreichen, braucht es auch weiterhin ein jährliches Emissionsminus zwischen 4 und 5 Prozent, so Günther Lichtblau vom Umweltbundesamt.  

Methanemissionen im Rekordtempo

Ausstoß Richtung 3 Grad-Erwärmung

Methan ist über 100 Jahre gerechnet etwa 25mal klimawirksamer als Kohlendioxid. Derzeit liegt seine Konzentration in der Atmosphäre etwa 160 Prozent über dem vorindustriellen Niveau von 1750. Zwar haben sich 158 Länder verpflichtet, ihren Methanausstoß in diesem Jahrzehnt um 30 Prozent zu reduzieren und damit die Erderwärmung um 0,2 Grad zu vermindern. Tatsächlich steigen die Emissionen aber schneller als je zuvor.

Nur die Europäische Union und Australien haben ihren durch Menschen verursachten Methanausstoß in den letzten zwei Jahrzehnten verringert, während die größten Zuwächse aus China und Südostasien kamen.

https://science.orf.at/stories/3226632

Kurz gemeldet

Der Sommer 2024 war weltweit der heißeste seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1979. Er lag 0,69 Grad über dem Mittel der Jahre 1991-2020.

https://orf.at/stories/3368693

Hörtipp
Was heimische Fischzucht nachhaltig macht

Auch unter den Fischen sind nicht alle gleich, zumindest nicht vor dem Gesetz. In Forellenzuchten dürfen bis zu 180 Tiere auf einem Quadratmeter gehalten werden, während ein Zuchtkarpfen in Österreich auf durchschnittlich 15 Quadratmeter Teichfläche residieren darf. Dazu kommt, dass etwa Forellen und Saiblinge wie alle Raubfische mit Fischmehl gefüttert werden müssen, das großteils aus Meeresfischen gewonnen wird. MOMENT – NACHHALTIG LEBEN geht deshalb der Frage nach, worauf man in Sachen Nachhaltigkeit beim Kauf heimischer Fische achten kann und woher Spitzenköche Fisch aus Österreich beziehen.

https://oe1.orf.at/player/20240903/768718

Gesunde Natur, gesunde Wirtschaft

Ökologisierung kann sich lohnen, auch für die Industrie. Das zeigt eine Studie von Cambridge Econometrics im Auftrag des österreichischen Kontext-Instituts. (Seine Leiterin Katharina Rogenhofer war Sprecherin des Klimavolksbegehrens und Mitgründerin von FridaysForFuture.)

Das Studienteam hat zwei Szenarien verglichen: Ökologisierung auf Basis der bis zum Jahr 2022 bereits beschlossenen Maßnahmen und eine ambitioniertere Variante, in der noch mehr auf Dekarbonisierung gesetzt wird.

Wird zusätzlich in Energieeffizienz und Zukunftstechnologien investiert, liegt die Wirtschaftsleistung 2050 um 3.3% über dem Weitermachen-wie-bisher-Szenario. Das entspricht zusätzlichen 250 Milliarden allein für Österreich (gerechnet über den gesamten Zeitraum).

Ein paar wenige Jahre kosten die zusätzlichen Maßnahmen allerdings mehr als sie bringen. Aber schon 2032 „übersteigt die zusätzlich generierte Wirtschaftsleistung erstmals die zusätzlichen Investitionen im Vergleich zum Business-As-Usual-Szenario. Ab hier steigt der Effekt jedoch rasant an: Im Jahr 2040 wird etwa viermal so viel zusätzliche Wirtschaftsleistung generiert, wie zusätzlich investiert wird. Im Jahr 2050 bringt jeder zusätzlich investierte Euro in zukunftsfähige Industriepolitik fünf Euro mehr an Wirtschaftsleistung in der EU.“

Im ambitionierten Szenario sinkt auch die Importabhängigkeit, zusätzlich entstehen 44.000 neue Arbeitsplätze, vor allem im Dienstleistungsbereich und in der technischen Produktion. Machen wir auf Basis der bereits beschlossenen Maßnahmen weiter, gehen die Arbeitsplätze leicht zurück, vor allem auch wegen der sinkenden Bevölkerungszahl.

Die Ökologisierung würden die Bürgerinnen und Bürger laut Studie auch in der Geldbörse spüren: Wenn der Anteil erneuerbarer Energie steigt, sinken Strompreise und Energiebedarf. Demnach würden wir 2050 um 29 Prozent weniger Primärenergie brauchen, und der Strompreis würde um 16 Prozent fallen.

Die Ergebnisse von Cambridge Econometrics bestätigen also einmal mehr die These, dass sich der ökologische Umbau unserer Kohlenstoffwelt lohnt – nicht nur in Sachen Gesundheit und Natur, sondern auch ökonomisch. Und sie widersprechen vehement der oft wiederholten Drohung, eine Ökologisierung von Wirtschaft, Verkehr und Energiesystem sei nur mit großem Verzicht möglich.

Studienzusammenfassung

Wie Straßenbeleuchtung die Artenvielfalt gefährden könnte

Stadtökologie

Bäume und Büsche unter Straßenlampen entwickeln härtere Blätter als solche in freier Natur. Das hat ein chinesisches Forschungsteam jetzt anhand von zwei Baumarten gezeigt, der Japanischen Pagode und der Grünesche. Unter künstlichem Licht investieren die Bäume mehr in die Abwehr von Fressfeinden als in das Wachstum.

Dadurch haben es Insekten in der Stadt weitaus schwerer, zu Nahrung zu kommen. Weniger Insekten wirken sich auf die Nahrungskette aus und bedeuten auch weniger Vögel und andere Kleintiere.

https://science.orf.at/stories/3226105

Warum Ragweed und Co uns Probleme machen

Längere Allergiesaison durch Klimawandel

Noch vor ein paar Jahren schloss man als engagierter Pollenallergiker die Saison mit Augenjucken, rauer Stimme und dickem Hals spätestens im Juli ab. Durch Ragweed und andere Neophyten bleiben die belastenden Symptome jetzt zum Teil bis in den Herbst hinein bestehen. In Wien führen vor allem neue Beifußarten zu einer Verlängerung der Pollensaison. Dadurch muss „mit einer zweiten Blühphase des Beifußes von September bis Oktober gerechnet werden“, wie das Pollenservice mitteilt.

https://science.orf.at/stories/3226094

Tropikalisierung der Adria

Algen und Quallen könnten zunehmen

Die Temperatur der Adria stieg Ende Juli auf bis zu 30 Grad. Biologen warnen jetzt davor, dass sich dadurch auch Quallen verstärkt ausbreiten und es immer häufiger zu Algenplagen kommen könnte. Auch tropische Fische wandern zunehmend ein. So wurde bereits der giftige Silberstreifen-Kugelfisch in der Adria nachgewiesen.

https://science.orf.at/stories/3226020

Kurz gemeldet

Der Juli war der zweitheißeste der Messgeschichte. Er lag um fast 1,5 Grad über dem Durchschnittswert des Monats zwischen 1850 und 1900.

https://orf.at/stories/3365967

Und noch ein „Rekord“: Das Barrier Reef ist so warm wie seit 400 Jahren nicht mehr, mit entsprechenden Auswirkungen auf die Unterwasserwelt.

https://science.orf.at/stories/3226204

Almen: Lebensräume am Limit

Hörtipp

Die Idylle der Almenwelt bröckelt. Immer weniger Menschen wollen sich die langen Arbeitstage und die körperlich anstrengende Arbeit antun.

Gleichzeitig ist die Bewirtschaftung der Almen wichtig für die Biodiversität und den Artenschutz. Denn Rinder und Schafe sorgen dafür, dass die Flächen offen und die Almen erhalten bleiben. Die DIMENSIONEN mit einem wissenschaftlichen Blick in höhere Regionen.

Almen: Lebensräume am Limit, 29.07. | Ö1 | ORF-Radiothek

Was bringt die CO2-Bepreisung?

45 Euro kostet uns eine Tonne CO2 derzeit in Österreich. Wir zahlen die nationale CO2-Steuer, wenn wir tanken oder mit Öl heizen. (Als Ausgleich bekommen die BürgerInnen übrigens einen Klimabonus zwischen 145 und 290 Euro.) 2025 wird der Preis auf 55 Euro pro Tonne steigen. Die Industrie zahlt (im Rahmen des europaweiten Emissionshandelssystems ETS-1) bereits seit 2005 für Emissionen.

Aber nutzt die Bepreisung des Treibhausgases dem Klima auch oder spielt sie nur Geld in die Staatskassen?

Ja, die CO2-Bepreisung wirkt! Das zeigt jetzt eine große Untersuchung des Berliner Mercator Forschungsinstituts (MCC). Die KlimaexpertInnen haben dazu 80 Studien zu Bepreisungssystemen – von China über Australien und Finnland bis hin zu Kanada und den USA – verglichen. Durch die CO2-Bepreisung kam es demnach zu Emissionsrückgängen zwischen 5 und 21 Prozent. Im Schnitt sanken sie um 10,4 Prozent.

„Von der Politik wird ja die Idee, den Treibhausgas-Ausstoß über den Preis zu drosseln, immer wieder in ihrer Wirksamkeit angezweifelt, und man fokussiert sich stattdessen oft übermäßig auf Verbote und Vorschriften. Sicherlich braucht es in der Regel einen Policy-Mix“, meint MCC-Direktor und Mitautor Ottmar Edenhofer.

Einen überdurchschnittlich positiven Effekt haben die Klimaforschenden übrigens für einige chinesische Provinzen nachgewiesen, wo auch niedrige Kosten für CO2-Vermeidung die Umstellung auf eine umweltfreundlichere Energieerzeugung unterstützen. Etwas unter dem Schnitt liegt das europäische ETS-Handelssystem für die Industrie.

Ob der CO2-Preis an eine Steuer oder einen Emissionshandel angebunden ist, spielt nach Meinung des Forschungsteams hingegen eine geringe Rolle. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Kohlenstoff-Bepreisung Treibhausgas-Emissionen effektiv reduzieren kann“, so die AutorInnen.

2023 hat die EU übrigens eine Ausweitung ihres Emissionshandelssystems auf den Seeverkehr und andere Sektoren beschlossen (ETS2). Sie verspricht sich daraus bis 2030 in den Sektoren Gebäude und Straßenverkehr eine Emissionsreduktion um 43 Prozent, verglichen mit dem Jahr 2005. Und auch importierte emissionsintensive Produkte wie Eisen, Stahl, Düngemittel oder Zement sollen über den „CO2-Grenzausgleichsmechanismus“ bei der Einfuhr besteuert werden, um die europäischen Erzeuger vor unfairer Konkurrenz zu schützen und den Treibhausgasausstoß nicht ins Ausland zu verschieben.

Die neue MCC-Studie liefert jedenfalls den Nachweis, dass die europäische Politik – neben anderen Maßnahmen – zu Recht auf das Mittel der CO2-Bepreisung setzt, um die Erderwärmung zu begrenzen.

Erwärmung der Ozeane stoppt

Vorläufiges Ende der Rekordwerte

15 Monate lang hat die Temperatur der Ozeane immer neue Extremwerte erreicht. Dieser Aufwärtstrend scheint nun abzuebben. Zuletzt lag die Oberflächentemperatur nicht mehr über den entsprechenden Vorjahreswerten, wie die Plattform „Climate Reanalyzer“ zeigt.

Dessen ungeachtet liegt die Temperatur noch immer deutlich über dem Durchschnitt der Jahre 1982 bis 2011.  Hauptverantwortlich für den Anstieg sind die Treibhausgase. 90% ihres Erhitzungseffekts nehmen die Ozeane auf.

Es sei aber anzunehmen, dass die globale Meerestemperatur in der zweiten Jahreshälfte eher unterhalb der extremen Rekorde von 2023 bleiben werde, so Helge Gößling vom deutschen Alfred-Wegener-Institut (AWI).

https://science.orf.at/stories/3225786

Hitze und Borkenkäfer

Was dem Wald zusetzt

Die letzten zehn Jahre gab es eine „Dauer-Borkenkäfer-Massenvermehrung, so Gernot Hoch vom Bundesforschungszentrum für Wald (BFW). Und die habe den Wäldern neben der Erhitzung stark zugesetzt.

Auch Pilzerkrankungen nehmen in den Wäldern zu. Darauf geht etwa das seit 2015 stark kursierende Kieferntriebsterben zurück, das zum Beispiel die niederösterreichischen Schwarzkieferwälder schädigt, oder die aus Nordamerika stammende Rußrindenkrankheit am Ahornbaum. Auch das massive Eschentriebsterben 2005 verursacht ein Pilz.

Wegen der Zunahme der Durchschnittstemperatur um rund 2 Grad in den letzten Jahrzehnten sind Wälder ökologisch quasi um 200 bis 300 Meter tiefer gewandert.

Klimawandel & Schädlinge: Umweltveränderungen setzen Wäldern zu – science.ORF.at

Kurz gemeldet

Der Juni 2024 war bereits der 13. Monat in Folge, in dem die weltweite Durchschnittstemperatur einen neuen Rekordwert erreichte.

Klimabericht: Juni weltweit so heiß wie noch nie – science.ORF.at

Hörtipp

Das Einfamilienhaus ist eine begehrte, luxuriöse Wohnform, aber nicht sehr nachhaltig. Zudem wird es immer schwieriger, angesichts einer minimal notwendigen Eigenmittelquote von 20 Prozent ein Haus im Grünen zu bauen. MOMENT hat sich in vier Sendungen auf die Suche gemacht, warum uns das eigene Haus immer noch als ideale Wohnform erscheint und welche ökologischen Kosten es verursacht.

https://oe1.orf.at/nachhaltigleben/soziales

Die Klimakrise ist ungleich verteilt

Viele betrachten das Klima-Thema als „Luxus“-Thema. Und ich setze das Wort hier bewusst unter Anführungszeichen. Denn in gewissem Sinn hat die Erderwärmung tatsächlich etwas mit dem Gegensatz zwischen begütert und finanziell weniger stark zu tun, ohne deshalb eine Luxus-Materie zu sein. Das hat die Klimaforschung im Übrigen längst eingemahnt.

Gestern, Donnerstag, hat das Momentum-Institut die FORESIGHT-Studie “Klimagerechtigkeit in Österreich” präsentiert, die auf der Basis von 1.412 Befragten das Thema ausleuchtet. Demnach empfindet mehr als ein Drittel „die Interessen von wohlhabenden Menschen als zu stark in der Klimapolitik berücksichtigt“. 58 Prozent sehen die Interessen von Menschen mit geringem Einkommen zu sehr vernachlässigt, aber auch Kinder (52 Prozent) und die Mittelschicht (43 Prozent) kämen demnach zu kurz.

Die Bekämpfung der Klimakrise empfinden knapp drei Viertel (72 Prozent) der Befragten als sehr oder ziemlich wichtig, fast ebenso viele finden, dass Politik und Wirtschaft zu wenig zur Lösung beitragen. Je stärker die Befragten finanziell aufgestellt sind, umso wichtiger ist ihnen die Klimakrise.

„Diejenigen, die also tendenziell mehr Emissionen verursachen, sich aber gleichzeitig auch vor der Klimakrise besser schützen können, empfinden die Bekämpfung am relevantesten“, wird Katharina Mader, Chefökonomin am Momentum Institut in der Presseaussendung zitiert. Für sie wäre es daher wichtig, bei Klimaschutzmaßnahmen auch tatsächlich bei den Wohlhabenden anzusetzen.

Hinter vielen Krisenherden in unserer Gesellschaft steckt ein soziales Problem, meist jenes der Ungleichbehandlung wie unfairer Entlohnung oder nicht nachvollziehbarer Vermögensverteilung. Dasselbe gilt für die Klimakrise. Auch sie trifft die weniger Begüterten stärker, weil sie weniger Spielraum haben, etwa ihre hitzebelastete Wohnung aus einer Betoninsel ins Grüne zu verlagern. Deshalb muss die Politik die Erderwärmung möglichst rasch nicht nur als ökonomisches oder atmosphärenphysikalisches Problem anerkennen, sondern im Kern als soziale Frage.

https://orf.at//stories/3361909

Das Klima im Jahr 2080

Interaktive Karte

Wien könnte sich anfühlen wie Mittelitalien und Miami klimatisch zu Saudi-Arabien werden: Das zeigt eine interaktive Karte, die vom US-Umweltforscher Matthew Fitzpatrick erstellt wurde. Er hat für sein weltweites Modell 40.500 Städte und 5.000 Metropolregionen einbezogen. Selbst skandinavische Städte bekommen dann – klimatisch – Mittelmeerflair, wenn die Erderwärmung ungebremst weitergeht.

Etwa weniger drastisch sehen die Veränderungen aus, wenn wir unsere Emissionen reduzieren. Dann gleicht Wien im Jahr 2080 eher der rumänischen Stadt Tormac.

Zeitsprung: Interaktive Karte zeigt regionales Klima im Jahr 2080 – science.ORF.at

Flächenfraß

WWF-Report

Österreich ist das Land der Betonierer. Täglich versiegeln wir rund 12 Hektar Boden. Im Sinne der Nachhaltigkeit dürften es höchstens 2,5 Hektar pro Tag sein, aber das Nachhaltigkeitsziel sei seit 2002 jedes Jahr verfehlt worden, wie der WWF in einem Bericht kritisiert. Besonders beunruhigend ist, dass der Flächenverbrauch viel stärker zugenommen hat als die Bevölkerung.

So haben wir in Österreich bereits ein Sechstel der Fläche verbaut, die landwirtschaftlich genutzt werden könnte, und das in einem Land, das wegen seiner Berge ohnehin relativ wenig Agrarfläche hat. Abgesehen vom Flächenfraß der Siedlungs- und Betriebsflächen hat Österreich auch ein sehr dichtes Straßennetz – um 40% mehr pro Einwohner als die Schweiz oder Deutschland.

Nachhaltigkeit: WWF-Bodenreport bemängelt „Flächenfraß“ – science.ORF.at

Kurz gemeldet

Die Regierung hat sich auf eine CO2-Speicherstrategie geeinigt, auch wenn die Vermeidung von Kohlendioxid im Vordergrund stehen müsse. Noch ist die Speicherung (seit 2011) allerdings verboten.

https://orf.at//stories/3361920

Die Häufigkeit von Waldbränden hat sich seit 2003 verdoppelt, ebenso die Intensität der stärksten Brände.

Häufigkeit von Waldbränden seit 2003 verdoppelt – science.ORF.at

Tipps

Klimaspiel für den Computer

Mit „Climate Survivors“ will der Klimaforscher Jan Steinhauser vom Internationalen Institut für angewandte Systemanalyse in Laxenburg (IIASA) spielerisch Klimafakten vermitteln. Die Gamer müssen darin gegen Klimamonster antreten und versuchen, bis 2100 zu überleben. Derzeit kann man das Spiel in einer Demoversion testen.

https://science.orf.at/stories/3225581

Baumampel

Unsere Wälder verändern sich mit dem Klimawandel. Um zu sehen, welche Bäume in Zukunft an welchem Standort in Österreich gut gedeihen werden, wurde die Baumampel entwickelt. Klickt man etwa in den Salzburger Oberpinzgau, erfährt man, dass Zirbe, Hainbuche und Vogelkirsche es dort ab 2080 schwer haben werden, während Fichte, Lärche, Tanne und Buche weiterhin gut wachsen. Im Wienerwald hingegen haben Fichte und Tanne keine Zukunft mehr.

Hörtipp

GESUND TROTZ KLIMAKRISE

Wenn sich unsere Umwelt ändert, ändern sich auch unsere Krankheiten. Durch die Erwärmung kommen Überträger von Pathogenen zu uns, von denen wir bislang verschont blieben, etwa die Asiatische Tigermücke. Andererseits führt auch die Hitze an sich zu gesundheitlichen Problemen: Man spricht von einer „Hitze-assoziierten Übersterblichkeit“.

Das RADIOKOLLEG zeigt in vier Teilen, welche Herausforderungen die Klimakrise an Gesundheitssystem, Zivilschutz oder den Körper stellt.

https://oe1.orf.at/player/20240617/760451