Die Versuchung war groß. Auf die Schnelle als Überraschung mit der Liebsten nach Mailand, um 19 Euro pro Flug. Kurz bin ich tatsächlich unentschlossen vor dem Angebot gesessen. Ich habe dann nicht gebucht, weil mir das schlechte Gewissen so einschoss wie sonst nur Schamesröte.
Es wird nun wohl eine gemütliche Zugfahrt werden, irgendwann in den nächsten zwei Jahren, luxuriös im Schlafwagen und viel teurer. Aber auch wenn ich weiß, dass wir die Sache mit dem Klima nicht individuell im Wohnzimmer hinkriegen, sondern wir unseren Umgang mit der fossilen Energie primär politisch regeln müssen: Ganz können wir die Verantwortung auch nicht von uns schieben.
Die Gerüchteküche im Vorfeld der COP28 in Dubai (sie hat gestern begonnen) stärkt zwar nicht unbedingt das Vertrauen in große Lösungen: Da wird berichtet, dass sich die Ölkonzerne aus den Vereinigten Arabischen Emiraten am Rande der Klimakonferenz mit mehr als einem Dutzend Staaten treffen, um neue Öl-Deals einzufädeln. Und dass ausgerechnet der Chef des staatlichen Ölkonzerns ADNOC als Präsident der COP28 vorsitzt, macht auch keinen schlanken Fuß.
Aber es gibt auch gute Nachrichten. Waren wir 2015 noch auf dem Weg zu einer globalen Erwärmung von 3,5 Grad, sind es jetzt „nur mehr“ 2,5 bis 3 Grad, wobei jedes Zehntelgrad weniger zählt. Obwohl die Emissionen von Treibhausgasen Rekordwerte erreicht haben, hat sich die Zunahme des Ausstoßes verlangsamt. Demnach sinken die Emissionen eventuell schon ab dem nächsten Jahr.
Die Internationale Energieagentur IEA hatte vor dem Pariser Abkommen zur Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad noch prognostiziert, dass der CO2-Ausstoß des Energiesektors 2030 43 Gigatonnen erreichen werde. Nunmehr liegt die Prognose um 20 Prozent niedriger.
Auch Photovoltaik und Windenergie werden ihren Teil zur Dekarbonisierung beitragen: Laut IEA liefern sie 2030 bereits 15 Prozent des weltweiten Strombedarfs und damit viel mehr, als die Energieagentur 2015 noch vorausberechnet hatte.
Auch China – der weltweit größte CO2-Verursacher und allzeit ein beliebtes Argument, wenn es darum geht, das eigene Nichtstun reinzuwaschen – ist auf einem guten Weg. Es hat allein heuer mehr Photovoltaik installiert als die USA insgesamt betreiben. Das sagen Daten des finnischen Forschungsinstituts für Energie und saubere Luft (CREA). So könnte auch Chinas Treibhausgas-Ausstoß im nächsten Jahr bereits sinken. Die Erneuerbaren werden dann im Reich der Mitte mehr Energie liefern als Industrie und Verkehr benötigen.
Ohne positive Visionen, vulgo Utopien, schaffen wir die Energiewende nicht und auch nicht das große Vorhaben, die Erderwärmung auf 1,5 Grad einzudämmen. Oder wie die deutsche Klimawissenschaftlerin Friederike Otto vom Londoner Imperial College über dieses Ziel sagt: „Es ist in Reichweite, wenn wir es in Reichweite halten wollen.“
CO2-Speicherung als Ablenkungsmanöver?
Wie Kohlenstoff-Abscheidung den Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen bremsen könnte
Die EU hat sich längst für einen verpflichtenden Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen ausgesprochen. Staaten wie die Vereinigten Arabischen Emirate setzen dagegen darauf, die Erneuerbaren parallel einzusetzen und weiterhin unvermindert Öl und Gas zu verbrennen – Energiequellen, auf denen die Länder im Nahen Osten ja zuhauf sitzen und die den dortigen Reichtum finanzieren.
Dabei soll die Speicherung von Emissionen eine zentrale Rolle spielen, wie auch bei der COP28 diskutiert wird. Damit würden etwa fossile Kraftwerke CO2 aus dem Verbrennungsprozess wieder einfangen und lagern – eine durchaus umstrittene Strategie. Viele befürchten, dass der Einsatz von CO2-Abscheidung missbraucht wird, um den nötigen Fortschritt zu blockieren und die Lebensdauer eines überkommenen Energie- und Businessmodells zu verlängern.
https://orf.at/stories/3339404/
Gericht verpflichtet zu mehr Klimaschutzmaßnahmen
Deutschland
Die deutsche Bundesregierung muss zusätzliche Sofortmaßnahmen beschließen, um schädliche Klimagase aus Verkehr und Gebäuden zu vermeiden. Das hat das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg am 30. November aufgrund von Klagen der Deutschen Umwelthilfe und des Umweltverbands BUND entschieden.
Die Verbände waren vor Gericht gezogen, weil aus ihrer Sicht die zuständigen Ministerien nicht ausreichend gehandelt hatten, als die zulässige Menge von Treibhausgasen in den beiden Bereichen überschritten wurde. Das deutsche Klimaschutzgesetz sieht für solche Fälle Sofortmaßnahmen vor.
(APA)
Zweifelhaftes Schweinefleisch
Tierwohl
Über 90 Prozent des Schweinefleisches erfüllen keine Tierwohlkriterien. Das sagt Greenpeace auf Basis eines Marktchecks. Demnach werden diese Schweine nur auf Basis minimaler gesetzlicher Standards gehalten, in Massentierhaltung und ohne Auslauf ins Freie. Die Fütterung mit Gentechnik-Soja aus Südamerika wiederum trägt zur Zerstörung von Regenwäldern bei.
Nur 6,5 Prozent des Schweinefleisches entspricht Tierwohl-Kriterien. 5 Prozent der Schweine steht in herkömmlicher Tierhaltung etwas mehr Fläche pro Tier zur Verfügung, aus biologischer Tierhaltung stammen nur rund 1,5 Prozent.
Greenpeace fordert eine bessere Kennzeichnung der Haltungsbedingungen.
Tipp
Die Edition Ö1 hat vor kurzem eine CD mit dem Titel „Nachhaltig leben. Ideen für einen verantwortungsvollen Lebensstil“ veröffentlicht (auch als Download). Die Beiträge kommen unter anderem aus der Sendung NACHHALTIG LEBEN bzw. MOMENT-NACHHALTIG LEBEN. Sie widmen sich Initiativen und Ideen, die Aufmerksamkeit verdienen, etwa zur nachhaltigen Nutzung von Mode, Gärtnern im Klimawandel oder „terraner“ Mobilität. Dabei folgen die ausgewählten Hörstücke dem Motto: unseren Wohlstand behalten und trotzdem ambitionierten Klimaschutz betreiben.
https://oe1.orf.at/artikel/706216/Nachhaltig-leben
Lesenswert
Windkraft ist ein sehr emotionales Thema. Deshalb gleitet die Diskussion oft innerhalb kürzester Zeit in faktenlose Niederungen ab. Da wird der Anblick eines Windrades schnell zu einer Tragödie griechischen Ausmaßes, so wie im Mythos von Medusa, deren Aussehen die tapfersten Krieger zu Stein erstarren ließ. Eine ähnliche argumentative Versteinerung hat auch der Schriftsteller Robert Menasse erlebt, als er sich gegen Windräder im Waldviertel aussprach. Viel lesenswerter ist die Replik von Johannes Schmidt, Professor für Energie- und Ressourcenökonomie an der Wiener Boku, weil sie auch alle Widersprüche im Umgang mit Windenergie auf den Punkt bringt.
https://www.diepresse.com/17850540/menasse-kann-schreiben-windkraft-kann-er-nicht
Kurz gemeldet
Die globale Durchschnittstemperatur hat am 17. November erstmals die 2 Grad-Grenze überschritten. Sie lag 2,06 Grad über den saisonal üblichen Durchschnittstemperaturen der Jahre 1850 bis 1900, wie der Copernicus Climate Change Service der EU berichtet hat.
https://science.orf.at/stories/3222221/
2023 ist das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen. Seit April verzeichnet auch die Meeresoberflächentemperatur monatlich neue Höchstwerte.
Klimaerwärmung: WMO: 2023 sprengt Klimarekorde – science.ORF.at